Der frühere Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, ist zurück auf der Bildfläche. Was gerüchteweise schon gehandelt wurde, bestätigte sich am Samstag in Rom. Der Pastoraltheologe war nach öffentlichem Streit um exorbitante Kosten beim Neubau seines Amtssitzes zurückgetreten. Nun wurde er zum Delegaten im Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung ernannt. Interessant ist, wie eine mediale Meute nun erneut zu Spott und Hohn greift und den „Protz-Bischof“ zu neuem Leben erweckt. Vielfach sind es dieselben Leute, die kein Problem damit haben, wenn ein früherer Straßenschläger Bundesaußenminister wird oder StaSi-Spitzel hohe politische Führungsämter ausüben dürfen. Die vielgerühmte „zweite Chance“ dürfen wohl nur Menschen für sich reklamieren, die die richtige Gesinnung haben.

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Dieser Artikel wurde 12 mal kommentiert

  1. LePenseur Antworten

    Cher Monsieur Britz,

    der Ordnung halber (da es nämlich in diesem Zusammenhang häufig unrichtige Vorstellungen über die Vermögensfähigkeit von Geistlichen gibt) darf ich darauf hinweisen, daß Bischof Tebartz-van Elst als Weltgeistlicher ebenso (wie Sie völlig richtig anführten) wie auch die Altbundeskanzler Kiesinger und Dr. Kohl kein Armutsgelübde abgelegt hat — dies träfe nämlich nur auf Ordensgeistliche zu.

    Und was das »Wehtun« des Straßenschlägers Joschka betrifft: nun, es ist wenigstens ein Fall bekannt, in dem er einem Polizisten (bzw. in seiner Diktion: einem »Bullenschwein«) richtig wehgetan hat und an einer großen Zahl von durchaus gewalttätigen Demonstrationen wenigstens beteiligt war. Insoferne ist der Begriff »Straßenschläger« nicht ganz von der Hand zu weisen.

  2. Andreas Schneider Antworten

    Den „Protz-Bischof“ ordne ich dem Medium zu, in dem Sie hin und wieder auch einmal einen Gastkommentar veröffentlichen dürfen, Herr Kelle. Ich habe dort per Leserkommentar 3 (drei) Mal diese Wortwahl zu kritisieren gewagt (in einem Fall nutzte ich den Begriff „Bildzeitungsniveau“) – kein einziger dieser Kommentare überwand die neudeutsche Zensur der „Nettiquette“ oder was auch immer man mir glaubte vorwerfen zu können. Recht bequem ist es natürlich, dass man von vornherein jede Diskussion um eine Begründung abwürgt.

    Nein, zur „Lügenpresse“ ist es trotzdem noch ein weiter Weg. Aber solche Handhabe bildet wohl ein Mosaiksteinchen Dessen, was viele Bürger zu diesem Vorwurf veranlasst hat.

  3. Hans-Georg Streubel Antworten

    Sehr geehrter Herr Kelle,
    es ehrt Sie, Ihre Rücksichtnahme auf den Bischof. Ein ganz klares Nein zu Ihren Ausführungen und Ihren Vergleichen. An den früheren Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, werden und sind zwingend an Wertemaßstäbe anzulegen. Die Kirche sollte und muss Orientierung vermitteln, nichts anderes. Von wem denn sonst noch? Ihre Betrachtungsweise stört mich. Wenn ein Bischof, von dem man Demut, Bescheidenheit, Klarheit und Wahrheit erwarten muss und diese Tugenden auch von den den Kanzeln predigt, wird auch ein entsprechendes Verhalten von ihm selbst erwartet. Zumal diese Wertegerüste von Gott vorgegeben wurden. Wie leben denn heute Kardinäle und Bischöfe, sicher nicht unter der Armmutsgrenze. Der Bischof Tebartz-van Elst hat die Gläubigen in Limburg, die Kontrollgremien und letztlich den Papst belogen. Dass er jetzt noch als Dankeschön in Rom Karriere macht und dieses Verhalten zu keinen weiteren Konsequenzen führt, ist ein Widerspruch in sich. Auch Ihre Vergleiche mit ehemaligen und heute noch in Funktion befindlichen Politikern sind abenteuerlich. Erwarten Sie dieses Wertegerüst von den heutigen Politikern? Sollten Sie das voraussetzen wollen, wäre der Bundestag, die Landtage, die Kreistage, die Stadträte und die Gemeinderäte beinahe leer. Nein Herr Kelle, so geht das nicht.

