Bringt Christian Dürr seiner FDP den reinen Liberalismus zurück?

Der neue FDP-Chef heißt Christian Dürr (48). Falls Sie ihn nicht kennen: Der Mann war zuletzt Fraktionsvorsitzender der FDP im Deutschen Bundestag. Aber die gibt es dort nun nicht mehr, mit 4,3 Prozent scheiterten die Liberalen im Februar an der Fünf-Prozent-Hürde.

Selbst schuld, werden jetzt viele denken, und wahrscheinlich waren sie wirklich selbst schuld. Zu zögerlich, zu angepasst, zu lange Hängepartie.

Als nach der Bundestagswahl 2021 klar wurde, dass CDU und CSU sich mit dem Kanzlerkandidaten Armin Laschet keinen Gefallen getan haben und nun Rote und Grüne in Berlin übernehmen, waren nicht viele Bürgerliche froh, dass die zur Mehrheit wenigstens die Liberalen brauchten, die schon das Schlimmste verhindern würden.
Und Christian Lindner ist ein smarter Typ, der liberale Politik und die Notwendigkeiten einer anderen Politik für Deutschland wunderbar erklären kann. Rhetorisch vom feinsten. Schlagfertig am Rednerpult im Bundestag und schlagfertig in Fernseh-Talkshows.

Aber die Liberalen lieferten nicht

Sie verhinderten nichts vom rot-grünen Irrsinn, und als sie endlich begriffen, dass sie selbst durch die rot-grüne Ampel-Politik in den Abgrund gezogen werden könnten, da war es leider schon zu spät. Ein Jahr früher – und sie hätten vom Wähler vermutlich wieder eine Chance bekommen. Aber Lindner und die Seinen wagten den Sprung nicht früh genug.

Ist der politische Liberalismus in Deutschland jetzt tot?

Schwer zu sagen, denn das frühere Kernklientel gibt es ja auch heute noch. Alle die Mittelständler, die kleinen und mittleren Unternehmer, Steuerberater, Rechtsanwälte, Ärzte. Sie sind ja nicht weg. Sie sind nur eben jetzt woanders. Viele haben wieder bei der Union angedockt, Friedrich Merz, obwohl kein ausgewiesener Liberaler, vermag als jemand, der auch außerhalb von Parlamenten erfolgreich war und mit einem Privatflugzeug auch mal selbst am Steuer zur Party nach Sylt fliegt – das gefällt so manchem im FDP-Milieu.

Aber ob Christian Dürr – gewählt in Berlin ohne Gegenkandidat mit 82,25 Prozent – die Magenta-Partei zu neuen Höhen und wieder in den Bundestag führen kann?
Der Niedersachse, verheiratet, zwei Kinder, will seinen Parteiladen auf Vordermann bringen. Was denn auch sonst?

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Ein neues Grundsatzprogramm soll her. Man darf gespannt sein, ob in den Diskussionen und Beschlüssen dann mehr kommt als die altbekannten Worthülsen einer Partei, die einst wirtschaftsliberal und in grauer Vorzeit sogar nationalliberal genannt wurde. Und die sich dann aber über die Jahre zu einer weitgehend angepassten Partei im linkswoken Mainstream Deutschlands entwickelte.

Ein früherer Freund von mir, selbst einige Jahre hauptamtlich im Maschinenraum seiner liberalen Partei erfolgreich unterwegs, beschrieb mir vor vier Jahren die FDP einmal als eine heute durch und durch linke Partei, zu der Lindner sie glattgebügelt habe. Höchstens 30 Prozent der Funktionäre, so schätzte er, stünden heute noch für das, was die FDP einmal ausgezeichnet habe.

Dabei gehört zur Wahrheit auch, dass Christian Lindner seine Partei runderneuert hatte, nicht nur farblich.
Bei der Bundestagswahl 2021 sammelte die FDP bei den Erstwählern fette 23 Prozent der Stimmen ein und lag zeitweilig sogar vor den Berufsjugendlichen der Grünen. Während die Jungen in Ostdeutschland bevorzugt die AfD wählten, kreuzten die jungen Wessies Lindners FDP an. Digitalisierung war programmatisch das große Zugpferd, aber auch das Klima und die Deformierung der traditionellen Familie durch LGBTQundsoweiter fand Anklang bei den Hippstern, die wohl früher eher zur Jungen Union gegangen wären.

