Von der Anmut einer schönen Frau – und Schnappatmung bei Gleichstellungsbeauftragten

Die Sache mit Männern und Frauen, die angeblich nicht zusammenpassen, ist uns nicht immer jederzeit präsent. Aber wenn man unvorbereitet in eine passende Situation gerät, dann fällt einem erst auf, wie verblödet Teile unserer deutschen Gesellschaft inzwischen geworden sind.

Ich war am Wochenende eingeladen nach Split in Kroatien. Als Journalist zu einem Lifestyle-Event, über das ich für ein bekanntes deutsches Magazin schreiben werde.

Am Samstagabend gab es ein Gala-Dinner und danach Tanz im „Ballroom“ mit Livemusik vom allerfeinsten. Und ich dachte sofort an meine alljährlichen Schwarmintelligenz-Konferenzen. Denn da ist jedesmal im Vorfeld der Gedanke, dass wir doch auch einen „Deutschland Ball“ veranstalten könnten. Jungs und Mädchen aufgebrezelt mit Smoking/Fliege und Abendkleid/Schuhen zum Wechseln. Es hat bisher noch nicht stattgefunden, weil jedesmal die Frauen begeistert sind, und die Männer tanzmuffeln. „Herr Kelle, das passt doch nicht zu so einer Konferenz…“

Ich bin da nicht sicher

Wir diskutieren beim Schwarm, wir essen und trinken, warum sollen wir nicht am Abend auch tanzen? Zumindest die, die Lust dazu haben. So wie meine Freunde in Split am Samstag.

Es war keine Ball-Musik, es war viel Zeugs von Abba, tanz- und mitsingbar. Es war echt schön, auch wenn ich selbst kein begnadeter Tänzer bin.

Und dann kamen zwei professionelle Tänzerinnen aufs Parkett, also keine „Professionellen“, sondern professionelle Tänzerinnen. Sie sahen anmutig aus, trugen nur das Nötigste, und ihre Aufgabe war es, die Gäste zum Tanzen zu animieren. Nur zum Tanzen, es war nicht billig oder gar nuttig, es war weibliche Anmut und Schönheit pur. Und nach drei Minuten war die Tanzfläche überfüllt.

Und beim Anblick des sich auf mich zubewegenden Bauchnabels dachte ich so, was deutsche Gender-Professiorinnen wohl jetzt sagen würden bei diesem Spiel mit geballter weiblicher Schönheit. Atemnot wäre das wenigste. Oder Lastenfahrradfahrerinnen in Pluderhosen auf dem Weg zurück nach Hause vom Biomarkt mit veganen Köstlichkeiten…die würden einfach nur durchdrehen hier.

Diese Frauen mussten kein Physikstudium nachweisen oder dass sie sich schonml irgendwo auf einer Fahrbahn mit Klebstoff fixiert hatten. Sie mussten einfach nur Frau sein. Und schön.

Bitte, Sie wissen, dass ich starke und erfolgreiche Frauen mag.

Ich habe größten Respekt vor ihnen. Aber anmutige Frauen, schöne Frauen – das ist etwas ganz underbares. Und Sie wissen, dass ich ein gläubiger Christ bin, und ich meine, in allem einen göttlichen Sinn zu erkennen, wenn Sie so wollen. Gott hat uns geschaffen, wie wir sind. Und ich glaube, dass er die Aufmerksamkeit der Männer durch diese angeborene Anmut einer Frau anziehen lassen will.

 




Wortgottesdienst…nix für mich am Sonntag

Heute Morgen war ich versehentlich in einem „Wortgottesdienst“. Ich/wir fahre(n) immer 15 Kilometer, um sonntags an einer würdevollen katholischen Messe teilzunehmen Und ich war gleich gut gelaunt, weil mir die Frau aus dem Pfarrgemeinderat am Kirchentor zurief, ich bräuchte keinen Impfausweis mehr vorzeigen. Ein guter Start. Aber eben nur ein Start.

Als eine Frau im wehenden weißen Gewand zum Altar schwebte, ahnte ich, dass ich schlechte Laune bekommen würde.

Dazu müssen Sie wissen: Ich bin der letzte Mensch auf diesem Planeten, der irgendetwas gegen Frauen hätte. Frauen sind großartig, das ideale Gegenüber zu uns Kerlen, wenn sie sich eben auch selbst so verstehen. Frauen und Männer sind nicht nur unterschiedlich, sie haben auch unterschiedliche Begabungen, Empfindungen und Aufgaben. In den Augen der römisch-katholischen Kirche sind die Frauen diejenigen, die das Leben weitertragen in die Zukunft, und Männer sind die Bewahrer des Glaubens für die Zukunft, wenn Sie mir erlauben, das so vereinfacht zu beschreiben.

Ich weiß, dass meine vielen evanglischen Freunde das anders sehen, und ich war ja selbst früher Protestant und kenne bis heute phantastische und tiefgläubige Menschen, nie würde ich Menschen, die anders glauben als ich mit Hochmut, der auch nicht christlich wäre, begegnen. Niemals. Vielleicht haben die ja recht mit ihrer Art zu glauben. Alles möglich.

Aber als jemand, der sich den Weg zum katholischen Christsein aus freiem Antrieb über Jahre erkämpft hat, möchte ich da, wo Heilige Messe draufsteht, auch Heilige Messe drin haben. Mit heiliger Eucharistie, mit Weihrauch, mit lateinischen Chorälen, Messdienern und – ja – einem Mann am Altar. Weil ja Jesus Christus vor gut 2000 Jahren 12 Männer zu Aposteln berufen hat, wie wir in der Bibel gelesen haben.

Und nachher werde ich wieder viele Mails und Chat-Nachrichten bekommen, ob ich denn das mit der „Päpstin“ gar nicht wisse, und dass die Bibel doch völlig überholt sei, und Jesus natürlich Frauen dabei hatte, sogar eine Tochter, und ich bin sicher: wenn wir genau suchen bei Dan Brown – da muss auch ein Transgender mit am Tisch gesessen haben. Ganz bestimmt. Und wenn gar nichts mehr hilft, dann haben amerikanische Wissenschaftler irgendwas dazu entdeckt.

Nur, bitte: Ich möchte gern weiter katholisch sein und glauben, wie es einst normal war. Und ich will natürlich auch eine Kirche, die sich an ihre eigenen Regeln hält, und die knallhart durchgreift etwa bei den widerwärtigen Missbrauchsfällen der Vergangenheit. Und ich finde Johannes Hartl toll mit seinen  MEHR-Konferenzen und seinem Gebetshaus. Gottesdienst feiern mit den Stilmitteln der modernen Zeit –  aber nicht verwässert im Inhalt und auch nicht bei den Ritualen und bei der Mystik. Die Kirche ist – wenn Sie selbst nicht glauben, hören Sie hier dann auf zu lesen! – kein Sozialverein, bei dem der Blumenschmuck neben dem Altar und das Liedgut des Männerchores entscheidend ist. Entscheidend ist, dass ein Rahmen geschaffen wird, IHN zu finden und für sich selbst entdecken zu können.

Und da will ich keine Änderungen, die einfach so gemacht werden, weil der Pfarrgemeinderat das halt beschlossen hat. Ich will da sonntags einen Pfarrer am Altar, einen Mann, so wie die Jünger Jesu Männer waren, so, wie es nach meinem persönlichen Glauben sein sollte.

Wem das egal ist, was ich will – hey, nie würde ich irgendwem vorschreiben wollen, wie er oder sie zu glauben oder auch zu leben hat. Macht, was Ihr wollt!

Der damalige Kardinal Ratzinger, später dann Oberhaupt der Katholischen Weltkirche, warnte das Kardinalskollegium im Jahr 2005 in einer Predigt im Petersdom vor – so wörtlich – einer „Diktatur des Relativismus“. Und er sagte seinen Brüdern, sie sollten keine Angst vor einem antichristlichen Zeitgeist haben, sondern einfach weiter fest im Glauben stehen.

Darüber dachte ich vorhin im Wortgottesdienst nach, der an mir vorbeiflog wie die tägliche öffentlich-rechtliche Radiorubrik namens „Kirche in 1 Live“, in der jeden Tag irgendwer etwas Belangloses aus seinem Leben erzählt, ohne dass meistens das Wort Gott überhaupt vorkommt.

Und ich fragte mich selbst, während ich da in der Bankreihe kniete, ob nicht ich selbst das Problem sein könnte. Ob nicht die Welt um mich herum zerbröselt, und ich das bestenfalls noch nicht begriffen habe oder – viel schlimmer – nicht mit der modernen Zeit zurecht komme.

Ich meine, ich stelle mich jeden Tag in dieser oder jener Sache selbst in Frage. Bin ich auf der falschen Seite, muss ich vielleicht Argumente von Gegnern doch ernsthaft bedenken? Das ist ein anstrengender Prozess. Wenn ich in den Netzwerken die Apparatschicks aller Seiten verfolge, die nie an irgendwas zweifeln, bin ich oft fassungslos. Die wissen alles, auch was Putin wirklich denkt oder Biden, und wer noch wo welchen Waffen oder Goldvorräte insgeheim versteckt hat. Sagenhaft. Irgendwer sagt es ihnen, und sie vertreten es bis aufs Blut. Manchmal glaube ich zu verstehen, wie das damals alles geschehen konnte. Es würde auch heute wieder funktionieren. Andere Ideologie, andere Uniformen, aber die Masse marschiert, wenn es ihr befohlen wird.

Vielleicht werden unsere Kinder später von mir sagen: Schrullig, der Alte. Netter Kerl, ganz passabler Vater, aber der wollte doch tatsächlich immer einen Mann am Altar stehen haben sonntags… Ja, das will er, der schrullige Alte…

P.S. Ich weiß, dass der Wortgottesdienst immer ein integraler Bestandteil der Messe ist, dem dann die Eucharistie folgt. Nur die folgte eben  nicht…

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Vater zu sein, das ist mit nichts zu vergleichen

Kennen Sie diese dreilagigen Tupperdosen (heißen wahrscheinlich anders, aber sie wissen, was ich meine)? Ihr Zweck ist es, den heimischen Kühlschrank etwas zu strukturieren oder, wie meine älteste Tochter eben sagte: „Damit diese ranzige Plastikschale endlich mal auf den Müll kommt, die Du schon hattest, als Michael geboren wurde.“ Dazu muss man wissen: Michael ist 30 und heiratet dieses Jahr…

Nachdem wir vor wenigen Tagen die Mütter zurecht haben hochleben lassen, ist heute unser Tag. Vatertag! Den feiern Männer auch, die gar keine Kinder haben, denn es ist ein guter alljährlicher Anlass dafür, Bier zu trinken und zu grillen. Und beides ist wichtig für Männer. An einem Grill zu stehen und schweigend dabei zuzuschauen, wie sich die Glut ganz langsam durch die Holzkohle frisst, das ist nahe dran am Paradies. Nix reden, nur ab und zu ein Schluck Bier. Und wenn es regnet? Männer interessiert Wetter nicht. Und Kima auch nicht.

