Ein Foto bei Spiegel Online zauberte heute Morgen das erste Lächeln des Tages auf meine Lippen. Ein Pizzabote auf einem Motorroller mit einer Wärmekiste auf dem Rücksitz bahnte sich den Weg durch Polizeisperren und Wasserwerfer in Hamburg inmitten der Gewalt und des von linksextremen Gewalttätern verursachten Chaos‘. Nichts besonderes, wird er gedacht haben. Er macht ja nur seinen Job. So wie Millionen andere in Deutschland auch. Die große Politik, die mächtigsten Staatenlenker der Erde interessieren ihn wahrscheinlich nicht einmal. Er hat nur den Auftrag, eine Pizza zu liefern: Quattro Formaggi für 7,50 Euro, vielleicht wird vom hungrigen Kunden auf acht Euro aufgerundet, wir er denken. Toll, oder?

Natürlich kenne ich diesen Pizzaboten nicht, aber ich kenne viele Leute, die einfach nur ihren Job machen. Im Krankenhaus Tabletten verteilen, im glitzernden Büropalast die Fenster putzen und die Flure wischen, Kisten mit Milchflaschen im Supermarkt stapeln. Wir kennen sie nicht, aber sie sind überall da, und ohne sie würde hier nichts laufen. Sie werden schlecht bezahlt, sie fliegen nicht zu Tauchkursen auf den Malediven und sie können sich keinen Flachbildschirm XXL leisten.

Danke an all diese Namenlosen, ob sie Polizisten beim G20-Gipfel sind oder Pizzaboten im Wahnsinn!

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Dieser Artikel wurde 6 mal kommentiert

  1. Klaus Beck Antworten

    Ja, all die Namenlosen, die zum Funktionieren (trotz) einer gesellschaftlichen Umwälzung beitragen …
    Ja, wenn Leute einfach nur ihren Job machen, die Polizisten und viele Millionen Deutsche, auch wenn’s schon überall kracht, raucht, brodelt, stinkt …

    Wirklich ganz bewundernswert, diese Deutschen.
    Oder ist das vielleicht schon jenes offenbar urdeutsche Phänomen, das Daniel Goldhagen in „Hitler’s Willing Executioners – Ordinary Germans and the Holocaust“ beschrieben hat.

  2. S v B Antworten

    Ich pflege alle diejenigen, die, wie von Ihnen, Herr Kelle, geschildert, jeden Morgen aufstehen und einfach „nur“ zur Arbeit gehen und so auf unterschiedlichste Weise dazu beitragen, dass dieses Land (noch) „funktioniert“, gerne mit dem hehren Attribut „staatstragend“ auszuzeichnen. Sicher ist dies nicht ganz der richtige Ausdruck, aber es ist doch unbestritten, dass das Wohl Deutschlands auf den Schultern eben dieser unzähligen Bürger ruht. Sie selbst haben ja schon eine ganze Reihe von Beispielen genannt, die man freilich endlos fortsetzen könnte, vom Arzt bis zum Zoowärter gewissermaßen.

    Allen, die geholfen haben, dieses Land aufzubauen, ebenso wie allen, die redlich darum bemüht sind, dass Deutschland auch weiterhin ökonomisch und als Gesellschaft zuverlässig „funktionieren“ kann, schuldet die Politik Verständnis sowie Vernunft und Augenmaß bei all ihren Entscheidungen.

    Auch von mir ein Dankeschön an alle, die Deutschland (vermeintlich) einfach „nur am Laufen halten“.

    • Klaus Beck Antworten

      „… die redlich darum bemüht sind, dass Deutschland auch weiterhin ökonomisch und als Gesellschaft zuverlässig „funktionieren“ kann, schuldet die Politik Verständnis sowie Vernunft und Augenmaß bei all ihren Entscheidungen.“
      _____

      Die Politik schuldet dem in der Gesellschaft zuverlässig funktionierenden Menschen überhaupt nichts.
      Denn die Gesellschaft IST die Politik.
      Und die Gesellschaft WILL diese Politik und WÄHLT diese Politik.

      Das „Funktionieren“ wird im Ausland übrigens als deutsche Primärtugend angesehen. Da sind wir richtig gut. Im Funktionieren mit angelegten Scheuklappen waren wir schon immer Weltmeister.
      Wahrscheinlich deshalb haben die Wahlen in den USA, Frankreich und GB einfach nicht so funktioniert wie wir das erwartet haben.

      Hören wir in 30 Jahren wieder: „Das wußten wir damals alles gar nicht …“?

  3. wkrüger Antworten

    Zustimmung. Und im Gegensatz dazu die nöligen „Kinder“ (G20 Gegner), die – egal wie alt sie auch sind – nicht erwachsen werden und Riesenansprüche formulieren. Auf den Yorkbrücken in Berlin steht ein gesprayter Satz, der die Maßlosigkeit dieser Szene gut charakterisiert: „Wir wollen nicht nur ein Stück vom Kuchen – wir wollen die ganze Bäckerei“

  4. Alexander Droste Antworten

    „Einfach nur ihren Job machen“ kann auch ganz anders bewertet werden (siehe z.B. innerdeutsche Grenze o.Ä.).

    Diesen redlichen Menschen jedenfalls und auch solchen, die andere retten, obwohl sie „von den Anderen“ sind, gebührt der aufrichtige Respekt, ja Dank. Mit einem kleinen Lob und aufmunternden Worten bei der nächsten Gelegenheit wäre schon ein kleiner Teil geleistet.

  5. Walter Lerche Antworten

    Die vielen Namenlosen sind systemrelevant. Ohne sie funktioniert keine systemrelevante Bank. Die vielen Namenlosen sind wir.

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