In meinem Buch „Bürgerlich, christlich sucht…“ (Fontis Verlag) erzähle ich von meinem ersten Treffen mit dem damaligen Pressesprecher des Kölner Erzbischofs Joachim Kardinal Meisner. Er legte mit die Ergebnisse einer Sinus-Studie vor, nach der in den kommenden Jahren die Zahl der „Besucher“ – ich würde sagen „Gläubigen“ – katholischer Sonntagsmessen um ein Drittel sinken werde. Ich fragte ihn: „Und was wollen Sie den unternehmen, um diesen Trend zu drehen?“ Nie werde ich seinen Gesichtsausdruck vergessen, so als wäre das Absterben der katholischen Kirche, im Prinzip der Christenheit insgesamt in Deutschland, nichts als ein gottgegebener Vorgang, den man halt gut verwalten muss.

Heute las ich von der geplanten Umstrukturierung im Bistum Trier, wo aus rund 900 Pfarreien 35 Großpfarreien entstehen sollen. Gegen den Willen eines großen Teiles des Volks Gottes dort, aber was interessiert das die Kirchenverwaltungsämter?

Ich leide unter unserer reichen katholischen Kirche in Deutschland, die dem Zeitgeist nachjagt wie die evangelischen EKD-Landeskirchen, den Relativismus kultiviert und bei der jedes Feuer des Glaubens verlischt. Die deutsche katholische Amtskirche hat keine Zukunft, sie ist eine milliardenschwere Veranstaltung, deren Oberhirte das Kreuz abnimmt, um Muslime nicht zu verärgern, und der allen ernstes Politiker öffentlich dafür kritisiert, dass sie christliche Kreuze in Amtsstuben aufhängen lassen.

Die Kirche Christi wird eine Zukunft haben – ohne Hirten, die sich in Mercedes-Dienstwagen an den Gläubigen vorbeifahren lassen, ohne Geistliche, die sich an Kindern vergreifen, ohne Anführer, die gern an den üppigen Tafeln der Mächtigen Platz nehmen.

Meine Kirche wird eine arme Kirche sein, die sich nicht mit Gender Studies, Klimaerwärmung und Laiengremiumskatholizismus beschäftigt. Sie wird sich mit Jesus Christus und seiner Lehre von Gott beschäftigen. Nur damit! Sie wird revolutionär sein und keine Kompromisse eingehen.

Und sie wird eine strahlende Zukunft haben…

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Dieser Artikel wurde 7 mal kommentiert

  1. S v B Antworten

    Ein frommer Wunsch, lieber Herr Kelle – im wahrsten Sinne des Wortes. Was die evangelische(n) Kirche(n) angeht, gibt es, jedenfalls auf absehbare Zeit, wohl kaum Hoffnung auf Besserung. Ob es der katholischen Kirche irgendwann wieder möglich sein wird, die von Ihnen genannten Voraussetzungen und Kriterien zu erfüllen, steht in den Sternen. Die von Ihnen geschilderten Zu- bzw. Missstände lassen sicher nichts Gutes erwarten; im Gegenteil, sie deuten wohl eher in Richtung eines weiteren Zerfalls. Offenbar haben die großen christlichen Kirchen hierzulande ihr Selbstverständnis eingebüßt. Scheinen sie, bzw. Ihre Kleriker, doch selbst hilf- und orientierungslos angesichts der Herausforderungen unserer Zeit. Sie verweigern den Gläubigen befriedigende Antworten, weil sie vermutlich selbst keine mehr finden. In diesem prekären Zustand fällt es ihnen zunehmend schwerer, ihre ureigenste Aufgabe, nämlich die, Millionen von Christen eine verlässliche spirituelle Heimat zu bieten, zu erfüllen. Viele Gläubige sind enttäuscht, und man kann es ihnen nicht verdenken, wenn sie sich letztlich irgendwann von ihrer Kirche abwenden und neue Wege suchen. Ein möglicher Ausweg aus dem Dilemma könnte darin bestehen, dass den Kirchen, bzw. deren Klerikern, baldmöglichst die überzeugende Rückbesinnung auf ihr seelsorgerisches „Kerngeschäft“ – betrieben in Demut und getragen von ungeteilter geistlicher Zuwendung – gelingt. Andernfalls werden die von ihrer Kirche zutiefst Enttäuschten doch überhaupt keine andere Wahl haben, als dieser endgültig den Rücken zu kehren. Dies könnte zur Folge haben, dass sich völlig neue Zusammenschlüsse von Gläubigen im Namen des Herrn herausbilden; beispielsweise Gründungen von zuerst räumlich begrenzten „Kleinst-Kirchen von unten“, von „Volkskirchen“ oder wie sie sich sonst noch nennen könnten. Schließlich können sich deren Gründer getrost auf Jesus‘ Zusicherung berufen, die da lautet: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen“. Ermutigen diese wunderbaren Worte nicht gerade dazu, letzteren Weg vertrauensvoll und guten Mutes zu beschreiten?

  2. Stefan Schmidt Antworten

    Ich bin gegen Defätismus, aber auch ich verfalle ihm ab und zu, es ist ein harter Kampf.
    Halte ich sonst die Fahne des Widerstands hoch, weil ich Hoffnung habe, so sehe ich bei den Kirchen im Moment kein Land mehr.
    In meiner Gemeinde komme ich einigermaßen klar, werde aber auch nicht mehr regelmäßig den Gottesdienst besuchen.
    Ein Beispiel von hier? Im Gemeindehaus gibt es einmal die Woche ein Cafe für Merkels Gäste, für die Tafel war dort kein Platz, obwohl an den in Frage kommenden Terminen das Gemeindehaus ungenutzt ist.
    Ich verstehe das einfach nicht….ich will es nicht verstehen…..ich werde es nie verstehen, naja nur ein Beispiel und das ist ja nur hier, was ich an der Institution darüber (bei mir EKiR und EKD) zu kritisieren habe möchte ich gar nicht ausbreiten, weil das zu lange dauern würde und eigentlich ist das ja sowieso allen Lesern klar.

    Ratlos….ratslos….

  3. colorado 07 Antworten

    Lieber Herr Kelle,
    Die Kirche Jesu Christi wird eine Zukunft haben, nicht ohne Hirten, sondern mit guten Hirten, die das verkörpern, was Jesus mit dem „Guten Hirten“ gemeint hat.

  4. colorado 07 Antworten

    Ich glaube, ein großes Problem ist die Akademisierung des Bischofsamtes. Muss ein geeigneter Amtskandidat wirklich einen Doktortitel haben? So kommen doch hauptsächlich Männer in dieses hohe Amt, die mit der Volksnähe ihre Probleme haben, die es oft mehr mit den Theologen halten als mit den Gläubigen.

  5. aha Antworten

    Wenn ich mich durch div. Fernsehsender zappe, tauchen dann Leute wie Joyce Meyer, Bobby Schuller, … auf. Meiner Meinung nach vermitteln diese Leute einen viel lebenspraktischeren Glauben als unsere Amtskirchen.

    In meinem Umfeld wurden Intrigen der übelsten Art gegen mich verbreitet. Früher war auch eine Nachbarin betroffen. So wie bei der Nachbarin, deutet auch bei mir alles darauf hin, dass die evangelischen Kirchgänger/-innen dahinter stecken.
    Meine Meinung ist mittlerweile, dass die Kirchen wieder einen züchtigenden Faktor brauchen. Als die Christen früher Angst vor der Hölle oder dem Fegefeuer hatten, wird sich doch ein großer Teil angestrengt haben. Nur mit „Servus Jesu“ sagen schon die ewige Glückseligkeit zu erlangen ist zu einfach. Da braucht sich niemand wundern, wenn ein Teil der Christen unverschämt wird.

    Herr gib uns….
    Herr schenke uns….
    Herr erhöre uns …..
    Herr wir bitten Dich….

    fördert alles nur den Egoismus und die Gier. Der Begriff „Gottesdienst“ passt nicht mehr. „Gottesbitten“ würde besser passen.

    Ich wäre dafür eine Metareligion zu entwickeln. Wenn jüdische oder vietnamesische Kinder besser Schulleistungen bringen, muss das nicht -nach meiner Erziehungserfahrung_- an den Genen liegen, sondern an Faktoren aus dem kulturell/religiösen Bereich.

  6. gabriele bondzio Antworten

    … und bei der jedes Feuer des Glaubens verlischt.“…die Einschränkungen von Gottesdiensten sind auf dem Land schon sehr lange zu beobachten. Im Fall einer guten Bekannten, die den katholischen Glauben anhängt. Habe ich erfahren, dass ein Seelsorger für immer mehr Gemeinden zuständig ist. Nicht mal zur Weihnachtsmesse, wo selbst ich gern mit ihr in die Kirche ging, ist hier Abhilfe zu schaffen. Die werden halt gestaffelt von Mittag an gehalten.
    Was aber für viele Gläubige auf dem Land (aus der Arbeitssituation) zeitlich oft nicht zu realisieren ist.

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