Ich liebe es wirklich, Zeit mit meinen (unseren) Kindern zu verbringen. Einfach nur alle um mich herum zu haben von Zeit zu Zeit, auch wenn die meisten schon „aus dem Haus“ sind. Aber Weihnachten, Ostern, Vatertag, da sind wir wirklich mal alle zusammen. Und wir erzählen uns Geschichten, wir quatschen einfach, jedes Mal essen wir viel – sicher wegen der DNA ihrer Mutter, die aus Siebenbürgen stammt. Wenn sich die Sippe trifft, ist üppiges Essen und selbstgebrannter Schnaps Programm.

Die Kinder geben sich jedes Mal Mühe, etwas „Praktisches“ zu finden und zu kombinieren mit etwas Sinnvollem, etwa Steakgewürz oder Erdbeermarmelade aus dänischer Produktion. Aber erst die Tupper-Konstruktion befüllen, gut sortiert, hier die Salami, da der Bergkäse und ganz unten die schwarzen Oliven. Ich muss immer wieder lachen, weil manche Verhaltensweisen unserer Kinder sind unverkennbar der ordnenden Hand ihrer Mutter geschuldet. Etwa wenn unsere Jüngste (12) genervt an mir vorbeigeht, um den laufenden Wasserhahn abzudrehen, während ich Geschirr abspüle. „Papa, verbrauch‘ doch nicht so viel Wasser“, schimpft sie dann mit wirklich strengem Blick.

Ich liebe das, wirklich, und es berührt mich total. Die Kids haben – natürlich – eine ganz andere Erlebniswelt als ich. Was in welchem Marvel-Film demnächst passiert, da kann ich nicht mithalten. Und Frau Merkel interessiert sie nicht, außer dass sie wissen, dass man diese Frau besser nicht wählen sollte. Aber das ist völlig egal, denn wir alle sind total happy, wenn wir zusammenkommen, gern auch mit den inzwischen drei Partnern. Wir mögen uns einfach, wir halten zusammen, und ich bin natürlich der Alte, Retro, der wenn er einen gemeinsamen Film vorschlägt, automatisch von meinem eigen Fleisch und Blut mit dem Satz konfrontiert wird: „Papa, ist der schwarz-weiß oder schon in Farbe?“ Währenddessen der Jüngste mit dem Handy genervt kurz googelt und dann einwirft: „Der ist von 1987“, woraufhin alle anderen die Augen verdrehen. Der Papa wieder, voll Retro.

Glauben Sie mir: Ich habe einen tollen Job, ein paar Ideale, die ich nach Kräften vorantreibe, einen Glauben und einen chaotischen  Fußballverein. Aber Vater zu sein – das ist mit nichts zu vergleichen…

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Quoten und Beauftragte für Gleichstellung? Weg damit!

Elisabeth Motschmann von der Bremer CDU ist seit 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages. Im Interview mit dem SPIEGEL hat sie jetzt von ihrer Transformation von einer Vertreterin des klassischen Familienbildes zur „Feministin“ erzählt. Sie sagt:

„Es fuchst mich, dass es für Männer immer noch viel leichter ist, in hohe Ämter und Positionen zu gelangen. Ich habe das im Berufsleben auf Schritt und Tritt erlebt, das hat meine Sicht verändert.“

Das sehen sicher viele Frauen ähnlich. Was in dem Interview nicht vorkommt, ist, wie wichtig es für die Kinder ist, wenn sie bei den ersten Schritten ins Leben von der eigenen Mutter und bestenfalls auch dem eigenen Vater begleitet werden, statt von Ursula aus der Kita. Und Frau Motschmann spricht von den Frauen, die in der Politik weiter kommen und gefördert werden müssen. Aber sie begründen nicht, warum „das Weibliche“ so wichtig wäre in Politik und Wirtschaft.

Sollte nicht eigentlich die Leistung bei der Bewertung eines Politikers zählen, als – Achtung, O-Ton des früheren SPD-Fraktionsvorsitzenden in NRW Friedhelm Fartmann – „wenn ich zwischen den Beinen anders aussehe als sie…“

Mir ist es völlig egal, ob eine Frau oder ein Mann mein Vorgesetzter ist. Sie müssen einfach ihren Job gut machen. Ich bin gegen Quoten, weil es die Entscheidungsfreiheit der Menschenb massiv einschränkt. Wenn es viele gute und qualifizierte Frauen zum Beispiel in der Politik gibt, können von mir aus 75 Prozent oder mehr Frauen im Bundestag sein. Das Geschlecht ist völlig Wumpe! Leistung muss zählen. Darf man das noch so sagen? Oder ist Leistung auch schon voll Nazi?

Wir haben eine Bundeskanzlerin, eine EU-Ratsvorsitzende, die Chefs der beiden größten Medienkonzerne in Deutschland sind Frauen, Frauen schaffen die besseren Schul- und Uni-Abschlüsse, bei neuen Richtern und Krankenhausärzten sollen sie inzwischen die Mehrheit sein. Wunderbar! Wir brauchen keine Quoten und übrigens auch keine Gleichstellungsbeauftragtinnen mehr. Weg damit, ab in die Produktion!

Ich bin für absolute Gleichberechtigung von Mann und Frau, ein Frauenversteher sozusagen. Aber bisher konnte mir noch niemand – leider auch Frau Motschmann nicht – logisch erklären, warum in einer Partei, in der nur 25 Prozent der Mitglieder Frauen sind, diese aber 50 Prozent der Mandate und Vorstandspöstchen bekommen sollen.

Gegen den Strom schwimmen, auf die Political Correctness pfeifen – das ist unsere Philosophie hier. Um das dauerhaft erfolgreich tun zu können, brauche ich Ihre Hilfe. Bitte spenden Sie für unsere wichtige Arbeit über PAYPAL hier oder auf unser Konto bei der Sparkasse Krefeld: DE40 3205 0000 0000 2711 22




GASTSPIEL CHRISTINE KIRCHHOFF: Wer fragt, was Frauen eigentlich wollen?

