Der SPIEGEL verabschiedet sich endgültig als ernstzunehmendes Medium

Das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel wurde unter seinem Gründer Rudolf Augstein, ein linksliberaler Geist aber herausragender Journalist, gern als das „Sturmgeschütz der Demokratie“ bezeichnet. Ein Ehrentitel, der lange seine Berechtigung hatte, denn der Spiegel galt als nicht korrumpierbar, erbarmungslos hartnäckig in der Recherche, und – na klar – politisch sehr weit links.

Aber wenn man das als Leser weiß, dann kann man damit umgehen

Denn wenn Sie Politiker oder Gewerkschaftsführer, Konzernchef oder Journalist anderswo sind, dann kommen Sie um Spiegel und Springers BILD nicht herum.

1962 gelang dem Wochenmagazin mit der Titelgeschichte „Bedingt abwehrbereit“ über das NATO-Manöver „Fallex“ ein echter Scoup – auf Deutsch: ein Knüller. Einen „Abgrund an Landesverrat“ witterten Politiker in Bonn, die Polizei rückte mit einem Rollkommando in die Redaktionsräume ein. Verleger Augstein und mehrere Journalisten des Blattes wurden festgenommen. Augstein saß 103 Tage in Untersuchungshaft.

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1988 startete SPIEGEL TV, ein „Must-See“ für jeden, der wissen wollte, was los war in Deutschland. Mit einem publizistischen Höhepunkt bei der Dokumentation des Zusammenbruchs der DDR und der Wiedervereinigung.

Man könnte viele Beispiele aufzählen hier über ein ganz starkes Nachrichtenmagazin, seriös, unbestechlich und links. Aber das ist Vergangenheit.

Viele Jahre habe ich keine gedruckte Ausgabe verpasst. Zu gut waren Artikel und Analysen. Doch das ist Vergangenheit. Heute schaue ich morgens kurz bei SPIEGEL-Online rein, um meistens festzustellen, dass es sich nicht mehr lohnt, da reinzuschauen.

In den Merkel-Jahren drängte sich immer vehementer der Eindruck auf, dass da eine linke Postille bemüht war, den Kurs der Bundesregierung zu stützen, anstatt bohrend nachzufragen. Amtsvorgänger Gerhard Schröder hatte vorher schon freimütig bekannt, zum Regieren brauche er „BILD, BamS und Glotze“.

Und heute? Der SPIGEL ist nur noch ein Abklatsch einer großen publizistischen Vergangenheit.

Morgen erscheint das Blatt mit dem Titel „Wie Faschismus beginnt“, dazu die Gesichter von Björn Höcke, Marine Le Pen und – jetzt festhalten! – Donald Trump.

Ekelhafter Kampagnen-Journalimus – ohne jede Distanz zu einem solchen Thema. Dieses Wochenheft braucht kein Mensch mehr….

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Dieser Artikel wurde 16 mal kommentiert

  1. Achim Koester Antworten

    Ich habe den SPIEGEL nie im Leben gelesen, nicht einmal beim Zahnarzt im Wartezimmer. Extreme Linke hatte ich schon zu Schulzeiten in der Klasse, diese Einstellung fand ich schon damals zum Kotzen. Der SPIEGEL war schon immer ein Steigbügelhalter für Sozialisten und Kommunisten, die sich für die besseren Demokraten hielten. Ideologisch dominiert mit verzerrtem Blick auf die Realität. Details aus dem Verteidigungsministerium verraten zu haben traue ich diesem Blatt durchaus zu.

    • gerd Antworten

      Ich finde es zumindest beruhigend, dass selbst ein Vollblutjournalist endlich zu der Erkenntnis kommt, die ein Normalbürger wie unsereins schon seid Jahrzehnten hat. Gutes braucht ja oft auch seine Zeit.
      Wenn nun niemanden mehr den Spiegel braucht, dann sollte auch klar sein, dass niemand mehr die CDU braucht. Kretschmer: Höcke ist ein Neozazi!
      Wüst: Die AfD ist eine Nazipartei! Merz: AfD…. braune Suppe!

      Als der Hausherr an anderer Stelle mal auch auf einen Spiegelartikel verlinkte, der die faschistischen Tendenzen eines Björn Höcke angeblich offenlegte, kommentierte ich das mit …..“Spiegel? Nein, danke kann weg!
      Danach warf mir Herr Kelle ein Leben in der Blase vor. Willkommen in meiner Blase Herr Kelle. Hier ist noch Platz….aber es wird enger.

  2. john.kelsh Antworten

    Gerade gestern wieder. Meine Tochter hat gemalt….. Hat rot und grün gemischt… was kam dabei heraus? Braun

  3. S v B Antworten

    Ein Tipp zum Wochenende gefällig?

    Sehr sehens- bzw. hörenswert – das etwa einstündige Sommerinterview auf Daniel Ebert TV (war mir bis dato unbekannt, bin durch Zufall darauf gestoßen) mit Björn Höcke (vom 12.08.24). Unter Eingabe entsprechender Begriffe bei Google zu finden. Unterhaltsam, aufschlussreich sowie, man höre und staune, ausgesprochen fair(!). Wirklich zu empfehlen. So wie ich es verstanden habe, hat es auf dem Kanal wohl schon weitere Interviews mit den übrigen Parteispitzen Thüringens gegeben. (Das Höcke-Interview ist übrigens auch auf PI zu finden),

  4. Zorn Dieter Antworten

    In den Siebzigern begann meine Woche mit dem SPIEGEL (dann WiWo und MM, da ich VWL studierte). Wenn ich heute beim Zahnarzt mal den Spiegel lese, überkommt mich das nackte Grauen über soviel Oberflächlichkeit und Dummheit. Der oben genannte Titel illustriert das aufs Feinste! Klar, für die Konservativen war damals der Spiegel neben Stern und Die Zeit die Speerspitze der linken Hamburger Kampagnenblätter. Sie schütteten Kübel von Hähme über „Birne“ Kohl aus, was dieser meistens stoisch ertrug. Da auch die ARD zur „linken Kamarilla“ zählte, sorgte er für die Gründung des ZDF als Gegengewicht. Auf der anderen Seite agierten die BILD, der Münchner Merkur und die FAZ. Was lernen wir daraus? Es gab schon immer den politischen Gegner. Und er wurde mit allen Mitteln bekämpft. Aber, die Lager waren in ihrer medialen Reichweite ebenbürtig. Und die Debatten um die großen Themen gingen quer durch die Bevölkerung bis in die Schulen. Zweitens, die Andersdenkenden waren keine Feinde. Nach hitzigen Debatten ging man mit ihnen ein Bier trinken. An den Schulen kooperierten linke, rechte und konservative Lehrer ziemlich problemlos nebeneinander. Drittens, die Debatten waren zwar auch ideologisch aufgeladen, aber nicht durch staatliche Spechverbote reguliert und sie fanden auf einem guten intellektuellen Niveau statt. Mayerhofer FDP gegen FJS als Verteidiger und Gefährder der Freiheit. Es lohnte sich noch die Bundestagsdebatten vor vollem Haus zu verfolgen. Prof. Karl Schiller gegen FJS, der extra in Insbruck heimlich VWL gehört hatte. – Seit die Links-Grünen die absolute Macht und die Deutungshoheit erlangt haben, machen sie was Sozialisten immer machen: Sie ideologisieren die gesamte Gesellschaft, bringen ihre Seilschaften überall in Stellung, grenzen Andersdenkende mit autoritären Mitteln aus, und verarmen das Niveau der Debatten, weil nicht Argumente zählen, sondern Ideologie. Der Spiegel ist dafür das beste Beispiel. Am Ende sind alle ärmer, aber um dieselbe Erfahrung noch einmal „reicher“. Lustig ist, dass Leute wie Faeser, … , (das zuschreibende Adverb kann ich nicht mehr schreiben) glauben sie seien auf dem richtigen Weg.

  5. Hildegard Königs-Albrecht Dr. Antworten

    DER SPIEGEL – ein Blatt, daß sich nicht schämt, von Bill Gates gesponsert zu werden.
    Ohne Unterstützung kann die Zeitschrift nicht mehr existieren.
    CICERO und TICHYS EINBLICK haben ihr längst den Rang abgelaufen.

    Gut recherchiert waren die Artikel aus meinem Fachbereich auch schon vor Jahren nicht mehr.
    Für mich war DER SPIEGEL die Bildzeitung der „Intellektuellen“.

  6. Zorn Dieter Antworten

    „Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel erreichte im Jahr 2023 eine verkaufte Auflage von rund 695.000 Exemplaren, ein Rückgang von knapp 30.000 Exemplaren gegenüber dem Vorjahr. Der Spiegel hat seit 1995 mehr als ein Drittel seiner Auflage verloren, die damals noch bei knapp 1,06 Millionen Exemplaren lag. Die E-Paper-Auflage des Spiegels hat sich hingegen seit 2014 mehr als vervierfacht: Von knapp 47.000 im ersten Quartal 2014 auf rund 295.000 im dritten Quartal 2023. Der deutliche Rückgang der Gesamtauflage konnte dadurch aber nicht gestoppt werden.“ Zitiert nach STATISTA.
    Nun weiß man, dass über E-Paper oft die Auflage geschönt wird. Meistens bleiben E-Paper-Abonnenten auch nach der Kündigung kostenlos weiter im Verteiler. Warum? Um die Auflage zu schönen. Man kann also getrost davon ausgehen, dass die wahre Auflage sich in dreißig Jahren halbiert hat.

  7. Günther M. Antworten

    Nicht ganz ernst zu nehmend – oder doch?
    Wer vor 50/55 Jahren die Frankfurter Rundschau (FR) in der linken und die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in der rechten Hand hatte – der war ausgewogen informiert – oder nicht?

    Und um das Wochenmagazin DER SPIEGEL führte damals kein Weg vorbei, es sei denn man wollte einem bekennenden Liebhaber „pfälzischen Saumagens“ nacheifern, der einst empört schnaubte: „Das Scheißblatt lese ich nicht“.

    • Achim Koester Antworten

      @Günther M.

      „Das Scheißblatt lese ich nicht“. Das beruhte aber wohl auf Gegenseitigkeit. 😀
      So wie der SPIEGEL mit Kohl umgegangen ist, kann ich es ihm nicht verdenken.

      • Günther M. Antworten

        Stimmt:
        Die waren sich in gegenseitiger Abneigung zugetan.
        Na, na:
        Nur „linksideologisierte Scheinintellektuelle“ hatten vor 50/55 Jahren den SPIEGEL unterm Arm?
        (Wat den einen sin Uhl is den annern sin Nachtigall)
        Stimmt:
        Im Hier und Heute ist ein Leben ohne erstrebenswerter als mit…
        (Siehe Herrn Zorn)

  8. Jörg Schmitz Antworten

    Der Spiegel ist inzwischen eine der vielen politischen Vorfeldorganisationen der politisch dominierenden grün-roten Minderheit.

    Das eine grün-rote Minderheit überhaupt politisch dominieren kann; dazu bedarf es „geeigneter“ medialer und reichweitenstarker Flankierung.

    Wie der Spiegel, so auch inzwischen „Die Zeit“, die Süddeutsche“, und ach alle Medien die dem SPD Konlomerat der Madsack Mediengruppe (incl. „Redaktionsnetzwerk Deutschald) stecken. Ganz zu schweigen von ARD und ZDF.

    Von daher: nichts Neues unter der Sonne. Wollen Machthaber manipulieren, tun sie dass zuerst über die Medien. Diesen Zweck hatte ja bekanntlich z.B. auch der Volksempfänger.

  9. Günther M. Antworten

    Zitat:
    „In den Merkel-Jahren drängte sich immer vehementer der Eindruck auf, dass da eine linke Postille bemüht war, den Kurs der Bundesregierung zu stützen, anstatt bohrend nachzufragen.“

    Die Besitzverhältnisse dürften diese Feststellung erklären – Stand 2020:
    Mitarbeiter: 50,5%
    Gruner + Jahr (B e r t e l s m a n n): 25,5% !!!!!
    Erben des SPIEGEL-Gründers Rudolf Augstein: 24%

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