10.000 Patienten warten in Deutschland auf ein Spenderorgan – doch es gibt keine einfachen Lösungen

Ich muss gestehen, dass mir allein die Formulierung „Organe werden entnommen“ einen Schauer über den Rücken jagt. Ein – bestenfalls toter – Mensch wird aufgeschnitten, und man entnimmt ihm oder ihr gesunde Organe, um diese anderen Menschen, die schwer krank sind, einzusetzen und damit ihr Leben zu retten. Was ja erstmal etwas Gutes ist.

Aber so einfach ist es eben nicht. In Zeiten, in denen Schwarz-Weiß-Denken in Deutschland wieder hoch im Kurs steht, sind die Experten auf dem Twitter– oder Facebook-Stammtisch mit einfachen Lösungen und klaren Meinungen leicht bei der Hand. Ich selbst frage mich schon länger, ob ich meine Organe spenden würde, sofern einige noch brauchbar wären und ich wirklich tot bin, wenn sie entnommen werden. Aber nicht einmal das, kann mir jemand verlässlich versprechen. Immer wieder kommt es vor, dass Menschen von Ärzten für hirntot erklärt werden und dann plötzlich und unerwartet aufwachen. Und weiterleben. So wie 2012 eine 19-jährige Dänin, die nach einem Autounfall schwer verletzt in die Uni-Klinik in Aarhus eingeliefert wurde. Die Oberärztin wurde damals in Medien zitiert:

„Sie hat eine sehr schwere Hirnverletzung. Falls sie überlebt, dann mit so schweren Behinderungen, dass sie für immer ein schwerer Pflegefall sein wird.“

Der verzweifelten Mutter sagte die Medizinerin, dass es keinerlei Hirntätigkeit mehr gtebe. Wörtlich:

„Es schaut schlimm aus, und für ihre Tochter kann ich nur hoffen, dass sie nicht überlebt.“

Die Eltern willigten ein, dass die Herz-Lungen-Maschine abgestellt wurde. Doch Carina atmete selbständig weiter und begann leise zu jammern. Ein Arzt untersuchte die junge Frau und tellte fest, dass ein ungewöhnlicher Bruch im Schädelboden dafür gesorgt hatte, dass der Druck im Hirn ausgeglichen wurde und kein Hirntod eintreten konnte. Carina wurde operiert und konnte drei Wochen später das Krankenhaus verlassen in ihr völlig normales junges Leben.

Keine Verschwörungstheorie, sondern alles bestens belegt. Das dänische Fernsehen sendete eine  Dokumentation über den Fall, der an ein echtes Wunder grenzt. Ein Einzelfall? Experten widersprechen, aber natürlich passiert so etwas auch nicht jede Woche. Wo ist also die Grenze? Wie hoch liegt die Messlatte dessen, was man für einen guten Zweck riskieren darf?

Wie sicher ist ein Hirntot feststellbar? Wie sicher ist, dass ein hirntoter Patient, dem Organe „entnommen“ (was für ein furchtbares Wort) werden, auch wirklich hirntot ist? Wer prüft die Motive der Angehörigen, die eine solche Entscheidung stellvertretend treffen? Und überhaupt: Sollten Menschen nicht grundsätzlich sowohl natürlich entstehen als auch auf natürliche Art diese Welt wieder verlassen, wie  Christen hier einwänden würden?

Solche Fragen können nicht mal einfach so entschieden werden. Da sind viele Aspekte, die in der öffentlichen Diskussion viel zu kurz kommen, wie zum Beispiel das Geschäft mit dem Tod. Der Handel mit Organen ist ein gewatiges Geschäft. Der illegale weltweite noch viel mehr, aber auch der legale in Länderm wie unserem. Geht es allen Profiteuren wirklich nur darum, menschlich zu handeln? Oder geht es um Bankkonten?

Keine leichte Frage, über die die Abgeordneten des Deutschen Bundestages jetzt entscheiden werden. Die Frontlinien verlaufen kreuz und quer, die Debatte wird leidenschaftlich sein, was man nicht immer vom Hohen Haus sagen kann. Aber hier geht es eben um Leben und Tod, nicht mehr und nicht weniger. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat das Gesetz eingebracht, seine Kollegin Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) hat angekündigt, gegen Spahns Entwurf zu stimmen.

Und ein Wort noch zu Jens Spahn, der seit Monaten viel gescholten wird, einfach weil er viele Probleme anfasst, um die sich schon seine Vorgänger hätten kümmern müssen. In Deutschland warten derzeit 10.000 Patienten auf ein Spenderorgan, im Durchschnitt sterben jeden Tag zwei, drei Menschen in Deutschland, weil sie kein passendes Organ bekommen. Das ist die andere Seite. Ein Bundesgesundheitsminister muss sich darum kümmern, Lösungen zu finden und vorzuschlagen, denn jeden Tag schreiben ihm Bürger, deren nächste  Angehörige, deren Kinder im Sterben liegen und die dringend Hilfe brauchen. Und sie schreiben: „Tun Sie etwas, Herr Minister, um mein Kind zu retten…!“

Eins noch: Gebe ich später Organe von mir frei, wenn sie gebraucht werden? Ich weiß es ehrlich noch nicht. Aber klar ist auch, wenn ich das tue, will ich das selbst und bewusst entscheiden und auf keinen Fall durch eine Widerspruchsregelung zur…Entnahme… freigegeben werden.

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Dieser Artikel wurde 31 mal kommentiert

  1. Günther Konorza Antworten

    Brain-Ex-Lösung wurde (z.B. in Yale) an hirntoten Menschen ausprobiert, um Organe länger transplantationsfrisch zu halten.
    Es zeigen Experimente von Yale, dass nach andertalbtägigem Kreislaufstillstand und Gabe von Brain-Ex es möglich ist, gewisse Stoffwechselfunktionen sowie geringe, nicht koordinierte elektrische Aktivität an Schweinehirnen auszulösen.

    Hintergrund: Bereits 1973 (!) hat Prof. Hossmann am Kölner Max-Planck-Institut unter Prof, Zülch nachgewiesen, dass sich Affen- und Katzengehirne nach drei Stunden Kreislaufstillstand vollständig wiederbeleben lassen. (google scholar und FAZ)
    Damit war das Hirntodkonzept unbrauchbar geworden, da man nach Aufhören der elektrischen Aktivität und der Durchblutung davon ausging, dass der Kern des menschlichen Ichs irreversibel verloren war.

    Pathophysiologisch überleben die Nervenzellen des Gehirns recht lange (s.o.), aber die sog. Perizyten, die Gefäßauskleidung der Hirngefäße, schwellen zu und bringen damit die Durchblutung zum Erliegen. Die Hossmannschen und die Methoden von Yale (Brain Ex) machen offenbar diese Schwellung rückgängig.

    Damit ist zumindest bewiesen, dass die bisherigen Kriterien einen irreversiblen vollständigen Hirntod nicht tragen und die Diskussion um Organentnahme von Verstorbenen neu begonnen werden muss. Bis auf Weiteres sollte ein Moratorium gelten, da Straftatbestände wie fahrlässige Tötung oder gar Totschlag verwirklicht werden könnten.
    Rein naturwissenschaftlich-positivistische Medizin ist im Übrigen oftmals von der Vetärinärmedizin abgeleitet.

  2. Hermann Martin Antworten

    In der Tat, es sich leicht machen ist bei diesem Thema nicht möglich.

    Zuerst einmal die Fakten für alle, die sie noch nicht kennen: Organe vom landläufig toten Körper sind für eine Transplantation nicht (mehr) tauglich. Sie müssen transplantationsfrisch, d.h. bei Blutkreislauf und schlagendem Herzen entnommen werden. (Deshalb fällt jeder, der in der Patientenverfügung auf künstlich lebensverlängernde Maßnahmen verzichtet, als Organspender schon aus.) Die Entnahme geschieht sicherheitshalber unter Narkose: Warum? Das vorher nicht existierende Kriterium „Hirntod“ wurde extra für die Transplantationsmedizin definiert, um eine straffreie Organentnahme möglich zu machen. Der landläufig so verstandene Tod findet also auf dem Operationstisch statt (Ausnahme: Lebendspende einer Niere). Die Begleitumstände schließen ein unmittelbares Hinübergehen im Kreis vertrauter Personen aus, was Auswirkungen sowohl für den Sterbenden als auch für die Hinterbliebenen hat.

    Die menschliche Seite: Ich rede nicht als Blinder von der Farbe, sondern habe zwei gute Bekannte. Der eine, Mitte Vierzig,, hat vor einem Jahr ein Spenderherz bekommen. Er ist trotz starker Dauermedikation wieder erstaunlich leistungsfähig, und einer Familie wurde so der Vater am Leben erhalten. – Der andere: genauso alt, gleiche familiäre Situation, wartet schon seit 10 Jahren vergeblich auf ein passendes Spenderherz. Er lebt schon länger als die Ärzte ihm gaben, doch er hat sich mittlerweile freiwillig von der Transplantationsliste nehmen lassen. Er ist gläubiger Christ, er hat gelernt seine Situation mit zunehmenden Einschränkungen anzunehmen, und bewegt u.a. die ethische Frage, dass es ja nicht nur darum geht, ein Herz von jemandem anzunehmen, auf dessen Sterben man „hofft“, sondern auch darum, dass man ja dann auch jemand anderem das gespendete Organ „wegnimmt“, der dann stattdessen sterben muss…

    Übrigens Vorsicht: Die Formulierung „Sterben (müssen), weil sie kein passendes Organ bekommen“ ist falsches, manipulierendes Framing! Auch wenn es vielleicht herzlos klingt: Jeder Kranke stirbt in erster Linie an seiner KRANKHEIT, nicht daran, dass ihm jemand einen lebensnotwendigen Teil seines eigenen Körpers vorenthält!

    Der Spahn-Vorschlag wird übrigens in nahezu allen anderen Ländern Europas schon so praktiziert (das gilt auch wenn man als Tourist dort weilt!) Doch ist die geltende deutsche Regelung ethisch so wertvoll, dass sie meiner Meinung nach unbedingt erhalten werden sollte. Die angestrebte Änderung ist eben nicht nur ein umgekehrtes Herangehen in der Praxis, sondern tatsächlich eine qualitative Umkehrung: Wir werden vom Eigentümer unseres Körpers zum potentiellen Ersatzeillieferanten erklärt, über das andere Menschen eine Verfügungsgewalt bekommen. Das widerspricht dr individuellen Menschenwürde. Und: Bleiben die Regeln, die am Anfang gelten, auch später unverändert?

    Als Christ mit der Frage, ob man Organspender sein möchte, spielt natürlich noch eine Rolle,ob Christus nicht als Vorbild dienen sollte,der ja ein Beispiel gegeben hat,sein Leben für Andere zu geben – oder ob ein Nacheifern solchen Beispiels nicht eher Hybris ist? – Klarstellen möchte ich: Ich habe Hochachtung für jeden, der sich entschließt, Spender zu werden, vor allem wenn das bewußt geschieht nach Klarheit über alle Begleitumstände. Genau deshalb bin ich aber auch gegen einen Automatismus zur Spende ohne eine aktiv erfolgte Entscheidung.

  3. Inge Paul Antworten

    Vielen Dank Hermann Martin! Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
    Für mich hat der Vorschlag von Spahn etwas von Austricksen, um an mehr Organe zu kommen. Jeder der nicht schnell genug NEIN gesagt hat, dem werden die Organe halt einfach entnommen….

  4. Andreas Meier Antworten

    Wie Herr Martin angedeutet hat, ist der Begriff des Hirntods erst mit der Möglichkeit der Organtransplantation eingeführt worden. Vorher hieß der Zustand „irreversibles Koma“.

    Natürlich gibt es keine einfachen Lösungen. Für mich ist das Gesetz Ausdruck des heutigen Glaubens vieler Menschen, aus menschlicher Kraft den Tod besiegen zu können. Das zeigt auch gut die ethische Ambivalenz solcher Möglichkeiten, Menschen ein Herz eines anderen Menschen einpflanzen zu können. Ich frage mich, ob unsere Gesellschaft mit solchen Lebendentnahmen von Herzen und anderen Organen sich wieder heidnischen Kulten annähert und der Mensch sich zu sehr zum Gott und Herrn über Leben und Tod aufschwingt.

    Und schließlich ist der Schritt von diesem Gesetz nicht weit zu Widerspruchsregelungen bei Abtreibungen, wenn der Arzt eine Behinderung des Kindes feststellt.

    Oder bei weiterem Zulauf der Klimareligion auch eine standardmäßige Abtreibung bei Schwangerschaften zum Schutz des Klimas, falls die Eltern dem nicht aktiv widersprechen.

  5. Querdenker Antworten

    Es wird zu sehr die Frage: aktiv widersprechen oder sich gezielt dafür entscheiden? in den Fokus gestellt. Dabei werden alle anderen Aspekte, die die Spendenbereitschaft beeinflussen ausgeblendet. Darüber reden wir gerade nicht, das passt nicht ins vereinfachte Schwarz/Weiß Bild. Ich sehe im schwindenden Zusammenhalt und der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft auch einen Grund für die mangelnde Bereitschaft Organe zu spenden. Wenn die einzige gemeinsame Klammer nur darin besteht, das wir zufälligerweise zum gleichen Zeitpunkt auf dem Hoheitsbereich der BRD leben, dann ist das zu wenig. Dann reduziert sich das Schicksal des Mitmenschen auf die Frage, kenne ich ihn, bin ich mit ihm verwandt gehört er zu meiner Parallelwelt, wenn nein was juckt mich seine Krankheit. Wenn dann noch obendrein ein Teil die moralische Überlegenheit für sich reklamiert und allen anderen das Recht auf Diskussionsbeiträge, frei Meinungsäußerung und Zugehörigkeit verweigert, fördert das nicht gerade die Spendenbereitschaft bei den Ausgegrenzten. Man kann nicht den Bürger mit einer anderen Meinung wie einen Feind bekämpfen und wenn man krank wird, war das alles nicht so gemeint, dann darf es ruhig die Nazi-Blutkonserve und die Niere des Klimawandel-Leugners sein.

  6. Wolfgang heppelmann Antworten

    Heutefrüh im Morgrnmagazin sprachen Span und und Baerbock über den Gesetzesvorschlag. Dabei konnte man den Eindruck gewinnen, daß erkrankte schon fast ein einklagbares Recht auf Organe anderer erhalten sollen. Weitab sind wir davon nicht mehr nach deren Aussage.

    Man könnte doch künftig Organe alter weißer Männer oder von Rechten ausbeuten. allerdings bestünde dann die Gefahr, Vergiftungserscheinungen bei linken Patienten zu verursachen. Aber Herr Spahn wird das schom meistern. Baerbock assistiert sicher gerne. —Baer-BOCK ? Ist die nicht weiblich ?, dann hieße die doch eigetlich Baerzippe.

  7. Alexander Droste Antworten

    Organspende bedeutet „freiwillig schenken“. Ansonsten ist der noch nicht ganz Tote eine Beute! Er ist Beute für Krankenhäuser, Chirurgen, Transport- und „Vermittlungsdienste“. Es ist auch mit Sicherheit nicht auszuschließen, dass ein Komabewusstloser noch ein wenig mehr für tot erklärt wird.

    Hirntod bedeutet übrigens nicht, dass jemand tot ist. Er ist bewusstlos, weil für verschiedene Funktionen wichtige Hirnareale ausgefallen sind. Das vegetative Nervensystem jedoch ist noch aktiv. Der „Hirntote“ ist demnach noch leidensfähig, was Augenzeugenberichte bestätigen.

    Ein gesellschaftliches Phänomen ist es, dass der Mensch in unseren Kreisen sich nicht mehr als geistig-seelisches Wesen versteht, dass ein Karma mit daraus bedingten Schicksal bewirkt und erlebt. Das materialistische Menschenbild degradiert ihn zu einer Maschine, die, wenn kaputt, immer noch als Ersatzteillieferant zu gebrauchen ist. Auch kann man damit trefflich Geld verdienen. Das widerspricht meiner Auffassung von Menschenwürde – auch in Leid und Tod. Es ist übrigens auch so, dass die Seele des Organspenders im Empfänger weiterlebt. Das können manche sensible Empfänger bestätigen. Was bedeutet das für den Spender? Was für den Empfänger?

    Weil ich selbst bereits durch Unfall ein Nahtoderlebnis hatte, kann ich so reden. Ich habe Blut gespendet bekommen, wofür aber niemand ausgeweidet werden musste. Der Spender hat es freiwillig gegeben und lebt weiter, dafür danke ich aufrichtig.

    Weil eines Hirnbeeinträchtigten (Fasttoten) Organe ja vielfältig nützlich wären, wäre sein quasi Ableben auf Hirnebene eine Verpflichtung zu einer „Demokratieabgabe“. Das wäre mein Szenario in Fortführung der aktuellen Diskussion zur Widerspruchslösung.
    Abschließend noch eine zynisch-sarkastisch-ironische Bemerkung: In Regierung und Medien laufen doch zuhauf Hirntote herum. Warum müssen denn immer noch so viele Kranke auf ein Ersatzorgan warten?

    • Tina Hansen Antworten

      Lieber Herr Droste,

      „Ein gesellschaftliches Phänomen ist es, dass der Mensch in unseren Kreisen sich nicht mehr als geistig-seelisches Wesen versteht, dass ein Karma mit daraus bedingten Schicksal bewirkt und erlebt.“

      Ich danke Ihnen ganz herzlich für diese Worte! Seit Stunden überlege ich, ob ich in diesem Forum das Thema anschneide, dass es Berichte von Organempfängern gibt, die sich nach der entsprechenden Operation völlig verändert haben – als ob ein Stück der Spender-Persönlichkeit jetzt in ihnen lebe. Ich fürchtete aber, dass ich es nicht richtig ausdrücken könnte, und dass das Ganze auch zu esoterisch klingt.
      Ja, es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, als wir ahnen. Eine Bekannte von mir hatte bei der Geburt ihrer Zwillinge ein Nahtoderlebnis und ist seitdem verändert – sie hat eine Art „siebten Sinn“ entwickelt und sieht mitunter in wirklich unglaublicher und rational nicht erklärbarer Weise Dinge und Ereignisse voraus. Ich habe diese Erfahrung mit ihr mehrfach selber gemacht. Seit sie das Nahtoderlebnis hatte, spricht sie übrigens auch von dem Karma, das jeder Mensch mit auf den Lebensweg bekommt…

      Herzliche Grüße!

  8. S v B Antworten

    Ein heikles Thema, mit einer Fragestellung, die natürlich nur jeder für sich beantworten kann. Vielleicht ist es mir erlaubt, im Folgenden meine ganz persönliche Einstellung vorzutragen. – Bis zum Eintritt einer Erkrankung, die als Ausschlusskriterium gilt, habe ich, seit ich denken kann, immer einen Organspende-Ausweis mit mir getragen. Weder für mich noch für meinen Mann war es jemals eine Frage, ob wir „im Fall des Falles“ eines oder mehrere unserer Organe spenden würden oder nicht. Im Gegenteil, für uns war es sogar stets ein positiver, erfüllender Gedanke, dass man, wenn das eigene Leben einmal ein jähes Ende finden sollte, mit einer Organspende einem todkranken, verzweifelten Mitmenschen zu einem „neuen“ Leben verhelfen könnte. Auch – seltene – Fehleinschätzungen seitens der Ärzteschaft haben an dieser, unserer Einstellung nichts verändert. Natürlich lebt der Mensch gerne und mit jeder Faser seines Körpers, Herzens und Geistes. Bestenfalls leben wir in der Ahnung, vielleicht sogar in der Gewissheit, dass es sich bei jedem einzelnen unserer Tage um ein Geschenk, ja um eine Gnade Gottes, handelt. Sollte uns dieses kostbare Gut jedoch eines Tages, früher oder später, durch einen tragischen Umstand abhanden kommen, so müssen wir und unsere Lieben dies in Demut annehmen. Wenn wir dann jedoch wenigstens einen Teil dieses göttlichen Geschenks an einen verzweifelten, bedürftigen Mitmenschen weitergeben dürfen, kann das Wissen darum nicht nur zu unseren Lebzeiten für uns selbst, sondern auch für die unseren Tod betrauernden Angehörigen ein beruhigender, ja sehr tröstlicher Gedanke sein.

  9. Hans-Joachim Leyh Antworten

    Also nehmen wir mal an ( wer annimmt wird bestraft ).
    Plötzlich wollen alle Menschen Organspender sein und ganz plötzlich gibt es 100% mehr Hirntote ( man könnte ja die aus dem Bundestag zuerst nehmen )
    Wieviel Mediziner würden wir zusätzlich benötigen und wieviel neue OPs.
    Was ich aber gestern lesen musste bringt mich dazu meine Entscheidung zur Organspende neu zu überlegen.
    Hirntot – Mediziner stellen fest das im Gehirn keinerlei Aktivitäten mehr vorhanden sind.
    Obwohl es da Fälle gegeben hat wo Menschen nur einen eingeklemmten Nerv hatten.
    Aber was mich überlegen lässt, ich bin Hirntot aber mein Körper Lebt, wenn auch künstlich. Also werden die zu benötigenden Organe aus einem Lebenden Körper entnommen. Möchte ich das?

    • S v B Antworten

      @H.-J. Leyh
      JZum letzten Absatz. Will man wirklich – und wenn ja, wie lange – in einem solchen Zustand weiterleben?

      @Alexander Droste
      Obwohl auch ich mit der Zusammensetzung unseres Bundestags alles andere als zufrieden bin, würde ich die dort Versammelten dennoch niemals mit der Bezeichnung „hirntot“ in Verbindung bringen. Nicht einmal unter den Vorzeichen von Ironie oder Sarkasmus. Die Anwendung dieses vermeintlichen „Schimpfwortes“ auf unsere Parlamentarier – oder auch sonst wen – ist völlig unangebracht. Die Würde der in besagter Weise Betroffenen wird dadurch aufs Schändlichste verletzt. Die Thematik ist todernst. Sie verdient es, nein sie erfordert es, dass die Diskussion ohne jedwede Seitenhiebe – auf wen und in welcher Weise auch immer – geführt wird.

      Ihnen beiden wünsche ich ein entspanntes, besinnliches Wochenende. Passen Sie gut auf sich auf!

  10. W. Lerche Antworten

    Von einem Toten kann man keine Organe für „Organspende“ verwenden.
    Das geht nur von Lebenden!
    Weil das so ist, erschuf man den sog. „Hirntod“. Raten Sie mal wann! Nach der ersten Herztransplantation durch Prof. Bernard in Südafrika.
    Diese eröffnete ein Milliarden-Geschäftsfeld. Und so kreierte man den „Hirntod“.
    Und infolge von „Zwischenfällen“ (der Patient reagierte ängstlich während der Entnahmevorbereitung, Absenkung der Körpertemperatur etc., bewegte Gliedmaßen,…, wollte sich wehren) erschuf man weitere Kriterien, die für eine Entnahme erfüllt sein sollen. Ich bin kein Arzt, tiefer möchte ich nicht gehen.
    Ist bekannt, dass man den „Opfern“ als Vorbereitung Muskel erschlaffende Medikamente spritzt? Wenn die Angehörigen sich verabschieden, darf sich das Opfer bloß nicht bewegen!!!
    Es wurde moderne Transplantations-Kliniken gebaut, es wurde investiert, um großes Geschäft zu machen. Dahinter steht eine reiche, einflussreiche Lobby.

    Und dann gäbe es gewiss auch einiges zu Folge-Problemen auf Empfänger-Seite zu sagen.

    Der Tod ist nicht das Gegenteil vom Leben, sondern von der Geburt. Beides sind natürliche Vorgänge. Ich fände gut, wenn Sterben und Tod keine Tabu-Themen mehr sind, …in einer „offenen“ Gesellschaft.

    Warum kann es nicht so bleiben wie es ist?
    Ich bin dagegen, dass der Staat per Gesetz meine Organe enteignet (fürs Geschäft einer Lobby), meinen Körper plündert, wenn ich nicht aufpasse, evtl. einen Formfehler mache oder mein Widerspruch abhanden kommt bzw. nicht rechtzeitig vorliegt. Wer dafür ist, der kann ja heute seine Zustimmung zur Entnahme erteilen. Fertig.

    Unsere Gesellschaft mit den Grünen voran geht womöglich in Richtung Kanibalismus?

    Wer mit gesunden Organen künftig erkrankt, sollte sich besser nicht in die Fänge von Entnahme gierigen Akteuren begeben, sondern sich möglichst unbemerkt zu Hause kurieren.

    • Hildegard Dr. Königs-Albrecht Antworten

      Hier noch einige Überlegungen zum irreversiblen Prozeß des Hirntods:
      Im Augenblick des chirurgischen Eingriffs zur Organentnahme steigt der Blutdruck des Spenders stark an. Warum ist das so? Empfindet der Spender Schmerzen? So weit ich weiß, wird normalerweise bei der Organentnahme nicht narkotisiert.

      Ich habe einen Bericht gelesen über eine Frau, die ihr ungeborenes Kind im Koma über etliche Wochen ausgetragen hat. Da sie einen Organspender-Ausweis hatte, wurden nach der Geburt des Kindes Organe entnommen und sie starb.

      Es gibt ein Video über den Fall eines deutschen Jugendlichen, der in der Schweiz nach einem Skiunfall explantiert wurde. Noch nach etlichen Jahren konnte nachgewiesen werden, daß die Prüfung des Hirntods manipuliert wurde.

      Die Frage nach der Organspende muß jeder nach gründlicher Aufklärung selbst entscheiden. Die Widerspruchsregelung wäre übergriffig. Diesmal hat der Bundestag sich gegen sie entschieden. Hoffentlich kommt sie nicht nach einigen Jahren wegen „Organmangels“ erneut zur Abstimmung.

  11. S v B Antworten

    Zum Ihrem letzten Absatz, lieber Herr Lerche. Wenn es mir einmal dermaßen schlecht ginge, dass ich in die Verlegenheit käme, mich vor einer einer Organentnahme fürchten zu müssen, hätte mein Befinden mit Sicherheit eine solch erbärmliche Qualität erreicht, dass sie im häuslichen Umfeld garantiert nicht mehr zu „kurieren“ wäre. Ein Zustand, der etwas ominös damit umschrieben wird, mit „gesunden Organen erkrankt“ zu sein, kann eigentlich nur in Richtung Intensivstation deuten. Ihrem Rat, zu Hause zu bleiben, Folge zu leisten (falls man als Notfall-Patient darüber überhaupt noch befinden könnte), dürfte also nicht wirklich zu empfehlen sein. – Schönes Wochenende und – passen Sie gut auf sich auf!

  12. Konrad Kugler Antworten

    Ich denke fundamental katholisch. Und ich möchte nicht so, wie mein Bruder sterben. Umfallen und tot sein. Das habe ich aber nicht in der Hand.
    Das Ideal, alterssatt [und zuvor schon ein wenig morsch gemacht] gibt es nicht für jeden. Schwere Krankheiten werden durch die Möglichkeiten der Medizin nicht mehr als Warnsignal ernst genommen. Und fast scheint es, als ob mit dem Warten auf das Schicksal eines Mitmenschen die eigene Situation pervertiert werden könnte.

    Ich würde eine Niere und die Hornhaut meines rechten besseren Auges freigeben, wenn ich weiterhin wundversorgt und als lebend angesehen würde. Das System ist mörderisch krank. Ich lehne „Spende“ und Empfang ab.

    Wie kann eine schwangere Frau tot sein, wenn sie ihr Kind austragen kann? Einen Mann kann man manipulieren, daß Ejakulat austritt.
    Wer kann beweisen, daß die Hirntoten bewußlos sind? Sicher ist nur, daß sie keine Reaktion zeigen können. Das ist alles.

    10.000 warten auf das Unglück eines Anderen.

  13. Konrad Kugler Antworten

    Zu meinem letzten Satz kam mir noch ein Gedanke.
    Wie viele Unfall-Hirntote braucht man, um alle Wartenden versorgen zu können?

    • W. Lerche Antworten

      Irgendwie ungerecht, dass nicht ALLE versorgt werden können, oder?
      Weil man es bei der Wehrpflicht als ungerecht ansah, das nicht alle gebraucht werden, hat man sie ganz einfach abgeschafft.

  14. Wolfgang Heppelmann Antworten

    Vor Zeiten fuhr ich mit einem befreundeten Arzt zu einer Veranstaltung. Auf dem Weg dorthin wurden wir von einem Motorradfahrer, na ich sage ‚mal, überholt. Mein Mitfahrer sagte ganz lakonisch dazu; „oh, ein Nierenspender“. Auf meine Nachfrage, was er damit mine, sage er: „die Nieren sind das eizige, was bei einem Unfall unter solchen Gegebenheiten, wie wir sie eben sahen, zur weiteren Verwendung-(Organspende)- intakt bleibt.

    -Nun kommst Du.-

    • W. Lerche Antworten

      …Knochensplitter-Entnahme für kosmetische Operationen geht außer nach Feuer oder Säure immer.

  15. UJ Antworten

    An der Berichterstattung zum Thema in den Medien fällt auf, dass viele einzig die Perspektive potentieller Organempfänger vertreten.
    Es fehlt die Perspektive der Angehörigen eines potentiellen Spenders, die einen warmen, atmenden Körper in den OP fahren und eine Leiche herauskommen sehen – wenn sie den Verstorbenen denn noch einmal sehen dürfen.

    Es fehlt die finanzielle Perspektive: Auch wenn der Spender keine geldwerten Vorteile genießt, bedeutet das keineswegs, dass mit menschlichen Organen kein Geld verdient wird. Pro explantiertem Organ erhält das Krankenhaus eine Prämie von mehreren tausend Euro von Eurotransplant & Co. Das summiert sich pro Spender letztlich auf Beträge im mittleren sechsstelligen Bereich. Sage noch einer, dass beim Thema Organspende keine wirtschaftlichen Interessen hineinspielten.

    Es stimmt schon: Noch attraktiver als der Handel mit Waffen oder Drogen ist der Handel mit Menschen- sei es ganz oder in Teilen.

  16. W. Lerche Antworten

    Statt die Rüstungsausgaben Deutschlands auf Druck der USA zu verdoppeln (2% vom BIP), oder statt Milliarden und Billionen für eine angebliche Klima-Rettung einzutreiben und auszugeben, sollte man den Fokus für die Forschung auf folgende 2 Ziele legen:
    a) Erforschung, Entwicklung und Einsatz künstlicher Organe.
    b) Erforschung, Entwicklung und Einsatz zukünftiger Antriebe und Energieversorgung

    • Klaus Kelle Antworten

      Die Nato-Länder haben in freier Entscheidung beschlossen, jeweils zwei Prozent vom BIP ihrer Länder für die Verteidigung aufzuwenden. Das erscheint eine notwendige Entscheidung, wenn man die Atommacht Russland mit einem gewissenlosen Despoten und Schwerkriminellen an der Spitze zum Nachbarn hat.

      Und wenn die Nato-Ländern sich zu 2% verpflichtet haben, Deutschland aber nur 1,2% leistet, die USA jeodoch 3,4% – dann ist folgrichtig, dass die Amis auf Fairness drängen. Gut gemacht, Mr. President!

      • Alexander Droste Antworten

        Ich behaupte gerade das Gegenteil.

        Mit der Pistole auf der Brust trifft man eine ganze Reihe „freiwilliger“ Entscheidungen.

        Ein gewissenloser Despot mit den Schwerkriminellen an der Spitze wurde ein zerfallendes Reich gerettet, der Wohlstand großer Teile der Bevölkerung zu einem größeren Wohlstand gebracht, die Infrastruktur ausgebaut und Beziehungen mit NICHT-WESTLICHEN Nachbarn verbessert.

        Warum schreibe ich da einen Begriff in Blockschrift? Weil gerade hier die Gewissenlosen Despoten und Schwerkriminellen an der Spitze sitzen.

        • Alexander Droste Antworten

          Kleine Ergänzung um Missverständnisse nicht aufkommen zu lassen:
          Mit „hier“ im letzten Absatz sind die Spitzenvertreter des Westens gemeint.

          Den grammatischen Fehler im zweiten Absatz bitte ich zu überlesen. Zwei Gedanken in einem Satz führen manchmal zu Fehlern, die man natürlich beim Gegenlesen ausmerze kann. Habe ich versäumt. Mea culpa.

  17. S v B Antworten

    Zu a).
    O ja, das wäre ein Traum! Erst Anfang März vergangenen Jahres habe ich im Ausland eine wunderbare junge Freundin (42) verloren, die dringend eine neue Leber gebraucht hätte. Zurück blieben ihr verzweifelter Ehemann, ihre untröstliche Tochter (12) ihre betagte Mutter sowie noch weitere Familienmitglieder. Tragisch.

  18. Konrad Kugler Antworten

    Gewissenlos?
    Im Nahbereich Merkel CDUSPDGRÜNLINKEZDKUSW
    Wer hat die beiden Uwe erschossen, wer die türkischen Kleinunternehmer, wer den Rachemord an Kirsten Heisig als Selbstmord ausgegeben?
    Wer hat die Grenzen aufgemacht und macht sie ums Verrecken nicht mehr zu?
    Wer hat Notre Dame angezündet? Wer den Krieg gegen Gaddafi begonnen? Wollte der etwa sein Geld 8Mrd aus Frankreich abziehen?
    Ich habe vor etlichen Jahren am Stammtisch gegen die Behauptung gestritten , alle Politiker seien korrupt. Jetzt weiß ich, daß die hohen Diäten die Abgeordneten korrumpieren. Sind ja Berufspolitiker. BVerfG.

    Lieber Herr Kelle, ich will Sie ja nicht ganz ungetröstet lassen. Sr. Lucia aus Fatima sagte, daß Rußland den Westen übefallen werde,

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