Während mehr als 30 Jahren im Personalbereich in verantwortlicher Funktion im technisch-produzierenden Bereich, zuletzt in leitender Funktion mit weltweiter Verantwortung in einem DAX-Konzern, habe ich mich mit Forderungen nach einer Frauenquote beruflich mehrfach abquälen müssen. Solche Moden verbreiten sich in der Industrie in Wellen und ebben, weil sie Rohrkrepierer sind, dann auch schnell wieder ab.

Aber sie branden so sicher wie das Amen in der Kirche auch wieder auf, weil die schmerzhaften Erfahrungen alsbald vergessen sind und weil der nächste Manager – erstaunlich oft ein Mann – Meriten erwerben will, indem er politische Forderungen umsetzt und den ganzen Konzern mit den darauf folgenden nichtproduktiven Aktivitäten durchschütteln will.

Jetzt brandet das Thema durch den Impuls der CDU, die sich auf eine Koalition mit den Grünen vorbereitet, erneut auf. Mir fallen da die skurrilsten Erlebnisse aus meiner Berufstätigkeit wieder ein. Es muss 2003 oder 2004 gewesen sein, als der neue Personalvorstand meines damaligen Arbeitgebers das Thema „Diversity Management“ aufbrachte. Hochglanzbroschüren wurden gedruckt, die Personalleute wurden auf Messen mit dem Auftrag, „female talents“ zu rekrutieren geschickt und diejenigen Mitarbeiterinnen, die „potential“ hatten, wurden allesamt in ein Hotel mit großer Veranstaltungshalle eingeladen, um auch sie als Mentorinnen für Frauen zu gewinnen. Es war schon komisch, als mehrere hundert Frauen zusammenkamen und der männliche Personalvorstand durch die Menge nach vorne ging und das Mikrofon ergriff. Ich weiß nicht, ob ich die einzige war, die das komisch fand.

In der Folge wurden Personalentwicklungskonzepte abgeändert, das Controlling musste neue Berichtsformate ersinnen und etablieren und die verdichteten Zahlen wurden dem Personalvorstand vorgelegt, der nimmermüd’ mehr Frauen in Verantwortung forderte. An alles wurde gedacht, nur nicht an die Kosten der Kampagne. Aus operativer Sicht war es jedoch so, dass es eben nicht genug Frauen gab, die MINT-Fächer studiert hatten und noch dazu daran interessiert waren, jederzeit weltweit versetzt werden zu können. Auch konzernintern war das Interesse eher durchwachsen, denn Frauen sind nach meiner Beobachtung mehrheitlich sozial und lokal stark eingebunden, bspw. durch ihre Familie, und haben daher oft wenig Interesse an einem regelmäßigen Zwölf-Stunden Tag, regelmäßigen mehrtägigen Dienstreisen und der Aussicht auf Versetzung ans andere Ende der Welt.

Der Personalvorstand war nach knapp fünf Jahren Geschichte und wurde durch eine Frau ersetzt. Immerhin sind es in der Industrie ja gemeinhin die Bereiche Finanzen, Öffentlichkeitsarbeit und Personal, in der sich genügend weibliche Bewerberinnen finden, so dass wenigstens dort eine vorzeigbare Quote machbar ist. „Personal kann jede/r“ war damals der running gag. „Einkauf auch!“ war die Pointe.

Zehn Jahre später kam die nächste Welle. Wieder wurden Quoten festgelegt, wieder vom Vorstand kontrolliert. Kein Einstellgespräch, ohne dass mindestens zwei Bewerberinnen interviewt wurden – und das musste dokumentiert werden.  Wenn es partout keine Bewerberinnen für Spezialfunktionen im technischen Bereich gab, dann wurde eben ein Headhunter beauftragt. Wieder wurden Berichtswesen und Personalentwicklungsprozess weltweit umgestellt. Das Management kam jedoch schnell dahinter, dass man in die Bewerberrunden dann halt „Quereinsteigerinnen“ einlud, die im Endeffekt nie in die engere Wahl kamen. Aber die Bemühungen zu mehr „diversity“ waren dokumentiert. War ein Headhunter eingeschaltet, so wurde natürlich trotzdem ein ordentlicher Batzen Geld fällig.

Manager aus Indien, Korea und Japan führten endlose Gespräche mit den Vorständen und versuchten Verständnis dafür zu gewinnen, dass es in ihren Ländern wenig bis keine Frauen mit technischer Ausbildung gab und dass überdies mitunter Frauen keine Chance auf Akzeptanz in einer Führungsfunktion hätten. Vergebens.

Spätestens dann jedoch, als sich die ersten unverzichtbaren Top-Manager beim Vorstand über den Quoten-Unsinn beschwerten und mit Wechsel zur Konkurrenz drohten, weil sie sich ausrechnen konnten, dass sie auf Jahre keine Chancen auf Beförderung oder attraktive andere Funktionen mehr hatten, wurde die Situation etwas entspannter.

Heute hat der Konzern ohnehin andere Sorgen. Aber ich bin sicher, die nächste Welle wird kommen.

Aus meiner Sicht wird bei der Forderung nach einer Frauenquote – womöglich noch 50 Prozent – viel zu wenig nachgefragt, was die Frauen eigentlich wollen. Viele, so meine Erfahrung, wollen nicht als Expatriate nach Mexiko City, Kaluga oder Bangalore  gehen. Viele wollen eine ausgeglichene work-life-balance und wissen genau, dass das mit Führungsverantwortung im internationalen Umfeld schwer zu erreichen ist.  Das wird ausgeblendet.

Im übrigen habe ich in meiner 30-jährigen Erfahrung als Personalleiter auch nie erlebt, dass einer gleich qualifizierten Frau ein Mann vorgezogen worden wäre. Geeignete Führungskräfte und Spezialisten im technischen Umfeld sind, besonders im technischen Umfeld, seit jeher eher Mangelware. Und das wird sich angesichts der Defizite im Bildungswesen auch an den Hochschulen, wohl kaum so bald ändern.

Chistine Kirchhoff war über 30 Jahre im Personalbereich verschiedener Konzernunternehmen tätig.




Was sagt uns das?

Vorhin war ich beim Zigarrenhändler meines Vertrauens in Düsseldorf. Der Andrang in der Vorweihnachtszeit war groß. An der Kasse acht Männer vor mir mit Zigarren und ganzen Zigarrenkisten in den Händen. In der Lounge verteilt auf die einladenden Ledersessel 16 rauchende Männer und…eine Frau. Sie rauchte nicht, hatte ein Fläschchen orangefarbener Bionade vor sich. Dann griff sie zum Smartphone und fotografierte ihren Begleiter am Tisch beim Zigarrerauchen. Seitdem denke ich über diese Szenerie nach. Was sagt uns das über Männer und Frauen an sich? Muss ich das bei der Gleichstellungsbeauftragten melden?




Jesus und seine zwölf Jünger hätten bei Olaf Scholz keine Chance auf Gemeinnützigkeit

Es ist 25 Jahre her, als ich zu einem Vortrag bei einer weiblichen Studentenverbindung in Tübingen zu einem Vortrag eingeladen wurde. Ich weiß nicht, ob die 25 erfrischenden jungen Damen damals vom Finanzamt des Status „gemeinnützig“ hatten, aber ich nehme es an, denn viele Aktivitäten solcher Organisationen werden ja über Spenden und Beiträge überhaupt erst möglich.

Unser famoser Bundesfinanzminister Olaf Scholz, der ja ein Hoffnungsträger seiner SPD sein soll (arme Sozialdemokraten!), will nun Vereinen, die ausschließlich Männer aufnehmen, die Gemeinnützigkeit entziehen, was für manche bedeutet, dass man ihnen den Boden unter den Füßen wegzieht. Schützenvereine, Burschenschaften, Männergesangvereine – unerwünscht im modernen Deutschland der ach so bunten Vielfalt.

Ich gehöre seit fast 30 Jahren einem christlichen Laienorden an, der sich auf die Tradition der Templer von 1119 bezieht. Und die Kreuzfahrer jener Zeit waren nun einmal Männer – so wie die zwölf Apostel, die Jesus Christus vor über 2000 Jahren um sich versammelte.

Die sogenannten progressiven Kräfte in der deutschen Politik betreiben seit Jahren ein großes Umerziehungsprogramm, um eine komplett andere Gesellschaft zu formen – Zwangsbeglückung, wie ich das nenne. Männer und Frauen sind jetzt austauschbare Geschlechter, die – nach EKD-Genderbeauftragter – mit 4.000 weiteren Geschlechtern konkurrieren. Man behautet, bunte Vielfalt zu wollen, doch in Wirklichkeit betreiben insbesondere Grüne und Linke (früher SED)  aber zunehmend auch die traditionsreiche ehemalige Volkspartei SPD eine Umgestaltung, an derem Ende wir dieses Land nicht mehr wiedererkennen werden. Das ist an vielen Stellen für jeden deutlich erkennbar. Individualität ist nichts mehr wert, alles wird mit dem Rasenmäher glattgebügelt. Und wenn es Ungleichheiten gibt, dann sind es auf jeden Fall im Zweifel die Männer, die benachteiligt werden. Oder haben Sie gehört, dass zum Beispiel reine Frauenfußballvereine, die es auch in der Frauen-Bundesliga gibt, die Gemeinnützigkeit verlieren sollen? Oder die Katholische Frauengemeinschaft? Oder die Frauen Union?

Wir erleben in diesen Zeiten die Auferstehung eines Sozialismus, den wir in der Vergangenheit abgehakt hatten. Doch nun kriechen die linken Zombies allerorten aus ihren moderigen Gräbern und blasen zum Großangriff auf die offene und freie Gesellschaft. Ideologen, die überzeugt sind, sie wüssten besser, was gut für uns ist als wir selbst es meinen.

Der Vorschlag von Scholz ist unausgegoren und rein ideologisch begründet. Frauen und Männer haben das Recht, sich zu organisieren und miteinander Dinge – die einem gesellschaftlichen Nutzen dienen – unter sich zu klären. Dies ist ein freies Land, verdammt noch mal. Haltet Euch raus, wenn wir uns engagieren wollen – als Männer oder als Frauen.




Wir brauchen mehr Feuerwehrmänner auf den Lehrstühlen unserer Hochschulen!

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtete am Wochenende über wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem ostwestfälischen Paderborn. Dort hat Ilona Horwath, Professor_*In für Technik und Diversität – allein diese Verbindung ist schon einen Nobelpreis wert – etwas Epochales herausgefunden: Weiße, heterosexuelle Männer aus der Arbeiterschicht stellen die Mehrheit bei den Feuerwehren im Land. Man weiß nicht, was schlimmer ist: dass es Männer sind, dass sie weiß oder dass sie Feuerwehrmänner sind, harte Kerle also, wo sich im Kopf unwillkührlich das Titelfoto des alljährlichen Kalenders der „Firefighters of South Florida“ wie von selbst formt.

