Ostern ist wie der Lackmustest: Nichts gegen bunte Eier, aber hier geht’s um was ganz Anderes…

Wie ist das Osterfest, das wichtigste aller christlichen Feste, auf den Hasen gekommen? Und wieso die bunten Eier? Die landläufigen Erklärungen klingen etwas künstlich: Die Eier als Symbol für das Leben, mit Vorbildern schon im alten Ägypten? Und die Hasen mit ihrem zugewandten Fortpflanzungsverhalten…? Alles irgendwie positiv und lebensbejahend, oder? Nun ja; etwas banal auch. Da haben wir noch Glück gehabt, dass nicht Heuschrecken oder andere, noch reproduktivere Symbol-Tierchen gewählt wurden. So sympathisch Hasen auf der Wiese und bunte Eier auf dem Tisch auch sind, das lenkt nur davon ab, worum es am Osterfest geht, und was vielen Zeitgenossen leicht zu viel wird: die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

Das gibt’s ja gar nicht…?

Ist so etwas wie die Auferstehung von den Toten nicht ganz und gar unvereinbar mit unserem modernen wissenschaftlichen Weltbild? Das denkt in Deutschland sicher eine satte Mehrheit der Leute, selbst solche, die noch Wert darauf legen, Christen genannt zu werden. Aber das stolze Heranziehen unseres wissenschaftlichen Erkenntnisstandes ist eine ahistorische und – mit Verlaub – etwas hochmütige Einstellung. In Wirklichkeit messen wir heute wie vor 2000 Jahren anhand ganz ähnlicher Kriterien, und die haben wenig oder nichts mit dem tatsächlichen Stand der naturwissenschaftlichen Forschung zu tun. Den meisten Leuten, auch Wissenschaftlern, reicht es zu fragen: Kann ich mir das vorstellen? Passt das zu meinen gewohnten Plausibilitäten? Ja, oder nein? Insofern hat sich seit dem ersten Jahrhundert gar nicht so viel geändert.

Was Paulus schon wusste

Schon der Apostel Paulus musste das seinerzeit erfahren, als er vor den Athenern redete (Apg. 17, 16-34). Das waren aufgeschlossene Leute, sie gehörten zu den klügsten ihrer Zeit, aufgeklärt und immer interessiert an Neuem, auch in religiösen Dingen. Anfangs lief es ganz gut, aber als er anfing von der Auferstehung der Toten zu reden, war das für seine Zuhörer schnell zu viel: „Darüber wollen wir dich ein anderes Mal hören“; was höflich ausgedrückt war und heißen sollte: Also das geht uns jetzt doch zu weit.

Es muss Paulus geschmerzt haben, denn er war ja nun definitiv von der Seite der gebildeten Ungläubigen gekommen und hatte die transzendente Realität des auferstandenen Jesus Christus quasi „auf die harte Tour“ gelernt. Er sah, dass die Leute sich selbst im Weg standen, dass sie sozusagen Schuppen auf den Augen hatten. Offenbar gab ihm das aber eine besondere Hartnäckigkeit und eine überzeugende Ausstrahlung, denn später war er sehr erfolgreich mit seiner Predigt unter den Griechen.

Echtheitstest für Jesus-Bilder

Wir sind heute alle ein wenig wie die Athener damals. Das ist übrigens auch der Grund, warum die meisten Leute Weihnachten für das wichtigste christliche Fest halten, und nicht Ostern. Als mehr oder weniger säkularisierter Zeitgenosse kann man sich mit der – notfalls etwas verschlankten – Weihnachtsgeschichte noch irgendwie arrangieren. Dieser Jesus war ja doch ein ganz netter Kerl, und jeder macht sich seinen eigenen Reim darauf. Der eine sieht da einen Friedensapostel, der andere einen Revolutionär. Mal wird er als Prediger höchster moralischer Ansprüche, mal als alles verstehender Liberaler dargestellt.

Die selbstgemachten Jesusbilder sind so zahlreich, wie die gesellschaftlichen und theologischen Moden. Und jeder findet einen vermeintlichen Anknüpfungspunkt irgendwo im Neuen Testament. Zum Schwur kommt es aber dann am Osterfest; das ist der endgültige Lackmustest für alle Jesusbilder. Zu Ostern erweist sich, ob sie echt christlich sind, oder „fake“.

Worum es wirklich geht

Der schon erwähnte Apostel Paulus sagt es wie es ist: Ohne die Auferstehung Jesu wäre der ganze christliche Glaube hinfällig: „Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos.“ (1 Kor 15, 14). Das ist an Deutlichkeit nicht zu übertreffen und es muss vielen Leuten laut in den Ohren klingen, die sich mit einem „entmythologisierten“, modern anmutenden, quasi entschärften Kulturchristentum zufrieden geben. Aber all das, was das Christentum an kulturellen und wissenschaftlichen Voraussetzungen unserer Welt von heute gebracht hat, das gibt es nicht ohne jenes unglaubliche Osterereignis.

Dieser Jesus ist ausweislich des Zeugnisses des Neuen Testaments vom Tode auferstanden. Aber nicht so wie eine wiederbelebte Leiche, nicht so wie er selbst den Lazarus und andere ins Leben zurückgeholt hat; die sind dann ja später doch gestorben. Nein, seine Auferstehung transzendiert das rein Biologische, schlägt eine Brücke zum Absoluten.

Was „auferstanden“ bedeutet

Die Berichte der Evangelien stimmen auf faszinierende Weise überein: Dieser Auferstandene ist echt lebendig, obwohl er echt tot war. Aber lebendig auf eine ganz neue Art: Seine engsten Freunde erkennen ihn nicht sofort; dann aber, wenn er sie anspricht, doch klar und deutlich. Er ist leibhaftig da, isst sogar mit ihnen. Aber dann ist er plötzlich ihren Blicken – und ihrem Zugriff – entzogen. Er ist auf einer höheren Ebene, transzendiert im ursprünglichen Wortsinne die kontingente Welt.

Es war diese Erfahrung, die aus furchtsamen, enttäuschten und verzweifelten Jüngern, die weggelaufen waren und glaubten, mit dem Tod des Meisters sei alles zu Ende, alles umsonst, alles vorbei, mit einem Schlag unerschrockene Bekenner, frohgemute Verkünder, begeisterte und gläubige Christen gemacht hat.

Warum uns das betrifft

Ein beeindruckender Befund, in der Tat. Aber das ist doch nur die halbe Wahrheit. Denn was wäre diese Auferstehung wert, wenn sie nur ein außergewöhnliches Ereignis vor zwei Jahrtausenden gewesen wäre, etwas Unerhörtes, das aber nur diesen einen Mann betraf? Mit anderen Worten: was ginge uns das an? Es zeigt sich, dass der Glaube an die Auferstehung Christi nicht zu haben ist ohne den Glauben an seine göttliche Natur. Denn das ist es, was alle Christen aller Konfessionen zu allen Zeiten am Osterfest feiern: dass der Mensch gewordene Gott durch sein Leiden, Sterben und Auferstehen uns Menschen erlöst hat.

1700 Jahre Konzil von Nicäa…

Jesus ist „wahrer Mensch und wahrer Gott“ – das ist die Formel, auf die es das Konzil von Nicäa gebracht hat. In diesem Jahr feiern wir das eintausendsiebenhundertjährige Jubiläum dieses wichtigsten aller Konzilien. Auch im Jahr des Heils 325 konnte man schon ziemlich klar denken, auch Dinge, die aus den Plausibilitätsstrukturen unseres Alltagsverständnisses weit herausragen.

…und Schrödingers Katze

Das erinnert ein wenig an das physikalische Denken unserer Zeit, das auch ohne Alltags-Plausibilität auskommen muss – zum Beispiel, wenn es dort um den Teilchen- und Wellencharakter des Lichtes geht, um Quantenphysik oder um Schrödingers Katze. Auch dabei geht es um Zusammenhänge, die eigentlich „unmöglich“ scheinen, und die wir aus der Hand der Physiker doch dankend akzeptieren. Logisches, präzises Denken führt aus der begrenzten Sicht des unmittelbar Anschaulichen weit hinaus.

Und die Leute konnten damals eben auch schon äußerst logisch denken und unterscheiden, bei allem was ihrer Erkenntnis zugänglich war. Aber natürlich kam ihnen noch der Heilige Geist zu Hilfe (was nicht heißen soll, dass er Wissenschaftlern unseres Zeitalters nicht beistünde).

Die gute Nachricht weitergeben

Wie war das noch mit den Hasen und Ostereiern? Egal! Die schaden ja nicht, erfreuen jedenfalls viele Kinderherzen, und das ist ein Wert an sich. Aber vergessen wir nicht, worum es bei diesem Hochfest eigentlich geht. Und geben wir es an unsere Kinder weiter, nicht nur die Ostereier. Es ist ein schönes Geschenk, und es gibt auch ein gutes Gefühl: einfach anzunehmen, was uns hier gegeben wird, ganz ohne unser Zutun, nicht weniger als die endgültige Überwindung von Leiden und Tod.

In diesem Sinne: Frohe und gesegnete Ostern!

Martin Eberts

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Dieser Artikel wurde 5 mal kommentiert

  1. Martin Ludwig Antworten

    Ein frohes und gesegnetes Osterfest wünsche ich Allen.

    Die Sache mit dem „Glauben“ ist für mich etwas höchst individuelles und ich verurteile niemanden, für seine Ansichten oder die Art, wie er oder sie den persönlichen Glauben leben.
    Was das Christentum als solches angeht ist für mich klar, dass die Kirche maßgeblichen Anteil daran hat, dass die Menschen sich mehr und mehr von ihr abwenden und kirchliche Feste auf sehr weltliche Art begehen.
    Das finde ich insoweit auch weder schlecht noch bedenklich, weil auch mir der Tiefe glaube an einen Heiland und Erlöser fehlt.
    Was jedoch für mich unverzichtbar für die Gesellschaft und ein friedliches Zusammenleben ist, sind die Werte, die mit der Religion vermittelt werden.
    Ich erziehe meine Kinder nach einem christlichen Werte-Kompass und erkläre ihnen, was die Bibel lehren möchte und weshalb wir welches Fest begehen. Ob sie daran glauben, dass die Wiederauferstehung so stattgefunden hat oder nicht ist für mich Nebensache – so lange sie ihrem Gegenüber mit Respekt begegnen und sich an die Kernaussage der 10 Gebote halten.

    Der Kirche als Institution hingegen wünsche ich den Niedergang. Wir brauchen keine scheinheiligen Propheten, die selbst am wenigsten nach den von ihnen propagierten Werten leben und bei denen Geld, Lügen und Luxus den höchsten Stellenwert haben.
    Von dieser Kirche habe ich mich schon vor langem losgesagt und das einzige, was ich daran bedauere ist, das ich nur einmal austreten und meinen Unmut so zum Ausdruck bringen konnte.
    Vulva-Malen auf dem Kirchentag, Schleppertum im Mittelmeer und Verschleierung aller Skandale und Fehler haben für mich einfach keine Daseinsberechtigung und erst Recht keinen von mir gezahlten Euro verdient.

  2. H.K. Antworten

    Ostern ist das Fest der Ostereier, Weihnachten das der tausend Geschenke, die vielfach Naserümpfen hervorrufen, weil man „das Falsche“ bekommen hat oder nicht das „Erwartete“.

    Oder war da „noch was“ ?

    Nun, gestern abend war die Kirche zur Christmette voll. Zwar nicht bis auf den letzten Platz, es gab auch keine „Kämpfe“ um Sitzplätze.

    Draußen brannte das Osterfeuer, die Osterkerze wurde entzündet und der Pfarrer zog mit gefühlt mindestens zwanzig Ministrant*/-/:/_/•/Innen in die total abgedunkelte Kirche ein.

    Ich weiß nicht, wie es bei den „Protestanten“ ist, aber bei uns „Katholen“ ist schon immer eine bestimmte Atmosphäre und eine feierliche Stimmung vorherrschend.

    Gestern war das etwas anders.

    Nicht, daß es nicht festlich und stimmungsvoll gewesen wäre.

    Die Ministrant*/-/:/_/•/Innen liefen teilweise durcheinander, als wäre die Liturgie nie vorher geübt worden.

    Der Lektor wußte nicht, daß er ans Pult treten und eine Lesung vortragen sollte.

    Als er da stand, blätterte und blätterte er, wußte nicht, WELCHE Lesung und mußte den Pfarrer fragen, der die richtige Stelle aufschlug.

    Alles wirkte irgendwie improvisiert. Lange Pausen taten das Ihre.

    Die gesamte Osternacht dauerte über zwei Stunden.

    Aber wahrscheinlich ist es der Kirche auch wichtiger, „Haltung“ zu zeigen.

    Nicht umsonst hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bätzing, just zu Ostern, die Bundesregierung aufgefordert, im „Kampf gegen die AfD“ voranzuschreiten.

    Und dem Hamburger Erzbischof war es wichtig, die Hunderttausenden von Migranten mit dem Auszug des Volkes Israel aus Ägypten zu vergleichen.

    Positiv ist zu vermerken, daß – zumindest an unserem Kirchenportal – inzwischen keine Regenbogenflagge mehr hängt und in der Predigt unseres Pfarrers auch keine Warnungen vor „denen da“ verkündet wurden.

    Mein persönliches Highlight zu Ostern war heute der Auftritt des Papstes auf der Loggia des Petersdoms.

    Franziskus ließ seine Osterbotschaft und seinen Aufruf zu Frieden überall auf der Welt aufgrund seiner angeschlagenen Stimme und seiner Erkrankung verlesen, ließ es sich aber nicht nehmen, den Segen „Urbi et Orbi“ persönlich zu verkünden, obwohl er allen Grund hätte, sich und seine Gesundheit zu schonen.

    Chapeau, Heiliger Vater !

  3. GJ Antworten

    Es war sein großes letztes Ziel, unter Aufbringung aller verbliebenen Kräfte den Segen am Ostersonntag zu sprechen. In den frühen Morgenstunden des 21.4. ist er verstorben. Ruhe in Frieden Franziskus 🕯

  4. Dr. Hildegard Königs-Albrecht Antworten

    Danke, Herr Kelle, für den starken Text.

    In der Gemeinde, in der mein Mann und ich seit der Corona-Zeit verwurzelt sind, haben wir das österliche Triduum sehr dicht erlebt, einen schönen Gründonnerstag-Gottesdienst, einen verstörenden Karfreitag mit einer berührenden Predigt unseres jungen Kaplans, die festliche Osternacht, in der ein Kind getauft wurde, und heute, am Ostermontag, einen wunderschönen Gottesdienst mit musikalischer Gestaltung durch den Chor der Basilika. Auch hier eine gute Predigt des Pastors, die ohne Vorbereitung sogar zum Tod des Papstes ‚passte‘. Thema war das Lied „Bleib bei mir,Herr!“. Text: Theodor Werner nach Henry Francis Lyte, Melodie: William Henry Monk. Es soll so im evangelischen Gesangbuch stehen.

    Auch ich habe Vieles an der katholischen Kirche zu kritisieren, manche Bischöfe kommen nicht gut weg bei mir, es gab schon viele kritische Briefe an Bistumsleitungen und die DBK.
    Aber die Kirche ist meine Heimat, die lasse ich mir nicht von ihren Verwaltern nehmen.
    Was wäre Weihnachten, Ostern und Pfingsten ohne den Bezug zur Kirche?

    Meine Empfehlung ist es, nicht aufzugeben bei der Suche nach authentischen Vertretern, nach der Geborgenheit einer gläubigen Gemeinde und der wunderbaren Atmosphäre der christlich geprägten Orte.
    Es lohnt sich!

    Noch einen Tipp für den heutigen Tag. Der Pastor predigte über das Lied „Bleib bei mir, Herr!“ nach dem Text von Theodor Werner/Henry Francis Lyte und der Melodie von William Henry Monk. Es soll im evangelischen Gesangbuch stehen.

    Frohe Ostern!

  5. Hermann Martin Antworten

    Danke für diese tiefgehenden Überlegungen.
    Ja, schon rein wissenschaftstheoretisch ist die Betrachtung des christlichen Glaubens interessant. Unsere menschliche Erkenntnisfähigkeit ist nun mal natürlich begrenzt. Nicht nur in den Dingen, deren Erkenntnis noch unentdeckt ist (aber grundsätzlich erkennbar wären), sondern weil es Dinge gibt, die menschliche Erkenntnisfähigkeit prinzipiell übersteigen. Deshalb gibt es keine echten Gottesbeweise (aber logischerweise kann es auch keine Gegenbeweise geben!), dort sind eir auf Offenbarung und auf Glauben -im Sinne von Vertrauen- angewiesen.
    Wenn eine vermeintlich „wissenschaftliche“ Weltanschauung sich darüber definiert, aus ihrer Deutung Gott auszuschließen, hat sie einfach nur einen anderen unbeweisbaren Glauben, den Atheismus, zur Grundlage.
    Die Menschen früherer Zeiten waren keineswegs dümmer, nur weil sie an Wunder glaubten. Sie haben sie teils erlebt und als Wunder wahrgenommen, gerade WEIL sie nicht mit ihrer gewöhnlichen Erfahrung übereinstimmten.
    Naturgesetze werden so genannt, weil sie reproduzierbar Erfahrungswissen sind (teils untermauert durch technisch, chemisch oder mathematisch nachvollziehbare Abläufe). Aber es gibt keinerlei Garantie dafür, dass der Ablauf IMMER so sein MUSS, nur weil es bisher noch nie anders beobachtet wurde.
    Muss man also evtl. davon ausgehen, dass das begründete Rechnen mit Wundern gar eine vertieften Wirklichkeitswahrnehmung ist als die materialistisch/atheistische Sicht?
    Wir sollten außerdem unterscheiden zwischen unfassbaren Dingen, die logisch widersinnig sind, und Dingen, die das nicht sind, sondern lediglich unsere Faßbarkeit übersteigen. Meiner Ansicht nach gehören alle biblischen Aussagen, die wir aus menschlicher Sicht nicht verifizieren können, zur zweiten Kategorie.
    Biblischer Glaube ist also zum Einen nicht unvernünftig, und zum Anderen geht es weniger um die Frage, was ich glaube, sondern WEM ich vertraue.
    Ich wünsche Ihnen allen ein frohes Fest der Auferstehung unseres Herrn!

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