    • Klaus Kelle Antworten

      Sehr geehrter Herr Streubel,

      natürlich muss an einen Bischof ein anderer Wertmaßstab angelegt werden, als an einen Politiker. Vielleicht erinnern Sie sich, dass ich damals für den Rücktritt von TvE war, und zwar wegen seines Verhaltens in Zusammenhang mit der Indien-Reise („Business Class sind wir geflogen“). Aber ein wenig erinnert mich der Vorgang TvE inzwischen an den „Fall Wulff“. Viele der Vorwürfe, die seinerzeit in Limburg erhoben worden sind, wurden inzwischen stark relativiert – Badewannen-Kosten 1.500 statt 15.000 Euro u.s.w…. Und ich frage mich auch, weshalb ein „Protz-Bau“ bei einem konservativen Bischof zum gesellschaftlichen Skandal wird, während absolut vergleichbare „Protz-Bauten“ anderer, progressiver Bischöfe nicht einmal Gegenstand von moderater Berichterstattung sind. Ich denke, über diese Dinge lohnt es sich, auch nachzudenken. Seine neue Aufgabe in Rom sehe ich im Übrigen keineswegs als „Dankeschön“, sondern eben als zweite Chance.

      • Hans-Georg Streubel Antworten

        Sehr geehrter Herr Kelle, es ist nicht hilfreich, dem ganzen Tun des Herrn TvE etwas Positives abzugewinnen. Es mag auch sein, dass in einzelnen Fällen die Kommata etwas verrückt wurden. Es ändert nichts am grundsätzlichen Sachverhalt. Geld (kein persönliches Geld des Bischofs) wurde unkontrolliert und unnötig verschwendet. Dies dafür, dass ein Bischof sein gesalbtes Haupt in edle Tücher betten und sein gesalbtes Popöchen auf edle Hölzer platzieren kann. Das ist nicht korrekt in Anbetracht der großem Armut, die teilweise herrscht. Einseitige Parteinahme und diesbezügliche Erklärungsversuche sind falsch. Gehen Sie davon aus, dass ein Mitarbeiter eines Unternehmens, wenn er derart verlogen mit seinen Vorgesetzten umgegangen wäre, niemals mehr in diesem Unternehmen „eine Zeit der Besinnung“ bekommen hätte. Er wäre schlichtweg untragbar für das Unternehmen. Das ist ein Faktum. Gutes und Richtiges predigen ist das Eine, das richtige Tun und Handeln, ist das Andere. Es stimmt was nicht in Ihrer Logik.

  4. Hartmut W. Gloeckner Antworten

    Der weltliche Stellvertreter des „Meisters“ ist dabei, dem gesamten Klerus in puncto Demut und Bescheidenheit, neue Wege aufzuzeigen. Da ist doch der sogenannte Protzbischof genau richtig in seiner Nähe untergebracht worden.

  5. H. Urbahn Antworten

    Schon merkwürdig diese Kritik. Frühere Bischöfe und Erzbischöfe haben ganz andere „Prunkbauten“ für sich errichten lassen, dabei war die Bevölkerung aus deren Mitteln die Bauten errichtet wurden wesentlich ärmer als heute. Keiner der Kritiker würde sich weigern diese Schlösser z.B. Schloß Brühl anzusehen oder gar der Verkauf zu verlangen, damit doch das Geld verteilt werden kann, ja an wen wohl, Deutsche werden kaum darunter sein.

    • Hans-Georg Streubel Antworten

      Hallo Herr Urbahn,
      schauen Sie sich in München den Amtssitz von Herrn Kardinal Marx, dem Vorsitzenden der Deutsche Bischöfe an. Eine Zeitreise in die Geschichte ist nicht notwendig. Muss dieser Prunkt sein? Ist das alles noch vermittelbar, wenn Sie an die Worte des Herrn denken? Demut, Bescheidenheit, keine weltlichen Güter und Respekt. Was fällt Ihnen auf?

  6. Friedrich-Wilhelm Giroud Antworten

    Der frühere Straßenschläger ohne Beruf und Schulabschluß war kein Außenminister; er war Außenminister-Darsteller!!
    Es hat in der Tat seit 1871 keinen schlimmeren und unfähigeren „Außenminister“ gegeben.

    • Hans-Georg Streubel Antworten

      Sehr geehrter Herr Giroud,
      gerne gestehe ich, nicht als Grüner verschrien zu sein. Sie werden mir sicher aber zustimmen können, dass Ihre Stellungnahme etwas „aus dem Ruder“ gelaufen ist. In der Rangliste der Qualität der Außenminister nimmt Herr Fischer sicher nicht den letzten Platz ein. Nur soviel dazu, ohne ins Detail zu gehen.

      • Berthold Lindenau Antworten

        Ich denke, Herrn Streubels Replik auf die Auslassungen des Herrn Giroud ist mehr als berechtigt. Bezeichnenderweise hat Herr G auch keine Begründung seiner Meinung geliefert.

        B. Lindenau

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