Lokführer-Streik: Weselsky droht mit immer längeren Streiks

Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, ist zufrieden. „Die Stimmung ist exzellent“, sagte der Streikführer der „Rheinischen Post“ und behauptet, es gebe eine große Solidarität mit den Eisenbahnern in der deutschen Bevölkerung.

Meine Wahrnehmung ist ein wenig anders.

Ja, es ist richtig, dass ein großer Teil der Deutschen sich in den vergangenen Jahren lethargisch in den Niedergang unseres Landes fügt. Ist ja doch nicht aufzuhalten, die da oben machen, was sie wollen…

Gestatten Sie mir an dieser Stelle wieder einen kleinen Ausflug zu meinem Provinz-Fußballclub in Bielefeld.

Dort ist man in zweieinhalb Jahren von der Ersten Bundesliga in die Dritte abgerutscht. SSV Ulm statt FC Bayern München. Und dann kommt der Fußball-Gigant aus Ulm, gerade aufgestiegen, und gewinnt auf der einst gefürchteten Bielefelder Alm. Schulterzucken allerorten, aber Leidenschaft oder gar Wut? Man nimmt es hin da am Teutoburger Wald, so wie die Bahnkunden es hinnehmen, wenn gestreikt wird.

„Wir werden diesen Streik erfolgreich zu Ende bringen, und dann schauen wir, was passiert“, sagt Weselsky weiter. Gebe es keine Bewegung seitens der Bahn-Spitze, „werden wir wieder streiken. Und dann vielleicht noch länger.“ Weselsky wies zugleich Vorwürfe zurück, die GDL verursache mit ihrem Ausstand einen erheblichen wirtschaftliche Schaden. „Das ist doch Unfug. Für den angeblichen, wirtschaftlichen Schaden sind nicht wir, sondern ist das Bahn-Management verantwortlich.“

 

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Dieser Artikel wurde 17 mal kommentiert

  1. Achim Koester Antworten

    Wie heute morgen im Radio (Klassikradio) gemeldet, fahren die Züge momentan pünktlich, wie kommt das denn? Weniger Züge, die sich die maroden Gleise teilen müssen, oder einfach keine Staus mehr auf den Hauptstrecken?

  2. H.K. Antworten

    Streik ist ein legitimes Mittel im Arbeitsleben.

    Aber das, was Weselsky macht, ist Erpressung.

    „Wenn nicht …, dann …“.

    Umgekehrt würden alle, ALLE, aufschreien: Man stelle sich vor, die Bahn würde ihre Lokführer angehen, bei gleichem Lohn 5 Stunden LÄNGER zu arbeiten, ansonsten …

    Abgesehen davon hat der gute Herr Weselsky noch nicht begriffen, daß demnächst „seine“ Lokführer – KI sei „Dank“ – wohl arbeitslos sein könnten. Derartige Streiks führen dazu, daß die dahingehenden Anstrengungen – nicht nur im Falle der Bahn – verstärkt werden.

    Schade, daß „Mutti“ nichts mehr zu melden hat.

    Mir fällt in dem Zusammenhang ihr Vorschlag ein, „Geflüchtet*/-/:/_/•/Innen“ auf 20-Tonnern als Fahrer einzusetzen …

    • H.K. Antworten

      Wie zu hören ist, fordert die Bundes-FDP angesichts der GDL-Streiks nun den Ausbau der KI …

      • Achim Koester Antworten

        @H.K.
        Grundsätzlich finde ich Ihre Idee mit der KI gut, habe in Hongkong und Singapur U-Bahnen völlig autonom fahren sehen. Aber glauben Sie wirklich, dass das für die Umrüstung der Gleise und Züge erforderliche Geld von dieser Regierung zur Verfügung gestellt würde?
        Vielleicht in Peru, Kongo oder Bangladesch, aber keinesfalls bei uns.

        • H.K. Antworten

          Lieber Herr Koester,

          das mit der KI ist nicht meine Idee.

          Es wird ja vielfach an selbstfahrenden Autos herumgebastelt- mit zahlreichen, auch tödlichen Unfällen.

          Ich bin da eher skeptisch. Wenn da zwei KI-gesteuerte Züge aufeinanderdonnern, möchte ich lieber nicht drinsitzen. Am besten NIEMAND. Aber es wird kommen.

          Und auch für Flugzeuge.