Ich finde es toll, wie kreativ unsere Gender-Industrie inzwischen geworden ist. Welche Projekte es alles gibt, für die wir Steuergelder mit beiden Händen zum Fenster herausschmeißen können. Bundeswissenschaftsministerin Anja Karliczek, meine Parteifreundin, fördert das Projekt, fand die FAZ heraus. Da zahle ich auch meinen CDU-Beitrag noch viel lieber, wenn ich sehe, dass meine politischen Top-Represäntanten etwas Sinnvolles leisten. Sinnvolles, wie diese Geschichte von der Uni Wien, die meine Frau vor Jahren ausgrub. Dort erforschte man, ob Pferde unterschiedlich empfinden, je nachdem ob ein Mann oder eine Frau auf ihnen reitenn. Das Ergebnis lautete damals: es ist den Pferden vollkommen egal.

Nein, wirklich, ich liebe die Freiheit der Wissenschaft und die staatliche Förderung von völligem Schwachsinn. Der Genderismus hat mir auch das Vertrauen zurückgegeben, dass der sogenannte Kreationismus christlicher Fundamentalisten in Wirklichkeit eine Hochwissenschaft ist. Und da muss man zumindest nicht jeden Morgen nach dem Aufwachen entscheiden, ob man Mensch oder -sagen wir – Dinosaurier sein will im Zeichen des Regenbogens und der Geschlechtervielfalt.

Horwarth fand übrigens auch noch heraus, dass „Frauen und Migranten“ bei der Feuerwehr nicht nur unterrepräsentiert, sondern häufig sogar „unerwünscht“ seien. Keine Ahnung, auf welchen Erkenntnissen diese Aussage basiert, aber das mag ja sein. Im Forum der FAZ machte ein Leser, ein kluger Kopf zweifellos, denn der steckt immer hinter der FAZ, auf den Umstand aufmerksam, dass „die Arbeiterschicht – und gerade Feuerwehrleute – an den Universitäten völlig unterrepräsentiert“ seien. Deshalb sollte man unbedingt endlich eine Quote für Feuerwehrmänner bei der Vergabe von Professuren einführen.




GASTSPIEL: PHILIPP KÖHLER über Männer, die einfach nur grillen wollen…

Ich gehe einkaufen und erhalte den Hinweis, uuunbedingt nur „gutes“ Fleisch zu kaufen. Ich komme nach Hause, bereite Marinaden vor und erhalte den Hinweis, die Marinade bloß nicht zu versalzen, lege das Fleisch ein und erhalte den Hinweis, darauf zu achten, dass alles bedeckt ist.

Ich beginne Gemüse zu schneiden und erhalte den Hinweis, nur ja keine Gurken zu verwenden, weil: „die stoßen so unangenehm auf“. Ich putze den Salat, und erhalte den Hinweis, darauf zu achten, dass um Himmels willen kein Sand dranbleiben soll. Die Salatsoße soll diesmal bitte doch ein Frenchdressing und kein Essig-Öl…… „bitte!“ (immerhin 😉 )

Ich schneide die Baguettes auf, um Knoblauchbutter und Kräuterbutter großzügig hinein zu schmieren und erhalte den Hinweis, die Scheiben seien bei Heinz und Günther aber unangenehm breit gewesen.

Währenddessen bereite ich die Kohlen vor und achte natürlich nach einem dezenten Hinweis darauf, dass das Feuer nicht so arg raucht („die Nachbarn!“), den Geruch kann ich leider nicht abstellen, was aber auch ein weiterhin zu bemängelndes Problem darstellt.

Während ich den Tisch decke und die Salate anrichte, bekomme ich aus dem Badezimmer einen Hinweis, dass ich noch zehn Minuten hätte und aussehe, als ob ich von der Schwerarbeit käme – ah ja!

Die Gäste kommen und leider habe ich vergessen die Gläser herauszustellen, während ich den Prosecco geöffnet habe, den ich mittags zum Glück nach dem Einkaufen ins Kühlfach gestellt habe. Dankenswerterweise werde ich auf diesen Missstand durch mehrfaches Entschuldigen („… fuuuurchtbar peiiiinlich …“) bei den Gästen, dezentes Verdrehen der Augen und gottergebene Blicke gen Himmel aufmerksam gemacht, sonst hätte ich es vielleicht gar nicht bemerkt.

(Tut mir übrigens leid, dass ich die olle Schürze zum Grillen trage: Sie wurde nach dem letzten Mal leider nicht gewaschen – hätte ich dran denken sollen).

Ich lege das Fleisch auf, der Wind dreht, leider stehen die Gäste im Rauch. Mein Freund Rüdiger, der sich seit seiner Ankunft an einer Flasche Bier festhält, ist dankbar, dass er mir dabei helfen darf, den Grill ans andere Ende des Gartens zu tragen. Dass wir dabei zwischen den anderen sommerkleidlich gewandeten Gästen durch müssen, tut uns wirklich leid!

So ein Mist! Gerade eben bekomme ich den Hinweis, dass ich die Tofuwurst und die Sojaspießchen für Heidrun vergessen habe! Ein Drama! Zum Glück wird Heidrun auch mit Salat satt: „Da ist aber kein Knoblauch drin – odaaaa?“

Heidrun muss nicht alles wissen.

„Warum steht hier soviel Bier? Meinst Du das Wasser reicht?“

„Setz Dich doch mal zu uns, Du bist so ungemütlich.“

Rüdiger schnappt sich eine Flasche Bier und wir unterhalten uns angeregt schweigend eine Stunde lang, bis der Grill leer ist. Jochen, Christian und Michael prosten uns erfreulich stumm aus der anderen Ecke des Gartens zu, während jeder für sich die Fährnisse des Lebens philosophiert und dankbar registriert, dass der Nebenmann ihn mit seinen Ergebnissen nicht belasten will. Sie sind sich einig.

„Hast Du denn auch was abbekommen?“

Vom Biertisch ist helles Gelächter zu hören: „Ja, das Tiramisu hab ich gemacht. Schmeckt es Dir? Ja lecker! Ne? Is ein OOOOrikinaaahlreszept vom oberen Gardasee. Muss ich Dir mal … … … …“

Ich ziehe die Alufolie vom Grill, weil es nach Gewitter aussieht und ich langsam abräumen werde, damit keine Stampede aufkommt.

„Oooooh können wir keine Folienkartoffeln mehr machen?“ „Die Maiskölbchen wollten wir auch noch braten!“

Ups – hatte ich ganz vergessen. Tut mir leid. Der Grill steht jetzt unter dem Carport (danke Rüdiger) Folienkartoffeln und Maiskolben liegen drin und drauf.

Ich geselle mich zu den anderen Männern. Vom Tisch her: „Iiich trinke ü b e r h a u p t keinen Alkohol mehr. Meine Haut! Mein Gewicht und ich schlafe…..“

Ich hole mir noch ne Flasche Bier.

Werner hat Probleme mit der Ex. Sie wohnt im gemeinsamen Haus, bekommt Unterhalt, findet keine Arbeit und der junge Mann, der jeden Tag morgens kommt und angeblich abends geht, ist ihrer Auskunft nach der Hausmeister, der bei ihr Hand anlegt, wenn die Birne wieder glühen soll. Nein – zum Lebensunterhalt trägt dieser junge Mann mit Sicherheit nicht bei.

Ich bin der Böse, weil ich leise darauf hinweise, dass so ab 23:23 Uhr langsam die Nachbarn……
Rüdiger hilft mir beim Tischabräumen, während vorne an der Haustüre die Gäste verabschiedet werden. Rüdiger geht. Später in der Küche:

„War doch ein netter Abend oder?“

Ja – war ein netter Abend. „Hat´s Dir nicht gefallen?“ Doch! „Dann sach doch mal was!“ Hm.

Die Spülmaschine ist falsch eingeräumt! Natürlich mein Fehler. Jetzt muss alles umgeräumt werden und es ist schon so spät und weil ich morgen früh früh aufstehe und mich für die Arbeit fertig mache, kann sie nicht ausschlafen. So ein Mist!

Nein nein – mach Dich ruhig fertig.

„Das Bier hat nicht gereicht! warum hast Du soviel Wasser gekauft? Duhu? – die Putenbrustfilets waren ein bisschen trocken.“

Wenn ich den Zettel geschrieben hätte wären keine Putenbrustfilets drauf gewesen. Tut mir leid. Meine Schuld.

Die Spülmaschine läuft, das Bad ist noch besetzt, ich setze mich hin und trinke in Ruhe ein Bier. Die Küchentüre geht auf: „Wo bist Du denn? Ich warte die ganze Zeit auf Dich. Musst Du denn NOCH ein Bier trinken?! Du stinkst nach Rauch!“

jo!

„Uschi hat übrigens … … .“

Gute Nacht…




GASTSPIEL KIRSTINE FRATZ über die Zukunft der Emanzipation

Was ist los mit den Männern und Frauen im gegenwärtigen Zeitgeist? Es herrscht eine große Verunsicherung, wie der eine noch mit der anderen Umgang pflegen soll. Was ist noch flirten und wo fängt sexuelle Übergriffigkeit an? Und warum geht auf einmal gar nicht mehr, was früher irgendwie normal war? Der Allgemeinplatz von „Und ewig lockt das Weib“ wird gerade zum Problem und keiner kennt sich mehr aus.

Der männliche Trieb ist jetzt kein Instinkt mehr, sondern ein pathologisches Verhalten geworden. Das „Kavaliersdelikt“ hängt hoch aufgehängt am öffentlichen Pranger und Männer in Machtpositionen haben ihren Respekt verspielt, weil sie unter Generalverdacht stehen, ständig auf Missbrauchschancen zu lauern. Vor diesem Hintergrund entwickelt sich auch das Flirten gerade zu einem Spaziergang durch ein Mienenfeld. Man könnte meinen, dass momentan alle sorgfältig gepflegten Privilegien für das männliche Verlangen nach Frauen ihre Gültigkeit verlieren und sich gegen sie verkehren.

Was ursprünglich mal gedacht war als System, um vor sich und anderen Männern als toller Hecht dazustehen, kehrt sich gerade gegen das männliche Ego und macht aus ihm eine ziemlich traurige Figur, dem jede gesellschaftliche Anerkennung entzogen wird. Und weil das so ist, trauen sich die betroffenen Frauen zunehmend aus Ihrer Deckung, in der sie mit Ihrer Scham ausgeharrt haben, weil die Zeit nicht reif dafür war. Jetzt scheint ihr Leid gesellschaftlich anerkannt, und der Täter hat anschließend seinen Status verwirkt. Heute haben sie das gesellschaftliche Back Up für ihre Anklage – die Zeiten haben sich geändert.

Bei allem Leid, das momentan zu Tage kommt, und bei allen Problemen, die in dieser Hinsicht noch auf Frauen warten, wage ich zu behaupten, es ist eine gute Zeit für Frauen. Sie haben die gesellschaftliche Legitimation dafür, den Mann, egal in welcher Position, in seinem sexuellem Verhalten in Frage zu stellen und ihn der öffentlichen Bewertung preiszugeben. Damit setzen sie nicht nur Grenzen, die gerade alle verunsichern, sondern schieben eine interessante Dynamik an.

Frauen fühlen sich anscheinend zunehmend immer weniger verantwortlich für die erotischen Anforderungen, die Mann an sie so stellt. In Zukunft könnte das bedeuten, das Frauen ihr Selbstbild immer unabhängiger von der männlichen Vorstellungswelt machen.

