Alfons fährt ein: „…jahrelang gratis bei ihm durchgefressen“

Ich muss zugeben, dass mir den Mann inzwischen leid tut. Ja, ja, ich weiß, wenn jemand ein Unternehmen führt und mehr als 1000 x Geld aus der Kasse abzweigt und sich die Taschen in Millionenhöhe damit füllt, dann ist er selbst schuld. Und das (deutsche) Publikum liebt es ja, wenn einer von den Großen, Reichen und Mächtigen gehenkt wird. Das war vor 1000 Jahren so, und es ist auch in diesen Zeiten noch so.

Heute Morgen hat die Staatsanwaltschaft München I den einstigen Starkoch Alfons Schuhbeck zum Haftantritt geladen. Der Münchner Glanzpunkt der Schickeria und guter Bekannter von Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeneß fährt ein wegen Steuerhinterziehung. Nach Landsberg, ins gleiche Gefängnis, in dem auch Hoeneß einsaß.

Die Häme, die sich über Schuhback ausgießt, ist erheblich. Drei Jahre und zwei Monate muss der 74-Jährige einsitzen, bei guter Führung – von der kann man ausgehen, wird er irgendwann in den Offenen Vollzug kommen und nur noch nachts in der Zelle liegen müssen. Schlimm genug.

Ich glaube, die gesellschaftliche Fallhöhe wird dem exzellenten Küchenakrobaten mehr zusetzen, als ein paar Hundert Tage im Knast. Denn der Mann, der die Profis des FC Bayern, aber auch Weltgrößen wie Königin Elisabeth II und Charlie Chaplin einst bekochte, steht am Ende seiner glänzenden Karriere vor dem Nichts. Die Firma insolvent, private Räumungsklage wegen Mietschulden, von alten Freunden gemieden.

Ja, die alten Freunde

Ich hoffe und wünsche dem Mann, dass er davon wenigstens noch ein paar hat. Wenn es einem gut geht, hat man viele „Freunde“. Das ist einfach. Wenn man ein Desaster erlebt hat und öffentlich hingerichtet wird, sind sie fast alle weg. Nicht nur bei Politikern, sondern auch bei Wetter-Moderatoren und, ja, bei Starköchen, deren Gesicht und Namen jeder kennt.

„Viele von Alfons‘ Freunden und Prominenten haben sich jahrelang gratis bei ihm durchgefressen – und wenden sich nun ab“, sagte nach dem Schuldspruch vergangenen Oktober die Kabarettistin Monika Gruber im Interview mit „Bild“. Und weiter: „Das macht mich stinksauer.“

Steuerhinterziehung ist eine ernste Sache, denn im Grunde betrügen solche Leute ja nicht „den Staat“, sondern unser aller Gemeinwesen. Der Staat, das sind wir. Oder sollte es zumindest sein. Wer Steuern hinterzieht, erwischt wird – der wird bestraft. Und ab einer Million Schaden, ist eine Gefängnisstrafe unvermeidlich.

Aber Häme ist auf gar keinen Fall angebracht, wenn Alfons Schuhback nächste Woche den schwersten Gang seines Lebens gehen muss…

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Dieser Artikel wurde 7 mal kommentiert

  1. Günther M. Antworten

    Eine Schnellsuche in Kommentarspalten einiger Publikationen stützt nicht die Annahme einer ausufernden Häme, die über Herrn Schubeck hereinbricht.
    Es sieht eher danach aus – die Menschen begreifen es langsam – wo ihre ‚Gegner‘ zu finden sind?

  2. Hildegard Königs-Albrecht Dr. Antworten

    Andere „Steuerhinterzieher“ haben mehr Glück und können eine gerichtliche Aufarbeitung ihrer Rolle in einem Finanzskandal durch Gedächtnisverlust abwenden.

    Ich kann mir vorstellen, daß ein Promi-Koch kaum Zeit hat, sich ordentlich um seine Finanzen zu kümmern. Möglicherweise wachsen einem die Dinge über den Kopf und man wird erst aufmerksam, wenn es zu spät ist.

  3. H.K. Antworten

    Bei Vergewaltigung von Minderjährigen und Frauen kommt man(n) in diesem Land mit „Du-Du !“ und Bewährung, dümmstenfalls mit einer Handvoll Sozialstunden davon.

    Der Staat muß halt Prioritäten setzen …

  4. Achim Koester Antworten

    Steuerhinterziehung ist ein ernstes Delikt, kein Zweifel. Aber ist nicht auch Verschwendung von Steuergeldern mindestens genauso verwerflich? Zumal es dabei meist um wesentlich höhere Beträge geht? Z.B. 70 Millionen. Leider gibt es dagegen kein Gesetz, Erinnerungslücken sorgen für Straffreiheit, aber in den Knast gehört der O.S. aber allemal.

    • Querdenker Antworten

      Ich finde, wir brauchen ein universales Gesetz: Wer Steuern hinterzieht oder Steuern verschwendet oder Sozialleistungen erschleicht, …… danach geht in der gleichen Form weiter.

  5. Nobody Antworten

    Armer Teufel – aber man könnte ihn ja resozialisieren. Anstatt in der Zelle sitzen und „Mein Kampf mit Aasgeiern der Schikkeria“ zu schreiben, sollte diese Genie der Kochkunst während seiner Haft kochen. Für einen guten Zweck. Nicht für die Großkopferten im Landtag. Sondern für Otto Normalverbraucher, der sich das nicht leisten kann.

  6. GJ Antworten

    Häftling Schubeck wird sicher in der JVA-Küche kochen. Mit bescheideneren Zutaten. Vielleicht gibt er Insassenkurse. Er wird vermutlich ein JVA-Kochbuch schreiben. Sein Freundeskreis wird überschaubarer werden oder längst sein.

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