          Die Zahl der Arbeitslosen wird damit sicher deutlich weniger …

    • renz Antworten

      Das ist keine Erpressung. Hier versucht die Gewerkschaft Massen-Überstunden abzuschaffen und nicht mehr zu zulassen. Weniger Überstunden erzeugt weniger Krankheiten und Burn-Outs, und erzeugt mehr Sicherheit. Das ist keine Erpressung. Ferner ist ein Arbeitskampf legitim. In Zeiten rasant steigender Mieten, Energiekosten und Inflation sind kurze Laufzeiten und hohe Lohnsteigerung normal. 10% Inflation werden nicht durch 6% Lohnsteigerung kompensiert. Auch nicht ein Zuschlag von 50 – 100 Euro. Wenn die Kaufkraftverluste um 10% per anno liegen, dann kann ich als Gewerkschafter keine 2 Jahresverträge mit einer einmaligen Steigerung um 10% machen, im 2. Jahr wird der AN einen Kaufkraftverlust hinnehmen, Weil die Steigerung der Inflation auf einem 10% höheren Niveau berechnet wird – Löhne nicht. So etwas nennt man Znseszins-Effekt.

      • H.K. Antworten

        Wo und wann lag/ liegt die Inflation bei 10 % ?

        Wo und wann war/ ist bei der GDL-Forderung die Rede von Reduzierung der ÜBERStunden ?

        Vielleicht ist da etwas an mir vorbeigegangen …

        ( Nicht an mir vorbeigegangen sind die geradezu lächerlichen, am Existenzminimum kratzenden Gehälter der DB-Vorstände … )

        Und: was – zumindest mich – nervt, ist der Ton des Herrn der Lokführer …

  3. S v B Antworten

    Manchmal muss man sich wirklich fragen, ob es angesichts der generellen Misere, in welcher sich unser Land befindet (politisch und wirtschaftlich) überhaupt noch auf die Auswirkungen von Weselskys Sturheit und Streitlust ankommt. Ich (und auch Herr W. selbst, wie er in einem Interview fröhlich erwähnte) entsinne mich noch sehr gut an einen früheren Streik – den man ob seiner ungeahnten Intensität und Dauer wohl zurecht mit „Mutter aller Streiks“ hätte titulieren können. Damals konnte ich den Namen Weselsky nicht mehr hören. So oft wie man den Gewerkschafts-Boss in den Medien sah und hörte. Das Thema Bahnstreik dominierte damals den gesamten öffentlichen Diskurs. Während die unzähligen nicht mit der Bahn reisen Könnenden – und gewiss ebensolche Massen an Gütern – dort fehlten, wo sie erwartet wurden. Schon damals muss der Streik großen wirtschaftlichen Schaden verursacht haben. Während dieser seinerzeit für alle Betroffenen vielleicht noch leistbar gewesen sein mag, wage ich dies heute stark zu bezweifeln. Aber was soll’s? Vielleicht vermag selbst ein sich länglich hinziehender 80prozentiger Zugausfall mit seinen negativen ökonomischen Folgen Habecks ohnehin mageres Wirtschafts-Süppchen kaum noch weiter zu verwässern. Aber keine Sorge, Fin-Min Lindner wird sicher was einfallen.

    • Achim Koester Antworten

      Liebe S v B,
      Sehen Sie es doch mal positiv, alle Güter, die jetzt nicht mit der Bahn verladen werden, kommen den arg gebeutelten Spediteuren zugute, wenn es nicht zu Schenker geht.

      • GJ Antworten

        Die einen profitieren davon, die anderen werden massiv geschädigt (Bahnhofbäcker etc.). Da hängt jede Menge dran.

      • S v B Antworten

        @Achim Koester

        Ein wohlmeinender, wenngleich nur schwacher Trost, lieber Achim Koester. Das wirtschaftlich vordem gewohnt starke, erfolgreiche Deutschland ist ohne die Parallel-Nutzung BEIDER Transportwege schlichtweg nicht denkbar. Und die Verluste der Bahnhofsbäcker, die GJ in diesem Zusammenhang ins Feld führt – als nur EIN Beispiel unter zahllosen anderen – müssen ebenso Eingang in die Schadenbilanz finden. Denn in der Tat „hängt da jede Menge dran“.

        • Achim Koester Antworten

          @S v B und GJ:
          So ganz ernst gemeint war mein Vorschlag ja denn doch nicht, Sie beide, die mich doch recht gut kennen, wissen das auch richtig einzuschätzen.
          Wenn ich allerdings das Frachtaufkommen insgesamt betrachte, werden ca. 90% der Güter auf der Straße und 10% auf der Schiene transportiert, die Binnenschiffahrt (ich schreibe noch nach der „alten“ Rechtschhreibung) ist dabei fast völlig vernachlässigbar.

  4. Gerd_ Rau Antworten

    Ehrlich gesagt, ist mir total egal, wo ich wohne fährt die Bahn schon seit vielen Jahren nicht mehr.
    Aber Verbesserungen für Arbeitnehmer kommen nur wenn man darum kämpft, von nichts kommt nun mal nichts. Und ein Streik der keinem weh tut hat noch nie funktioniert-

  5. aha Antworten

    Ich weiß jetzt nicht wie es in Bielefeld war, aber NRW war ja lange rot. Es gibt -nach meiner Beobachtung- schon einen Zusammenhang zwischen rotem OB und dem Niedergang des Fußballvereins. Z.B. Berlin (Hertha), Hamburg, Nürnberg, Hanover. In Nürnberg haben sie momentan ja ein größeres Talent (Uzun), der aber die ganzen Jahre bei seinen türkischen Eltern in Regensburg gelebt hat. Da ist eigentlich eine Blamage für das NLZ des Clubs.

    Das war auch mit den Leistungen der Schüler bei den div. Tests so.

    Deswegen komme ich zu der Meinung, dass momentan die SPD die überflüssigste Partei ist. Das gilt auch für ganz Europa. Überall sollte man die roten Socken umfärben oder …?..! Seit der Gründung der SPD hatten wir ja auch schon ein paar größere Katastrophen und jetzt kommt wieder eine.

    Die Nazis waren ja eigentlich auch Linke. Zu dem ursprünglichen DAP hat man ja auch ein „sozialistische“hinzu gefügt.

  6. Hildegard Königs-Albrecht Dr. Antworten

    Der sog. Wirtschaftsminister kann sich zurücklehnen. Den Schaden, den der Streik der Lokführer verursacht, kann er der Gewerkschaft in die Schuhe schieben. Auch der extrem hohe Krankenstand im letzten Jahr hat die Wirtschaft laut ÖR-Medien in die Rezession geführt, das war natürlich nicht die Mißwirtschaft der Regierung.

    Ich will nicht abstreiten, daß beide Tatsachen zum Rückgang des Wirtschaftswachstums beigetragen haben. Aber die Lethargie der Regierung bei allen Ereignissen, die nicht zu ihrer ideologischen Agenda gehören, ist offensichtlich.

    Offensichtlich ist auch das Desinteresse der Regierung am Bürger. Ob er zu seinem Arbeitsplatz kommt, ob er eine angemessene gesundheitliche Versorgung erhält, warum der Krankenstand im letzten Jahr so hoch war, alles das interessiert da oben niemanden.
    Der Bürger taugt gerade perfekt dazu, den politischen Gegner kaltzustellen, die Bauernproteste, die mißliche wirtschaftliche Lage und die offene Debatte um die ungeregelten Einwanderung von Wirtschaftsmigranten aus der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu nehmen und den muslimischen Antisemitismus zu verstecken. Alle geeint wie die Lemminge hinter Steinmeier, Scholz, Faeser, Haldenwang usw. Ein Alptraum!

    Wieder einmal eine perfekte Inszenierung , die jeden Kritiker der Regierung mit Hilfe sämtlicher Behörden und Politgrößen kaltstellt.

    • H.K. Antworten

      Nun ja …

      Der Job des Kanzlers oder eines Ministers ist sicher stressig und zeitaufwendig.
      Und vielleicht haben die angesichts der heute in der „Zeitung mit den vier Buchstaben“ veröffentlichten Jahresgehälter der ZDF-Granden Lanz & Co schon vorher gewußt und entsprechende Konsequenzen gezogen.

      Gehalt Kanzler: € 360.000

      ZDF-Jahres-Einkommen:
      – Markus Lanz: € 1.900.000
      – Horst Lichter: € 1.700.000
      – Oliver Welke: € 1.180.000
      – Jan Böhmermann: € 651.000 + MwSt
      – Maybrit Illner: € 480.000
      – Marietta Slomka: € 393.750
      – Christian Sievers: € 350.000

      ( Quelle: Bild online, 27.01.2024 ).

      Da versteht man gleich drei Dinge:

      1. Die fehlende Motivation der Regierung.
      2. Die GEZ-Gebühren reichen hinten und vorne nicht.
      3. Hätte Olaf Scholz ( Nachrichten ) sprechen gelernt, würde er mehr verdienen …

      • Hildegard Königs-Albrecht Dr. Antworten

        Bei vielen Politikern scheint nicht das Geld die größte Rolle zu spielen.

        Einige halten sich für berufen, dem tumben Volk den Weg ins Glück zu zeigen. Andere können nichts anderes nach abgebrochenem oder nutzlosem Studium. Manche werden auch auf einen Posten gesetzt, weil das dem Proporz entspricht.

        Allen scheint das Gefühl der Bedeutung und Macht nicht unangenehm zu sein. Auch der Glamour, der mit einem Ministeramt verbunden ist, ist verführerisch: Styling, Reisen, Kontakte zu bedeutenden Menschen, Präsenz in der Öffentlichkeit.

        Daß ein hohes Amt auch gewisse Fähigkeiten voraussetzt und man eine große Verantwortung übernimmt, ist den meisten nicht bewußt.

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