Warum muss es unbedingt der Iran sein? Oder der Jemen? Oder Nordkorea?

Es ist wieder passiert. Im Mullah-Staat Iran wurde jetzt ein 18-Jähriger festgenommen, der mit dem Fahrrad unterwegs um die Welt war. Der Junge hat die französische und die deutsche Staatsbürgerschaft. Lennart Monterlos sei „wegen der Begehung einer Straftat festgenommen worden“, hat der iranische Außenminister Abbas Araghtschi gegenüber französischen Medien gesagt, was auch immer das bedeutet in solchen Ländern. Vielleicht hat er falsch geguckt, vielleicht was Falsches fotografiert, vielleicht den Propheten Mohammad nicht mit Ehrfurcht beim Vorbeiradeln gegrüßt – wir wissen es nicht.

Aber jedesmal, wenn solche Meldungen reinkommen, frage ich mich: Warum macht ihr bloß sowas?

Ich meine, das Leben ist schon gefährlich genug, und viele Eltern sitzen schlaflos zu Hause, wenn ihre gerade volljährigen Kinder auch nur drei Wochen Badeurlaub an der bulgarischen Schwarzmeerküste machen. Warum fährt ein 18-Jähriger allein im Iran herum, wohl wissend, dass es dort keinen Rechtsstaat gibt? Sie kennen ja auch die Geschichten von entführten Touristen auf Wüstentour im Jemen oder anderen westlichen Touristen, die mal mit dem Bus durch Nordkorea fahren wollten.

Jeder kann hinfahren, wo er oder sie will

Wirklich! Wir haben als Eltern gefördert, dass unsere Kinder rauskommen in die Welt. Highschool-Jahr in Amerika, Urlaub in Griechenland oder der Türkei, mit uns zu Veranstaltungen in Rom oder Brüssel. Das globale Dorf wächst zusammen, ob wir es wollen oder nicht. Und es ist gut, Sprachen zu lernen, Menschen aus anderen Kulturen zu treffen und die Art, wie sie dort leben.

Aber mit dem Fahrrad durch den Iran?

Ich habe mal schnell nachgeschaut, was Amnesty International (ai) über den Iran in Erfahrung gebracht hat:

„Verschwindenlassen, Folter und andere Misshandlungen sind im Iran weit verbreitet und werden systematisch angewendet, ohne geahndet zu werden. Gerichte verhängen Körperstrafen, die der Folter gleichkommen, wie Auspeitschungen und Amputationen. Das Recht auf ein faires Gerichtsverfahren wird systematisch verletzt. Die Todesstrafe dient als Mittel der politischen Unterdrückung und trifft zunehmend Angehörige ethnischer Minderheiten. Allein im Jahr 2023 wurden im Iran mindestens 853 Menschen hingerichtet.“

Ganz ehrlich: Sollte man für seine Radtouren nicht eine andere Route wählen?

 

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Dieser Artikel wurde 7 mal kommentiert

  1. gerd Antworten

    „Ganz ehrlich: Sollte man für seine Radtouren nicht eine andere Route wählen?“

    Man sollte Berlin allerdings weiträumig umfahren.

  2. Tina Hansen Antworten

    So etwas Ähnliches dachte ich in den letzten Tagen auch, als über das Verschwinden einer jungen Deutschen irgendwo im australischen Weizengürtel berichtet wurde. Leute, dss Leben ist gefährlich genug! Müsst Ihr alleine mit dem Auto durch Australien fahren, wo ein Motorschaden genügt, damit Ihr hilflos irgendwo verdurstet?
    Der Vergleich hinkt natürlich, da Australien keine Diktatur ist – aber trotzdem. Man kann das Schicksal auch herausfordern.

  3. gerd Antworten

    Ich habe mal schnell nachgeschaut, was Amnesty International (ai) über die Abtreibung so schreibt:

    „Wir fordern, dass Abtreibungen auch in Deutschland entkriminalisiert werden! Regelungen zu Abtreibungen gehören nicht ins Strafgesetzbuch! Sowohl §218 als auch §219 sollten daher aus dem StGB gestrichen werden. Insbesondere der nicht ergebnisoffene und verpflichtende Charakter einer Beratung gemäß §219 und die verpflichtende Wartezeit, die in §218a StGB festgelegt ist, sind nicht mit dem Recht auf Abtreibung vereinbar. Mögliche Ersatzregelungen, wie zum Beispiel das Angebot einer freiwilligen Beratung mit offenem Ausgang, könnten in Zukunft ins Schwangerschaftskonfliktgesetz (außerhalb des Strafgesetzbuches) integriert werden.“

    Hat Amnesty das bei Brosius-Gersdorf abgeschrieben oder war es umgekehrt?

  4. H.K. Antworten

    Wieder einmal zeigt sich eine naive Blauäugigkeit in unseren Gefilden.

    Man könnte auch sagen, da ist – wieder einmal – „eine Träne auf Reisen“ gegangen.

    Vielleicht war er der Meinung, im Notfall könne er mit den Mullahs einen Stuhlkreis gründen, einen grünen Tee aufsetzen und das Ganze basisdemokratisch ausdiskutieren.

    Viele begreifen es erst, wenn es zu spät ist.
    Das betrifft nicht nur dieses Träumerle.

    Hoffentlich geht es für ihn gut aus – und hoffentlich lernt er was draus …

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