Offener Krieg in der WerteUnion ausgebrochen: Hans-Georg Maaßen wirft den Fehdehandschuh und geht „all in“

Das Statement des Bundesvorsitzenden der WerteUnion und früheren Verfassungsschutz-Präsidenten Hans-Georg Maaßen schlug am gestrigen Abend in den bürgerlich-konservativen Kreisen ein wie eine Bombe. Ob er weiter an der Spitze der von ihm initiierten Partei bleibe, sei jetzt offen. Aber definitv sei klar: Er könne mit dem jetzigen Parteivorstand nicht mehr zusammenarbeiten.

Und dann folgt eine Abrechnung mit seinen Vorstandskollegen Sylvia Pantel (früher CDU-Bundestagsabgeordnete), Jörg Meuthen (früher AfD-Chef), Berndt Pfeiffer, Michael M. Schwarzer, Gordon Pelz und Claus-Peter Martens, die deutlich ist. Diese Gruppe – so Maaßen – habe „eine Fraktion im Bundesvorstand gebildet“, die der Auffassung sei, dass sie ohne Absprache mit den anderen Mitgliedern und mit dem Vorsitzenden „im Bundesvorstand beschließen lassen kann, was sie wollen“. Es fänden Abstimmungen außerhalb des Bundesvorstandes statt und der Bundesvorstand solle nur „noch zum Abnickgremium“ degradiert werden.

Er, so Maaßen weiter, habe in den vergangenen Monaten immer wieder hinnehmen müssen, dass nicht mehr über Sachfragen gesprochen wurde, dass nichts erledigt werde, sondern „dass es um reine Machtpolitik“ gehe.

Maaßen weiter: „Es ist aus meiner Sicht eine schleichende Machtübernahme im Bundesvorstand, und ich bin nicht bereit als Galionsfigur oder Frühstücksdirektor die Verantwortung für die Partei und für die Schmutzeleien, die hinter meinem Rücken betrieben werden, zu übernehmen.“

Mit dieser Stellungnahme ist der offene Machtkampf in der WerteUnion, der sich seit Monaten mehr oder weniger schleichend angebahnt hatte, auf offener Bühne ausgebrochen.

Maaßens Vorwürfe gegenüber den erwähnten Vorstandsmitgliedern gehen weiter und tiefer

Das ganze Statement lesen Sie hier im Wortlaut

Am Morgen meldeten sich die Betroffenen mit einem eigenen Statement zu Wort.

„Persönliche Angriffe oder unsachliche Diffamierungen einzelner Mitglieder lehnen wir entschieden ab“, schreiben die hart Gescholtenen in einer gemeinsamen Erklärung. Die WerteUnion verstehe sich als „eigenständiges politisches Angebot in der deutschen Parteienlandschaft“ und trete „geschlossen dafür ein, die programmatischen Ziele unserer Partei konsequent umzusetzen“.

Es ist klar, dass es nach all den Nickligkeiten in der Vergangenheit so nicht weitergehen kann in der jungen konservativen Partei.

Schon wird über einen Sonderparteitag gesprochen. Gleichzeitig wurde die Mitgliederversammlung des WerteUnion-Fördervereins im September in Iserlohn abgesagt, bei dem Hans-Georg Maaßen ebenfalls Vorsitzender ist. Eine Gruppe ehmaliger Mitstreiter agiert dort seit Monaten ebenfalls gegen ihren Vorsitzenden. Erstaunlich: diese Aktiven sind gleichzeitig mit der Maaßen-Opposition im Bundesvorstand der WerteUnion-Partei vollkommen zerstritten. Freund, Parteifreund, Todfeind – die Partei, die am 17. Februar vergangenen Jahres angetreten ist, um Deutschland positiv zu verändern, gleicht im Moment einer machtpolitischen Schlangengrube.

Klar ist: Maaßen stellt die Vertrauensfrage – „die oder ich?“, ein kühner und unumgänglicher Schachzug. Der Ausgang ist ungewiss – „all in“ sozusagen. Und Jörg Meuthen will im kommenden Jahr mit der WerteUnion den ersten Wahlerfolg für die WerteUnion in Baden-Württemberg einfahren. Da kann ihm ein offener Streit auf großer Bühne nicht gelegen kommen, der nun aber ausgebrochen ist.

Und es gibt weitere erstaunliche Entwicklungen

Die andere Partei-Neugründung im bürgerlich-konservativen Segment des deutschen Parteienspektrums, das Bündnis Deutschland /BD), ist nicht nur auch noch da, sondern führende Funktionäre – teils frühere Mitstreiter Maaßens in der WerteUnion, haben dem WerteUnion-Chef heute ein Stück weit den Rücken gestärkt. Das ist insofern bemerkenswert, als beim BD die zeitweise Verärgerung über Maaßen („HGM“) besonders harsch war, nachdem der – anders als abgesprochen – einen Alleingang mit der WerteUnion verkündet hatte.

Offiziell will niemand aus der Führung des Bündnis Deutschland etwas zum offen ausgebrochenen Streit bei der WerteUnion sagen – das sei „deren Sache“. Auf Nachfrage beim stellvertretenden Bundesvorsitzenden Carsten Schanz sagte der gegenüber TheGermanz am Nachmittag: “ „Wir werden uns aus den internen Angelegenheiten bei der WerteUnion heraushalten. Das müssen die allein regeln. Fakt ist aber, dass unsere geplante Fusion damals auch wegen Personalien gescheitert ist, vor denen wir gewarnt hatten und die aktuell Hans-Georg Maaßen isolieren.“ Und: Eine „solche Entwicklung wird das bürgerliche Lager zwangsläufig weiter schwächen. Das kann nicht zielführend sein.“ Und dann, sehr interessant: „Wir hatten die Hand zur Fusion gereicht und sie bleibt gereicht.“

Dieser Artikel erschien erstmals heute bei TheGermanz.

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Dieser Artikel wurde 8 mal kommentiert

    • Johannes Antworten

      Ja, da treffen Sie voll in´s Schwarze!

      Schade, sehr sehr schade.

      Aber vielleicht entstehen so auch neue Optionen, wie am Ende des Beitrags angedeutet.

    • S v B Antworten

      Es ist immer nachteilig, ja kontraproduktiv, wenn in der Politik das Ego in den Vordergrund drängt, und das Wohl des Landes darüber zunehmend aus dem Fokus gerät. Diese Art Politiker sind wahrlich das Letzte, das Deutschland im Grunde schon heute, aber ganz sicher auch zukünftig benötigt. Ich schlage vor: Nörgler-Parteien auflösen. Die Vernünftigen und Einsichtigen könnten sich alsdann – geläutert und bescheiden – in die bereits vorhandenen Parteien eingliedern (lassen). Eine gewisse Auswahl wäre ja vorhanden. Im Falle Maaßens hätte ich da so eine Idee..

  1. Martin Ludwig Antworten

    Und da haben wir es wieder, dass Problem, dass maßgeblich zum Niedergang dieses Landes beigetragen hat und letztlich auch sein Todesstoß werden wird. Politiker machen keine Politik mehr für das Volk, sondern taktieren um sich einen Vorteil zu verschaffen oder „Parteifreunden“ eine Falle zu stellen.
    Die menschliche Gier nach Macht, Einfluss und Geld ist offensichtlich grenzenlos. Da werden nicht nur Kollateralschäden in Milliardenhöhe, sondern sogar Todesopfer billigend in Kauf genommen. Moral ist diesers Bande ein Fremdwort – Ehre, Patriotismus und Pflichtgefühl gänzlich unbekannt. Ich kann es einfach nicht oft genug wiederholen, dieses Land steuert mit Vollgas in den Untergang und diejenigen, die daran die größte Schuld tragen, werden noch mit Orden behangen und bekommen weiterhin Zuwendungen in Millionenhöhe. Unsere Dekadenz und die Unfähigkeit der Wähler sich vor einer demokratischen Wahl über die Parteien und Abgeordneten zu informieren sichert die Pfründe dieser morallosen Bande. Wären unsere Vorfahen auch so lethargisch gewesen, hätten wir vermutlich noch Kaiser, Könige und den Zehnt. Stattdessen hat man für die heutige Demokratie gekämpft. Es ging um die Möglichkeit seine Herrscher selbst zu bestimmen und dem Willen des Volkes Gehör zu verschaffen. Für dieses Ziel haben Bauern und einfache Leute mit Mistgabeln und Fackeln gegen schwer bewaffnete Soldaten gekämpft und sind in großer Zahl ums Leben gekommen…
    Wofür das Ganze? Dafür, dass wir wieder machtbesoffene Herrscher haben, die sich nicht nur wie Könige benehmen sondern sich für Götter halten, weil sie vor dem Gesetz unantastbar und für ihre Fehler nicht haftbar zu machen sind. Daneben wurde aus dem Zehnt, dass die Bauern verhungern ließ, mittlerweile das 1/2, dass die Mittelschicht langsam aber sicher zurück in die Unterschicht verwandelt. Ich bin sprachlos, ob der Dummheit dieses Volkes und tröste mich mit den Worten, dass es offensichtlich genau diese Herrscher verdient hat!

    • S v B Antworten

      @Martin Ludwig

      Danke für ihren ausgezeichneten Kommentar.

      Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die „Unfähigkeit der Wähler“ in diesem Falle die wichtigste oder gar einzig zutreffende, Ursache ist. Weit mehr noch scheint mir eklatantes, blankes Desinteresse(!) an den oft nur schwer erkenntlichen, bisweilen verwirrenden Zusammenhängen das erheblich weiter verbreitete, fast schon sträfliche Phänomen zu sein. Sehr wohl zu bedenken ist allerdings, dass Unfähigkeit auf Dauer sehr wohl zu Desinteresse führen kann, ja wird. – Überall und zu allen Zeiten ein willkommener Freibrief für politische Akteure; leider allzu oft für die falschen…

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