Die FDP muss nun einen neuen Weg finden

Schon meldete sich die frühere AfD_Chefin Frauke Petry öffentlich zu Wort. Nach den bescheidenen Wahlergebnissen der konservativen Neugründungen WerteUnion und Bündnis Deutschland sieht sie keine „Repräsentationslücke“ mehr zwischen Union und AfD. Offenbar reicht den Menschen in der Nebel-Zone dazwischen das bestehende Angebot aus, und sie wählen entweder schwarz oder blau. Aber mit dem parlamentarischen Aus der FDP könnte sich jetzt die wahre Lücke im Bermudadreieck zwischen CDU und SPD und Grünen ergeben, glaubt Petry. Eine echte liberale Kraft, libertär sogar, die es mit weniger Staat jetzt aber mal ernst mein und die Etatisten herausfegt. Die sich an Milei orientiert und nicht an Habeck. Das könnte spannend werden.

In seiner Abschiedsrede mahnte Lindner seine Parteifreunde, dass die Zukunft der Partei sich nicht daran entscheide, ob sie ein bisschen mehr nach rechts oder links rutsche. Und der neue Parteichef Dürr legte nach, als er den großen Liberalen Theodor Heuss zitierte: „Der Liberalismus lebt von der Spannung zwischen der Freiheit des Inidividuums und der Verantwortung für die Gemeinschaft.“

Da ist wirklich was dran.

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Dieser Artikel wurde 13 mal kommentiert

  1. Achim Koester Antworten

    Dass die FDP sich in der Ampel nicht profilieren konnte, lag nicht daran, dass sie es nicht konnte, sondern eher an der gnadenlosen Dominanz der Grünen, die jeden Liberalismus im Keim erstickten. Lindner hat 2021 den Fehler begangen, sich auf diese Scheinregierung einzulassen, hatte aber keine Chance gegen Habeck und Baerbock. Es wäre besser gewesen, NICHT zu regieren als schlecht, das hat er aber gegen die MSM nicht gewagt.

  2. H.K. Antworten

    Nun soll es also „Die Zahlen habe ich gerade nicht parat, Herr Lanz“-Christian Dürr richten.

    Wenn es die Liberalen nicht besser gewusst und nicht hätten ahnen können !

    Sie haben einmal zurückgezogen. Und später, beim nächsten Mal, „JA!“ gesagt und dann das Handtuch geworfen.
    Vielleicht hätten sie es besser umgekehrt getan.

    „FDP. Ist das wichtig oder kann das weg ?“

    • H.K. Antworten

      Ach ja:

      Lindner, Kubicki, Dürr, Vogel, Kuhle – alle in diesem „kuhlen“ Unrasiert-Look. Mancher noch mit ohne Hemd – von „Schlips und Kragen“ rede ich erst gar nicht.

      So manchem ist nicht klar „wie du kommst gegangen, so wirst du empfangen“.

      Wenn ich das erste Mal zu einem Zahnarzt gehe und der war in der Mittagspause offenbar beim Friseur und er behandelt mich um 15:00 mit lauter Haarspitzenresten auf seinem weißen Kittel – ob ich da wohl noch einmal hingehe ?

      ( Tatsächlich so passiert – und unvergessen … ).

      Aber Frau Faeser lief als Repräsentantin Deutschlands ja auch leicht bekleidet und mit Regenbogenarmbinde in Katar herum …

      • .TS. Antworten

        Das allerbeste war noch wie BLindner mitten im NSA-Skandal wie vorzeitig aus dem Badezimmer gefallen in grottigstem Denglisch mit dem Spruch „digital first, Bedenken second“ brillierte.

        Die Flitzpiepenpatei hat fertig, was über 10 Jahre von letztlich allen Mitgliedern mitgetragen worden ist kann auch die nächste zum rettenden Held der Hoffnung auserkorene Einzel“kämpfer“ nicht richten, die Substanz ist so morsch wie ein vom Hausschwamm durchsetztes Fundament.

        „wahre [liberale] Lücke im Bermudadreieck zwischen CDU und SPD und Grünen“?
        Selten so gelacht, was die Befürwortung eines alles reglementierenden und kontrollierenden Obrigkeitsstaats angeht paßt zwischen die kein noch so dünnes Blatt Seidenpapier.

