Deutsches Kulturgut Currywurst

Man nennt sowas heute Fast Food, Street Food oder auch Soul Food, kleine Mahlzeiten für den Hunger zwischendurch.

Wenn Sie wie ich viel unterwegs sind, nutzen Sie die Gelegenheiten, mal schnell an einer Currywurstbude in Berlin eine extra scharf zu bestellen, wenn fünf Minuten mehr Zeit ist, auch mit Pommes Majo, was wiederum nicht gesund für alte weiße Männer mit ein klein wenig Übergewicht ist.

Aber was ist schon gesund an diesem Leben?

Ich habe nichts gegen Döner oder Gyros/Pita, schmeckt mir sehr, aber Currywust ist meine Nummer 1 an der Imbissbude. Seit Jahrzehnten.

Angeblich wurde die Currywurst in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg in Berlin erfunden.

Wo denn auch sonst? Von Herta Heuwer, die (laut wikipedia) seit Sommer 1949 einen Imbissstand an der Ecke Kant-/Kaiser-Friedrich-Straße in Charlottenburg betrieb. Am 4. September 1949 servierte sie, so die Legende, ihren Gästen erstmals eine gebratene Wurst mit einer selbst angerührten Currywurstsauce nach eigenem Rezept. Und schwupps, schon hatte sie ein Stück Weltkulturerbe geschaffen.

Und weil das Geschäft lief, schrieb sie „1. Currywurst-Braterei der Welt“ auf ein Schild vor ihrem Imbiss, ja, sie ließ sich die Wort-Bild-Marke „Chillup“ für ihre Sauce schützen – eine Mischung aus Chilli und Ketchup. Bill Gates und Elon Musk hätten ihre Freude an Hertas Erfolgsgeschichte.

Warum erzähle ich Ihnen das?

Zum einen, weil ich nachher auf den Weihnachtsmarkt gehe, und vermutlich vor dem Glühwein noch schnell eine Currywurst essen werde.

Zum anderen, weil ich gestern an einer Autobahnraststätte an der A 2 in Niedersachsen – auf dem Rückweg von Berlin nach Hause – anhielt, um eine Currywurst zu essen und danach einen Kaffee zu trinken.

Die Currywurst, die mir dort skandalöserweise vorgesetzt wurde, war keine Bratwurst, sondern eine Brühwurst, wie man in meiner Heimat sagen würde: eine Bockwurst.

Und das geht überhaupt nicht. Currywurst muss zwingend Bratwurst sein. Besser nicht in einer Fettpfanne wie in manchen Fußballstadien im Rheinland, sondern auf dem Holzkohlegrill gebrutzelt. HOLZKOHLEGRILL – bei Union Berlin, auf der Bielefelder Alm und in Thüringen weiß man genau, was ich meine. Nur das ist eine echte Currywurst, nur das verdient es, von Ihnen und mir gegessen zu werden.

Guten Appetit!

image_pdfimage_print

Dieser Artikel wurde 13 mal kommentiert

  1. Andreas Schneider Antworten

    Fällt die fehlgeleitete Nutzung einer Brühwurst für diesen Zweck auf irgendeine Weise unter „kulturelle Aneignung“?

  2. Tina Hansen Antworten

    Ich mag auch gerne Currywurst. Und Pommes Mayo. Und Döner mag ich auch. Und gestern abend habe ich eine Dönerbox gegessen, die bei dem Döner-Dealer meines Vertrauens immer noch nur 3,50 Euro kostet.
    Aber trotzdem bin ich gerade untröstlich. Seit Tagen warte ich nun auf den ausstehenden Bericht über die UFO-Sichtung auf der Autobahn. Leser, die nicht auf Facebook sind, also mutmaßlich beispielsweise mein geschätzter Blog-Kollege Otto (vormals SvB: ich bitte Sie herzlich um Verzeihung für meinen unverzeihlichen Fauxpas!), wissen noch gar nichts davon… Ist es passiert???

    • S v B Antworten

      Selbstverständlich sind Sie exkulpiert, liebe Tina. Sicher ist es Ihrer geschätzten Aufmerksamkeit entgangen, dass mein Eintrag im Personenregister der Gemeinde erst mit dem 01.01.2023 Gültigkeit erlangt. Ab dann aber definitiv Otto.

      Currywurst mit Pommes und Ketchup(!), bitte, auch für mich eine wahre Delikatesse. Leider sind echt leckere Currywürste rar, sehr rar sogar. Vor vielen Jahren, als ich noch im Raume München wohnte, war die Imbiss-Bude auf dem Parkplatz eines Baumarktes meine wöchentliche Anlaufstelle. Dort gab es eine Currywurst, mit welcher selbst die authentischste Kreuzberger nicht mithalten konnte. Beim genüsslichen Verspeisen der Delikatesse leisteten mir, bei jedem Wetter, meist einige freundliche LKW-Fahrer kurzweilige Gesellschaft. Es herrschte also eine echte Echte Currywurst-Atmosphäre, wie man behaupten könnte. Eine Brühwurst als Currywurst zu verkleiden, geht, wie Herr Kelle sehr richtig bemerkt, gar nicht. Allerdings sind für mich selbst die „normalen“, leichenbleichen, feinbrätigen Bratwürste alles außer „the real thing“. Im wirklich besten aller Fälle – der viel seltener noch als eine Begegnung mit Hühnerzähnen ist – wird die Kronprinzessin unter den Würsten, nämlich die grobe(!), angeräucherte(!) Brühwurst zur Königin der Currywürste gekrönt. Für eine solche „schmeiß‘ ich mich weg“. Vielleicht sollte ich mich mal im Wurst-Traumland Hessen auf die Suche nach der groben Geräucherten machen… Hm, könnte es gar sein, dass mir diese Wurst-Delikatesse nur so rar erscheint, weil sie mittlerweile allenthalben unter der Bezeichnung „Bosna“ angeboten und verzehrt wird? Ich tappe diesbezüglich völlig in der Brühe und ersuche deshalb alle Wurstperten im Blog dringend um Aufklärung. Im Voraus herzlichen Dank.

    • Klaus Kelle Antworten

      @Tina Hansen,

      ich mag hartnäckige Menschen. Ich habe jetzt Hinweise bekommen, das Ufo auf dem Foto könnte einfach nur die Sonne gewesen sein. So will man uns von der Realität ablenken….

      Schönen Adventssonntag nochh!

      KK

  3. Querdenker Antworten

    Herrje, Herr Kelle, Currywurst gehört umgehend auf den Index. Currypulver ist eine der indischen Küche nachempfundene Gewürzmischung. Sie entstand im 19. Jahrhundert in Großbritannien in Anlehnung an indische Curry-Gerichte. Ketchup wurde zur gleichen Zeit wahrscheinlich aus dem Indonesischen übernommen. Dort bedeutet kecap einfach Soße und wird für eine fermentierte Soße aus schwarzen Sojabohnen verwendet. Was mit den frühen Rezepten für Ketchup in englischen Kochbüchern übereinstimmt. Das ist ganz klar eine kulturelle Aneignung mit einer scharfen Kolonialismus Note. Dann noch die gegrillte Bratwurst, hier wird Fleisch und Speck im Fleischwolf zusammen mit Gewürze, Zwiebeln, Kräuter und Hilfsmitteln zerkleinert. Anschließend füllt man das Brät in Därme von Schwein oder Lamm. Für die Herkunft des Grillens wird vermutet, dass es ein natürlicher Ur-Instinkt ist, der die Menschheit über Jahrtausende hinweg begleitet hat und noch immer tief in der patriarchalen Männerwelt verankert ist.
    Ich wünsche Ihnen und Euch ein schönes Wochenende und bei der nächsten leckeren Currywurst nicht den Humor und Appetit verlieren.

  4. Achim Koester Antworten

    Wenn man es auch als Stilbruch bezeichnen will, ich mag Currywurst nur aus Rindswurst, nicht wegen Schweinefleischverbots, sondern weil ich mir als Gastronomie-erfahrener denken kann, was in einer Bratwurst so alles drin ist, wie der Metzgerlehrling einst sagte:“Meister wenn das rauskommt, was da drin ist, kommen wir beide rein und so schnell nicht wieder raus“😢

    • H.K. Antworten

      Das gilt wohl leider auch für meine heißgeliebte Weißwurscht …

      Ist wohl besser, man weiß gar nicht so genau, was da alles drin steckt …

      • S v B Antworten

        Nördlich des Weißwurst-Äquators, gar hoch im Norden Deutschlands, ist vom Weißwurst-Verzehr ohnehin abzuraten. Oder reisen Sie am Ende ab und an gar ins schöne Weißwurst-Land, weil Ihnen Weißwurscht eben gerade nicht Wurscht ist? 😉

        Mit meiner heiß geliebten hessischen Fleischwurst, (Flaaschwoscht, GJ wird’s verstehen) in Bayern als Lyoner gehandelt, geht es mir übrigens ähnlich, lieber H.K. Aber ein großzügig bemessenes Stück kalte Fleischwurst, dazu ein, zwei gehäufte Esslöffel Fleischsalat (bei dem möchte man sicher noch weniger wissen, was drin ist), Ketchup, Curry-Pulver und eine süß-würzige Gurke aus dem Glas – für den, der’s mag, nicht zu verachten.

        • H.K. Antworten

          Nachdem ich vor Jahren bei einem Lehrgang in einer Sonthofener Kaserne den „bayrischen Kampfsatz“ kennenlernen durfte, gehört der bei uns zuhause in unregelmäßigen Abständen zum Stadardrepertoire.

          Bayrischer Kampfsatz ?

          3 Weißwürscht, 2 Brezn und 1 Weißbia.

  5. H.-J. Pöschl Antworten

    Ich verlasse nie Berlin, ohne vorher eine Currywurst gegessen zu haben.
    Ebenso ist es für mich undenkbar, in Thüringen keine original Thüringer Bratwurst zu essen. Bei uns in Brandenburg ist die Bockwurst der Favorit. Alles andere (Döner, Gyros o.ä.) wäre für meinen Gaumen eine Beleidigung.
    Und da ich gerade beim lukullischen Schwelgen bin, ein Tipp in eigener Sache:
    nur noch morgen gibt es auf dem Weihnachtsmarkt in Finsterwalde (BB) den absolut besten Glühwein auf dem Stand des Rotaryclubs.
    Premium-Glühwein trinken und damit zugleich etwas Gutes tun – mehr geht nicht.

  6. H.K. Antworten

    Currywurst = Deutsches Kulturgut.

    Wenn es in diesem Land so weitergeht, können wir wohl froh sein, wenn von „Deutschem Kulturgut“ zumindest die Currywurst übrigbleibt.

    Wenn unsere wunderbare, überall höchstgelobte Außenministerin in Münster das Kreuz entfernen lässt, nimmt das kaum einer wirklich zur Kenntnis.

    Wenn sie nun im Außenministerium das „Bismarck-Zimmer“ in „Saal der Deutschen Einheit“ umbenennen lässt, so können wir uns freuen. Schließlich ist der Name immerhin „Saal der DEUTSCHEN Einheit“.

    Aber auch die Currywurst wird ja bereits aus zahlreichen Kantinen und Mensen verbannt. Currywurst = „böse“.

    So wie „Bismarck“. Und der „Bismarck-Hering“. Von „Bismarck-Doppelkorn“ will ich gar nicht erst reden …

    • Alexander Droste Antworten

      Was die radikal-militanten Veganer anbelangt, so ist die Currywurst auf dem Index von Cancel Culture.

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert