Eine Waffenruhe scheint endlich möglich: Welche Rolle spielt der deutsche Ex-Kanzler dabei?

Hinter den Kulissen kommt Bewegung in die Sache. Während die russischen Bombenangriffe auf Mariopol und Vororte der ukrainischen Hauptstadt Kiew unvermindert fortgesetzt werden, scheint nun die Stunde der Diplomatie angebrochen zu sein. Im Mittelpunkt dabei: der frühere deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder.

Schröder, der heute per Brief die Stadt Hannover wissen ließ, dass er auf ihre Ehrenbürgerwürde verzichte – die ihm die Stadt ohnehin gerade  entziehen wollte – ist offenbar in geheimer Mission unterwegs, um die Bedingungen für einen baldigen Waffenstillstand schon am Wochenende auszuhandeln. Nach seinem Treffen in Moskau mit Wladimir Putin war Schröder direkt nach Istanbul geflogen, um den türkischen Präsidenten Erdogan zu treffen. Der hatte sich bei einem Treffen mit Kanzer Olaf Scholz an Kritik an Putin auffällig zurückgehalten – ganz anders als sein Gast aus Berlin. Erdogan bleibt in der Phalanx der NATO-Staaten, legte aber Wert darauf, öffentlich festzuhalten, er wolle ein Freund sowohl von Putin als dem ukranischen Präsidenten Wolodymy Selenskyj bleiben.

In Moskau hatte Schröder neben Putin zuvor auch dessen Berater Wladimir Medinski zu einem mehrstündigen Gespräch getroffen. Und – wie jetzt bekannt wurde –  den Putin-nahen Oligarschen Roman Abramowitsch. Was dort besprochen wurde? Keine Ahnung, aber allein dieses Treffen sorgt allerorten für intensives Nachdenken darüber, wie wichtig die Rolle Schröders in diesen Tagen tatsächlich zu sein scheint. Die Bundesregierung ließ verlauten, sie wisse nichts von den Aktivitäten des Ex-Kanzlers, werde von ihm auch nicht informiert über seine Gespräche.

Die direkten Verhandungen ukrainischer und russischer Unterhändler wurden am Nachmittag wieder aufgenommen.

Unterdessen sind drei osteuropäische Regierungschefs aus Polen, der Slowakei und Tschechien per Bahn unterwegs nach Kiew, um Präsident Selenskyj persönlich zu treffen. Alles abgesprochen mit EU und NATO-Generalsekretär Stoltenberg, wie mitgeteilt wurde. Eine starke Geste, dass augerechnet die Osteuropäer hier voranpreschen, um den westlichen Standpunkt gegenüber Russlands Angriffskrieg und die Solidarität mit den Ukrainern zum Ausdruck zu bringen. Warum ist eigentlich kein Franzose, Italiener oder Deutscher in dem Zug dabei?

Immerhin hat die NATO jetzt mehrere Hunderttausend ihrer Soldaten in Europa in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.

Wie wird das alles ausgehen? Gut sicherlich nicht, den an den Folgen von Putins Krieg werden alle noch lange zu tragen haben, besonders die Ukrainer, die viele Todesopfer und Zerstörungen im Land erleiden mussten und müssen. Das globale Gleichgewicht ist aus den Fugen geraten, die Sanktionen treffen alle, auch uns Deutsche, wie man gerade an den Energiekosten sieht. Aber vor allem treffen sie Russland, wo die Folgen der Maßnahmen jeden Tag greifbarer werden für jeden Bürger. Und für die mächtigen Oligarchen.

Schon wird erzählt von der angeschlagenen Gesundheit Wladimir Putins, werden Namen genannt, welcher pragmatische Politiker im Kreml übernehmen und die Russische Föderation danach wieder aus der selbstverschuldeten internationalen Isolation herausführen, vielleicht sogar   Tauwetter einleiten könnte. Doch so schnell wird das alles nicht passieren.

Immerhin: Ein Ende der Kampfhandlungen erscheint plötzlich – nach drei Wochen des sinnlosen Tötens und Zerstörens – endlich erreichbar. Und hoffentlich werden Historiker später nachvollziehen können, welche Rolle der deutsche Ex-Kanzler und Putin-Versteher Schröder aus der lippischen Provinz dabei gespielt hat.

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Dieser Artikel wurde 7 mal kommentiert

  1. Martin Ludwig Antworten

    Schröder hat als Kanzler nicht viel richtig gemacht, bei Putin hingegen hat er verstanden, was alle anderen hochrangigen Politiker dieser Welt nicht verstehen wollten: Er begegnete ihm mit Respekt und auf Augenhöhe. Putin hat dem Westen mehrfach die Hand gereicht und versucht diplomatisch gegenüber der NATO zu sein. Er hatte eigentlich nur ein einziges Anliegen, dass er Gebersmühlenartig widerholt hat: einen neutralen Puffer zwischen Russland und NATO um Zeit zu gewinnen und zu sehen wo die Reise hingeht. Die NATO hat Putin verhöhnt und sich auf dem diplomatischen Bankett benommen wie der Elefant im Porzellanladen. Ich komme nicht umher zu vermuten, dass dies aus wirtschaftlichen Interessen seitens der USA geschehen ist und eine derartige Eskalation von Washington billigend in Kauf genommen wurde um günstig Rohstoffe einzukaufen und das teure Frackingas konkurrenzfähig zu machen. Außerdem musste die Inflation in der restlichen Welt stärker ausfallen, um die Liquidität der USA sicherzustellen. Putin ist sicher kein heiliger, aber das wahre böse sitzt in Washington und denkt nur an Geld, Rohstoffe und Macht. Die Ukraine war in diesem Fall nur ein Bauer auf dem Schachbrett der Weltmächte und wer ehrlich ist weiß, dass Deutschland auch nicht mehr als ein Läufer in diesem Spiel ist -und Amerika bestimmt, in welche Richtung es vorangeht.

  2. Angelika Antworten

    Putin wird keinen Frieden schließen, wenn ihm der Westen nicht einklagbar zusichert, dass sämtliche wirtschaftliche Einschränkungen wieder aufgehoben werden. Eventuell verlangt er so eine Art Schadensersatz. Vielleicht Haftungen der westlichen Staaten dafür, dass ihre Unternehmen wieder nach Russland zurück kommen. Wenn Putin schon die Ukraine nicht erobern kann, wird er ansonsten einen hohen Preis vom Westen verlangen. Mal sehen, ob der empörte Westen den zahlt oder aus moralischen Gründen doch lieber nicht.

  3. Ketzerlehrling Antworten

    Wenn die Waffenruhe hält und man Friedensgespräche führt, können die Flüchtlinge wieder zurück. Oder verstehe ich da etwas falsch? Vermutlich. 300.000 Wohnungen sind das Minimum für ukrainische Flüchtlinge, die gar keine sind. Aber unabhängig davon ist offensichtlich geplant, sie alle hierzubehalten. Wann werden endlich die unliebsamen Deutschen abgeschoben? Ein Wunder, dass dieser Hampeltruppe diese Idee noch nicht kam.

  4. Wolfgang Andreas Antworten

    Oh selig , wer noch hoffen kann, Herr Kelle…!

    …nur, wenn ein Diktator mit einer Nation, die mit Bluff beste Erfahrungen gemacht hat, ein solches Faß ,wie den Angriffskrieg gegen ein Brudervolk, öffnet, trinkt er es auch leer – außer ein anderer Diktator kommt ihm in die Quere und macht den Rückzug zu seinem Werk.
    Denken wir nur an das Münchener Abkommen, wo es anfangs auch um die zwar dumme Grenzziehung von Versailles und die wirklich unverschämte Benachteiligung der Sudetendeutschen durch die Tschechen ging, Chamberlain aber steigt in London aus dem Flugzeug und sagt: „I am bringing. the peace“. Und was tat Hitler? Er kassierte die gesamte Tschechoslowakei; und dann Polen und dann Frankreich und dann… Das passierte alles unter der Blauäugigkeit der Siegermächte, während die Nazis schon sangen: „Es zittern die morschen Knochen, der Welt vor dem großen Krieg…“
    Beten wir, daß die Diplomatie diesmal siegt. Wie beginnt Reinhold Schneiders Gedicht, das er kurz vor Ausburch des Zweiten Weltkrieges schrieb: „Allein den Bertern kann es noch gelingen, das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten…!“

  5. Luzi Ferase Antworten

    Wieso soll “ … Hinter den Kulissen kommt Bewegung in die Sache.– “ zutreffend sein?

    Die Interessen unserer Verbündeter können ganz andere sein, als vernünftige Menschen sich vorstellen. Und, Deutschlands Macht“elite“ hatte doch als Signatarmacht von Minsk I und II seit 2014 dem Treiben in den Ost-Oblasten acht Jahre handlungsfrei zugeschaut und wohl dieses auch toleriert. Sie haben die nationalen Kräfte an Dnjepr massiv stabilisiert, der Ukraine die Gasrechnungen z.T. bezahlt, den Schröder-Geschäftl-Macher tun lassen und das ganze Gutgeheißen. Es sind keine Handlungen zur Klärung des Erkennbaren und Vermeidung einer absehbaren Eskalation sichtbar geworden. Das hat Frau:In Dr:In Dr:In h.c. Merkel mit dem größten Marsmänchen aller Zeiten (der der Trump in der UN verhöhnt hatte, als dieser eine richtige Analyse und Prognose vortrug) assistiert vom nicht ganz unbekannten CumEx-Finanzminister doch sauber hinbekommen. Vielleicht passen die Folgen möglicherweise genau in die Agenda. Politik ist bekanntlich die „Kunst „des Machbaren notfalls mit dem Mittel der Lüge und Täuschung (wie hieß doch gleich diese Rheumatiker aus Brüssel?).

    Und kann man der Onlinezeitschrift „Zeitgeschehen im Fokus.CH“ vertrauen, sind die Autoren kompetent sowie sind die in Ausgabe 4 vom 15.03.2022 dargestellten Abläufen verifizierbar? Das würde doch allen zugänglichen Meanstream-Narrativen etwas heftig entgegenlaufen.

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