Fangen wir mit den guten Nachrichten an: Im aktuellen Deutschlandtrend legen CDU und CSU um satte vier Punkte auf nun wieder 30 Prozent zu. Der Kampf um die Nachfolge von Angela Merkel an der Spitze der CDU elektrisiert viele Mitglieder, Anhänger und Abwartende. Politik macht wieder Spaß, inhaltliche und personelle Alternativen sind plötzlich gefragt im Kanzlerinnenwahlverein. Drei Edel-Kandidaten und einige Außenseiter treten morgen in Hamburg vor die 1.001 Delegierten des Bundesparteitages, der dann am späten Nachmittag entscheidet. Eine Schicksalentscheidung für die Union.

Halten wir fest: Mit Annegret Kramp-Karrenbauer, Jens Spahn und Friedrich Merz haben die Delegierten die Auswahl zwischen drei exzellenten Kandidaten. Jeder von ihnen hat das Zeug, die Nach-Merkel-Union besser zu führen als die Frau aus der Uckermark, die mit ihrem linksgrünen Kurs die CDU in beispielloser Art und Weise entkernt und nach unten gezogen hat.

Das System der CDU-Regionalkonferenzen hat ihren Charme bewiesen. Die Kandidaten schenkten sich nichts, und die Basis dankte an manchen Abenden mit stehenden Ovationen. Annegret Kramp-Karrenbauer wird zu Unrecht als „Merkel-Clon“ geschmäht. Sie hat als Ministerpräsidentin des Saarlandes eigene Duftmarken gesetzt – etwa in der Flüchtlingspolitik oder beim Lebensschutz. Aber für einen glaubhaften Neuanfang und eine Korrektur der katastrophalen politischen Fehlleistungen der vergangenen Jahre („Ich wüsste nicht, was ich hätte anders machen sollen“) wird sich eine Frau aus dem engsten Umfeld von Frau Merkel nicht überzeugend präsentieren können.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat beim Schaulaufen in den vergangenen Wochen noch einmal deutlich an Statur gewonnen, indem er sich mit Zukunftsfragen jenseits der Tagespolitik beschäftigte und als Bundesminister mehr auf die Beine stellt, als das ganze restliche Kabinett zusammen.

Und Friedrich Merz? Viele Jahre haben die Konservativen in Deutschland seufzend geraunt: „Wenn bloß der Merz wiederkäme.“ Nun ist er da – und die Delegierten könnten ihn morgen ins Amt wählen. Natürlich werden dann die notorischen Meckerer auch etwas zu skandalisieren haben. Schließlich ist Merz reich und erfolgreich – und so einen wollen viele im bunten Deutschland nicht an der Spitze haben. Mittelmaß ist Trumpf hierzulande – auch in der Politik.

image_pdfimage_print

Dieser Artikel wurde 24 mal kommentiert

  1. Achim Koester Antworten

    Wie aktuell Friedrich Schillers Ballade von der Bürgschaft ist, versuche ich einmal in einer leicht abgewandelten politischen Version zu zeigen. Bitte nicht allzu ernst nehmen:

    Zu Merkel, der Staatsratsvorsitzenden, schlich
    Schäuble, den Merz im Gewande,
    Der Altmaier schlug ihn in Bande:
    „Was willst du mit dem hier?“ fragte ihn böse
    Peter der große und adipöse:
    „Die Partei von Angela befreien“ –
    „Das sollst du am Parteitag bereuen“

    „Ich bin“, spricht jener „zum Kämpfen bereit,
    Und bitte nicht, mich zu verstehen,
    Doch gib mir nur noch einen Tag Zeit,
    Dann werden wir weitersehen“
    Da lacht Altmaier mit arger List,
    Und spricht nach kurzem Bedenken
    „Den einen Tag will ich dir schenken,
    Doch wisse, wenn sie verstrichen die Frist,
    Und AKK die Vorsitzende ist,
    Dann wirst du noch an mich denken.“

    So sprach der Minister und verschwand.
    Ob Merz oder Kramp-Karrenbauer
    Die Zukunft gehört in unserem Land –
    Am Freitag sind wir wohl schlauer.
    Die Hoffnung, sie ist doch kein leerer Wahn,
    Denkt sich im Stillen der Kandidat Spahn,
    Und ich sei, gewährt mir die Bitte
    Am Ende der lachende Dritte.

    • Friedrich Albrecht Antworten

      Mein aufrichtiges Kompliment zu dieser akualisierten Ballade und besten Dank dafür.

