Warum soll man sich denn anstrengen?
Gespräch mit dem Leiter eines der nach PISA-Erfordernissen besten Gymnasien Nordrhein-Westfalens. Er erzählt mir, dass seit Bekanntwerden der hohen Leistungsstandards seiner Schule die Zahl der jährlichen Neuanmeldungen stagniert. Viele Eltern würden nämlich sagen: Da werden unsere Kinder zu sehr gefordert, auf der Schule ist es zu anstrengend – und melden ihre Kinder dann auf Schulen an, wo es vermeintlich leichter ist, einen Abschluss zu erhalten. Eine kleine Geschichte, die ich Ihnen erzähle, weil sie symptomatisch für den Zustand unseres Landes ist. Ja, es geht uns gut, besser als den allermeisten Menschen auf diesem Planeten. Deutschland brummt, die Wirtschaft schreib Rekordumsätze und Gewinne. Aber offenbar ist einem großen Teil der Bevölkerung gar nicht klar, was die Grundlagen unseres Wohlstands sind: Wissen und Fleiß. Wenn das nicht mehr gepflegt wird, ist es irgendwann vorbei mit diesem Lebensstandard. Und dann wird das Gejammer groß sein, größer noch als heutzutage im bereits jetzt schlechtgelauntesten Volk der Erde.
Doktor für alle!!!
Es ist, wie in vielen Bereichen des Lebens. Die positive Substanz wird aufgebraucht. Und wenn dieses geschehen ist, das große Heulen. Wie konnte das nur geschehen?
Seit Jahren schon hege ich den Verdacht, dass die Schüler keinesfalls schlauer geworden sind, sondern dass man aus blankem Opportunismus das Noten-Niveau einfach angehoben hat. Kaum zu glauben, aber ich kenne mittlerweile fast nur noch junge Leute, die ein Einser-Abitur hingelegt haben. Da kann einem richtig schwindelig werden. Jedoch hat das Kind wohl nur einen anderen Namen erhalten.
Ich selbst habe in grauer Vorzeit (1967, nach dem berühmten Kurzschuljahr) einen Abi-Schnitt von 2,5 hingelegt – heute nachgerade unter aller Sau – und war damit doch die Zweitbeste meiner Klasse. Nicht mal unser Klassenprimus konnte mit einer Eins vor dem Komma punkten. De facto habe ich während meiner gesamten Schulzeit niemals davon gehört, dass ein Abiturient einen Einserschnitt gehabt hätte. Das war schlicht und einfach nicht drin.
Zudem wurde seinerzeit rigoros ausgesiebt, was ich wie folgt dokumentieren möchte: mit 21 Schülern sind wir in die Oberstufe (11. Klasse) eingetreten. Am Anfang der 12. waren wir dann nur noch 17, am Ende der 12. ging’s runter auf 11, und durchs Abi ist dann bedauernswerter Weise noch eine Klassenkameradin geflogen. Also beendete unsere Klasse ihre Schulzeit mit nur 10 glücklichen Abiturienten.
Da drängt sich mir doch ein Vergleich mit dem bekannten Kinderlied „10 kleine Negerlein…“ auf. Au weia, jetzt habe ich eine unverzeihliche politische Unkorrektheit begangen. Das Lied darf es einfach so nicht mehr geben. Vielleicht singen wir besser „10 kleine Schülerlein“? Um Himmels willen, wo bleibt die Gender-Ausgewogenheit? – Ach, lasst mich doch in Ruh‘!
Ich habe es zwar nur bis zum Einjährigen geschafft und habe dann in 5 langen Jahren meinen Ingenieur gebaut, aber das 10-kleine-Neger-Spiel kenne ich auch.
Jedes Jahr wurde ausgedünnt, auch viele Söhne von Akademikern. Zugänge durch Sitzenbleiber von oben.
Nun war ich in einer besonderen Situation. Ich war faul und tat nur so viel, dass ich nicht sitzenblieb. Gut oder sehr gut war ich in Fächern, die mir lagen. Deutsch, Mathematik, Latein, Religion. Latein und Religion beim Jesuitenpater Alois SchuhSo lange es ums Verstehen ging. Ab dem Auswendiglernen sanken meine Leistungen.
Beim Studium war es nicht anders. Nur nicht hängen bleiben und den eingespielten Kontakt zu den 7 Kölner Kollegen verlieren. 4,4 ist die Zwei des kleinen Mannes!
Auch bei der Verwaltungsprüfung genügte ein Ausreichend. Warum also besonders anstrengen? In Berlin habe ich in 2 Vereinen Basketball bis zum Vergasen gespielt und die Nächte mit Kollegen in dubiosen Lokalen beim Skat verbracht.
Erst als die Ausbildung beendet war, wurde es ernst. Fast! Für die erste Beförderung musste man 30 Jahre alt sein. Vorrangbeförderungen gab es vorher nicht.
Leistungsdruck? Ach Gott, leicht war es nicht. In der Praktikantenzeit mussten wir einen Aufsatz „Das Rad“ schreiben. Was fällt einem dazu ein? Noch nicht mal, wer es wann erfunden hat, ist bekannt. Und wieviel unnützes Zeug wir gelernt haben! Zeichnen, Mechanik, Telegraphentechnik, Vierpoltheorie, von 1944 bis 1959 Englisch.
Zum Abitur waren 3 Fremdsprachen erforderlich. Heute kann man mit Stricken (Hauswirtschaft) und Volleyball Abitur machen.
Man sollte mal die damaligen Prüfungsanforderungen heute anwenden. Überhaupt, dass man Fächer abwählen kann.
Schüler strengen sich gerne an. Aber sie brauchen einen Bezug zu ihrem eigenen Leben. Die Methode des Unzerrichtens und auch die Beziehung zum Lehrer sind überaus wichtig. Unterrichten ist eine hohe Kunst. Die beherrschen nicht alle. Motivieren und anspornen ohne korrumpierende Noten sondern mit aufrichtigem Feadback und Gespräche über eine Selbsteinschätzung, das wäre ein persönlichkeitsstärkendes Bewertungssystem. Projektarbeiten mit Realbezug bindet die Menschen jung und alt an die Themen und macht sie kompetent. Übungen zu Fertigkeiten müssen die Schüler selber erkennen.
Ich habe Pädagogik studiert und viel ausprobiert. Aber gegen Elternhäuser kommt man als Lehrer nur schwer an. Wenn die Kleinen rundum gepampert werden, dann haben sie es nicht nötig, sich anzustrengen.
Schließlich muss noch erwähnt werden, dass Kinder und Jugendliche sich frei entfalten können, wenn man ihnen möglichst viel Freiraum gewährt. Das Richtige Maß von Leistung und Freizeit ist da nicht mehr gegeben oder die Freizeitgestaltung wird wieder mit Programm gefüllt. Ich wünschte mir für die Jugend auch mehr Natur und Kultur und weniger Pflichterfüllung.
Also mehr eigene Kreativität sollte man fördern. Für das Abitur als Reifeprüfung sollte man mehr Charakter abfragen als Wissen. Die Fähigkeit mit den erworbenen Kenntnissen und Fähigkeiten umzugehen sollte Inhalt der Prüfung werden.
Heute haben wir alle Möglichkeiten. Was die Kinder heute behindert ist der Egoismus der Erwachsenen. Und auch das mangelnde Interesse am Wohl des einzelnen Kindes lässt so einige aus dem System fallen.
* * * * * für Alexander Droste
54 waren wir in unserer Sexta des humanistischen altsprachlichen Gymnasiums im Jahr 1951. Nur 4 schafften ohne „Paptus“ das Abitur nach 9 Jahren. 16 blieben ganz auf der Strecke. 24 blieben ein- oder zweimal bis zum Abi „hängen“. 2 fielen beim Abi durch, einer davon zweimal (Ende!) In meiner Klasse hatte niemand als Endnote eine 1, einer hatte mehrere 2en im Zeugnis.
Die PISA – Studien sind so schief wir der gleichnamige Turm!
Einst erfunden von linken Gesamtschul-Befürwortern.
Es gilt heute anscheinend mehr denn je der
Willy Brandt zugeschriebene Satz :
“ Wenn du nicht zum Abitur kommst, kommt das Abitur zu dir! „
Die PISA – Studien sind so schief wir der gleichnamige Turm!
Einst erfunden von linken Gesamtschul-Befürwortern.
Es gilt heute anscheinend mehr denn je der
Willy Brandt zugeschriebene Satz :
“ Wenn du nicht zum Abitur kommst, kommt das Abitur zu dir! “
Das kann man garnicht oft genug sagen !
Es ist ja sicherlich gut, wenn unsere Schulpolitik von der Maxime „wir lassen kein zurück“ bestimmt wird. Leider geht diese Maxime damit einher, dass die Standards zu stark an das Leistungsvermögen der Schwächsten angepasst werden. Das kann nicht gut gehen!
Solange die „Schule“ ein Experimentierfeld für Ideologen (siehe NRW) ist und mutmaßlich bleibt, die Ausbildung von Lehrkräften mangelhaft und nicht realitätsbezogen ist, es kein Leistungsprinzip gibt, um nur einige Beispiele zu nennen, wird auch der Bildungsgrad der Schülerinnen und Schüler in NRW überschaubar bleiben. Hinzu kommt die vielfach mangelhafte Infrastruktur der Schulen und der nicht mehr zeitgemäße Unterricht. Da gibt es tatsächlich Überlegungen, die Kinder so schreiben zu lassen, wie sie sprechen. Was für ein Widersinn. Mir soll keiner der User schreiben, ich sei realitätsfremd. Schauen Sie sich um an den Schulen in NRW. Gerne gebe ich zu, es gibt auch Ausnahmen, die aber selten sind.
Ich habe schon länger den Eindruck, daß alles nur noch Spaß machen soll. Aber es gibt ja nun mal Dinge, die einfach nur getan und Pflichten, die erfüllt werden müssen. Da wäre es doch von Vorteil, so gut wie möglich ausgebildet zu sein. Aber die Voraussetzungen für eine gute Bildung werden nicht besser. Zum einen das „Muß“ so zu schreiben, wie man es hört in den ersten Schuljahren ist eine Katastrophe. Da lernen Kinder jahrelang die falsche Schreibweise, um dann im 3. Schuljahr zu hören: Nein, so ist das falsch geschrieben. Da fällt sogar ein Referendar eher durch die Prüfung, als daß er ein Kind verbessern darf. Das Sprichwort: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“ zeigt, was aus dieser Methode wird. Zum anderen ist die Inklusion eingeführt worden, ohne das entsprechende Personal vorrätig zu haben. Was bringt ein Sonderpädagoge einer Klasse, wenn er einmal in der Woche für 2 Stunden kommt? Körperlich behinderte Kinder werden ja vielleicht im Unterricht noch gut mithalten können – es sei denn sie sind blind oder gehörlos -, aber sozial- und verhaltensauffällige Kinder mischen die ganze Klasse auf, so daß kein Unterricht möglich ist. Die Lehrer sind bei 30 Kindern in der Klasse damit völlig überfordert. Was wird da noch an Lehrstoff vermittelt? Was soll dabei herauskommen? Es muß ja nicht zwangsläufig jedes Kind Abitur machen, es werden doch auch gute Handwerker gesucht – die Bandbreite der Talente ist doch groß – aber die ganzen Einser-Abis machen schon nachdenklich. Kleine Klassen – ca. 15 Schüler – und mehr Lehrer könnten die Bildungssituation schon verbessern.