Man kann wirklich nicht sagen, dass es in der AfD langweilig ist. Erinnern Sie sich noch an Doris von Sayn-Wittgenstein, die man in der Partei im Hohen Norden nur „die Fürstin“ nennt? Im Dezember 2017 kandidierte die Rechtsanwältin überraschend beim Bundesparteitag in Hannover für den Bundesvorsitz der AfD. Unterstützt wurde sie dabei vom rechten „Flügel“ des Thüringer Landesvorsitzenden Björn „Schuldkult“ Höcke, um den gemäßigten Realpolitiker Georg Pazderski aus Berlin zu verhindern. Letzlich scheiterte sie haarscharf, Pazderski schaffte es aber (leider) auch nicht. AfD-Urgestein Alexander Gauland trat dann an und gewann natürlich.

Doch die Fürstin blieb im Gespräch, etwa, weil ihre Landtagsfraktion in Kiel die Kollegin mit Rechtsdrall im Dezember 2018 rausschmiss. Sayn-Wittgenstein hatte zuvor für den als rechtsextrem eingestuften Verein Gedächtnisstätte e.V. im thüringischen Guthmannshausen geworben. Auch eine Nähe zu den sogenannten „Reichsbürgern“ sagt man ihr nach, was sie allerdings bestreitet. Am 17. Dezember 2018 beschloss der AfD-Bundesvorstand die Einleitung eines Parteiausschlussverfahrens „vor dem Hintergrund mutmaßlich strafrechtlich relevanter Vorgänge“. Angeblich habe sie im privaten Gespräch den Holocaust geleugnet, also die millionenfache Tötung von Menschen jüdischen Glaubens während der Nazi-Barbarei.

Das Schiedsgericht wollte einem Ausschluss letztlich nicht zustimmen. Keine Überraschung, denn der Antisemit Wolfgang Gedeon ist in Baden-Württemberg ja auch noch Mitglied der AfD.

Nun steht in Schleswig-Holstein die Neuwahl im AfD-Landesverband an, und Doris von Sayn-Wittgenstein kündigt an, dass sie erneut für den Landesvorsitz ihrer Partei kandidieren werden. In Unterstützergruppen auf WhattsApp soll sie dabei sinngemäß angedeutet haben, sie sei diejenige, die Deutschland retten könne.

Das halte ich für – sagen wir – ein klein wenig übertrieben, aber Parteifreunde an der Küste halten dennoch nicht für ausgeschlossen, dass die „Fürstin“ wieder eine Mehrheit organisieren könnte. Der Schaden für die Partei wäre dann bundesweit imens…

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Dieser Artikel wurde 10 mal kommentiert

  1. Bettina Antworten

    Die einen wollen Deutschland retten, die anderen den Planeten. So what?

  2. S v B Antworten

    Solange man in der AfD meint, Leuten wie S.-W. politische Karrierechancen einräumen zu müssen, muss sich die Partei nicht wundern, wenn manch ein Wähler sich letztlich doch gegen sie entscheidet. Ein breites Spektrum an Meinungen, also Meinungsvielfalt, ist jeder Partei förderlich und deshalb unbedingt zu bejahen. (Deshalb darf die jüngste Äußerung Jung-Sozis KK (Kevin Kühnert) auch unter der Rubrik Meinungsvielfalt verbucht werden. Warum denn nicht?). Allerdings sind, wie immer im Leben, gewisse – ethisch-moralische – Grenzen einzuhalten. Und diese hat S.-W. anscheinend schon mehrfach überschritten. Das geht freilich gar nicht. Also eher raus mit ihr, würde ich meinen. Selbstverständlich immer unter der Voraussetzung, dass die groben verbalen Fehltritte der Dame so erfolgt sind wie kolportiert. – Gegen den einen oder anderen „Ausrutscher“ (selbst gegen gröbste) ist übrigens wohl kaum eine Partei so recht gefeit. – Übrigens – was die kommende, sehr spannende Europawahl angeht, musste ich auch diesmal den Wahlomat nicht bemühen, um zu entscheiden, in welchem Kreiserl ich bei der kommenden Europawahl mein Kreuzerl setzen werde. Dass die Bürger Europas in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer näher zusammen gewachsen sind, ist natürlich sehr zu begrüßen. Allerdings darf manche wundervolle gesamteuropäische Errungenschaft nicht darüber hinweg täuschen, dass die Institution der EU dringend reformbedürftig ist. Dringend.

  3. W. Lerche Antworten

    Unser Problem sollte nicht sein, dass die AfD so schecht wäre, sondern dass es all die anderen Parteien sind.
    Unser Dillema sollte nicht die Unwählbarkeit der AfD sein, sondern die fehlenden Alternativen zu CDU-Grüne-SPD-FDP-PDS.
    Ich kenne diese Frau nicht und weiß nicht, was sie wirklich will, was sie vermeintlich gesagt hat und vor welchem Hintergrund. Ist sie wirklich so schlimm und gefährlich für unsere Demokratie? Abgesehen davon bin ich der Auffassung, dass eine „Demokratie“ allen Meinungen, Ängsten und Sorgen Raum geben sollte, jedenfalls allen und allem, was durch unser Grundgesetz gedeckt ist. Tut man das nicht, dann handelt es sich um Ideologie. Selbige erkennt man u. a. daran, dass Realitäten ausgeblendet werden und nur es nur eine richtige Wahrheit gibt. Das hatten wir doch 2 Mal in den letzten 100 Jahren. Warum beginnt schon wieder solcher Zirkus, diesmal in grün?

    • Uwe Emm Antworten

      Richtig.
      Ich halte es zeit meines Lebens, wie
      Winston Churchil:
      Es mag so unmoeglich sein,
      ich es nicht moegen, es ist nicht meine Meinung, es ist alles Mist.
      Und ich mag den/die nicht.
      Aber ich verteidige es, damit in einer Demokratie, jeder seine Meinung sagen kann.

      Einheitsbrei gab es bis dato genug
      in unserem Land.

  4. Werner F. Becker Antworten

    Eine „Schande für Deutschland“ ist nicht die AfD, sondern sind alle die etablierten Parteien und Politiker, die mit ihrer Politik gegen das- und am Volk vorbei, das Entstehen und Erstarken dieser AfD erst ermöglicht haben. Die AfD ist nämlich nicht so gut, die Anderen sind so schlecht. Statt über die Existenz der AfD zu lamentieren und ihr mit Hetze, Ausgrenzung und Diffamierung zu begegnen, sollte man ihr Argumente und eine gerechtere Politik „zum Wohle des Volkes“ entgegensetzen. Aber dazu sind unsere „Eliten“ offensichtlich zu dämlich. Arroganz und Ignoranz treten eben immer gemeinsam auf. Aber trotz flächendeckender, politisch gewollter und geplanter Verblödung der Massen ist die „Schwarmintelligenz“ des Volkes offenbar in der Lage, Unfähigkeit und Korruption des Establishments zu erkennen und abzustrafen. Leider geschieht das bei Wahlen noch immer in völlig unzureichendem Maße. Und die AfD ist auf dem Wege, sich von einer Alternative immer weiter zu entfernen, weil sie auch im jetzt dritten Anlauf (Bernd Lucke, Frauke Petry) nicht in der Lage ist, sich von ihren Extremisten zu befreien. Und das hätte NICHTS mit fehlender Meinungsfreiheit oder mangelnder Demokratie zu tun. Es scheint, als sei ihr Zenith bereits überschritten, was viele hoffnungsvolle Wähler enttäuschen wird. Dabei lägen für sie die Argumente für einen Wechsel in der Politik zum Greifen nah auf der Straße. Denn schon Kohl hat Deutschland unermesslichen Schaden zugefügt, bleibt aber ein Waisenknabe gegen unsere „Staatsratsvorsitzende“ und weltweit „Mächtigste Frau“, unsere „Gottkanzlerin“ MERKEL Und außerdem:….„Man kann einen Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen und das ganze Volk einen Teil der Zeit. Aber man kann nicht das gesamte Volk die ganze Zeit täuschen, belügen und betrügen“. (Abraham Lincoln)
Was ist bloß aus unserer schönen Heimat, dem „Land der Dichter und Denker“ geworden? Unserem Land, auf das man früher stolz war und in dem man gut und gerne lebte?
    Deutschland hat BESSERES verdient.
    Werner F. Becker

  5. HB Antworten

    Dass sich alternative Gruppierungen bilden könnten, haben sich vermutlich Lucke, Henkel und Petri auch gedacht. Und dass der Holocaust nicht geleugnet wird in der Partei, gewährleisten die vielen Juden in der AfD.
    Haben eigentlich alle muslimischen Abgeordneten in den deutschen Parlamenten eine verbindliche schriftlich Erklärung abgegeben über ihre Einstellung zum Holocaust in Deutschland? Nein? Dann zuerst einmal da nachfordern!

    • S v B Antworten

      Da gäbe es noch so einiges andere „nachzufordern“, liebe HB. Als erstes wäre hier zu nennen, dass sich die oberste – sunnitisch – islamische Instanz bekanntlich weigerte, die Charta der Menschenrechte vorbehaltlos anzuerkennen. Sinngemäß heißt es in der so genannten Kairoer Erklärung nämlich, dass die Artikel der Menschenrechtskonvention im Islam immer nur dann gelten könnten, wenn sie sich nicht im Widerspruch mit Ver- oder Geboten der Scharia befänden. Ein ziemlich starker Tobak, oder? Eigentlich müssen wir für die erfreulich offene Stellungnahme der islamischen Autoritäten dankbar sein. Haben wir spätestens durch diese eine Vorstellung davon erhalten, wo die Reise zumindest für Teile der westlichen Welt einmal hingehen könnte. Eine echter Eye-opener, sozusagen.

  6. Hinrich Mock Antworten

    Über diese „Fürstin“ wird viel geredet, so gut wie nichts aber wird bewiesen. Solange eine wirklich Radikale wie Merkel in Amt und Würden bleibt, obwohl sie ihre Pflichten schwer verletzt, Gesetze gebrochen, gewaltige Schäden angerichtet und nachweislich erhebliche Schuld auf sich geladen hat, muß sich über eine rechtskonservative Juristin aus der Provinz ohne jedes praktische Vergehen nun wirklich niemand den Kopf zerbrechen. Es sind immer wieder dieselben Leute (viele davon sogar in hohen Kirchenämtern), die mit dem Balken im eigenen Auge und/oder ohne Hintern in der Hose ersatzhandlungsweise über irgendwelche echten oder herbeiphantasierten Splitter woanders irgendetwas zusammenraunen. Das Thema ist und bleibt Merkel. Wer es fassen kann, der fasse es. Die CDU z.B. kann es nicht fassen, sie hat im Dezember 2015, in der Stunde der Not, ihren eigenen Untergang geschlossen stehend beklatscht, mitsamt ihrer „Werteunion“.

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