  3. S v B Antworten

    Meine Empfehlung zum Wochenende…

    „Roadmovie über die Schwachkopf-Affaire“, ein Artikel von Ulrike Stockmann heute auf der Achse. Mit Link zu einem sehr sehenswerten Film (ca. 45 Min.) über den sympathischen „Delinquenten“ und seine liebenswerte Familie. In jeder Hinsicht „professional“ und wunderbar einfühlsam gemacht von Regisseur Alexander Tuschinski. Unbedingt anschauen!

    • GJ Antworten

      Sehr gut. Diese Empfehlung hatte ich auch an anderer Stelle in diesem Blog gegeben. Und das Gespräch zwischen Dr. A. Kissler & Prof. Dr. Bonelli, 90 gute Minuten.
      Zur FDP hört man, daß der Stadtverband Schwerin aufmuckt und verlangt, die Partei möge den links-woken Kurs hinter sich lassen. Bald sind Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern.
      Ansonsten: Syrisches Messergemetzel heute früh in Bielefeld gegen Aufstiegsfeiernde der Armenia. Täter verlor Rucksack, ist auf der Flucht. Wenn es gegen Fußball geht, ist aber echt Schluß. Da merken dann ganz andere Blasenbewohner, daß hier etwas Schlimmes vor sich geht.
      Den Schwerverletzten, Helfern und den sonstigen Opfern alles erdenklich Gute!

      • S v B Antworten

        Bonelli und Kissler – zwei veritable Vorzeige-Intellektuelle, die sich noch dazu ihren gebündelten Gesunden Menschenverstand erhalten konnten. Warum gehen solche Leute nicht in die Politik? Nun, weil sie vermutlich frei und unabhängig sein und bleiben wollen mit ihren klugen Gedanken und Ansichten. Weil es ihnen widerstrebt, zu irgendeinem Zeitpunkt ihres Lebens – oder gar auf Dauer – genötigt zu sein, sich vor irgendwem für irgendwas verbiegen zu müssen. Sie wollen frei sein und sich selbst treu bleiben in ihrem Denken, in in ihrer Sprache und Kritik. Wer sind wir, Ihnen dies zu verübeln?

        • Dr. Hildegard Königs-Albrecht Antworten

          Politik und Intellekt vertragen sich nicht.
          Kissler und Bonelli würden im Polit-Zirkus gnadenlos attackiert und abgestraft.

          Alles wäre gut wenn Politiker sich Intellektuelle als Berater heranziehen würden.
          Aber auch das funktioniert offensichtlich nicht, weil Politiker sich dem Intellekt dieser Berater nicht gewachsen fühlen würden und deren Expertise den Zielen der Politik im Wege stehen könnte.

          Deshalb werden unterwürfige Pseudo-Intellektuelle oder
          „Wissenschaftler“ aufgetrieben, die bereit sind, den vorgefassten Kurs der Politiker zu untermauern – wie in der Corona-Krise oder der Bekämpfung des „menschengemachten Klimawandels“ zu beobachten war und ist.

    • GJ Antworten

      Für Herrn Lindner ist das ein gutes Timing. Was gibt es Schöneres, als die Zeit mit dem Baby und seiner Frau zu verbringen? Da verschieben sich die Prioritäten. Er darf jetzt erleben, was Olaf Scholz und Frau Merkel nie zuteil wurde. Porsche und Macht sind nicht alles.

      • S v B Antworten

        Ja, ist denn der oder die Kleine schon da? Falls ja, geht mein herzlicher Glück- und Segenswunsch an die frisch gebackenen Eltern. Babys und Kleinkinder sind sooo süß…!

  4. H.K. Antworten

    Schaue gerade nichmal so durch die heutigen Meldungen.

    Und, was finde ich da, relativ klein und unscheinbar, bei der „Zeitung mit den vier Buchstaben“ ?

    „Vorschlag aus Hessen

    Junge FDPler wollen Kokainbesitz legalisieren“.

    Da ist u.a. zu lesen „ ▸ Nach Cannabis wollen die Jung-FDPler jetzt Kokain legalisieren, den Hauptbestandteil der Horror-Droge Crack. Sie sagen: „Koks sollte legal sein. Wir setzen uns für die Entkriminalisierung des privaten Besitzes (…) ein.““

    Also, noch einmal die Frage:

    FDP – muß das sein oder kann das weg ?

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