    • Dorothea Hohner Antworten

      Geradezu genial frei nach Friedrich Schiller…..die Intelligenz in Deutschland ist doch kein leerer Wahn….ich sei, gewährt mir die Bitte, mehr als nur der Dritte 😉

      Wir brauchen mehr, als nur 3 Intelligente 😉

      • achim Koester Antworten

        Ihnen Beiden herzlichen Dank für die positive Bewertung, das macht Mut für mehr derartige Beiträge 😀

  2. Kay Kastning Antworten

    Friedrich Merz in den letzten 18 Jahren hätte vieles verhindert, was Deutschland heute schadet. Ob er nun die Wende bringt? Ich hoffe es.

  3. W. Lerche Antworten

    Mittelmaß, überall nur Mittelmaß! Sich im Erfolg Abhebende werden gemobbt und weggeknackt. Alle in einem Boot sitzend wird der beste Ruderer über Bord geworfen, sobald er ans Steuer greift.
    Richtig gute Leute kommen selten so hoch, dass sie über die Grenzen des eigenen Stallgeruchs hinaus von außerhalb kaum wahrgenommen werden. Merz ist wohl so einer, der es immerhin soweit schaffte, dass man ihn allgemein kannte und man sich nach Jahren immer noch an ihn erinnert.

  4. Juvenal Antworten

    Die CDU hat sich entschieden und ich deute das als „Weiter so“:
    – verfallende Infrastruktur
    – keine Digitalisierung
    – Ausbau der Sozialleistungen
    – Ausweiden des Mittelstandes und der fleissigen Arbeiter
    – Macht hoch die Tür für alle Welt
    – Enteignung der Autofahrer ohne Alternative (Bahn ist am Verfallen)
    – Grün übermaltes Schwarz.

    Machterhalt statt Zukunftskraft.

    Dann ab zur Alternative, damit Paroli geboten wird.

  5. S v B Antworten

    Also – heute müsste es einigen Leuten dann doch ziemlich die Sprache verschlagen haben. In Hamburg und auch sonst wo in der Republik. Merkel lebe dreimal hoch-hoch-hoch(!!!), und AKK for Chancellor – genau das bedeutet ihre Wahl schlussendlich. Die MCDU – wie man sie kennt, wie sie leibt und lebt, wie sie singt und lacht. Von vielen aus Gewohnheit lieb gewonnen. – Ganz ehrlich, wer hatte anderes erwartet? Alles in allem also ziemlich un-überraschend, der Tag. – Nun aber ist Eile geboten, die unliebsame AfD unter Beobachtung durch den Verfassungsschutz stellen zu lassen. Nur gut, dass Maaßen weg ist. Mit „dem Neuen“ wird das ganz sicher was. – Alles läuft doch immer noch wie geschmiert in diesem Land. Erneuerung??? Mit wem? Wofür?

  6. Hildegard Königs-Albrecht, Dr. Antworten

    Frau Merkels Abschiedsrede habe ich mir nur abschnittweise zu Gemüte führen können. Eigentlich war auch diese Zeit vergeudet. Es war schon ziemlich dreist, wie sie ihre Parteiführung über die Jahre beschrieb. Alles in Butter? Der langanhaltende Beifall war jedenfalls unangebracht.
    Jetzt also AKK, der ich eine wirkliche Wende nicht zutraue. Ein Neuanfang ist verpasst worden. Frau Merkel wirkte sehr zufrieden mit dem Wahlausgang. Das verheißt nichts Gutes.

  7. Hinrich Mock Antworten

    Quod erat demonstrandum. Die CDU ist längst ein Fall für eine Therapie. Die Zeit dafür haben wir ja auch nicht mehr. Nach Hamburg jetzt heißt es Tschüß und nicht Auf Wiedersehen.

  8. W. Lerche Antworten

    Einziger Trost: AKK ist katholisch. Vielleicht nimmt der Einfluss der kath. Kirche wieder etwas zu. Früher waren alle Kanzler kath. An die sozialistische Merkel ist die Kirche nicht rangekommen. Obwohl, wenn ich mir überlege, welchen inhaltlichen Einfluss die kath. Kirch wohl ausüben könnte, da wird mir genau so schlecht, wie bei allen anderen Trost-Szenarien.
    Ich wollte gerne mal wieder CDU wählen können. Die AfD wird’s freuen.
    Vermutlich wird sich auch nach den nächsten BTW nichts am Grün-Schwarzen Block ändern. Fatal geht’s also weiter. Gute Nacht! Jetzt brauchen wir Gelbwesten.
    Ja Herr Kelle, Sie können stolz auf Ihre CDU sein! Die von Ihnen hier oft beschworene Weichenstellung in der CDU wird es nicht geben. Merkel wird weitermachen, bis halb Orient und Afrika hier sein werden.

