Es wäre wünschenswert, dass Russland ein echter Partner wird

War der Absturz eines russischen Passagierflugzeugs, der alle 224 Insassen das Leben kostete, also doch ein Terroranschlag? Russische und ägyptische Offizielle bestätigen das bisher nicht, aber britische und amerikanische Geheimdienste halten es für die plausibelste Erklärung, warum ein Passagierflugzeug ohne Vorwarnung einfach so in der Luft auseinanderbricht. Warten wir also ab, was die weiteren Untersuchungen ergeben. Wenn Allahs Killertrup vom ISIS dahinter steckt, so würde das nur erneut belegen, dass Russland und der Westen ein gemeinsames Problem haben, das sie gemeinsam angehen und lösen könnten. Wenn sie Partner wären.

Russland ist ein großes und militärisch starkes Land. Jeder Nachbar, nicht nur die unmittelbaren, ist gut beraten, sich um ordentliche, ja gute Beziehungen zum Kreml zu bemühen. Und NATO und Russland gemeinsam, jeder mit seiner Militärmacht und seinen Einflusszonen im Nahen Osten, könnten dem Islamischen Staat ein schnelles Ende bereiten. Das wäre auch die Voraussetzung dafür, eine ernsthafte Lösung für das europäische und insbesondere deutsche Problem mit Flüchtlingen und illegalen Zuwanderern zu finden. Aber ich fürchte, es wird nicht passieren, denn Russland wird von einem Mann angeführt, der sich nicht an internationale Gepflogenheiten und Spielregeln zu halten gedenkt.

Nun ist gutes Personal bei der Führung von Supermächten nicht leicht zu finden. Wir sehen das in Washington ebenso wie in Moskau. Staaten sind sowieso keine Freunde, sie haben lediglich Interessen. Diese zusammenzuführen, dazu kann es gut sein, wenn die Chemie zwischen den führenden Personen stimmt. Helmut Kohl war als Kanzler ein Meister darin, persönliche Beziehungen zu flechten. Barbecue mit Bush in Camp David, am Rhein mit Gorbatschov sitzen und über die „Gechichte“ plaudern, und Maggie Thatcher in Rheinland Pfalz zum Saumagen-Essen nötigen. Und plötzlich öffnen sich Wege, von denen man nur Monate vorher nicht zu träumen gewagt hätte.

Eine gute Chemie zwischen Putin und Obama scheint es nicht zu geben. Spätestens seit dem Wort von „der Regionalmacht Russland“ ist man echt sauer im Kreml angesichts dieser offenen Demütigung. Verständlich. Nur, wenn man ein gemeinsames Problem lösen muss und sich nicht leiden kann, gibt es nur einen Weg: Vertrauen in die Verlässlichkeit der jeweils anderen Seite und das strikte Einhalten allgemein gültiger Regeln. Ob die Sowjetunion Gulags betrieben hat oder die Amis einst die Indianer nahezu ausrotteten, spielt nüchtern betrachtet keine Rolle, wenn man den IS bekämpfen will. Aber die Spielregeln müssen eingehalten werden. Sie heißen Transparenz und Rechtssicherheit. Wer im Europa 2015 mit militärischer Gewalt Grenzen verschiebt, wer Tag für Tag mit militärischen Provokationen kleinere NATO-Staaten piesackt, wer durch PR-Profis das Internet mit Unmengen selten dümmlicher Hetzpropaganda gegen den Westen fluten lässt, der kann einfach kein Partner sein. Der kann seinen Fans im Westen ein wenig Spaß bereiten, es den USA endlich mal richtig zeigen. Aber er trägt sicher nicht zu einer Lösung der aktuellen Konflikte bei. Und Respekt gewinnt er höchstens so, wie ein Wirtshausschläger. Dem gehen alle aus dem Weg und jeder grüßt freundlich aus der Ferne, aber in Wirklichkeit kann ihn kaum einer leiden.

