HVL, BM und EM – meine Top 3

Kennen Sie das? Sie fahren auf einer Land- oder Bundesstraße mit ihrem Auto. Erlaubt ist eine Höchstgeschwindigkeit von 70 Studenkilometern, weil aber die Sonne scheint und wenig Verkehr herrscht, fahren Sie 95 km/h. Und dann kommt einer, der im Rückspiegel schnell größer wird, manchmal aktiviert er auch die Lichthupe, bevor er mit 120 rasant links rüberzieht und dann an ihnen vorbeirauscht.

Wenn Sie das erleben, dann wissen Sie, dass Sie vermutlich irgendwo zwischen Potsdam und Nauen unterwegs sein müssen. Da, wo nach meinen jahrzehntelangen Studien in Deutschland die beklopptesten Autofahrer der Republik massenweise zu finden sind. Kennzeichen: HVL für Havelland.

Ja, ich weiß, sicher wird der ein oder andere mir nachher schreiben und mich aufmerksam machen auf BM (für Bergheim) und EM (für Emmendingen). Die kenne ich auch, die Fahrer dort sind ähnlich bekloppt. Aber Havelland ist einzigartig. Hier drängelt praktisch jeder, selbst wenn ich schon weit über dem Erlaubten bin. Irgendwie wollen alle wohl schnell nach Hause. Und das ist ja zumindest etwas Positives…

image_pdfimage_print

Dieser Artikel wurde 44 mal kommentiert

  1. Achim Koester Antworten

    in 50 Jahren wohnhaft im Hochtaunuskreis (HG) habe ich festgestellt:
    OF = ohne Führerschein, ohne Fahrpraxis, ohne Ferstand
    Wer einen Schreibfehler findet, bitte an die Duden Redaktion melden🤓

  2. GJ Antworten

    Guten Abend Herr Köster, ei gude wie? OF-Sprüche sind nicht totzukriegen, vor allem seitens der Frankfurter. So hat fast jeder Autofahrer sein Päckchen zu tragen mit seinem Kennzeichen. Zu HU wie Hanau wurde ( und wird?) immer „Hessisch-Uganda“ gesagt, warum auch immer.
    Was die Raserei in Brandenburg anbetrifft, wo es ganz viel Alleen-Straßen gibt, so gibt es dazu ein bekanntes Lied, von wem weiß ich jetzt nicht auswendig:

    In Brandenburg, in Brandenburg, ist wieder jemand gegen einen Baum gegurkt. Was will man auch machen, mit 17, 18 in Brandenburg.

    Werter Herr Kelle, passen Sie auf, nicht daß Ihnen dort jemand kamikazemäßig entgegenkommt.

    • Achim Koester Antworten

      Liebe GJ
      Köstlich – „Hessisch Uganda“ habe ich noch nicht gekannt, ist aber Spitze,👍👍
      Bitte weiter so , lasse se sisch de „Heiße“ gut schmecke. Viel besser wie de billische Glühwei.

    • Gj Antworten

      HG könnte auch der bewundernde Ausruf von Hesse zu Hesse sein, wenn denen eine Nobelkarosse aus dem Taunus begegnet: Hast’en geseje?

      Drauf en heiße Gerippte 😉

      • Achim Koester Antworten

        @GJ, mit dem Hanauer Kennzeichen habe ich vor vielen Jahren in Frankfurt einen 190 SL gesehen, weiß, mit roten Ledersitzen. Kennzeichen HU-RE.
        Noch Fragen?

        • GJ Antworten

          Skandal um Rosi? Welches Kennzeichen deren Sportwagen hatte, weiß ich nicht. Sie war ja in Mainhattan unterwegs und meines Wissens auch dort wohnhaft. Aber HU-RE kenne ich zuhauf. Wurde erstaunlicher sehr gerne genommen. Huhu, Hupe und Hund natürlich erst recht.

      • Günther M. Antworten

        Der Mercedes Benz-190 SL,
        Produktionszeitraum 1955-1963,
        von Maria Rosalia Auguste „Rosemarie“ N.
        (*01.02.1933; † vermutlich 29.10.1957 in Ffm.),
        war schwarz mit roten Ledersitzen;
        eine Kennzeichensuche ergab keine Treffer.

  3. Querdenker Antworten

    Da habe ich auch einen, der Rhein-Sieg Kreis mit der Kreisstadt Siegburg hat das Kennzeichen SU. Und wenn wir in den Städten Bonn und Köln mit dem Auto ankommen hat der Motor seine optimale Betriebstemperatur und wir, die Fahrer, sind mittlerweile auch nicht mehr verpennt. Nur weil wir wach sind, jede Lücke nutzen, werden wir als „Suche Unfall“ oder „Säue Unterwegs“ bezeichnet. 🙂

    • GJ Antworten

      Wenn ich SU lese, denke ich reflexartig an „Suchvermerk“.

      Und das VL hinter H wie Havel steht vielleicht für VOLLE LOTTE und würde den Geschwindigkeitsdrang erklären. Letzteres ist im übrigen ein super Titel der Rodgau Monotones aus ihrem Album „Fluchtpunkt Dudenhofen“. Und die stammen aus OF. Da schließt sich der Kreis.

      • GJ Antworten

        SU steht auch für einen Tarnkappenbomber. Der kommt allerdings in meinem beruflichen Umfeld nicht vor 😑

  4. H.K. Antworten

    Im Hamburger Süden gibt es WL ( Winsen/ Luhe ) – was allgemein nur als „Wilder Lümmel“ bezeichnet wird.

  5. H.-J. Pöschl Antworten

    Ich bin in EE (Elbe-Elster) beheimatet. Das EE steht für „extrem eilig“.
    Aber Herr Kelle, sie haben Recht. Gegenüber HVL und auch PM sind wir hier absolute Waisenknaben.

  6. Aro Antworten

    Na ja, aber alles besser als mit 50 km/h hinter einem ESW (Eschwege) herzufahren. Ehemaliges Zonenrandgebiet, die haben den Führerschein anscheinend alle auf einem Traktor gemacht !

  7. S v B Antworten

    Von den Einwohnern der berühmten und frommen Pilgerstadt Altötting (Kennzeichen AÖ) hätte ich vordem eigentlich eine gesittetere, ja frommere, Fahrweise erwartet als bis heute tausendfach bezeugt. „Der Altöttinger“ hat nicht nur ein Faible fürs Rasen, sondern, noch bedenklicher, auch eins für geradezu atemberaubende Überholmanöver. Aber, wenn man’s so recht bedenkt… könnte der Grund für die zwar äußerst gewagte, doch erstaunlicher und dankenswerter Weise allermeist folgenlose tollkühne Fahrweise am Ende nicht darin begründet sein, dass auf jedem Fahrer, dessen Gefährt im frommen Altötting zugelassen wurde, eo ipso Gottes Segen ruhen wird? Wenn dem wirklich so sein sollte, können sich die begnadeten Altöttinger quasi jede Fahrweise erlauben. Dieses Eindrucks kann jedenfalls ich mich auf so mancher Landstraße Bayerns kaum erwehren.

    • Achim Koester Antworten

      @S v B:
      Wegen der AÖ Überholmanöver wird ja derzeit die B12 vierspurig zur Autobahn erweitert. Da können sie sich dann austoben.

      • S v B Antworten

        Was längst überfällig war, lieber Achim Koester. Ihr Kommentar ist für mich der Beweis, dass Ihnen der halsbrecherische Fahrstil der Altöttinger nicht unbekannt ist. – Wer weiß, vielleicht mag sich manch Altöttinger Fan riskanter Überholmanöver gar danach sehnen, früher in den Himmel zu kommen als andere…?
        😉

  8. GJ Antworten

    Es zeigt sich anhand vielerlei Beiträge, daß es allerorts beachtliche Raser und Hurtige gibt. In meiner Kindheit war als Rennstrecke das „Rondell“ im Odenwald berüchtigt. Diese kurvenreiche, teils 3-spurig ausgebaute Bundesstraße mit berüchtigten Rampen und gigantischen Leitplanken war damals eine Herausforderung für Motorradfahrer und insbesondere für den damals beliebten „Bauernporsche“ aus Rüsselsheim mit Fuchsschwanz, der in der vorgenannten Region vorzugsweise das Kennzeichen ERB trug. Dessen Motorsound hörte man rund um Höchst/Odw. durchs ganze Tal und hier wurde überholt wie der Henker.

  9. GJ Antworten

    Ich muß jetzt aber auch mal dem Hausherren ins Gewissen reden. Wenn maximal 70 erlaubt sind, dürfen Sie, werter Herr Kelle, auch bei Sonnenschein kein 95 fahren.So langsam mache ich mir Sorgen um den Stand des Flensburger Kontos. Bei 8 Punkten ist heutzutage Schicht im Schacht, und auf die Bahn angewiesen zu sein mangels Fahrerlaubnis ist heutzutage nicht so prickelnd, fürchte ich.

      • GJ Antworten

        Da muß ich Sie enttäuschen. Früher war bei 18 P. der Lappen weg, heutzutage schon bei 8. Und die Punkteabbaumöglichkeiten wurden auch deutlich reduziert. 25 zu schnell außerorts gibt 1 Punkt und 100 €

        • Achim Koester Antworten

          Bei vielen PKW geht aber auch der Tacho gewaltig vor, das ist gewollt. Vergleichen Sie mal Ihre Anzeige mit den vielerorts aufgestellten Leuchtanzeigen, da sind bis zu 10% Differenz. Außerdem werden bei der Radarmessung 3 km/h vom Messwert abgezogen. Das ergibt bei „brutto“ 95 ungefähr „netto“ 80 km/h
          Gut, in einer 70-Zone ist das immer noch zu schnell, aber wo kein Blitzer, da kein Richter.
          Gäbe es ein Navi, das alle Geschwindigkeitsüberschreitungen zuverlässig verhindert. und würde es von allen benutzt, hätte C.Lindner ein dickes Problem, denn diese Einnahmen sind einkalkuliert.

          • .TS.

            Der geht vor allem aus physikalisch-rechtlichen Gründen vor:
            Der Tachostand hängt von der Raddrehzahl ab, diese entspricht aber nur im theoretischen Idealfall der tatsächlichen Geschwindigkeit da diese in der Praxis durch geschwindigkeitsabhängige Verformung (bauartsabhängig), Quetschung (geringerer Reifendruck), Abrieb (=Raddurchmesserverringerung) und Schlupf, im Extremfall Schleudern bis Tempo 0, reduziert wird und man „auf Nummer sicher“ die maximale mit dieser Drehzahl erreichbare Geschwindigkeit angibt statt einen realistischeren Durchschnittswert.
            Allein der Abrieb reicht für 2% Abweichung.

            Die geringere Geschwindigkeit im Navi (via GPS) ist aber auch nur bei konstanter Geschwindigkeit auf gerader Strecke zuverlässig, in kurvigem Gelände kann sie je nach Häufigkeit der Positionsermittlungen durch unvollständiges Erfassen der Kurven und lokaler Geschwindigkeitsspitzen zu einer relevanten Unterschätzung kommen.

            Neben dem Tacho sollte auch der Kilmeterstand im gleichen Maße abweichen, denn die Zeitmessung erfolgt in beiden Fällen so gut wie exakt.

    • Klaus Kelle Antworten

      Liebe GJ,

      acht Punkte hatte ich bereits vor zwei Jahren, Lappen weg – mpu. Natürlich bestanden 🙂 Neuer Führerschein, inzwischen wieder 1 Punkt 🙁

      Beste Grüße, KK

      • S v B Antworten

        Lieber Herr Kelle,
        mutmaßlich hat sich Ihre liebe Frau in dieser Sache schon den Mund fusselig geredet, stimmt’s? Wie lassen sich „Draufgänger“ im Straßenverkehr wie Sie zähmen? Vermutlich lassen sich sich gar nicht zähmen. Sonst gäbe es z. B. den erwähnten „neuen“ Punkt nicht. Klingt ja fast schon, als seien Sie ein kleines bisschen stolz auf Ihr Sparkonto bei der deutschen Verkehrssünder-Bank? – Rasantes Fahren oder gar das Fahren unter Alkoholeinfluss gehören für mich eindeutig zu den Jugendsünden, und zwar zu den frühen. Mit den Jahren sollten sich derlei gefährliche Ambitionen eigentlich von selbst erledigen; man reift und wird infolge dessen vernünftig. Und allerspätestens jenseits der 60 sollte man verinnerlicht haben, dass man sich – und seinen Lieben – mit einer irrationalen Fahrweise oft am meisten schadet. Also, belassen Sie’s diesmal bei dem einen… Punkt natürlich. Ich sage Ihnen – total relaxtes Fahren schont nicht nur die Nerven, sondern macht dazu noch Freude. Echt.

      • GJ Antworten

        Natürlich bestanden, o.k., Glück gehabt. Teures Vergnügen. So eine MPU dürfte heutzutage ca. 1500 Tacken kosten plus Zeit plus Nerven plus Taxi/Bahn/Bus und alles, was sonst noch dran hängt. 8 Jahre meines Berufslebens habe ich mit Fahrerlaubnisentzug zu tun gehabt. Mit den unterschiedlichsten Ausreden, nur 2 Gläschen Bier getrunken bei 2,0 Promille – ich schwöre… Da kann ich ein dickes Buch drüber schreiben, was es da für Gespräche gab. Erinnere mich an einen Kunden – gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr in Tatmehrheit mit Körperverletzung. Dem fuhr der Vordermann bei erlaubten 50 innerorts mit 55 zu langsam, sodaß er sich dazu veranlasst sah, ihn zu überholen, schleudernd vor ihm zum Stehen zu kommen, sodaß der Überholte voll bremsen mußte. Der Überholer schlug dem Überholten dann unvermittelt mit der Faust auf die Nase, woraufhin Brille und Nase brach. Das war keine Beziehungstat, sondern einfach nur so, weil er gerne schneller fahren wollte und der Regelkonforme im „im Weg“ war. Als der Lappenlose seinen Antrag auf Wiedererteilung bei mir abgab fragte ich ihn, ob er ein Problem mit seiner Impulssteuerung hat. NEIN du blöde Kuh – brüllte er und wäre mir fast an die Gurgel gesprungen. Zum Glück kam mein 2 Meter große und kräftige Kollege aus dem Nachbarzimmer zur Hilfe. Den Antrag habe ich dann abgelehnt wegen charakterlicher Nichteignung. Einen “ Idiotentest“ war er nicht bereit zu machen. Seine Klage wurde abgewiesen.

        • S v B Antworten

          @GJ
          Mein Gott, warum müssen Sie, liebe GJ, sich offenbar immer wieder berufliche Aufgaben aufbürden, welche einerseits zwar anspruchsvoll und interessant erscheinen, andererseits jedoch mit sehr konkreten Gefahren für Leib und Leben einhergehen? Warum haben Sie „niemals nich“ einfach nur… , na ja, zum Beispiel einfach nur am Schreibtisch gesessen und und stillvergnügt vor sich hin geschrieben?. Oder so halt. Bekanntlich war ich in der Vergangenheit schon des öfteren um Sie besorgt. Und nun berichten Sie auch noch über diese hochdramatische Begebenheit. Dass Ihr physisch so beeindruckender Kollege an seinem Platz „nebenan“ war und sich sofort segensreich einmischte, war Ihr – großes – Glück. Zutiefst schockierend, wie es auf Deutschlands Ämtern mitunter zugeht. Allerdings stelle ich mir vor, dass (auch) dies noch bis in die Anfangsjahre des 21sten Jahrhunderts hinein anders gewesen sein könnte, und zwar erheblich anders…

          • GJ

            Nein, werte SvB,
            dieser Vorfall war Ende der 80er Jahre. Kaum zu glauben. Und angebrüllt zu werden von aufgeregten Kunden ist nicht selten, wenn sie etwas für sie Existentielles abgelehnt bekommen, es ihnen quasi an den Kragen geht. Denken Sie an Sorge- oder Umgangsrechtseinschränkungen, Streichung von Sozialleistungen, Verwehrung von Aufenthaltserlaubnis, Pfändung/Vollstreckung, Freiheitsentzug, Abschiebung etc. Der Überbringer der schlechten Nachricht braucht ein schnelles Pferd, wird angegriffen oder wird gelyncht. Wer ist denn heute charakterlich noch in der Lage, eigene Fehler zuzugeben und die Konsequenzen daraus zu tragen, ohne anderen Schuld zuzuschieben?
            Kann mal jeder überlegen, welche Situationen einem dazu einfallen.

            Im Straßenverkehr kann man das wunderbar festmachen, wie rücksichtsvoll sich da Verhalten wird oder eben auch nicht. Wenn es kracht, stellt sich kaum einer hin und gibt seinen Fehler zu. Schon aus versicherungsrechtlichen Gründen nicht. Erst mal gar nichts zum Hergang sagen ist die mildeste Form von „ICH? hab nichts gemacht!“ Und wenn dann doch Konsequenzen kommen oder drohen, egal ob berechtigt oder nicht, dann wird gebrüllt, gedroht, geklagt. Wenn man dann vor Gericht verliert, dann war eben der Richter ein Idiot.

          • S v B

            @GJ
            Nun, dann ist er wohl so, der Mensch. Jedoch, nicht alle sind „so“. Mein Lebensmotto z. B. hat stets gelautet – und wird dies bis an mein seliges Ende tun – Wenn Du Mist gebaut hast, steh‘ gefälligst dafür ein! Mit dieser Einstellung ist es mir eigentlich immer gut gegangen. Aber… vielleicht habe ich auch nur zu wenig „echten Mist“ gebaut…

            PS: Passen Sie, liebe GJ, nur gut auf sich auf. Ich gestehe, dass ich(!) fast schon Ihrem Renteneintritt entgegenfiebere. Gefährdungen der ganz besonderen Art gehören für Sie ab dann nämlich der Vergangenheit an. Endlich.

      • H.K. Antworten

        Lieber Herr Kelle,

        im Internet gibt es ja so allerlei zu kaufen.

        Wäre es nicht eine gute Idee, wenn Sie sich zu Weihnachten ( ist ja schon bald ) ein Blaulicht und ein Martinshorn für Ihr Auto wünschen würden ?

        Und als kleines Zusatzdetail eine Polizei-Kelle ? ( Welch Wortspiel … )

        All dieses Zeugs wäre auch beim Parken hilfreich – sogar mitten auf der Kreuzung !

        😉

        • GJ Antworten

          Oh nein, lieber H.K.! Bitte unbedingt Ihrer Empfehlung an hiesigen Hausherren mit einem 😉😜 Ironiehinweis versehen. Wenn die echten Blaulichtvertreter einen mit Fake-Licht oder -Kelle erwischen, droht weitere Unbill wegen des Straftatbestandes der Amtsanmaßung. Das wollen wir doch nicht!

          Gerade vor Weihnachten empfehle ich, sich defensiv und konzentriert im Straßenverkehr zu verhalten. Es sind heutzutage unglaublich viele Menschen unterwegs, die unter Stress und Aggressionen stehen, unter Alkohol- oder Drogen- oder Medikamenteneinfluß, abgelenkt von Handy oder streitenden / zeternden Mitfahrern oder einfach mit den Gedanken sonstwo. Wenn einem einer der Vorgenannten in den Weg kommt und man ist selbst nicht richtig bei der Sache – oder eben (auch) zu schnell, dann kracht es mit wesentlich gesteigerter Wahrscheinlichkeit. Die Erfahrung wünsche ich keinem, daß ein anderer erheblich zu Schaden kommt unter anderem deshalb, weil ICH zu schnell war oder wie auch immer fehlerhaft verhalten habe. Es ist manchmal bereits „schlimm genug“, das Auto überhaupt in Bewegung gesetzt zu haben. Wo ein Kläger, da ein Richter. Ich war mit Ende 20 an einen Unfall beteiligt, bei dem mir eine schwangere Frau ins Auto lief. Zum Glück fuhr ich nur 35 km/h bei erlaubten 50, weil ich mich nach einer Ampelkreuzung noch im Beschleunigungsvorgang befand. Die Frau könnte ich nicht sehen, weil sie aus einem Hofeingang unter hinter Mülltonnen und geparkten Autos ohne Schauen auf die vielbefahrene Hauptstraße lief. Ich hatte als Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen keinerlei Schuld, auch keine OWI begangen. Die Bilder der vor mir fliegenden Frau bekomme ich nicht mehr aus dem Kopf. Und 9 Monate nach dem Unfall bekam ich eine Ladung im Zivilprozess zugestellt. Die Krankenversicherung der Dame verklagte mich zusammen mit der Haftpflichtversicherung des von mir gelenkten Pkw auf Schadensersatz aus Gefährdungshaftung. Da nützt es noch lange nicht, daß man keine Schuld hatte. Der Autofahrer muß den Beweis führen, daß dieser Unfall für ihn unvermeidbar war. Also Beweislastumkehr. Wer sowas selbst erlebt, in meinem Fall durch 3 Instanzen bis zum OLG, und sich von einem Richter (LG) anhören muß, daß gutachterlich bewiesene 35 dann wohl zu schnell war und man hätte bei 30 den Unfall vermeiden können… Und der dann ein Ordnungsgeld angehängt bekommt, weil man eingeworfen hat „Wäre ich im Bett geblieben, wäre der Unfall auch vermeidbar gewesen“. Nun ja, beim OLG haben sich die Juristen dann verglichen.

          Ich denke heute noch an diese Lebenserfahrung. Sie fährt immer mit und motiviert mich dazu, nur ja nicht schneller als erlaubt zu fahren und auch nicht schneller, als es die Verkehrslage vernünftigerweise zulässt. Ich stelle mir immer wieder vor, ich wäre gute 50 gefahren. Die Frau und/oder ihr ungeborenes Kind wären womöglich gestorben. Es war auch so schlimm genug. Sie hat eine Beckenfraktur erlitten beim Aufschlag auf die Fahrbahn, nachdem sie über meine Motorhaube geflogen war. Mein Auto hatte nicht einmal eine Delle, nur schwarzen Gummiabrieb von ihren Schuhen. Was ein Beckenbruch im 7. Schangerschaftsmonat praktisch bedeutet, kann sich jeder ansatzweise denken.

          Denken Sie nicht, ich würde seitdem verkehrsbehindernd Schleichen. Das ist nicht der Fall. Aber ich habe Respekt und bin mir über die Gefahren im klaren, die mit dem
          Straßenverkehr einhergehen können. Oft reicht es, wenn nur einer aufpasst und reagiert, aber leider manchmal auch nicht. Wenn es alle täten, wäre es ungleich besser.

          • H.K.

            Wieso Ironie ?

            Wenn Herr Kelle mit Kelle und Blaulicht achnell genug ist …

            Ich erinnere mich nach Ihrer Schilderung an einen lange zurückliegenden Vorfall eines Fraitagmittags in meiner Heimatstadt während meines Wehrdienstes, als ich 2 Kameraden zum Bahnhof fuhr, die mit dem Zug heimfahren wollten.

            Auf dem Weg zum Bahnhof fuhr vor mir ein Pkw, ganz sicher nicht zu schnell nach keiner Einschätzung, als von rechts, vom „Bürger*/-/:/_/•/Innensteig“, ein ca. 7-, 8-jähriges Mädchen ohne zu schauen und ohne erst stehenzubleiben, auf die Straße lief, direkt vor das Auto vor mir.

            Der Fahrer bremste mit quietschender Bremse – aber zu spät.

            Das Mädchen wurde auf den Gehweg zurückgeschleudert und landete mit dem Rücken auf der Bordsteinkante.

            Der Unfallfahrer war fix und fertig.

            Wir stiegen zu dritt aus, einer kümmerte sich um das verletzte, bewusstlose Mädchen, einer um den Unfallfahrer und dann um den nachfolgenden Verkehr, einer rannte los, um den Rettungswagen und die Polizei zu verständigen.

            Da sowohl Polizeiwache als auch glücklicherweise ein Krankenhaus in direkter Nähe lagen, war zunächst der Notarzt vor Ort, dann die Polizei.

            Wir informierten den Notarzt, der das Mädchen mit äußerster Vorsicht untersuchte, über den Hergang.

            Die Polizei hatte Verständnis, daß meine beiden Kameraden zum Bahnhof mußten. Ich versprach, sie dorthin zu fahren und anschließend sofort zur Wache zu kommen, um meine Aussage zu machen und die Personalien von uns dreien abzugeben.

            Letztendlich wurde der Unfallfahrer zumächst für schuldig gehalten, was sich nach meiner Aussage ins Gegenteil änderte.

            Er bedankte sich 1000 mal, daß wir angehalten, Erste Hilfe geleistet hatten und nicht einfach weitergefahren waren.

            Ohne Zeugen hätte es für ihn schlecht ausgesehen.

            Mittlerweile bin ich der Ansicht, daß man derartige Probleme nir mit einer Dash-Cam zumindest teilweise verhindern kann – und mit eher vorsichtiger Fahrweise.

            Das durch den Aufprall gar nicht meterweit, sondern nur wenig durch die Luft geschleuderte Mädchen werde ich auch nie vergessen …

            Übrigens: Wer sich über die Wucht eines Aufpralls nur unwesentlich im Klaren ist, sollte einmal bei ADAC o.a. einen Versuch mit einem „Gurt-Tester“ machen: Das ist eine Art abschüssig platzierter Schlitten mit Autositz, auf dem man eine kurze Distanz weit auf einem Schienensystem herabfährt und dann abrupt abgebremst wird.

            Das Ergebnis ist überraschend erschreckend. Und dieser Schlitten fährt bestimmt keine 50 km/h …

          • S v B

            @GJ
            Ein wahrhaft dramatisches Ereignis, das Sie da schildern. Kein Wunder, dass Ihnen der Schrecken noch heute in den Gliedern sitzt und seit damals zuverlässig Ihre Fahrweise kontrolliert. Sie haben jedenfalls die richtigen Schlüsse aus dem Ereignis gezogen. Und bis zum heutigen Tage danach gehandelt. Respekt. – Nichts dürfte wohl schlimmer sein, als ein Kind oder eine schwangere Frau an-, um- oder gar tot zu fahren. Eine schier unerträgliche Vorstellung. Bleibt zu hoffen, dass sich sowohl die seinerzeit werdende Mutter als auch ihr Abkömmling in facto bis heute bester Gesundheit erfreuen. Auch ohne persönliche Schuld am Unfall hat Ihnen der Unfall eine wertvolle Lektion fürs Leben erteilt. Sie respektieren die geltenden Regeln und Kilometerbegrenzungen und hegen demzufolge keine Ambitionen, „aufzudrehen“ und es anderen Verkehrsteilnehmern mal so richtig zu zeigen. Aber… hätte man von Ihnen denn wirklich anderes erwartet? – Allzeit Gute Fahrt, liebe GJ!

  10. GJ Antworten

    Die Unfallgeschichte von H.K. ist auch so eine Situation, die einem selbst hoffentlich nie passiert. Man lernt schon in der Fahrschule, daß besonders bei Kindern und älteren Verkehrsteilnehmern besondere Vorsicht gilt, da mit Verhaltensweisen zu rechnen ist, mit denen normalerweise nicht zu rechnen ist. Ein Glas Wein zum Essen und danach ein Unfall, an dem der Autofahrer „eigentlich keine Schuld hat und schon hat er ein Problem. Wenn dann noch Kind oder Senior ohne Schauen auf die Straße läuft, ist die Gemengelage besonders übel. Unser Sohn hat auch gerade ein laufendes Verfahren, bei dem er schuldlos Geschädigter ist. Und dabei geht es um Peanuts. Die vor ihm fahrende -mutmaßlich am Handy daddelnde- junge Fahrerin fuhr Schlangenlinien, drohte in einer Kurve von der Fahrbahn abzukommen, worauf von hinten warnend kurz gehabt wurde. Dadurch wurde ein Gegenlenken und Bremsen ausgelöst und der Wagen abgefangen. Das Mädel befand sich da bereits seitlich mit dem rechten Vorderreifen im Schotter und wirbelte Steine auf, die in die Frontscheibe und die Motorhaube des nachfolgenden Fahrzeugs einschlugen. Ohne das „Aufwecken“ wäre die Frau von der Fahrbahn abgekommen und hätte sich Überschlagen. Statt zu dem Gedanken zu kommen, Glück gehabt zu haben und dem nachfolgenden Fahrer dankbar zu sein, daß sie sich nicht den Hals gebrochen hat, wird die Sache so dargestellt: Der Hintermann sei zu dicht aufgefahren, hätte sie genötigt, sie hätte Angst bekommen und sei deshalb zu weit rechts gefahren. Handy sei nicht nicht im Spiel gewesen. Nun hatte mein Sohn allerdings eine Dashcam im Wagen und könnte seine Ablaufangaben belegen. Er soll trotzdem die Hälfte seines Schadens selbst bezahlen aus Gefährdungshaftung.

  11. Achim Koester Antworten

    @GJ:
    Vor Gericht und auf hoher See sind wir der Willkür des Schicksals hilflos ausgeliefert

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert