Vom gewollten Kollaps des Individualverkehrs in der Hauptstadt
Berlin ist ein Moloch. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber zumindest bei mir war die Erkenntnis in den Sommerwochen in den Hintergrund gerutscht. Doch nun ist wieder alles so wie zuvor.
Die parlamentarische Sommerpause ist vorbei, die Straßen sind verstopft und überall, wirklich überall Baustellen. Wenn die dann noch den ohnehin kaum mehr befahrbaren Ku‘damm total verstopfen, steigt der Adrenalinspiegel des Fahrzeugfahrers.
In der alten City West haben die, wo es früher drei Spuren für alle gab, nicht nur eine Bus/Taxi-Spur eingerichtet, sondern in Teilen auch auf der parallel verlaufenden Kantstraße, noch eine Parkspur eingerichtet – in der Mitte der drei ursprünglichen Fahrbahnen.
Sie müssen sich das so vorstellen:
Rechte Spur: Bus/Taxi
Mittlere Spur: Parkplätze
Linke Spur: 95 Prozent alle Autofahrer, Individualverkehr.
Wenn Sie dann noch ein paar rot-weiße Absperrgitter rund um Baustellen aufstellen und alle Sommerurlauber und auch noch die Parlamentarier nebst Bediensteten in der Hauptstadt einfallen, dann geht nix mehr. Absolut nix.
Ich hatte gestern einen Termin im Regierungsviertel, ein Hotel an der Friedrichstraße. Normale Fahrzeit von Potsdam aus: 35 bis 40 Minuten. Gestern brauchte ich 93 Minuten, weil die Stadt voll und übersäht mit Baustellen ist. Mein Gesprächspartner hatte nur noch 30 Minuten, dann musste er weiter, ich fuhr 75 Minuten zurück.
Sie müssen sich das so vorstellen:
Hinfahrt: 93 Minuten
Termin: 30 Minuten
Rückfahrt: 75 Minuten
Wie heißt es so schön: „Seh‘n se, dit is Bärlin…“