Halloween ist auch in Ostdeutschland angekommen
Das kleine Örtchen Linum (750 Einwohner), ein Stadtteil von Fehrbellin in Brandenburg, ist derzeit wieder Schauplatz eines bemerkenswerten Naturereignisses. Ich bin hingefahren, um mir das einmal selbst anzuschauen.
Jedes Jahr, wenn es Herbst wird, sammeln sich Zehntausende Kraniche auf den Feldern rund um Linum, um sich genügend Kraft anzufressen, bevor sie über den Winter in den sonnigen Süden fliegen. Ich stand da an einem Teich und unter großem Gekreische zogen gewaltige Vogelschwärme vorbei. In dieser gebalten Form kannte ich das wirklich nicht.
Aber interessant wurde es auch, als wir mit dem Auto den Heinweg antraten.
Denn im Halbdunkel zogen bemerkenswert viele Verkleidete von Haus zu Haus, ganz augenscheinlich um „Süßes oder Saueres“ von den Bewohnern zu fordern. Viele Kinder, aber noch mehr Jugendliche und Erwachsene. Und vor den Haustüren stapelten sich Kürbisse, in den Fenstern leuchtete Plastikkürbisse.
Halloween hat in Ostdeutschland Fuß gefasst. Und das finde ich überraschend, bestätigt es aber gleichzeitig auch wieder, dass sich tatsächlich jeder US-Trend früher oder später in Deutschland durchsetzt. In ganz Deutschland.
Ich persönlich kann mit Halloween nichts anfangen
Dabei muss man wissen, dass diese Art des angelsächischen Brauchtums aus dem katholisch geprägten Irland stammt. Und das Geisterfest Halloween hängt natürlich mit dem 1. November zusammen, für die Katholiken weltweit das Hochfest „Allerheiligen“.
Ich will jetzt nicht darüber philosophieren, wie Halloween mit keltischen und heidnischen Bräuchen zusammenhängt und welche Bewandnis das mit den Kürbissen hat. Sondern, dass dieses Fest in Deutschland und selbst in den Regionen, in denen man den Leuten 28 Jahre lang erzählt hat, dass Amerika ganz doll böse sei, Spaß an dem Fest hat.
Für mich ist heute Reformationstag. Ein christlicher, ein evangelischer Feiertag, den ich aber auch nicht wirklich feiere, weil ich – bei allem Respekt für die richtigen Fragen, die einst Martin Luther an seine katholische Kirche stellte – die Trennung des Volkes Gottes nicht für etwas halte, das ich feiern müsste oder wollte.
Hier hat keiner geklingelt. Nach Einbruch der Dunkelheit ist hier zwischenzeitlich Schicht im Schacht. Die Leute bleiben privat zuhaus oder intern bei Kita-Halloweenfeiern mit Zombie-Wackelpudding und geschnitzten Kürbissen. Mag sein, daß das in anderen Regionen anders ist, aber hier ist tote Hose,
Von einem Sankt-Martin-Umzug ist in meiner Gemeinde nichts zu lesen. Aber hier ist alles evangelisch, vielleicht liegt es daran?
@GJ
Vielleicht gibt es stattdessen ein „Lichterfest“? War ja mal so gefordert.
Der Martinstag ist am 11. November. Vielleicht kommt da noch was.
Am Rande von Düsseldorf scheint Halloween in diesem Jahr präsenter zu sein. Es gibt einige dekorierte Vorgärten, Gruppen von umherziehenden Kindern und etliche Halloween-Feste für Erwachsene.
Hier um urbanen Südwesten war heut abend Schulkinder-Ausnahmezustand. Habe aufgrund meines transatlantophilen Freundespaares fleißig mitzelebriert. Die Kinder (auch die Großen) hatten eine Menge Spaß. Nächstes Jahr gern wieder (auch wenn es eigentlich nicht mein Ding ist), und die Deko landet bis dahin in der Kürbissuppe (schmeckt auch zum Martinstag, ganz ohne popkuturellen Hintegrund).
In der letzten Woche zogen bei schönem Herbstwetter riesige Kranichschwärme über den Osten von Düsseldorf. Ihr Geschrei hört man schon lange, bevor sie zu sehen sind.
Ein faszinierender Anblick.
Ich bin kein Halloween Freund, für mich ist es ein importierter Brauch ohne einen regionalen Bezug. Wobei dieser Brauch auch eine starke kommerzielle Kompetente mitbringt. Zweitens hat der bekannteste Spruch: „Süßes, sonst gibt’s Saures!“ einen erpresserischen Beigeschmack. Wer keine Süßigkeiten geben will, bekommt einen Streich gespielt. Ein Nein wird nicht akzeptiert und selbst eine kleine Dankbarkeit für die Süßigkeiten ist nicht vorgesehen. Auch bei den Streichen ist der schmale Grat zur Sachbeschädigung von Kindern nicht erkennbar. Sehr viel schöner finde ich das St. Martin Brauchtum, St. Martin ist der Hausheilige der Rheinländer. Die rheinischen Kinder feiern den Heiligen am 11. November. Zu meiner Zeit gab es immer Fackel-Umzüge, Wecken, St. Martinsfeuer und fast immer ritt ein Martins-Darsteller vorweg. Anschließend gingen wir zum Schnörzen, an den Haustüren bekamen wir Süßigkeiten und dafür sangen wir unter anderem:
D’r hellije Zinter Mätes, dat wor ne jode Mann,
dä jof de Kinder Kääzcher un stoch se selver an.
Butz, butz wieder butz, dat wor ne jode Mann.
Hier wohnt ein reicher Mann, der uns was geben kann.
Viel soll er geben, lange soll er leben,
selig soll er sterben, das Himmelreich erwerben.
Lass uns nicht so lange, lange steh’n, denn wir müssen weiter geh’n, weiter geh’n.
Der Unterschied ist offensichtlich, der „hellije Zinter Mätes“ steht für Nächstenliebe und Dankbarkeit. Beim „Süßes, sonst gibt’s Saures!“ steht ein, ich fordere von dir. Was dem Zeitgeist entgegenkommt und das gefällt mir nicht.
👍
Es gibt einen gefährlichen Okkultismus. Aber es gibt auch einen seriösen Steinerschen Okkultismus. Mehr dazu auf meiner Internetseite (bitte auf meinen Nick-Namen klicken).
Wenn ein ausgehöhlter geschnitzter Kürbis beleuchtet im Fenster steht, wenn kleine Kinder kostümiert umherziehen und per Klingelstreich um Süßigkeiten bitten, so what ! Alles gut !
Wenn die Polizei in zahlreichen Städten mit „Ausschreitungen“ rechnet und sich entsprechend vorbereitet, wenn ganze Horden von großen ( aber im Geiste kleinen ) Kindern mit Kaskaden von Böllern auf die Beamten losgehen, wenn in manchen Städten hunderte maskierter „Autotuner“ mit quietschenden Reifen in „blutbefleckten“ Autos durch die Straßen brettern und ein Großaufgebot der Polizei das Spiel beenden muß, stellt sich die Frage, was da „Spaß“ ist.
Mir persönlich schmeckt an Halloween ( davor und danach auch ) am besten eine schöne, selbstgemachte Kürbissuppe, gerne in zahlreich möglichen Varianten.
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