  9. gabriele bondzio Antworten

    Gestern wird es wohl vielen die Petersilie verhagelt haben. Gewinner sind die, die ihre Posten und Pöstchen in Gefahr gesehen. Die Wahl von AKK ist ein Punktsieg für Angela Merkel. Die ja auch in ihrer Rede als besondere Leistungen ihrer Partei, die Aufnahme der „Flüchtlinge „ betont hat. Leere Worthülsen und Durchhalteparolen werden weiter das Image der CDU bestimmen.

  10. colorado 07 Antworten

    Nun hat sich der lange Schatten Merkels also doch wieder bewährt! Und er wird weiter wirken, denn sie soll ja „die mächtigste Frau der Welt“ sein.

  11. G. J. Antworten

    Was ist Herrn Merz kurz vor seinem Auftritt in Hamburg widerfahren? Wenn ich mir seine Rede noch einmal anschaue, dann kommt es mir so vor, als ginge es ihm dabei um nichts Wesentliches. Er leitet das runter, will es irgendwie hinter sich bringen, als hätte er anschließend noch einen wichtigeren Termin. Das Ergebnis wird allen gefallen, die bisher um Merkel herum ihre Positionen aufgebaut haben und die Sektkorken bei AFD und FDP werden zahlreich geknallt haben. Ich glaube kaum, dass sich Herr Merz nun erkennbar einbringen wird. Mich beschleicht der Gedanke, dass er Spahn verhindert hat und sich nun wieder in seine Nische zurückzieht, in der er die letzten Jahre war. Bleibt abzuwarten, welche Akzente AKK setzt und ob sie den vielen nun endgültig enttäuschten Wertkonservativen etwas anbieten kann und wird.

    • HB Antworten

      Ich habe jetzt gelesen, dass ihm die Parteiregie das Mikrofon runtergedimmt hat, damit genau der Eindruck entsteht, den Sie und vermutlich auch viele andere hatten, entsteht. Sollte das stimmen, kann ich nur noch sagen Pfiu Deibel.

  12. Tina Hansen Antworten

    Auch von mir – nach anfänglich großer Enttäuschung – ein paar sortierte Gedanken:
    a) Friedrich Merz war kein optimaler Kandidat, auch nicht aus wertkonservativer Sicht. Er wäre als Kanzlerkandidat aufgrund von Lebensalter und Habitus einer breiten jüngeren Wählerschaft schwer zu vermitteln gewesen; sein mangelndes Gespür für soziale Befindlichkeiten (Stichwort: Mittelschicht) und zuletzt die dröge Parteitagsrede kamen noch hinzu. Zudem haftete dem Lange-Verschwundenen-und-dann-wieder-Aufgetauchten schon so ein bisschen der Duft nach beleidigter Leberwurst an. Er hätte nicht kandidieren und den Weg frei lassen sollen für
    b) Jens Spahn, meinen Kandidaten der Herzen, der sicher noch von sich reden machen wird.
    c) Und dann ist da AKK, ihres Zeichens nun neue Parteichefin. Was immer man sagen mag über Merkels letzten Triumph – Frau Kramp-Karrenbauer, die in der Flüchtlingspolitik im Saarland durchaus Akzente gesetzt hat, verdient nun eine faire Chance. Gerade sah ich Kevin Kühnert im ZDF-MOMA – er klagte, dass die Saarländerin „immer noch“ (!!!) gegen die Ehe für Alle sei und es ihm echt keinen Spaß mache, mit ihr darüber zu diskutieren. Das lässt doch hoffen!!!

    • HB Antworten

      Das Saarland entspricht noch nicht mal einer Millionenstadt. Mehr oder weniger war sie lediglich Oberbürgermeisterin. S. Gabor Steingart bei Anne Will

  13. HB Antworten

    Merkel hat gewonnen, Deutschland hat verloren! Es ist trostlos geworden in diesem Land. Wessi-Mutti folgt auf Ossi-Mutti. Fast mag ich mir wünschen, dass ihr Parteivorsitz glücklos verläuft. Den ersten Bock hat sie wohl bereits geschossen und ein Gschmäckle hat der auch noch.
    Was mich aber am meisten freut ist im Bekanntenkreis ein „blinder“ Merkelfan, der das jetzt auch so sieht. Frauenquote, Muslimquote, Homosexuellenquote und Studien- oder Berufsabbrecher. Dann steht der politischen Karriere nichts mehr im Wege.

  14. W. Lerche Antworten

    Was sagt denn nun Herr Kelle dazu?
    Wann kommt sein Beitrag dazu? Ob seine Pause wohl seine Gedanken vorweg nimmt?

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert