Der Krieg in der Ukraine wird jeden Tag brutaler

Während die Ukraine und ganz Europa auf einen baldigen Waffenstillstand hofft, werden offizielle und inoffizielle Berichte aus der Kampfzone immer dramatischer. So sollen einem ukrainischen Medienbericht zufolge im nordukrainischen Tschernihiw mindestens zehn Zivilisten von russischen Truppen erschossen worden sein. Einfach so.

Die Menschen hätten für Brot angestanden, schrieb der öffentlich-rechtliche Sender Suspilne am Mittwoch und veröffentlichte ein Foto, dass die Leichen zeigen soll. Russland wies die Vorwürfe zurück – in Tschernihiw gebe es keine russischen Truppen.

Es handle sich entweder um eine grausame Terrortat – was sonst? – ukrainischer Nationalisten oder eine Inszenierung des ukrainischen Geheimdiensts, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, der Agentur Tass zufolge.

Die Stadt Tschernihiw nahe der russischen Grenze ist seit Kriegsbeginn immer wieder Ziel russischer Angriffe. Die humanitäre Lage dort gilt als katastrophal, viele Gebäude sind zerstört.

Am Dienstag hätten Besatzungstruppen im Ort Hajworon das Feuer auf Mitarbeiter einer Agrarfirma eröffnet. Dabei seien ein Mensch getötet und vier verletzt worden. Am Montag hätten russische Soldaten in Mochnatyn drei junge Männer – einen 19-Jährigen und 17-jährige Zwillinge – erschossen, die durchs Dorf liefen.

Unterdessen haben wir selbst auch direkte Kontakte in die Ukraine, von denen uns heute direkt berichtet wurde, dass russische Soldaten in der Region der besetzten Stadt Berdjansk in großem Stil Saatgut gestohlen hätten. Solche Berichte kamen sowohl von Bauern, die selbst bestohlen wurden, wie auch von anderen Augenzeugen, die das Leerräumen der Speicher beobachten konnten.

Russische Truppen haben heute außerdem in Mariupol ein Theater angegriffen haben, das als Zufluchtsort für mehrere hundert Menschen diente. Wie viele Opfer es gibt, ist bisher unklar. Moskau bestreitet die Attacke – und beschuldigt – wenig üerraschend – das Regiment Asow.

Es gibt derzeit nur wenige belastbare Informationen aus den Kampfgebieten, mit Ausnahme großer Städte wie Kiew und Mariupol eben. Das müssen Sie beim Lesen bitte stets im Hinterkopf haben! Denn Sie wissen: das erste Opfer im Krieg ist immer die Wahrheit.

 

 

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Dieser Artikel wurde 8 mal kommentiert

  1. Martin Ludwig Antworten

    Die offensichtlich verübten Taten schockieren zu tiefst. Problematisch finde ich jedoch, dass Sie selbst in Ihrem letzten Absatz einen Hinweis darauf geben, wie schwierig eine Bewertung der Taten aus der Ferne tatsächlich ist… und der ganze Artikel dennoch nach folgendem Schema verfasst ist:
    Die stets glaubhaften und immer 100 % wahrheitsgemäß berichtenden Ukrainischen Medien vermittel der Welt die echte Warheit – Dem gegenüber stehen die immer 100 % unseriösen, lügenden Russischen Medien, die versuchen die von der Ukraine vermittelte, einzig wahre Warheit zu dementieren und die stets lieben, menschlichen und netten ukrainischen Soldaten zu bösen Mördern zu machen.

    Das ist zu einfach Herr Kelle. Die Urkaine hätte tatsächlich tausend Gründe eigene Krankenhäuser zu beschießen, zivilisten zu töten und Ausbildungsgebäude bei Atomkraftwerken in Brand zu setzten. Sie brauchen diese Bilder um die dringend benötigte Solidarität zu bekommen.
    Die Russen hingegen haben nicht einen guten Grund das zu tun. Sie wissen, dass dies von der restlichen Welt äußerst negativ aufgenommen werden würde und dass heutzutage jeder ein Handy hat um diese Bilder im Internet zu verbreiten. Welches interesse sollten Russen also an einer solchen Berichtserstattung bzw. an diesen Gräueltaten haben? Möchte Russland, dass die ganze Welt auf der Seite der Ukraine steht, Waffen und Geld liefert und nie wieder eine wirtschaftliche oder diplomatische Zusammenarbeit mit anderen Ländern möglich ist? Wohl kaum!

    Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung berichten, dass Mütter in Afrika teilweise eines ihrer Kinder hungern haben lassen um es bei Hilfsorganisationen in die Kamera zu halten und Spendengelder zu erbetteln. Menschen sind zu allem fähig wenn sie sich hilflos fühlen oder viel Geld im Spiel ist. Das macht die Ukrainer derzeit gefährlicher wie die Russen.

    • Klaus Kelle Antworten

      Lieber Herr Ludwig,

      da haben Sie sicher recht, in Zeiten des Krieges wird für Propaganda viel getan, auch völlig abstruses. Aber einfach die Behauptung, das seien ukrainische Faschisten, die da Mariupol in Schutt und Asche legen, das glauben Sie nicht, das glaube ich nicht, und das glaubt die ganze Welt nicht. Ich bin ja schon von berufswegen immer dazu angehalten, kritisch und misstrauisch zun sein. Aber nur selten in meinem Leben war ich so sicher bei der Bewertung eines solchen „Vorgangs“ wir in diesem Fall.

      Vielleicht darf ich Ihnen einen Aufsatz aus dem Tagesspiegel empfehlen, der meine Ansicht auch gut wiederspiegelt hier

      Klaus Kelle

      • Martin Ludwig Antworten

        Lieber Herr Kelle,

        der Aufsatz ist in der Tat in vielen Bereichen sehr gut, beantwortet jedoch die von mir aufgeworfene Fragestellung noch immer nicht. Putin ist ein hoch intelligenter, militärisch geschulter Politiker und Geostratege. Was hätte Russland vom Beschuss von Krankenhäusern, Theatern, Zivilisten und sonstigen nicht militärischen Zielen? Hält die Welt Putin tatsächlich für so dumm, einen derartigen kardinalfehler der Kriegsführung zu begehen?
        Hat der Westen nicht in der Vergangenheit eindrucksvoll bewiesen, dass selbst die abstrusesten Behauptungen gegenüber einem Land als Kriegsgrund herhalten können und man damit dennoch Erfolgreich sein kann? Die USA sucht wohl noch heute nach den Chemischen Kampfstoffen im Irak. Der Tonkin-Zwischenfall hat nie stattgefunden. Der 11. September wird als begründung für den Afghanistan-Krieg herangezogen, gleichwohl alle Spuren des Anschlags nach Saudi-Arabien geführt haben. (15 der 19 Terroristen waren Saudis und von dort finanziert) Der Angriff der Türkei auf Syrien ist nachweislich vom türkischen Geheimdienst in die Wege geleitet worden, welcher Raketen aus Syrien auf unbewohntes türkisches Gebiet abgefeuert hat.
        Die Beweisführung gegen die NATO ist erdrückend und jedes hier genannte Beispiel zeigt, dass Kriege jedes Mittel gestatten, so lange man nur aus Sicht der Mehrheit dieser Weltbevölkerung zu den vermeintlich „Guten“ gehört.

        Die NATO wird von vielen Staaten als Bedrohung wahrgenommen und lieferte auch genügend Gründe dafür. Putin hat ein berechtigtes Anliegen und Verträge, auf die er sich berufen kann. Für den Krieg und die Toten sind in meinen Augen hauptsächlich die NATO und allen voran die Ukraine selbst verantwortlich. Russland ist übermächtig und wer das nicht wahrhaben will ist ein Realitätsverweigerer. Leute wie Selenskyj und die Klitschkos (immer zu zweit, gleichwohl nur einer tatsächlich politisch legitimiert ist) verlängern das Leid, die Zerstörung, den ganzen Krieg nur unnötig. Die Toten gehen mindestens zu 50 % auch auf deren Konto.
        Weiße Flaggen und unterdrückter Stolz würden der Ukraine all das ersparen und auf mich eindrucksvoller wirken wie Schauspielansprachen an die Amerikaner und heute im deutschen Bundestag, durchsetzt mit Vorwürfen und Forderungen an die BRD und Lügen wie „Die Ukraine liegt mitten im Herzen Europas“.

  2. Achim Koester Antworten

    Werter Herr Ludwig,
    Ihre Aussage, über die 100% richtigen oder falschen Nachrichten teile ich vollkommen, denn aus Erfahrung weiß ich, dass Nachrichten und in deren Folge die Geschichtsschreibung niemals objektiv sein kann, sondern immer von der subjektiven Einstellung und Haltung geprägt ist. So ist das schon seit Nero. Das Verhalten der afrikanischen „Mütter“ halte ich für möglich, wenn auch im höchsten Maß verwerflich. Aber Ihre Annahme, dass die Ukraine aus demselben Grund eigene Krankenhäuser und Zivilisten angreift, ist in meinen Augen eine Verschwörungstheorie. Oder einfach nur zu abstrus, um wahr zu sein.

  3. Alexander Droste Antworten

    Aus anderen Quellen heißt es, dass Ukrainer in russischen Uniformen Gräuel verüben um die Weltöffentlichkeit gegen die Russen aufzuwiegeln.

    Wir nehmen das einfach mal als Information auf, so, wie die brutalen und grundlosen Morde, die von angeblichen russischen Soldaten verübt werden.

    Weiterhin gibt es Videos, die zeigen, wie Brandsätze auf russische Panzer geworfen werden, die Soldaten aber keinerlei Gegenreaktion zeigen. Meine Quellen berichten, dass der Befehl gilt, keinerlei Angriffe auf die Zivilbevölkerung zu verüben. Es seien ausschließlich militärische Ziele zu zerstören. Weiterhin heißt es, dass sich ukrainische Milizen gezielt in Wohngebieten verstecken und die Zivilbevölkerung als Schutzschild missbrauchen. Das kennen wir ja schon von AlQaida und AlNusra.

    Was hier bei uns als Berichterstattung ankommt, ist niemals glaubwürdig. Daher will ich es nicht bewerten. Schon die Ideen, die sich darin offenbaren, sind verwerflich genug. Die Verbreiter derselben berichten nur für ihren Vorteil und sind das Übel an sich.

  4. T. Röder Antworten

    Herr Köster,
    so abstrus wie die von den USA verbreitete „Brutkastenlüge“, dass irakische Soldaten bei der Invasion Kuwaits im August 1990, dem Beginn des Zweiten Golfkriegs, kuwaitische Frühgeborene getötet hätten, indem sie diese aus ihren Brutkästen gerissen und auf dem Boden hätten sterben lassen? Erst nach der US-geführten militärischen Intervention zur Befreiung Kuwaits stellte sich die Geschichte als Erfindung der amerikanischen PR-Agentur Hill & Knowlton heraus. Und jetzt glauben Sie quasi alles, was „der Westen“ bzgl. Ukraine berichtet? Schon mal versucht, die exakten Daten zu der angeblich angegriffenen Kinderklinik zu googeln? Viel Spaß! Was braucht es eigentlich noch, damit Leute wie Sie, Herr Kelle oder ein Herr Fritz aufwachen? Das erste Opfer des Krieges ist immer die Wahrheit. was Leute wie Kelle oder Fritz nicht abhält, ihren nicht recherchierten Senf dazu zu geben. Medien waren schon immer willfährige Kriegstreiber der Politiker.

    • Achim Koester Antworten

      @Herr (?) Röder,
      Wenn Sie aus meinem Kommentar herauslesen, dass ich bedingungslos den westlichen Medien glaube, haben Sie wohl etwas missverstehen wollen. Die Feststellung, dass weder die westliche noch die russische Berichterstattung zu 100% zutreffen, sagt doch ganz klar das Gegenteil aus, sondern folgt vielmehr dem altrömischen Rechtsgrundsatz „audiatur et altera pars“, also immer beide Seiten zu hören. Aber vielleicht können wir uns auf folgende Aussage einigen: Jede Medaille hat drei Seiten:
      -eine, die Sie sehen,
      -eine, die ich sehe und
      -eine, die wir alle beide nicht sehen.
      Einverstanden?

