Ja, was denn sonst? AfD und BSW basteln an einer gemeinsamen Machtperspektive in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus

In der Politik hängt bekanntlich alles mit allem zusammen. Gerade herrscht große Aufregung in Berlin, weil sich die AfD und Sahra Wagenknechts BSW offen für Gespräche über eine Zusammenarbeit zeigen. Ja, was denn sonst?

Politik ist am Ende des Tages immer der Kampf um die Teilhabe an der Macht. Spötter vom rechten Rand der AfD sagen, um den Platz an den Futtertrögen. Sie fordern weiter ein striktes Festhalten an der reinen rechten Lehre und verdammen realpolitische Vordenker wie den umtriebigen Bundestagsabgeordneten Maximilian Krah. Bloß nicht korrumpieren lassen, bloß weiter in der Opferrolle verharren, das versprich üppigen Zuspruch in manchen Milieus in Deutschland, insbesondere in den östlichen Bundesländern, so argumentieren die blauen Fundis.

Dennoch erschein wenig überraschend, dass sich Anfang der Woche ausgerechnet in Thüringen die Fraktionsvorsitzenden des Freistaates von BSW und AfD zum Meinungsaustausch trafen. Frank Augsten und Björn Höcke versicherten nach dem zweistündigen Treffen, sie hätten „ein intensives und konstruktives Gespräch über die Lage des Freistaates“ gehabt. Nach der Sommerpause wollen sich die beiden Herren erneut zusammensetzen, Frau Wagenknecht, mäßig erfolgreiche Parteigründerin, gab ihren Segen dazu.

Natürlich, denn nach dem knappen Scheitern ihrer Truppe bei der jüngsten Bundestagswahl, droht die völlige politische Bedeutungslosigkeit. Außerdem hat sie es nach ihrer Zeit bei der Linken inzwischen auch in der noch jungen BSW geschafft, Parteifreunde mächtig gegen die ehrgeizige Sozialistin aufzubringen.

Pikant ist die Situation besonders in Thüringen

Denn hier regiert Ministerpräsident Mario Voigt mit einer wild zusammengewürfelten Koalition, die auf BSW und sogar immer mal wieder die Linke angewiesen ist. Thüringen hat da sowieso eine Sonderrolle, seit Frau Merkel die rechtmäßig erfolgte Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich rückgängig machen ließ.

Fortan konnte die stümperhafteste Landesregierung, die Thüringen je hatte, unter Bodo Ramelow – abgewählt von den Bürgern – weiter mit einer rot-rot-grünen Koalition reagieren, nur weil sie von der Merkel-CDU über fast vier Jahre geduldet wurde. Ein Schlag ins Gesicht der Wähler und ein eindeutiger Verstoß gegen einen einstimmigen Bundesparteitagsbeschluss der CDU, weder mit der AfD noch mit der Linken in irgendeiner Form zusammenarbeiten zu wollen.

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Gespräche sollten „normal sein in einer Demokratie“, sagt Sahra Wagenknecht, und damit hat sie natürlich recht. Leider hat die CDU auch unter Friedrich Merz bis heute nicht realisiert, dass ihr Konzept der Ausgrenzung der AfD und damit eines Fünftels der deutschen Wählerschaft, die ungeliebte rechte Konkurrenz bisher nur immer stärker gemacht hat. Das Konzept, wenn ich erst CDU-Chef und Kanzler bin werde ich die AfD halbieren, greift ganz offenbar überhaupt nicht.

Und nun sind noch ganze andere strategische Winkelzüge vorstellbar – etwa, wenn es gelänge, auch Heidi Reichinneks Pillepalle-Linke in einen Klüngel mit AfD und BSW einzubinden. In Ostdeutschland gibt es eine starke Grundströmung, die sich über alle Parteigrenzen hinweg in einer romantisierenden Verklärung des Sozialismus und der DDR vereint sieht. Hier ist „der Westen“ der Feind, und „die Amis“ sowieso, wie man sich gegenseitig versichert, bevor man im Tesla mit den Kindern zu McDonalds fährt.

Und – ganz klar – auch hier macht die CDU mit ihrer Brandmauer eine ganz schlechte Figur.

Ausgeliefert dem Wohlwollen der geschrumpften SPD und der Grünen, bei manchen Fragen auch Frau Reichinnek und den Linken, die immer noch sauer sind, das die rote Heidi nicht im Geheimdienstausschuss Platz nehmen darf. Da sind noch Rechnungen offen.

In Ostdeutschland hätten AlD und Sozialisten eine echte Machtperspektive

In Brandenburg und Thüringen ist die Wagenknecht-Partei jetzt schon an Landesregierungen beteiligt, in beiden Ländern weisen auch aktuelle Umfragen für die AfD mehr als 40 Prozent der Wählerstimmen aus. Und inhaltlich? Da gibt es überhaupt keine Probleme.

Wenn Sie Höckes legendäres Rentenpapier lesen, dann schnuppern sie den Geist des Sozialismus aus allen Poren. Russland? Überhaupt kein Problem. Beide Parteien sind im Osten bereit, die Ukraine ihrem Schicksal zu überlassen und Moskau zum Fraß vorzuwerfen, in dem sie die niederträchtige Karte spielen, deutsche Sozialstandards gegen die Kosten für Waffenhilfe an Kiew aufzurechnen. Beide Parteien wollen die Massenmigration nach Deutschland beenden – was gut ist und von der neuen Bundesregierung zwar begonnen wurde, aber immer noch viel zu halbherzig betrieben wird. Beide Parteien halten GenderGaga für den Unsinn, der es zweifellos ist, und wollen die Wirtschaft von unsäglichen Klima-Vorschriften entlasten – immerhin.

Die Landtagswahlen in Sachsen waren zuletzt erst im September des vergangenen Jahres. Die AfD wurde dort zweitstärkste Kraft im Parlament mit 30,6 Prozent, das BSW zog locker mit 11,8 mühelos ein. Aber die nächste Landtagswahl liegt in weiter Ferne.

Wirklich interessant wird es kommendes Jahr in Sachsen-Anhalt. Denn am 6. September 2026 wird dort gewählt, und nicht wenige Strategen in der AfD wittern dort die Chance, erstmals ihre Partei in Regierungsverantwortung zu bringen.

Bisher hat die CDU unter Ministerpräsident Reiner Haseloff alles im Griff. Obwohl ein Kopf-an-Kopf-Rennen vorhergesagt wurde, siegte die CDU zuletzt mit 37,1 Prozent klar vor der AfD mit 20,8 Prozent. Aber: da kamen auch die FDP und die Grünen rein, die SPD und die Linke. Das BSW gab es noch gar nicht. Und fast zehn Prozent wählten Parteien, die es nicht schafften wie die Freien Wähler (3,1%) und Die Basis (1,5%).

Was werden die alle machen, wenn die AfD weiter zulegt und das BSW antritt?

Und dann reinkommt? Vielleicht parallel mit der Linken? Dann werden die Karten ganz neu gemischt in Magdeburg. Und im Adenauer-Haus in Berlin steigt die Spannung jetzt schon beträchtlich. Von den insgesamt fünf Landtagswahlen im kommenden Jahr (auch: Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern) wird Sachsen-Anhalt die wichtigste für die CDU werden. Und das ist allen bewusst in der Berliner Parteizentrale.

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Dieser Artikel wurde 9 mal kommentiert

  1. H.K. Antworten

    Interessante Perspektiven kommen da womöglich auf uns zu.

    Daß nur der „rechte Rand der AfD“ von „Futtertrögen“ redet, glaube ich nicht. Diese „Fressnäpfe“ sind für ALLE Parteien der Grund für ihr Tun und ihre Existenz.

    Für Friedrich Merz waren es die „Wagenschlüssel“, während Gerhard Schröder seinerzeit noch am Zaun des Kanzleramtes rüttelte und „ich will hier rein !“ brüllte, so die Geschichte denn stimmen sollte.

    Was Thüringen angeht, so kann man nur sagen, Dr. ( ? ) Mario Voigt hat sich mit seiner überbordenden Arroganz und seinem unbedingten Willen, auch als Nicht-Wahlsieger „an die Futtertröge“ zu wollen, keinen Gefallen getan.

    Es wäre ihm zu gönnen, nach Kemmerich die zweitkürzeste Amtszeit als MP des Landes vorweisen zu können.

    Und wenn „die da“ und das BSW sich zusammentun, so ist das doch „nichts anderes als Demokratie“ – oder ?

    Die Union hat sich ebenfalls einen Bärendienst erwiesen, als sie kategorisch ausschloß, „weder mit Links noch mit Rechts“ zusammenzuarbeiten, um dann anschließend ausgerechnet vor der Mauerschützenpartei ( wir erinnern uns dunkel, zumindest die „Älteren“: das waren die, die als REGIERUNG auf DEUTSCHE an der Grenze haben jahrzehntelang eiskalt schießen lassen, sogar mit Schießautomaten ! ) zu Kreuze zu kriechen.

    Von der „Rückgängigmachung“ einer demokratischen Wahl per ordre de Mutti ( CDU !!! ) und dem damit ganz offensichtlich verbundenen verqueeren Verständnis von „Demokratie“ und dem nicht vorhandenen seinerzeitigen Aufschrei der „vierten Gewalt im Staate“ wollen wir erst gar nicht reden.

    Die Union hat sich nicht nur selbst ohne jeden Grund an den Marterpfahl gestellt, nein, sie hat sich auch noch dermaßen selbst verheddert, daß ihr das Seil nun den Erstickungstod zu bescheren droht.

    Wenn ein Wechsel in Thüringen gelingt, dann nicht, weil „die da“ und das BSW so toll sind, sondern wesentlich deshalb, weil CDU & Co schlicht und einfach zu bl – ääh: blond sind, um dieses Land auf den richtigen Weg zurückzuführen.

    Und Merzens Pinocchio-Nase tut das Ihre dazu – und das ganz erheblich.

  2. Gerd Kohl Antworten

    Sehr wichtig wäre auch das Aufkündigen der ÖRR-Propagandisten-Anstalt, welche vornehmlich noch den Alten das Gehirn vernebelt.

  3. Tina Hansen Antworten

    Ivh wünsche Frau Wagenknejt viel, viel Kraft! Sie ist, ebenso woe Frai Weidel, eine Ungeimpfte 😊

  4. gerd Antworten

    „Bisher hat die CDU unter Ministerpräsident Reiner Haseloff alles im Griff.“

    Es könnte allerdings so sein, dass der gute Reiner schon auf gepackten Koffern sitzt. Nach eigener Angabe will er weg aus Sachsen Anhalt wenn die AfD an die Macht kommt. Erbärmlich.

    • H.K. Antworten

      Die Frage ist für so Manchen, der gar nicht weg KANN:

      DAS ist MEIN Landesvater ??

    • S v B Antworten

      Erbärmlich? Nö, so läuft das eben in „unserer Demokratie“.Dieses Wissen hätte ich bei Ihnen eigentlich vorausgesetzt. 😉

  5. Dr. Hildegard Königs-Albrecht Antworten

    Wenn die ehemals großen Volksparteien wie SPD und CDU/CSU in ihren Koalitionen völlig aus dem Tritt kommen und lernunfähig Fehler über Fehler begehen, ergeben sich ganz neue Perspektiven.

    Es wird turbulent werden, ob es besser wird, mag ich nicht voraussagen.

    Jedenfalls hängt mir das Parteiengeschachere mehr und mehr zum Hals raus.

    • H.K. Antworten

      „ERST das Land, dann die Partei, …“

      Blaa, blaa, blupp …

      Statt dessen:

      „RAN an die Futtertröge !“

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