In der vergangenen Woche berichteten Medien kurz und ohne große Aufregung darüber, dass es einen Hackerangriff gegen die CDU-Parteizentrale in Berlin gab. Großen Schaden habe es nicht gegeben, und ehrlich: Was sollte mal als moderne Volkspartei der Mitte auch geheim halten müssen, wenn man eigene Politikkonzepte gar nicht mehr entwickelt? Interessant war für alte Kalte Krieger wie mich lediglich die Information einer Sicherheitsfirma, dass es wohl russische Hacker waren, die es auf Angela Merkels Geheimnisse abgesehen hatten. Die Hacker-Gruppe, die gegen die CDU und zuvor auch schon gegen die Bundestagsverwaltung vorgegangen war, firmiert übrigens unter „Sofacy“ oder „APT28“, falls Sie die mal in Ihrem Mailordner entdecken.

Was ich interessant finde, ist, wie unaufgeregt dieses Land und seine Bürger angesichts des Vorgangs geblieben ist. Erinnern Sie sich noch an den „Lauschangriff“ der amerikanischen NSA auf das Mobiltelefon der Bundeskanzlerin? Der große Bruder von der anderen Seite des Atlantiks hört uns ab. Ooooooohhhh…. da war was los. Leitartikel überall, die BILD-Zeitung veröffentlichte eine Grafik in Farbe, wie vom Dach der US-Botschaft aus gespitzelt wurde oder wird. Und ein Untersuchungsausschuss wurde eingesetzt, die schärfste Sanktion, die das moderne Deutschland heutzutage noch gegen Spione verhängt. War da eine Aufregung im Lande. Fast wie über TTIP.

Doch dieses Mal ist Ruhe im Land. Niemand fordert einen Untersuchungsausschuss wegen des unverschämten Vorgehens Russlands. Keine BILD-Zeitung zeigt Grafiken, wie russische Hacker unser Land und seine Institutionen angreifen. Ich glaube, das hängt einfach damit zusammen, weil Russland unser Freund ist.

Übrigens: die Idee zu diesem Thema hatte mein Freund und Blogger Martin D. Wind – lesen Sie ruhig auch mal bei ihm rein. Aber vorsicht: er ist katholisch! www.disputata.de

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Dieser Artikel wurde 9 mal kommentiert

  1. heribert joppich Antworten

    ich habe nichts anders erwartet. Wir waren auf diesem Auge schon immer blind. Was wären wir ohne die Amerikaner nach dem Krieg heute?: Bewohner des 1000jährigen Reiches oder sowjetische Besatzungszone.

    • Walter Lerche Antworten

      Dann warten Sie mal ab, was wir mit den Amerikanern in 20 Jahren sind!
      Der Plan nach dem Krieg war es zunächst nicht, ein wohlhabendes Land mit wohlhabenden Deutschen zu wollen. Danken Sie den Sowjets, gegen die ein wohlhabendes, freies Gesellschaftssystem im Westen eine verlockende Alternativ zum sparsamen sozialisten Alltag war, quasi wie eine Waffe gegen den Sozialismus.
      Die Fernseh- und Radiosender Berlins und Nähe der innerdeutschen Grenze wurden von 17 Millionen Ostdeutschen gesehen und weitererzählt… bis ins Tal der Ahnungslosen bei Dresden.
      Und JEZT, nachdem der Eiserne Vorhang nebst Mauer seit 26 Jahren gefallen ist, wird der deutsche Wohlstand seit 26 Jahren abgezogen. Mit der gewollten Abschaffung des Bargeldes und der digitalen Transparenz geht es nun auch unserer Freiheit und Privatsphäre an den Kragen.

  2. ALP Antworten

    Es ist auch mir aufgefallen, das dieser Hackerangriff von den Medien nur in einem Nebensatz erwähnt wurde. Kein großes Tamtam. Andererseits: was hat der Untersuchungsausschuß in der NSA Affäre schon gebracht? Keinerlei Konsequenzen, keine Sanktionen, gar nichts. Die Amis sind doch unsere Freunde…..
    Warum sich also über weitere Spionage – woher auch immer – aufregen. Unsere Volksvertreter sind offenbar unfähig, ihre Computer vor solchen Angriffen zu schützen. Oder wollen Sie etwa ausspioniert und abgehört werden?

    • Klaus Kelle Antworten

      Volksvertreter müssen das nicht können, aber unsere Sicherheitsbehören und Geheimdienste. Dass andere Staaten bei uns spionieren, ist nicht schön aber auch nicht ungewöhnlich. Aber dass ein Land wie Deutschland das systematische Abhören durch fremde Mächte nicht stoppen kann, finde ich enttäuschend.