  5. John Brunswick Antworten

    Aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen in den Konfliktgebieten des Balkans kann ich mit Fug und Recht sagen, dass hier kaum jemals die ungeschminkte Wahrheit von der „Front „ankommt. Und da zähle ich die deutschen Medien ausdrücklich dazu. Die Berichterstattung der öffentlich- rechtlichen Medien hat nämlich schon damals teilweise für erhebliches Stirnrunzeln unsererseits gesorgt, da deren Berichte für die „Heimatfront “ und die Realität vor Ort beim besten Willen nicht miteinander in Einklang zu bringen waren. Schon damals war „framing “ durchaus gang und gäbe. Wie es wirklich „draußen “ läuft, kann man aus der Ferne kaum objektiv beurteilen. Selbst vor Ort braucht man Tage, wenn nicht Wochen, um sich in die Gegebenheiten einzuarbeiten. Insofern bin ich grundsätzlich immer erst einmal skeptisch eingestellt. Fakt ist, die Russen haben angegriffen,die Ukrainer sind in der Defensive. Allerdings scheint die russische Armee teilweise sehr zögerlich vorzugehen. Bisweilen macht sie sogar einen unprofessionellen Eindruck, was militärische Vorgehensweisen angeht. Das passt alles irgendwie nicht zusammen. Angesichts solcher Dinge kann man sich natürlich streiten, ob an der Mär von der „Polizeiaktion und friedlicher Besetzung “ was dran ist oder nicht. Zumindest scheinen die Russen nicht mit solch erbittertem Widerstand gerechnet zu haben. Ich kann hier eben auch bloß aus der Entfernung urteilen, aber nach allem, was man auf diversen social- Media Kanälen an Videos findet, scheinen die Ukrainer sich ordentlich zu wehren. Verständlicherweise,im dekadenten Deutschland kann ich mir so einen WiderstandsgeistAber und Patriotismus beim besten Willen nicht vorstellen. Man sieht halt auch, dass die ukrainische Regierung es blendend versteht, sich in den Medien entsprechend zu präsentieren. Damit will ich denen nichts Böses nachsagen, aber man sieht dann auch nur eine Seite der Medaille, und das Russen- bashing läuft ja nun auch schon deutlich länger als der Ostukraine- Konflikt. Wie war das doch gleich mit den Radar- Anlagen und Abwehrraketen in Osteuropa, angeleiert von George W. Bush? So ein Konflikt bricht nicht einfach so los, sowas hat immer eine jahrelange Vorgeschichte. Jetzt ist es zu spät, die ersten Schüsse sind gefallen, der Rubikon überschritten. Angriffe auf Schulen, Krankenhäuser oder sonstige schützenswerte zivile Einrichtungen sind auf jeden Fall zu verurteilen und durch nichts zu rechtfertigen, aber auch hier ist die Gemengelage verzwickt. Ich weiß zum Beispiel, dass letzte Woche ein ukrainischer Soldat mit seiner Einheit in einer Turnhalle biwakiert hat und dummerweise ein entsprechendes Bild auf social Media gepostet hatte. Dort wurde es allem Anschein nach von der russischen Feindaufklärung gesehen, welche diese Informationen an die entsprechenden Einheiten an der Front weitergegeben hat. Die Halle wurde bombardiert, die ukrainische Einheit anscheinend vernichtet. Bei der Hamas ist es ebenfalls Usus, Waffen in Schulen und Krankenhäusern zu lagern, um diese Gebäude als Schutzschild zu missbrauchen . Die Situation in Osteuropa ist äußerst gefährlich, wir müssen dringend zusehen, dass man zu einer diplomatischen und für alle Seiten Gesichtswahrenden Lösung kommt. Die Situation kann noch erheblich eskalieren, die Russen können nicht mehr viel gewinnen, aber sehr viel verlieren. Ich habe vor Jahren mal etwas gelesen, was erschreckenderweise haargenau auf die heutige Situation passt. Wollen wir hoffen, dass alle noch die Kurve kriegen.
    Kleiner Tipp für den Herrn Kelle: unser kleines Dorf hier in der Elbtalaue war während der Flüchtlingskrise 2015 quasi weltweit in den Medien. Jetzt kommt ne Neuauflage derselben Geschichte (100 Einwohner und 700 Flüchtlinge), und wenn mein Bauchgefühl und die Berichte der ausländischen Medien richtig liegen, kommt sogar wieder dieselbe Klientel wie seinerzeit. Bin mal gespannt, wie viele „Studenten “ dann hier auf der Matte stehen, ich kann ja nachzählen. Für diesen Samstag ist in der entsprechenden Einrichtung ein „freiwilliger “ Arbeitseinsatz der Feuerwehren unserer Gemeinde geplant, wir sollen in Einsatzkleidung antreten (wegen schöne Bilder für die Medien,sie wissen schon, framing und so…),und dürfen nicht mit den Medienvertretern reden (Verschwiegenheit,wurde extra gesagt!),sondern nur die Presseoffiziere. Na denn man tau…

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