Ein Grund dafür ist, dass Frauen die nächste Stufe der Emanzipation eingeläutet haben. Erst haben sie sich von den dienenden Funktionen gelöst, welche die männlich dominierte Gesellschaft ihnen zugeteilt hatte. Sie haben sich das Leben des Mannes zum Vorbild genommen und ihre Rechte erkämpft, um es der Freiheit und Unabhängigkeit von den Männern gleich zu tun. Das Leben der Männer wurde zu ihrem Referenz-Modell für Emanzipation und Selbstbestimmung, sie hatten ja auch kein anderes.

Nachdem dieser Ansatz in weiblichen Lebensmodellen und gesellschaftlichen Perspektiven schon sehr weit gekommen ist, stellt sich jetzt zunehmend die Frage, ob das wirklich echte Weiblichkeit ist oder immer noch eine männlich definierte Weiblichkeit nur mit anderem Vorzeichen?

In den gesellschaftlichen Nischen des moderne-Frau-sein überlegt man gerade, was das Wesen einer Weiblichkeit ist, die sich jenseits der Vorstellungen, Beurteilungen und Verurteilungen von Gesellschaft und Mann entfaltet? Diese Frage treibt immer mehr junge Frauen aus unseren Breiten um, und sie machen sich gerade auf, das herauszufinden. Sie diskutieren das nicht in öffentliche Debatten oder sitzen in renommierten Talk-Runden zwischen Meinungsvertretern von “Popo grabschen ist doch nicht so schlimm!“ und Vorkämpferinnen der Emanzipation, die sich in endlosen Streitereien zwischen altem Machtanspruch, demographischer Verschiebung, Kind/Karriere und dem biologischen Auftrag von Frauen herumplagen.

Was die Welt von Ihnen erwarte,t blenden Sie gerade betont aus. Sie haben genug Selbstbewusstsein, um ihrer Weiblichkeit selbst Form zu geben und vertrauen der Gesellschaft gerade nicht, dafür einen brauchbaren Beitrag zu leisten. Die blühende Szene nennt sich Woman Circle und nimmt vielerorts richtig Fahrt auf. Die Idee dahinter ist, das es sie gibt, die weibliche Urkraft, die Quelle, die Freude, die Liebe, einfach weil man eine Frau ist. Sie wollen suchen und finden was sich die Gesellschaft irgendwann mal unter den Nagel gerissen und für ihre Zwecke missbraucht hat. Sie wollen mehr und mehr diesen Kern in sich finden, der wirklich selbstbestimmt funktioniert und sie stark und kraftvoll macht mit femininen Vorzeichen.

Wenn sie diesen Kern finden und etablieren, dann hätte die Gesellschaft in der Tat zu großen Teilen die Kontrolle über Frauen verloren. Denn wenn die nächste Generation Frauen lernt, ihr Selbstbild auch jenseits von äußeren Erwartungen zu stabilisieren, dann passiert etwas Ungeheuerliches. Sie geben sich dann nicht nur selber die Form, sondern hören auch auf, formgebend für das Selbstbild der Männer zu sein. Und weil diese Entwicklung bewusst und unbewusst im vollen Gange ist, sind die Frauen zunehmend kompromisslos geworden, wenn es darum geht still zu halten, damit Mann klar kommt. Und das ist natürlich erst einmal sehr verwirrend und auf einmal kennt sich keiner mehr aus.

Die patriarchischen Strukturen haben gewährleistet, dass Institutionen und Männer eine große Kontrolle über Frauen hatten. Somit war sie eine berechenbare und konstante Größe für die Stabilität u. a. des männlichen Selbstbildes. War sie dann doch mal auf Abwegen, hatten Staat und Mann das Recht, auf Ihrer Seite sie entsprechend zu sanktionieren, damit sie ganz schnell wieder ihre formgebende Funktion einnahm und Mann in sich und vor den anderen nicht ins Wanken geriet. Diesen Mechanismus kann man noch in vielen Teilen der Welt beobachten, teilweise versehen mit den ungeheuerlichsten Sanktionen und Präventivmaßnahmen, damit Frau ja nicht auf die Idee kommt, sich frei zu machen von der männlichen Abhängigkeit bezüglich ihres Verhaltens.

Die Woman Circle-Bewegung will diesen Wahnsinn versöhnen. Sie tragen nicht den Geschlechterkampf weiter, sondern sind bereit für für den Frieden. Aber nicht auf der Basis von Gewinnern und Verlierern, sondern auf der Basis von einem Neustart. Denn wenn Sie ihre wahre Weiblichkeit gefunden haben, dann wünschen sie sich, dass es die Männer ihnen gleichtun. Sie hoffen auf eine Männlichkeit, die sich unabhängiger macht von ihrem Erwartungsdruck gegenüber Frauen und freier wird von den Anforderungen der Gesellschaft bezüglich ihres Selbstbilds.
Freie Frauen wollen freie Männer und die hat das Patriarchat eben auch nicht hervorgebracht. So dürfen wir gespannt sein, welche Chancen in dem momentan öffentlich gemachten Leid für Mann und Frau noch stecken. Arbeitet sich diese Zeitgeist-Dynamik weiter durch unsere Lebensbereiche, dann könnte die Aussage der Feministin und Schauspielerin Emma Watson vielleicht zukunftsfähig sein.

“Both men and women should feel free to be sensitive. Both men and women should feel free to be strong… it is time that we all perceive gender on a spectrum not as two opposing sets of ideas.”

Auch wenn man jetzt denkt, dass wird nie passieren, dann entsteht hier doch gerade ein neuer Zeitgeist- Sehnsuchtsort und damit eine verlockende Idee. Behalten wir im Blick, welche Kraft sie noch entfaltet!

Von Kirstine Fratz ist erschienen: „Das Buch vom Zeitgeist und wie er uns vorantreibt“.

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