Regelmäßige Leser meines Blogs wissen, dass ich gern Radio höre, tagsüber in der Regel WDR 2. Wenn man bei innenpolitischen Kommentaren und der sogenannten „Comedy“ konsequent wegschaltet, findet man dort ein interessantes und gut hörbares Programm. Aber ich bekomme das Wort „Grundversorgung“ einfach nicht aus dem Kopf. Die öffentlich-rechtlichen Sender sollen uns grundversorgen, mit Informationen und Unterhaltung. Im Jahr 1946, als der Grundstein für die ARD-Anstalten gelegt wurde, gab es in Deutschland wahrlich nichts zu lachen, will sagen: auch Unterhaltung als Grundauftrag machte damals Sinn. Aber heute? Die Top-Meldung in den WDR 2-Nachrichten eben war die Oscar-Preisverleihung in Hollywood vergangene Nacht. Kann man machen, …. wenn man ProSieben oder RTL ist, interessiert ja viele. Aber ist das für einen mit Zwangsgebühren finanzierten Sender in Deutschland, der Grundversorgungsauftrag hat, wirklich die wichtigste Nachricht heute morgen? Davor lief in WDR 2 ein Aufruf zur alljährigen Aktion „WDR für eine Stadt“, wo sich NRW-Städte mit verschiedenen Spielchen und Aufgaben qualifizieren können, dass an einem Tag mal der WDR zu Besuch kommt – mit Livesendungen, Moderatoren zum Anfassen und einem großen Konzert. Tolle Aktion, viele Städte und ihre Bürger machen engagiert mit. Aber ist es das, was man sich 1946 unter Grundversorgung vorgestellt hat? Vorhin ging es ums Duell Uedem gegen Bad Sassendorf und die Hörer wurden aufgerufen, eine halbe Stunde lang intensiv zu „voten“, denn dann „entscheidet sich alles“. Wie manchmal auch im Dschungelcamp. Noch einmal: ein rundes Programm, gut hörbar, mit Ausnahme der oben genannten beiden Faktoren, Aktionen, Musik – alles prima. Aber unter dem Gesichtspunkt Grundversorgung und Zwangsgebühren zumindest nachdenkenswert.

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Dieser Artikel wurde 6 mal kommentiert

  1. Jürgen Backhaus Antworten

    Hallo Herr Kelle,
    prinzipiell gebe ich ihnen recht, die verliehenen Oskars sind für uns nur am Rande von Bedeutung und auch die Werbung in eigener Sache „WDR für eine Stadt“ ist nervig, aber es ist leider sind die Alternativen rar. Hören Sie mal mehr als eine Stunde am Stück Eins Live und Sie geraten in die Endlosschleife der Top 20 Hits, die dort pausenlos rauf und runter dudeln, unterbrochen von teilweise nervigen und auch unwichtigen Kommentaren der sich den Hörern anbiedernden
    Moderatoren. Auch die Lokalsender laufen nach ähnlichen Mustern ab, nur ist dort die Musikmischung etwas besser, aber mit noch mehr Werbeunterbrechungen als in den öffentlich Rechtlichen Sendern. Für mich bleibt WDR zwei immer noch der beste Kompromiss aus Information, Unterhaltung und sehr wichtig: einem für mich hörbaren Musikmix. Und sollte es mal nicht passen weiß ich wo der Ausschalter ist!

  2. Alexander Droste Antworten

    EinsLive-Zielgruppe: Studenten und Schüler höherer Stufen, WDR2-Zielgruppe: Durchschnittsbürger, WDR3-Zielgruppe: Klassikfäns jenseits der 65, WDR4-Zielgruppe: Folklore, WDR5-Zielgruppe: Keine Unterhaltung, nur Information über Politik und Gesellschaft, Funkhaus Europa: Ausländer und Sympathisanten, hauptsächlich Türkei.
    Ist damit die Grundversorgung abgedeckt? Irgendwie muss man ja auch die Sendezeit voll kriegen. Nicht alles ist toll. Na und? WDR = öffentlich rechtlicher Sender, kassiert Rundfunkgebühr und zahlt Gehälter und Lizenzen. Reicht nicht? Sendet Werbung. Na und? Berichte ellenbreit über Preisverleihungen? Naja, man hat sich wohl was dabei gedacht. Der Durchschnittsbürger findet’s vielleicht spannend (ich nicht).
    Aber solche Vote-Animationen finde ich auch nervig. Ist aber dazu da, die Leute an den Lautsprecher zu locken – wegen der Werbung versteht sich.

  3. Jürgen Backhaus Antworten

    Hallo Herr Kelle,

    ist mir bewußt, früher hieß er WDR 1 und war eine gute Alternative zu WDR 2.

  4. Jo Tillmanns Antworten

    Hallo Herr Kelle, wie können Sie nur so „politisch unkorrekt „denken. Es gibt doch kaum etwas Aufregenderes als solche Berichte! Besonders erfreulich sind auch die stundenlangen Fußballsendungen (vor allen Dingen über Spiele der 2. oder 3. Liga), ebenfalls als Grundversorgung über Zwangsgebühren zu sehen.
    Gehört jetzt nicht zu diesem Thema, aber der Artikel Ihrer Frau in der WamS KONTRA Gender-Politik hat mir ausnehmend gut gefallen. Da ich es genau so sehe, habe ich mir bisher darüber keine Gedanken gemacht. Klare Kante.

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