Der Verband „Lesben und Schwule in der Union“ (LSU) soll beim nächsten Bundesparteitag eine offizielle Arbeitsgemeinschaft der CDU Deutschlands werden. Das meldet unser Lieblingsmagazin „Der Spiegel“ in dieser Woche. Nun erschließt sich auf den ersten Blick nicht, warum die „Volkspartei der Mitte“ neben mitgliederstarken Verbänden wie der Jungen Union (JU), Frauen Union (FU), Mittelstandsvereinigung MIT und Arbeitnehmerflügel CDA eine 400-Mitglieder-Organisation, deren Kernforderungen nicht einmal von der Partei geteilt werden, mit Sonderrechten und wahrscheinlich auch Budget ausstatten will. Aber sei’s drum, das ist nicht mein Problem. Wenn „Muttis GAYle Truppe“ (Eigenwerbung) Teil der Parteistruktur werden soll – bitte sehr. Allerdings würde ein solcher Beschluss Fragen aufwerfen. Im Jahr 2009 konstituierte sich im Umfeld der Union ein „Arbeitskreis Engagierter Katholiken“ (AEK), der analog zur von der CDU anerkannten Vereinigung „Evangelischer Arbeitskreis“ (EAK) besonders katholische Positionen in die innerparteilichen Diskussionen der C-Partei einbringen wollte. Anders als den evangelischen Mitchristen wurden den Katholiken eine Anerkennung als Partei-Organisation jedoch versagt. Die „Christdemokraten für das Leben“ (CDL), eine weitere Organsation mit rund 6.000 Mitgliedern, setzt sich für unbedingten Lebensschutz ein – gegen Abtreibung und Sterbehilfe. Auch die CDL ist lediglich „sonstige Organisation“, die zwar ein paar Bundestagsabgeordnete in ihren Reihen hat und bisweilen Parteiräumlichkeiten nutzen, aber keine offizielle Parteigliederung sein darf, die z. B. Antrags- und Vorschlagsrecht bei Parteitagen hätte. Wenn die CDU wirklich die große Volkspartei auf christlichem Wertefundament sein will, dann sollte sie mit der LSU zusammen auch CDL und AEK zu Part-Verbänden ernennen. Das wäre dann konsequent.

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Dieser Artikel wurde 6 mal kommentiert

  1. Andreas Schneider Antworten

    Im Zeitalter der Political Correctness bleibt die Konsequenz nun einmal auf der Strecke. Das ist nicht nur bei dem beschriebenen Vorgang feststellbar – die Demokratie verkommt zur Diktatur der Minderheiten.

    Sehen wir aber nicht schon seit geraumer Zeit eine „Amerikanisierung“ der „Politik“ – in dem Sinne, dass das Fähnlein nach der aktuellsten Meinungsumfrage gehängt wird? Konsequent ist dabei doch nur noch die Inkonsequenz. Was das aber mit „Politik“ zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht.

  2. Friedrich Albrecht Antworten

    Schon seit ca. 50 Jahren wird vereinzelt – leider mit zunehmender Brechtigung – immer mal wieder gefragt, ob die CDU das C überhaupt noch zu recht im Namen führt. Wenn das so weitergeht und man kein Nichtwähler sein möchte, bleibt dann leider wohl nur noch die AfD.

  3. Dr. Hildegard Königs-Albrecht Antworten

    Eine gesonderte Arbeitsgemeinschaft für Lesben und Schwule in der CDU einzurichten, entspricht nicht dem christlichen Wertefundament, auf das sich die Partei immer noch beruft.
    Wie Lesben und Schwule ihr Leben gestalten, interessiert mich nicht. Ich will auch nicht ständig darüber informiert werden. Aber die Hartnäckigkeit, mit der Homo-
    sexuelle alle Lebensbereiche nach ihren Vorstellungen durchdringen wollen, ist mir zuwider. Vor allem die Bildungspläne zur „Sexuellen Vielfalt“ lehne ich ab. Toleranz: ja, Akzeptanz im Sinne von absoluter Gleichwertigkeit: nein.

    • Hans-Georg Streubel Antworten

      Sehr geehrte Frau Dr. Könige-Albrecht,
      ich stimme Ihnen ausdrücklich zu. Mit welcher Penetranz sich die zitierten Gruppen präsentieren und welche Forderungen aufgestellt werden, ist sehr eigenwillig. Es kommt soweit, dass sich die Paare, die in klassischen Beziehungen leben, dafür demnächst dafür entschuldigen müssen. Das ist ein Paradoxum. Hinzu kommt noch, dass die klassische Familie von der Politik völlig allein gelassen wird. Aber das ist eine „andere Baustelle“.

  4. Hans-Georg Streubel Antworten

    Ob die heutige CDU noch die Berechtigung hat, das „C“ im Parteinahmen zu führen, bewerte ich bewusst nicht, habe aber dazu eine sehr dezidierte eigene Meinung. Es ist leider in höchstem Maße befremdlich, dass die Parteienlandschaft in unserem Staat insgesamt der Beliebigkeit zum Opfer gefallen ist. Wo und in welcher Partei gibt es noch einen erkennbaren und auch gelebten Leitfaden? Wenn die „große“ und die „kleine“ Politik zur Beliebigkeit wird und nur noch dazu da ist, 1. Interessengruppen zu bedienen und 2. das Wohl vieler Menschen eben auf dem Altar der Beliebigkeit zu opfern, kann man sicher nicht von einem an christlichen Werten geprägten Menschenbild sinnieren. Es stimmt vieles Grundsätzliches nicht mehr in unserer Gesellschaft, deren Auseinanderdriften mit Händen zu greifen ist . Die Lasten sind falsch verteilt. Herr Schneider schreibt: „Sehen wir aber nicht schon seit geraumer Zeit eine “Amerikanisierung” der “Politik” – in dem Sinne, dass das Fähnlein nach der aktuellsten Meinungsumfrage gehängt wird? Konsequent ist dabei doch nur noch die Inkonsequenz. Was das aber mit “Politik” zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht“. Recht haben Sie, sehr geehrter Herr Schneider. Die Amerikanisierung hat bereits 1945 mit dem Ende des zweiten Weltkrieges begonnen. Das gehört auch zur Wahrheit. Ob diese Entwicklung und diese Tendenzen gut sind, sollte jeder für sich entscheiden. Ich meine nicht.

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