  3. Alexander Droste Antworten

    In der RP war ziemlich großes Tamtam um den Spionage- und Sabotageversuch von Hackern aus Russland, die angeblich Verbindung zur Regierung haben. Ehrlich gestanden, regt mich das gar nicht mehr auf. Russland ist der böse Buhmann, völlig aggressiv, nur auf unsere Vernichtung aus … gähn. Die Amis sind unsere Freunde und unsere Existenz haben wir nur den lieben Amerikanern zu verdanken … schnarch.
    Wer sich nur ein Bisschen um Tatsachen bemüht, wird sicher eines Besseren belehrt. Weder sind die Amis unsere besten Freunde noch sind die Russen auf irgendetwas anderes aus, als auf Geschäfte. Nebenbei bemerkt wären die für uns von größerem Vorteil als TTIP.
    Man mag von den Russen halten, was man will. Meine Meinung der allgemeinen Medien ist einseitige Propaganda gegen Russland und für Amerika oder Israel etc. Diese ist eindeutig kriegstreiberisch. Wir haben im Ernstfall einen ganz schlechten Stand und das wäre eine Wiederholung der Geschichte.
    Wir sollten mal etwas sachlicher und objektiver werden. Uns Deutschen würde das nicht nur hübsch zu Gesicht stehen, sondern vor allem unserer Verantwortung für die Welt gerecht werden.
    Ich schaue mir recht interessiert auch Analysen und Interviews aus Russland an. Gewiss sollte man die kritisch hinterfragen. Aber als böse Buhmänner kann ich die Russen nicht erkennen. Ich sehe eher ein echtes Interesse an einer Zusammenarbeit mit Deutschland. Das schließt doch eine Zusammenarbeit mit Europa und Amerika nicht aus. Was mich dabei wundert ist, dass es einem Herrn George Friedman etc. als Bedrohung Amerikas vorkommt, wenn Deutschland und Russland gemeinsame Interessen verfolgen, was seit mehr als 120 Jahren erfolgreich verhindert werden konnte. Bitte sehen Sie sich jenen Vortrag an: The Chicago Concil on Global Affairs, 4.02.2015: George Friedman, STRATFORT. Lesen Sie dazu auch von Zbigniew Brzinski The Grand Chessboard. Da steht alles ganz klar drin, welche Rolle Deutschland, der nahe Osten und so weiter spielen in den Interessen der USA. Nichts tun die Amerikaner aus Freundschaft, rein gar nichts! Aus Freundschaft dagegen haben die Russen ihr gesamtes Militär aus Deutschland abgezogen. Die Amerikaner dagegen haben massiv aufgestockt! Ich weiß nicht, wem ich mehr vertrauen darf – oder doch?

  4. Walter Lerche Antworten

    Lieber Herr Kelle, Ihr Unverständnis und Empörung darüber, dass die Bevölkerung gelassen bleibt, könnte vielleicht ein Hinweis darauf sein, dass Sie sich mit Ihrer grundsätzlichen Anti-Haltung gegenüber Russland und Ihrem blinden Vertrauen gegenüber unseren „Freunden“ irren. Wenn so viele Leute Russland nicht als unseren „Feind“ ansehen, dann sollte das auch Ihnen zu denken geben. Anlass zum überdenken. „Denken NICHT erwünscht“ gilt für diejenigen, die sich emotional festgelegt haben und nicht offen sind. Dieses gilt beispielsweise für Fans eines Vereins, dem man die Treue schwört, egal was er tut. Oder den Anhängern einer Partei, welche bereits die Farbe des Parteibuches mit der Muttermilch aufgesogen haben und nie mehr ändern.
    Meinen Sie mit großer Volkspartei in der Mitte, die ohne Konzepte ist, tatsächlich noch die CDU?
    Was das Abhören und Hacken durch fremde Geheimdienste und Personen im Auftrage derer betrifft, wird stoisch verschwiegen, dass unsere und die unserer Nachbarn und aller Freunde fleißig mitmachen. Neben den Chinesen tun es die Nordkoreaner ebenfalls besonders gut.
    Mir fällt in letzter Zeit verstärkt auf, dass „Nachrichten“ für bestimmte Zwecke produziert werden. Echte Nachrichten werden hochgespielt, andere verniedlicht.
    Hmmm, wo also ordnen wir die von Ihnen genannte, sog. empörenswerte Nachricht ein?

  5. Franz Platz Antworten

    Alles was uns aufregt und erregt, hat mit den Medien zu tun. Inszenieren die Medien einen Hype, tut die Öffentlichkeit es auch. So werden von an sich gleichwertigen Vorgängen die einen groß herausgebracht, die andern verschwiegen.

  6. Felix Becker Antworten

    Ja glaubt den jemand andere -etwa die USA oder China- täten das nicht?
    Schon beängstigend, dass aus tausenden Kilometer Entfernung etwa die Trinkwasserversorgung in Deutschland stören kann!

  7. Friedrich Albrecht Antworten

    An die „Putinversteher“ hier im Blog habe ich folgende Fragen: Wenn Gut und Böse der Weltmächte so verteilt ist, wie diese Herren reklamieren, wie kommt es dann, daß die baltischen Staaten Angst vor Rußland haben? Weshalb fühlt sich keiner der ehemaligen Ostblockstaaten zum heutigen Rußland hingezogen? Mit Ausnahme von Armenien, welches die russischen Soldaten im Land als Schutz gegen Übergriffe der Türkei oder Aserbeidschan nicht vermissen möchte, kenne ich kein heute unabhängiges Land aus dem früheren Ostblock, welches sich freiwillig der russischen Föderation anschließen möchte. Warum wohl? Ein kleines Beispiel aus Georgien: Dort verschieben russische Soldaten immer wieder den Grenzzaun von Abchasien einige hundert Meter auf georgisches Staatsgebiet, schneiden so georgische Bauern von ihren Feldern ab und wenn Georgien dann protestiert, verweist Moskau auf die abchasische Regierung, die sei zuständig, obwohl sie vollständig von Rußland abhängig ist. So schiebt Rußland seinen Einflußbereich schrittweise vor bis zur Kontrolle über die Hauptverbindungs-Straße zwischen Ost- und Westgeorgien. Und das soll ein lieber Nachbar sein?

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