Telegram-Chef Durow in Paris verhaftet

Auf dem französischen Flughafen Le Bourget in der Nähe von Paris ist gestern der Gründer der Messenger-App Telegram festgenommen worden. Der russische Milliadär Pawel Durow (39), der auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt, war aus Aserbaidschan zu einem Abendessen in Paris eingeflogen. In Frankreich gibt es einen Haftbefehl gegen Durow, der zusammen mit seinem Bruder Nikolai 2013 Telegram als Weiterentwicklung von Vkontakte gegründet, dass dem Netzwerk facebook Konkurrenz machen wollte.

Die französische Justiz wirft Durow vor,  kriminelle Aktivitäten auf Telegram zu dulden und nicht ausreichend im Kampf gegen Drogenhandel, Betrug und Kindesmissbrauch mit den Behörden zu kooperieren. Außerdem unternehme er zu wenig gegen Hassrede und Gewaltaufrufe auf Telegram.

Bei Telegram könnten Chats Ende-zu-Ende-verschlüsselt als geheime Chats geführt werden. Der Dienst wirbt damit, dass er anders als US-Angebote die Daten nicht zur kommerziellen Verwendung weitergibt. Telegram steht in Deutschland und anderen Ländern als Plattform für Rechtsextreme und Verschwörungstheorien in der Kritik.

 

image_pdfimage_print

Dieser Artikel wurde 6 mal kommentiert

  1. S v B Antworten

    Als erstes sollte man fragen, wie doof ein höchst erfolgreicher und deshalb superreicher Geschäftsmann sein muss, um in ein Land, in welchem ein Haftbefehl auf ihn wartet, mal eben für ein Abendessen einzufliegen? Allerdings wurde mir in einem Interview mit Durow vor einigen Monaten eher der Eindruck eines zwar hochintelligenten, dabei sehr sympathischen, freundlichen, ja fast etwas unbedarften jungen Mannes vermittelt. Während Durow2, sein (älterer?) Bruder, anscheinend eher aus dem Hintergrund wirkt, bzw. die Fäden in der Hand hält. Durow1 wäre jedenfalls kaum in eine solche Falle getappt, wenn er von dem Haftbefehl vorab gewusst hätte, oder? Vermutlich wurde dieser aufgrund des DSA der EU ausgestellt. Auch Elon Musk sowie viele andere mehr sollten sich zukünftig vielleicht besser in Acht nehmen. Die Grenzen zwischen der Duldung eindeutig strafbewehrter, also krimineller, Aktivitäten und einer weit gefassten, generösen Ausnutzung teils sogar grundgesetzlich verbriefter Meinungsfreiheit (auch und gerade im Netz) könnten jedoch, falls es einmal „ganz schlimm kommen“ sollte, vor dem Auge des Beurteilenden allzu leicht verschwimmen. Demnach dürfte es durchaus interessieren, wie es mit Durow1, seinem Bruder und ihrem Telegram weitergeht.

  2. .TS. Antworten

    „Telegram steht in Deutschland und anderen Ländern als Plattform für Rechtsextreme und Verschwörungstheorien in der Kritik.“

    Anbieter, Gruppe und Thema könnte man durch beliebig andere wem auch immer unliebsame Äquivalente austauschen und die Kernaussage bliebe dieselbe:
    Man diskreditiert einen gesamten Dienst bzw. Person durch den Vorwurf der Kontaktschuld.

    In solchen Fällen gilt: Sobald jemand mit dem Finger auf andere zeigt so sollte man genau hinschauen – und zwar zuallererst wem der Finger gehört!

    • S v B Antworten

      „Telegram steht in Deutschland…in der Kritik“.

      Ja was denn sonst, werte/r .TS.? Erst recht, wenn es sich beim Gründer und Betreiber der Messanger App um einen waschechten Russen handelt. Spätestens seit 2022 hat gerade ein junger, erfolgreicher Russe nichts, aber auch gar nichts mehr im www verloren. Leute wie Durow sind demWesten nun mal per se verdächtig. Vornehmlich wohl aufgrund der Tatsache, dass sie Russen sind. Wünscht man sich diese auch hierzulande doch am liebsten auf den Mond, zumindest aber so weit als möglich hinter den Ural. – Doch lasse ich mir die Hoffnung nicht nehmen, dass eines Tages wieder deutlich entspanntere Zeiten anbrechen werden. Zeiten die – vernünftigerweise – durch zum Wohle beider Seiten installierte Partnerschaften und einem „echten Frieden“ zwischen Ost und West gekennzeichnet sind. Darauf setze ich, und darauf freue ich mich schon heute – obwohl ich berechtigte Zweifel haben muss, dass ich diese noch selbst erleben darf.

      • .TS. Antworten

        Wer weiß ob so eine friedliche „Partnerschaft“ nicht schneller kommt als erwartet… und ob sie am Ende wirklich im Interesse der Bevölkerung ist. Wenn es darum geht sich selbst zu bereichern und kritische Stimmen zu unterbinden sind sich schon heute alle Länder weltweit ähnlicher als einem behagt.

  3. Hildegard Königs-Albrecht Dr. Antworten

    Alle Dienste, die nicht durch finanzielle Abhängigkeit und links-ideologische Ausrichtung gegen den regierungstreuen Mainstream vom Staat kontrolliert und manipuliert werden können, laufen Gefahr als Unterstützer von Rechtsextremismus und Verschwörungstheorien beschnitten zu werden.

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert