Bundeskanzlerin Angela Merkel hat gestern ihre – hoffentlich – letzte Neujahrsansprache gehalten. Als Helmut Kohl Kanzler war, gehörte es bei uns zu Hause zum silvesterabendlichen Ritual, dass vor jeder noch so wilden Party, „Kanzler-gucken“ angesagt war. Nun gestehe ich zu, dass auch Kohls Reden zum neuen Jahr niemandem je vom Hocker gerissen haben.

Richtiges Aufsehen rief er nur einmal, am 31. Dezember 1986 hervor, als das grandiose Grundversorgungsfernsehen ARD „versehentlich“ die Neujahrsansprache des Vorjahres noch einmal ausstrahlte. Sieben Millionen Zuschauer merkten nichts, bis Kohl am Schluss alles Gute für das Jahr 1986 – das gerade endete – wünschte.

Persönlich bin ich überzeugt, dass das damals kein Zufall war, aber da ich es nicht beweisen kann, behaupte ich es hier auch nicht. Aber das bringt mich zum eigentlichen Thema: der aktuellen und vermutlich letzten Neujahrsansprache von Frau Merkel gestern. Sie sprach über Corona, rief zum Zusammenhalt in der Krise auf und – für mich der einzige Nachrichtenwert – erklärte klar und ohne Geschwurbel, dass sie sich gegen Covid-19 impfen lassen werde. So weit, so gut.

Doch der Satz, der für Aufregung sorgte, kam gleich zu Beginn der Rede, als Merkel sagte:

„Dies ist deshalb heute aller Voraussicht nach das letzte Mal, dass ich mich als Bundeskanzlerin mit einer Neujahrsansprache an Sie wenden darf.“

Ooooohhhh, wieso denn „aller Voraussicht nach“? Das kann doch kein Zufall sein, oder? Sie will also doch nochmal antreten, eigentlich haben wir es immer gewusst. Ich glaube, ich habe sogar seit Monaten ein paar Wetten laufen, ob Frau Merkel 2021 zum fünften Mal als Kanzlerkandidatin der Union antreten wird.

Nein, das wird sie nicht. Habe ich schon vor Monaten gesagt, und das sage ich auch heute. In der allgemeinen Empörung wird nämlich gern der Satz weggelassen, den sie gestern davor ausgesprochen hat. Und der lautete, dass sie bei der nächsten Bundestagswahl nicht mehr antreten werde. Ich meine, kann man es noch deutlicher formulieren?

Was Frau Merkel gestern zweifelos zum Ausdruck bringen wollte, ist die Unsicherheit, dass es nach der Bundestagswahl am 26. September vielleicht länger dauern könnte, eine neue Regierung zu bilden mit Koalitionsverhandlungen und allem PiPaPo. Und sollten die Verträge am 31. Dezember noch nicht unterschrieben sein oder das neue Kabinett noch nicht stehen, ja, dann hält sie halt nochmal eine Rede. Das ist aber auch schon alles..

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Dieser Artikel wurde 12 mal kommentiert

  1. Ketzerlehrling Antworten

    Ich glaube das erst, wenn es tatsächlich wahr wird. Ich kann diese Person nicht mehr ertragen. Allerdings macht mir genauso viel Sorge bzw. ruft in mir die gleiche Abscheu hervor, wer Nachfolger*IN wird. Was ich das sehe, ruft in mir das Bedürfnis hervor, mich im Strahl zu übergeben.

  2. Ruth Antworten

    Auch Frau von der Leyen trat nicht als Kandidatin bei der EU Wahl an, sie war auf keinem Wahlzettel zur EU Wahl , kein Wahlberechtiger in Deutschland konnte ihr das Vertrauen ausspechen ……

    und was ist passiert….

    So geht Demokratie heute.

  3. U. Weiss Antworten

    Sorry, über die Brücke gehe ich noch nicht, sie wird als *alternativlos* aus der Torte steigen und dann Grün / Schwarz regieren. Ach, schrieb ich Grün / Schwarz, natürlich wird anders herum gewählt, jedoch wird *sie* dann Grün / Schwarz mit dem Telefonhörer als Zepter regieren.

  4. Christine Meiering Antworten

    AUCH WENN ICH DAFÜR GESTEINIGT WERDE, MERKEL IST UND BLEIBT ALTERNATIVLOS: KEINER DER MÖGLLICHEN NACHFOLGER HAT DIESES CHARISMA UND DIE AUSSTRAHLUNG, BESONDERS AUCH IM AUSLAND!

    • Alexander Droste Antworten

      Warum so laut?

      Merkel ist nicht alternativlos. Niemand ist alternativlos. Und wenn Donald Trump Bundeskanzler würde. Er hat das Charisma und die Ausstrahlung von Merkel zehnmal, besonders auch im Ausland. Auch Wladimir Putin hat sie. Und da wir immer noch das Besatzunghintertürstatut sowie die Feindstaatenklausel bei der UN haben, ist nichts unmöglich und somit auch niemand alternativlos.
      Und wenn man mal an Merkels Erfolge und Kompetenzen denkt, so wären Robert Habeck und Annalena Baerbock genau die Nachfolger, die ihr Charisma und Ausstrahlung haben und auch ihre Kompetenz, eine Nation in den Ruin zu treiben.

      Aber Recht haben Sie, Frau Meiering. Keiner der möglichen Nachfolger hat das Format, die Macht und Kompetenz, Deutschland zu dem zu machen, was es mal werden wollte: Eine humane und freie Nation.

      Wie wäre es mal mit Menschen, die das Herz auf dem rechten Fleck haben? Ach, Moment, rechts ist ja jetzt böse. Mir kämen solche Persönlichkeiten in den Sinn wie Sylvia Pantel (soweit ich das beurteilen kann, ist sie geradeaus und ehrlich). Auch jemand wie Hans-Georg Maaßen wäre für mich beinahe alternativlos.

      Nur mal so …

  5. gerd Antworten

    „Dies ist das letzte Mal, dass ich mich als Bundeskanzlerin mit einer Neujahrsansprache an Sie wenden darf.“

    Was lieber Herr Kelle, wäre so schwer zu verstehen gewesen an diesem Satz?

    • Klaus Kelle Antworten

      Lieber Gerd, nix!

      Aber die Bundestagswahl ist am 26. September. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass bis zum 31. Dein neuer Koalitionsvertrag ausverhandelt und ein Kabinett berufen ist. Das dauert auch schon mal ein paar Monate.

      Und wenn Frau Merkel Silvester den Satz gesagt hätte: „Dies ist das letzte Mal, dass ich mich als Bundeskanzlerin mit einer Neujahrsansprache an Sie wenden darf.“ – und dann würde sie – geil noch geschäftsführend im Amt – am 31.12.2021 auf dem Bildschirm auftauchen, dann würden Sie hier schreiben: Da seht Ihr, wie Merkel immer lügt….

      Es geht darum, wer die Silvesterrede hält, nicht, wer die nächsten vier Jahre Deutschland regiert. Das wird Frau Merkel definitiv nicht sein. Und das ist auch gut so.

      Also: Kein Grund zur Aufregung!

    • Christoph Friedrich Antworten

      Das Zitat ist leider unvollständig. Vollständig heißt es:
      „Dies ist deshalb heute aller Voraussicht nach das letzte Mal, dass ich mich als Bundeskanzlerin mit einer Neujahrsansprache an Sie wenden darf.“

      Dieses „aller Voraussicht nach“ …

  6. colorado 07 Antworten

    Nein, Frau Meiering, „Steine“ möchte ich auf Sie nicht werfen. Dazu ist mir die Meinungsfreiheit ein zu hohes Gut.
    Nur Eines: „Ausstrahlung“ und „Charisma“ – sofern überhaupt vorhanden – machen was her, aber lieber wäre mir eine gute Politik.

  7. Martin1 Antworten

    Was soll uns dieser Artikel sagen?
    Dass der Autor nicht zwischen den Zeilen lesen kann oder was?

    Aber der Reihe nach, was hat Frau Dr. Murksel gesagt?
    – Dass sie dieses Jahr nicht mehr für die Bundestagswahl antritt
    – Dass sie (zu vllt. 90 % Sicherheit) die nächste Neujahrsansprache nicht halten wird

    Also, wo im Grundgesetz steht, dass Kanzler(in) nur werden kann, der auch ein Bundestagsmandat hat? Nirgendwo!
    Und könnte eine Neujahrsansprache nicht auch ein(e) andere Regierungsvertreter(in) als die Bundeskanzlerin halten?

    Bei Merkel muss man IMMER GANZ GENAU lesen und hören!!!

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