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Dieser Artikel wurde 22 mal kommentiert

  1. Alexander Droste Antworten

    Merkwürdig, Ihre Anschuldigungen kann ich irgendwie nicht sehen, können Sie das näher erörtern? Das deckt sich kaum mit den Reden, die ich von dem verfemten Herrn gehört habe. Auch meine Wahrnehmung und mein Urteil zu der Krimangelegenheit ist eine andere. Nun, was Propaganda anbelangt, ist sie sicherlich auch nicht dümmlicher als die unsrige. Im Gegenteil, halte ich Ihre geradezu als kriegshetzerisch. Man kann dem Russischen Präsidenten vorwerfen, was man will, aber er hat Recht, wenn er sagt, das er die Interessen seines Volkes über die einer expansiven NATO-Politik sowie die Bedrängnis von mittlerweile über tausend Militärbasen der USA rundum Eurasien verteidigen muss. Außerhalb Russland gibt es, glaube ich nur drei. Ich habe ja schon an vielen Stellen auf einschlägige und völlig offene Darstellungen des amerikanischen Thinktanks hingewiesen. Sie sollten einfach mal die andere Brille aufsetzen.
    Wenn wir das wollen, können wir auch mit Russland, auch mit Putin, Handel und Politik machen. Wenn wir das gewollt hätten, wäre die Situation nicht so, wie sie heute ist. Stattdessen klammern wir uns an einen ganz offen imperialistisch auftretenden Amerikaner. Das können Sie ruhig glauben, denn sie sprechen das ganz offen aus. Sie sprechen auch ganz offen aus, dass sie sich die Ressourcen, die sie gebrauchen können, einfach holen und dass sie gezielt Regionen destabilisieren, damit sich deren Leute bekriegen, denn für die eigene Armee ist das zu teuer. Dann setzen sie die ihnen passenden Machthaber ein. Ganz offen hat das der liebe George Friedman erklärt. „Das ist zwar nicht moralisch, aber es funktioniert.“ Und sie reiten mit Vergnügen auf dieser Welle!

    • Klaus Kelle Antworten

      Kim Jong Un verteidigt auch die Interessen seines Volkes, aber das bedeutet nicht, dass man es gutheißen muss, was er macht. Und NATO-Basen, ja die ganze NATO, gibt es überhaupt nur, weil es unberechenbare Staatenlenker wie Putin mit einer starken Armee gibt. Die Herrschaften im Kreml sollten sich einmal mit der Frage beschäftigten, wieso alle Länder, die einst in ihrem Interessenbereich waren, bei der ersten Gelegenheit so schnell wie möglich weg von Russland und hin zu EU und NATO abhauen. Und imperialistisch auftretende Amerikaner sehe ich derzeit nirgendwo, in der Ostukraine schon gar nicht. Da sind es Russlands Söldner und Waffen, die inzwischen mehr als 6.000 Ukrainer getötet haben. Und nicht die NATO-Luftwaffe rast mit eingeschaltetem Zielradar auf Russlands Grenzen zu, sondern genau umgekehrt läuft diese Nummer. Ich denke nicht, dass ich eine einseitige Sicht auf die Dinge habe. Ich muss mir nur anschauen, was Putin macht, dann weiß ich schon, dass das nicht in unserem Interesse sein kann.

      • Alexander Droste Antworten

        Nach der Wende 1990, als die Sowjetunion zerfiel, flohen alle ehemaligen Sowjetrepubliken mit Groll gegen den Bolschewismus. Das verstehen wir. Russland ist nicht mehr bolschewistisch. Nach Gorbatschow und Jelzin stand auch die NATO kurz vor der Auflösung, da ja jetzt der Feind verschwunden ist. Damals hatte man Gorbatschow versprochen, im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands, man möge die NATO nicht nach Osten erweitern, was Reagan ihm zugesichert hat. Kaum ein paar Jahre danach waren die Balten und Polen der NATO beigetreten. Georgien sollte auch und da kam Putin. Aber das ist eine andere Geschichte. Nicht zuletzt sollte der Ring mit der Ukraine geschlossen werden. Ja wieso denn? Es wird an diesem Ring massiv aufgerüstet. Gegen Russland, was sich bis dato an ein Abrüstungsabkommen gehalten hatte. Angesichts der Entwicklungen im Westen hat es sich Putin wohl anders überlegt, was ich irgendwie nachvollziehen kann.

        Das Embargo gegen Putin hat genau die gleiche Wahrheitsgrundlage wie der Krieg in Irak: Unterstellungen, Verschwörungen, angebliche Beweise, Provokationen und Diffamierungen, Dämonisierungen. Wenn Sie vor Ihrer Haustür einen Trupp Schläger patrouillieren sehen, was machen Sie dann? Einen einmal getroffenen Friedens- und Abrüstungsvertrag nehmen und winken? Oder vielleicht doch lieber verbarrikadieren und die Gartenharke in Anschlag nehmen?

        Wer oder was alles in der Ukraine mitmischt, ist ziemlich undurchsichtig, aber eines steht fest, es sind nicht nur Russen im Spiel. Und welche Motive sie dabei haben, kann man sich vielleicht auch ausmalen, nur eben nicht vorrangig die Eroberung. Wenn, dann aus sekundären Erwägungen. Soviel kann man dazu sagen.

        Ich glaube auch nicht, dass man Putin mit Kim Jon Un gleichsetzen kann. Während der eine ein totalitärer Diktator eines Kleinstaates ist, der seine Bevölkerung am Hungertuch nagen lässt während er Paraden auffahren lässt hinter denen sich die chinesische schon fast verstecken kann, hat der andere das im Chaos versinkende Restreich in vielen Teilen wieder geordnet und zu gewissem Wohlstand geführt. Putin beteuert jedenfalls bei jeder Gelegenheit, dass er die Souveränität der anderen Staaten achtet und keinerlei Ambitionen hegt, irgendwen anzugreifen. In einigen seiner Reden bekennt er sich zu einer Mitschuld am zweiten Weltkrieg mit Bedauern und dem Wunsch, jetzt positiv und mit den europäischen Nationen konstruktiv in die Zukunft zu schauen. Er bedauert die Abkehr des Westens und fühlt sich europäisch. Der nette Herr George Friedman dagegen beteuert, dass es nichts Gefährlicheres für Amerika gäbe, wenn Deutschland mit seinem Know-how mit dem ressourcenreichen Russland gemeinsame Sache machen würde und es sei Amerika bisher immer gelungen seit 18irgendwann, ich muss das nochmal nachrecherchieren, dieses zu verhindern. Prima! Warum? Weil die Amerikaner nicht gerne teilen! Sie wollen eines: Kontrolle über alles! Und wir sind deren Vasallen. Aus Schuld oder Dankbarkeit verzichten wir auf Souveränität und lassen uns vereinnahmen für amerikanische Geostrategien. Wir sind die Hauptbasis der Amerikaner in Europa. Ein mulmiges Gefühl angesichts einer möglichen Eskalation in Hinblick auf einen „Erstschlag“. Überall, wo Amerikaner einst interveniert haben, haben sie Militärbasen aufgebaut und die bleiben! Das ist annektiertes Land. Da wird behauptet mit Billigung der jeweiligen Regierung. Nun, wie diese Billigung wohl zustande kommt … Diese ganze Armada von Islamisten sind eine Krüppelgeburt amerikanischer Geostrategie. Zu diesen Leuten möchte ich nicht dazu gehören. Wenn sich Amerika besinnt auf konstruktive und friedliche Politik, in der andere Staaten ihre eigenen Konflikte selber lösen, dann können wir wieder zusammenkommen. Nach innen verhalten sich diese Potentaten genauso. Die eigene Bevölkerung ist nicht frei, wie man immer so schön postuliert, sondern Knechte eines gefühllosen Kapitalismus – winner or loser. Und Obama kam mit seinen Sozialreformen genau deswegen nicht durch und wird als zahnloser Tiger bedauert. Ich hatte den Eindruck, dass er das deutsche System nachmachen wollte. Soziale Marktwirtschaft und gesteuerter Kapitalismus ist in den Augen der Großkapitalisten Kommunismus und muss bekämpft werden. Jedenfalls ist das kein Modell für diese Potentaten. Sie wollen alles! Monsanto ist ein echtes Aushängeschild für dieses System.

        Nun, dieses Forum ist wohl zu klein um alle Dinge historischer und aktueller Art auszubreiten. Aber eines steht fest: Putin ist nicht alleiniger Buhmann.

  2. Dorothea Hohner Antworten

    Lieber Herr Kelle,
    eigentlich ist es mir immer ein Vergnügen, Ihre Artikel zu lesen, weil sie so erfrischend dem Mainstream widersprechen, weil sie ehrlich und wahr sind, weil Sie mit gesunden Menschenverstand und ebensolchem Augenmaß geschrieben sind. Bei diesem Artikel bin nun nicht Ihrer Meinung, gebe dafür Herrn Droste recht…… Der Amerikaner ist die Pest, die Kriege und Unruhen schürt. Der Amerikaner nötigt uns zu Sanktionen, die uns schaden, dafür macht er dann sehr gerne die Geschäfte, welche uns durch die Lappen gehen, das ist reinstes Pharisäertum, außerdem braucht derjenige, der solche Freunde hat, im Leben keine Feinde mehr. Herr Putin jedoch wehrt sich nur gegen eine menschenverachtende, wortbrüchige, übermächtige Nato und damit gegen Amerika, welches sich holt, was es meint brauchen zu können. Schlimmer geht’s nimmer!!

    • Klaus Kelle Antworten

      Liebe Frau Hohner,

      wenn alle immer einer Meinung wären, wäre es ja auch langweilig. 🙂

      Wenn Sie schreiben „Der Amerikaner ist die Pest“ möchte ich Sie aber doch daran erinnern, dass es Amerikaner waren, die Berlins Bevölkerung einst während der Blockade durch russische Truppen mit Lebensmitteln versorgt haben, und dass es auch die Amerikaner waren, die als erste 1990 ohne Wenn und Aber Deutschlands Streben nach Wiedervereinigung unterstützt haben, während alle anderen noch in den Büschen steckten. Ich denke, Deutschland ist mit dem Partner USA über die Jahrzehnte immer gut gefahren. Und wenn die Amis Idiotisches gemacht haben – z. B. Irak-Krieg – hatten wir stets die Alternative, dabei nicht mitzumachen.

      Beste Grüße und schönes Wochenende!

      Klaus Kelle

  3. Tom Hess Antworten

    Ich muss mich leider den Vorrednern anschließen. Man kann ja nicht mal gegenrechnen. Die Krim ließe sich wohl noch mit der Annexion der Guantanamo Bucht vergleichen. Wäre da nicht der geschichtliche Kontext zur Krim. Die Ukraine? Wie würden wohl die USA reagieren, würde Russland Mexiko gegen die USA aufstacheln und das Land spalten? Und der Rest der Welt: Libyen, Irak, Afghanistan, Drohnenmorde in Pakistan, Syrien, Somalia. Was könnte ich jetzt dagegenstellen? Georgien? Auch nicht wirklich. Ich bin nicht dafür, mit den USA zu brechen. Aber den USA muss mal klar gemacht werden, dass es endlich ein Ende finden muss, die ganze Welt wie ein großes Monopoly-Spiel zu destabilisieren.

    Letztendlich ist ja inzwischen auch rausgekommen, dass es den Kampf der USA gegen IS nie gab. Im Gegenteil, die haben ihn geschaffen und rüsten ihn mit den Saudis (die die Scharia haben, weswegen die syrischen Flüchtlinge verständlich nicht da hin wollen) aus. Ich finde dieses Höchstmaß an Grausamkeiten und menschenverachtender Politik einfach nicht bei den Russen. Und bezüglich der Provokationen durch Verletzung von Hoheitsgebieten (Luft und See). Was haben US-Kriegsschiffe im Chinesischen Meer zu suchen? Wir sind nicht besser, wohl noch schlechter. Wo die Demokratie, die Libyen gebracht werden sollte? Weshalb werden die Probleme mit der Radiokativität durch Munitionsmüll im Irak mit zahllosen Fehlgeburten totgeschwiegen?

    Was würde mit Russland passieren, wenn sie einen Angriffskrieg starten würden, so wie Vietnam, Irak oder Libyen. Oder einfach bestimmen würden, dass ihnen eine Regierung wie die syrische den USA nicht mehr passt und sie ein Land in dieses Elend stürzen würden? Russland (unter Putin!) muss mehr Anerkennung finden. Ein echt mieser Führer in Russland hätte auf all diese Provokationen (zu Recht) reagiert und die Welt wegen der westlichen Überheblichkeit und Prtovokation längst in den Krieg geworfen. Untermauert wird das durch Schlagzeilen wie „musste sich neue Freunde suchen bei seinen Schwellenländer-Gipfeln“. Die gab es schon, bevor er geächtet wurde für … Gerade die letzte Meldung: Russland stoppt Gaslieferung an Ukraine.

    Nimand hat erwähnt, dass die Ukraine zuvor alle Verträge für ungültig erklärte. Sicher machen die Russen auch Fehler. Aber wer ein mal einen echten Vergleich der weltweiten Handlungen wirklich objektiv durchführt, wird schnell erkennen, wer hier der wahre Aggressor ist. Wobei, ich lebe im Ausland und hier sind auch viele Amerikaner. Die sehen das ebenso. Sie haben völlig irre und wildgewordene Politiker, sagen sie. Es reichen auch die entsprechenden Blicke ins amerikanische politische Internet. Das ist alles andere als Friede, Freude, Eierkuchen. Auch die amerikanische Bevölkerung ist sich im Klaren darüber, dass nicht alles von ihrer Regierung astrein ist. Und Dankbarkeit wegen dem Zweiten Weltkrieg? Der ist 70 Jahre her. Müsste ich das heute noch so (in diesem Umfang) anerkennen, müssten wir eigentlich auch alle noch Nazis sein, oder?

    Und dann kann ich wirklich bis zum Abschlachten der nativen Amerikaner zurückgehen. Es geht nicht darum, wer wann was gemacht hat. In einer sich weiter entwickelnden Gesellschaft, die Frieden und Gerechtigkeit als höchste Ziele ausruft, sollte dies auch wirklich angestrebt werden. Niemand darf einen Freifahrtschein zum Morden bekommen. Weder USA noch Russland.

  4. Alexander Droste Antworten

    Ich verweise auf die Reden vor der UNO-Vollversammlung durch Muamar Al Gaddhafi, den exzentrischen Diktator. Ihm wurde unterstellt, er würde sein Land und seine Bevölkerung unterdrücken. Bei genauerem Hinsehen war das Gegenteil der Fall und die Libyer liebten ihn. Ähnlich verhält es sich mit Assad, dem man unterstellt, mit Giftgas gegen die eigene Bevölkerung vorzugehen. Nun, die Beweise sind so stichhaltig wie die Massenvernichtungsmittel von Saddam Hussein.
    Gaddhafi hat die UNO angezweifelt und das Vetorecht kritisiert, das ausschließlich Amerika und die NATO-Mitglieder innehaben. Er forderte die Gleichstellung aller UNO-Mitglieder nach ganz demokratischer Art. Tja, nun ist er als untragbarer Diktator, den man noch kurze Zeit zuvor als König des Öls hofiert hatte, tot. Er hatte auch davor gewarnt, dass wenn man ihn beseitigt, keiner mehr da ist, die Flüchtlinge aus Afrika zurückzuhalten. Viola! Da sind sie! Wer hat Gaddhafi getötet, Libyen bombardiert?
    Putin hat ebenfalls eine Rede vor dem UN-Sicherheitsrat gehalten. Er forderte die Achtung der Souveränität aller Staaten. Warum sollte er das Gegenteil von dem tun, was er vor der ganzen Welt sagt?

  5. Dieter Krüll Antworten

    Lieber Herr Kelle,
    ich möchte mich nicht an der Diskussion böse oder gute Russen, böse oder gutre Amerikaner beteiligen.
    Grundsätzlich meine ich nur, dass herabwürdigende Äußerungen wie „nur eine Mittelmacht“ und jede Art von Ausgrenzung weder sinnvoll noch zielführend sind. Politiker müssen immer miteinander im Gespräch bleiben, sollen Kriege verhindert werden. Hat nicht die deutsch französische Freundschaft den richtigen Weg gezeigt?

    Wir müssen die Brücke zu Putin wiederherstellen. Das heißt nicht, dass wir ihm nicht sagen, dass die Annektion der Krim ein Bruch des Völkerrechts war und ist. Insbesondere muss Russland wieder als Beobachter an den Tisch der NATO geholt werden, damit neues Vertrauen wachsen kann.

    Bei all dem könnte Deutschland eine hilfreiche Vermittlerrolle einnehmen.

    Dieter Krüll, Neuss

  6. Friedrich Albrecht Antworten

    Wenn ich die Kommentare Droste, Hohner und Hess lese, frage ich mich wie es möglich ist, ein so selektives Wahrnehmungsverhalten zu praktizieren. In welcher Welt leben diese Kommentatoren eigentlich? Wenn Nato-Staaten (Frankreich) Kriegsschiffe und Gefechtskontrollstände (Deutschland) für die russische Armee bzw. Marine anfertigen, ist das doch wohl ein eindeutiges Zeichen für eine praktizierte Kooperation statt einer Gegner- oder Feindschaft. Und was macht Putin, er annektiert Teile des Nachbarstaats Ukraine, och weil er genau weiß, daß er vom Westen nichts Ernsthaftes zu befürchten hat.

  7. heribert joppich Antworten

    ich bin entsetzt über den nicht nur hier sondern in weiten Teilen Deutschlands vertretenen Antiamerikanismus. Ich frage mich sachon seit geraumer Zeit, warum Deutschland auf dem linken Auge total blind ist. Haben wir den Balkan vergessen? Europa war nicht in der Lage auch nur für etwas Ordnung zu sorgen. Gleiche gilt für Syrien und den nahen Osten. Wir überlassen es gern den Amerikanern, um anschließend sie als Kriegstreiber zu diffamieren.
    Putins Russland ist Meilen von einer Demokratie entfernt. Das Russland Putins stellt weiterhin eine Gefahr dar, obwohl ich anfangs Putin in die richtige Richtung gehen sah. Leider geht er nun den Weg in die Antidemokratie.
    Ich stimme Herrn Kelle somit weitgehend zu!

    • Alexander Droste Antworten

      Ich würde mal sagen: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Und das ist nicht linksblind sondern Argwohn gegenüber einer Entwicklung, die nicht ethisch vertretbar ist. Im übrigen bin ich nicht prinzipiell antiamerikanisch. Wie gesagt, die Zeichen sind eindeutig. Blindes Vertrauen ist naiv.

  8. Rainer Schütze Antworten

    Sehr geehrter Herr Kelle,
    oft teile ich zwar Ihre Ansicht, in diesem aber nicht. Putin ist sicher kein lupenreiner Demokrat, wie ihn sein gekaufter Gas-Gerd bezeichnet hat. Aber Putin zu verteufeln, hilft auch nicht weiter, ebensowenig wie das verhängte Embargo. Damit ist weder der russischen Bevölkerung noch unserer Wirtschaft gedient. Der größte Verbrecher ist für mich nach wie vor George W. Bush. Selbst sein Vater fühlte sich jetzt befleissigt, ihn in Schutz zu nehmen. Wer hat denn das ganze Chaos im nahen Osten verursacht? Wer ist für die ganzen Flüchtlinge die die BRD jetzt überschwemmen, verantwortlich? Die Amis nehmen z.B. keine Iraker auf, höchstens in Guantanamo. Selbst der damalige britische Premier Blair hat eingeräumt, das der Einfall in den Irak ein riesen Fehler war.
    Man könnte hier noch ellenlang schreiben, aber Herrn Droste stimme ich in vollem Umfang zu.

  9. Hans Wolfgang Schumacher Antworten

    Sehr geehrter Herr Kelle, sorry, aber in dieser Diskussion stimme ich den Ausführungen von Herrn Droste und Herrn Hess zu. Ich glaube, Sie malen hier etwas zu sehr schwarz – weiß. Wenn wir wollen, dass Russland ein echter Partner wird, müssen wir natürlich aufhören dieses Land und Herrn Putin zu verteufeln.

    Und wir sollten die USA realistisch als das sehen, was sie ist: Das militärisch weitaus stärkste Imperium auf diesem Globus, welches selbstverständlich mit fast allen Mitteln versucht, seine geostrategischen und wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen.

    Hierzu ein kurzer Vergleich zwischen der USA und Russland, entnommen der JF vom 24.7.2015, die erstgenannte Zahl betrifft jeweils USA, die zweitgenannte Zahl Russland:

    Soldaten: 1.400.000 zu 766.055
    Kampfflugzeuge: 5.004 zu 2.074
    Flugzeugträger: 20 zu 1
    U – Boote: 72 zu 55

    Selbstverständlich muss nicht nur Russland diese Dominanz als bedrohlich ansehen ! Wer garantiert denn, dass in den USA für alle Zeiten die jeweiligen Regierungen vernünftig handeln ?

    Auch das Verhältnis der USA zu Deutschland sollte man nicht romantisieren:
    So erklärte Obama nach seiner Wahl 2009 bei seinem ersten Besuch in Deutschland vor amerikanischen Soldaten in Rammstein. “ Deutschland ist ein besetztes Land und wird es bleiben.“ Diese Rede wurde damals im 3SAT TV gesendet und von Richard Melisch in seinem Buch “ Das Schweigen der glücklichen Sklaven“ zitiert.

    Was die unberechenbaren Staatenlenker betrifft, solche kann es auch in den USA geben. Ich denke da an Bush Junior. Vielleicht war dieser auch nur ein Büttel der US – Wirtschaft, denn es erhielt beispielsweise der US – Konzern Halliburton im Irak nach dem Krieg Aufträge im Wert von über 20 Milliarden US – Dollar !
    ( Quelle: Das Buch von Naomi Klein “ Die Schock Strategie“ von 2007 ) Interessanterweise war der damalige Vizepräsident von Bush, nämlich Dick Cheney, vorher Aufsichtsratsvorsitzender und CEO von Halliburton gewesen !

    Die Welt ist nicht schwarz und weiß, sondern grau.

  10. Uwe_aus_DO Antworten

    Leider zeigt die Geschichte in allen Epochen: Wenn man selbst gute Absichten hat, jemand anderes aber böse, dann muss man manchmal auch selbst böse Mittel anwenden, um ihn in die Schranken zu weisen. „Halt auch die andere Wange hin“ funktioniert im real existierenden Leben leider nicht.

    Wenn das geklärt ist, dann wäre noch die Frage, wer ist hier „gut“ und wer „böse“ offen. Über Zahlen (Soldaten, Flugzeugträger, U-Boote…) und deren Deutung kann man lange streiten. Ist aber gar nicht nötig. Die Bundesrepublik stand, so sagen es die großen Kritiker der USA selbst, seit dem 2. Weltkrieg unter deren Vorherrschaft, die DDR bis vor 25 Jahren unter der der Sowjetunion. Diejenigen unter uns, die Ende 30 oder älter sind, haben es doch selbst erlebt. Und muss man ernsthaft die Frage stellen, wer mehr Menschrechte, Freiheit und auch Wohlstand hatte?

    Ich habe vor Putin mindestens so viel Angst wie vor den Auswirkungen der Flüchtlingswelle. Und bin jedem dankbar, der mich, und sei es auch nur ein Stück weit, vor ihm schützt.

  11. Johannes Peerenboom, Kleve, Niersstr. 35 Antworten

    Putin und Partner, was soll der Quatsch, der scheut vor keinem Verbrechen zurück, das ihm nutzt, „Alte Sowjetunion“ schaffen, Krim-Besetzung, Einmarsch mit Soldaten usw in die Ukraine….Wenn ich mir vorstelle, deutsche Soldaten würden seit hunderten von Jahren in deutsche Gebiete z.B Ostpreußen einmaschieren, was dann?? Kommentar von Udo W zutreffend, mein Glückwunsch Joh. P. aus Kleve

  12. Iris Antworten

    Sehr geehrter Herr Kelle, bei diesem Beitrag möchte ich mich doch den eher kritischen Kommentaren anschließen.
    Wir fordern so gern Demokratie in allen Ländern der Welt und sind bisher den Beweis schuldig geblieben, dass sie auf Dauer wirklich funktioniert. Beim Blick auf Deutschland und die EU habe ich da so meine Zweifel.
    Wie gern fordern wir Demokratie und Menschenrechte in China ein und blenden dabei komplett aus, dass es den Chinesen gelungen ist, binnen kürzester Zeit großen Teilen der Gesellschaft einen gigantischen Zugewinn an Wohlstand zu bescheren.
    Genauso komplett blenden wir aus, dass in vielen Ländern, in denen „westliche Demokratie “ drauf steht, letztlich Korruption in Vetternwirtschaft drin sind und Hunderttausende in Slums dahin vegetieren. Südamerika z. B.
    Wir sollten lernen, unsere Denkschablonen abzulegen und genauer hinzuschauen.
    Was wissen wir von der Jahrhunderten /Jahrtausenden Russischer Geschichte? Was wissen Sie davon?
    Ehrlich, mein Wissen wir erbärmlich gering und einseitig sozialistisch interpretiert.
    Erst nach Lektüre Scholl-Latours „Russland im Zangengriff“ aus dem Jahre 2006(!!!!!) habe ich eine Ahnung bekommen von den Dimensionen, der Andersartigkeit dieses Landes, seiner so ganz anderen Geschichte was logischerweise auch zu ganz anderen Sichtweisen führt.
    Herr Putin scheint auch mir kein lupenreiner Demokrat zu sein, dennoch ist es ihm gelungen, sein Land vor der Implosion zu retten, vor dem Zugriff Fremder auf seine gigantischen Rohstoffreserven. Er scheint den Bürgern Stabilität und Selbstbewusstsein wiedergegeben zu haben. Wenn die Menschen ihn dafür lieben und wählen, haben wir das zu akzeptieren und zu respektieren. Wenn schon Demokratie, haben auch wir uns an diese Spielregeln zu halten.
    Ich wage mal die Frage, wieviele Menschen würden sich in unserem Deutschland wohl einen Präsidenten wünschen, der zuallererst die Interessen der eigenen Bevölkerung sichert?
    Aber wir werden ja nicht gefragt.
    Alle Macht geht vom Volke aus. ??????????
    Dieter Hildebrand titelte: „Alle Macht geht dem Volke aus“.
    Ich möchte die Zeitform noch anpassen: „Alle Macht ist dem Volke ausgegangen “ leider.

    • Klaus Kelle Antworten

      Sehr geehrte Iris,

      dass Herr Putin möglicherweise für Russland der richtige Präsident derzeit ist, will ich gar nicht bestreiten. Das kann sein. Und es ist auch unbestritten, dass er seinem Volk wieder Selbstbewusstsein eingeflößt hat. Aber ich schreibe nicht aus Sicht der russischen Bevölkerung, sondern aus Sicht Deutschlands, und ich glaube nicht, dass Putins Verhalten und sein riskantes militärisches Vorgehen, in unserem Interesse sind. Sie erhöhen die Kriegsgefahr in Europa. Wollen wir das? Warum ziehen sich deutsche Unternehmen zunehmend aus Russland zurück? Weil es keine unabhänige Justiz gibt, die Rechtssicherheit garantiert.

      Ich gebe Ihnen auch Recht in Bezug auf China, da ist Wachstum und Wohlstand, allerdings in der Breite nicht einmal ansatzweise so, wie wir das in Deutschland und im Westen gewohnt sind. Aber was ist denn mit den Menschenrechten? Was ist mit Meinungsfreiheit und Rechtssicherheit? Würden Sie als normale Bürgerin lieber in Russland oder China als in Deutschland leben?

      • Iris Antworten

        …Ich lieber in Russland oder China leben“? – ich habe weder das eine noch das andere Land bereist -also wohl eher nicht. Ob ich noch gern in diesem Deutschland leben möchte? Frage ich mich schon länger, zumal meine Berufsrichtung in der Schweiz sehr gefragt ist. Viel spannender ist doch die Frage, ob ich möchte, dass meinen klugen und fleißigen Kinder in Deutschland bleiben sollen. So sehr ich sie liebe, ich hoffe sie finden einen Ort auf der Welt, wo sie für ihr eigenes Glück und eigene Familie arbeiten können; hier werden sie lediglich Zahlmeister einer völlig verfehlten Deutschen und europäischen Politik sein.
        Deutschland ein Rechtsstaat? Wohl eher ein „Rechtsmittelstaat“ von dem unsere Neubürger schon trefflich Gebrauch machen.

  13. Felix Becker Antworten

    Aus meiner Sicht ist Russland mit seinen Rohstoffen und der Nähe zu uns eher und natürlicher der Bündnispartner als die USA! Zu den USA gehört in dieser Sicht sicherlich auch England! Aus deren Sicht dürfte ein Bündnis Deutschlands mit Russland aber eine massive Bedrohung darstellen. Um die „Natürlichkeit“ der Einbindung Deutschlands in den Westen politisch und weltanschaulich zu untermauern bezieht man Deutschland in die sogenannte „westliche Wertegemeinschaft“ ein. Da werden Werte wie Freiheit und Gerechtigkeit aufgelistet- doch kommt beim „Normalbürger“ eigentlich nur die westliche Konsumgesellschaft an (wir haben über 40 Duftnoten für Toilettenspüler). Wie fundamental sind unsere Werte bzw. werden sie gelebt oder wie vehement verteidigen wir sie?
    Bündnisse und Bündnisversuche mit Russland sind Deutschland stets schlecht bekommen! Das wollen die USA und auch England nicht!
    Darüber sollten wir nachdenken!

  14. Hans Dolhaine Antworten

    Zu Putin: man lese bitte das Interview mit Gary Kasparov im letzten Spiegel

    Zu den USA: die Situtaion im nahen Osten ist das Resultat der Kolonialpolitik Frankreichs, Englands und der USA. Sie Michael Lüders: Wer den Wind sät.

    MfG HD

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