Den Abflug gemacht: Warum liegen überall E-Roller herum?

Mir tut nahezu alles weh im Moment. Am vergangenen Donnerstag war ich im Holländischen Viertel in Potsdam mittags unterwegs. Ich erblickte am Horizont die Fassade eines griechischen Spezialitätenrestaurants und dachte spontan, jetzt so ein Biftekim gefüllt mit Schafskäse, bisschen Paprikareis, Weißbrot, Tsatziki – kann man machen. Und während ich den Geruch von gegrilltem Hackfleisch quasi schon wahrzunehmen schien. legte ich mich voll auf die Fresse.

Vor meinen Füßen hatte ich nämlich einen dort herumliegenden E-Roller übersehen, blieb mit dem rechten Fuß hängen und Abflug. Während ich noch stürzte, wusste ich, dass es schmerzhaft sein würde.

Ich also lag da lang auf dem Gehsteig, eine Rippe links ist zwar nicht angebrochen, tut aber unangenehm weh, Platzwunden an beiden Knien und beide Ellbogen schmerzen immer noch vom Aufprall.

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Das Schöne ist ja, wenn man 63 Jahre alt ist, alter weißer Mann, dann springen sofort Leute aus den umliegenden Straßencafes auf, um zur Hilfe zu eilen. „Geht’s Ihnen gut?“, „Alles klar?“, „Sind Sie schwindelig?“ Einer streckte mit den Hand entgegen, und so hievte ich mich wieder hoch, bisschen wackelig auf den Beinen. Besonders ein junger Mann mit wilden Haaren macht mir Freude, als er mir die kleine Montechristo wiederbrachte, die mir beim Sturz aus der Hand geflogen war. Wenn ich erst 40 Jahre alt wäre, ich bin sicher, die hätten mich erstmal liegen lassen, um zuzuschauen, ob ich wohl von selbst wieder hochkomme.

Aber warum liegen in den Innenstädten überall diese sch…E-Roller nutzlos herum? Ich möchte mal wissen, wie viele Leute auf diese Art und Weise schon mal den Abflug gemacht haben und wie viele sich dabei schwerer verletzt haben als ich dieses Mal….

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Dieser Artikel wurde 11 mal kommentiert

  1. Günther M. Antworten

    Glückwunsch zum 64.Geburtstag, gute Besserung, einen ungebetenen Rat bei Coronarer Disposition – „viel vom Acker, wenig vom Stall“ und Montechristo auf der Straße geht gar nicht, dafür sollte es eine Nacht Kerkeraufenthalt geben.

  2. Achim Koester Antworten

    @Herrn Kelle
    Zuerst einmal gute Besserung für Sie. Aber sind es tatsächlich die umherliegenden E-Roller, die unsere Straßen, besonders in Berlin, unsicher machen?
    In dieser „failed City“ liegt so viel im Argen, dass eine Petitesse wie ein solches Gefährt nicht weiter erwähnenswert ist. Viel gefährlicher sind die Dinger allerdings, wenn sie fahren/gefahren werden.

    • H.K. Antworten

      In unserer phantastischen, nach allen Seiten offenen, durch Nichts und Niemanden zu übertreffenden Capitale ist ja schon „menschenverachtend“, wenn einer die Parks sauber machen will …

  3. GJ Antworten

    Gut Besserung, lieber Herr Kelle. In unserem Alter fällt man, wenn man fällt – frau auch – wie ein Sack. Mich hat vor ca. 14 Tagen so ein e-Scooter-Jüngelchen auf dem Gehweg an der Schulter erwischt. Mich hätte es auch bald umgerissen, konnte mich aber gerade noch abfangen. Der fuhr ungerührt weiter. Meinen Mann hat es im Urlaub zerlegt. Blick geradeaus in Richtung einer Wandertafel, beherzt darauf zu und zack, bleibt er mit dem Fuß an einem großen Stein hängen, der wohl das Parken von Autos verhindern soll. Nichts gebrochen, aber an Steinkanten geprellte Schienenbeine über 60 ist nicht das, was man haben möchte, zumal im Urlaub. Also immer achtsam schauen beim Laufen. Mit dem Griechen ist es an diesem Tag wohl nichts mehr geworden, befürchte ich. Wie sagt mein Mann? Der Weg zum Griechen immer lohnt, auch wenn er etwas weiter wohnt!

  4. GJ Antworten

    „Gute“ muß es am Anfang heißen. Das mit den herumliegenden Rollern ist ein Zeichen der kursierenden Wohlstandsverwahrlosung. Sich für nichts mehr verantwortlich fühlen als das eigene Vorankommen, nach mir die Sintflut. Die ersten Städte schaffen die Dinger ab. Gebrauch in Eigenverantwortung funktioniert nicht.

  5. Josef Till Antworten

    Die Roller liegen herum, weil keiner hinterfragt, welche Umweltbilanz hat ein Roller, bevor er erstmalig herumliegt, weil keiner hinterfragt, wieviele Kinder mussten in knietiefen Stollen die Grundstoffe für den Akku mit ihren Händen abbauen. Außerdem liegen sie nicht nur herum, es brettern adipöse Fusselbarthipster*innen über die Fußwege, statt die mit Steuergeldern subventionierte U-Bahn zu benutzen, die mit dem bösen Kohlestrom angetrieben wird. Ich selbst bin ein Nichtsnutz, kaum bereit, mich aus eigener Kraft zu bewegen. Ich habe zehn Wurstdaumen an zwei Linken Händen, die weder zum erhobenen Zeigefinger, noch zum onanieren, geschweige denn zur Arbeit taugen. Da schafft ein solcher Roller mega Befriedigung. Also lasst mich bitte weiter so authentisch ungelenk, im infantilen Habitus ganz sorglos angstfrei daherkommen. Der Roller, ob fahrend oder herumliegend ist (m)ein Statement für Umwelt- und menschenfeindliche Politik.

  6. S v B Antworten

    Es dürfte auch in Deutschland wohl nicht mehr allzu lange dauern, bis diese Dinger – wie ab kommendem September bereits in Paris – aus dem öffentlichen Raum verbannt, sprich verboten werden. Ich entsinne mich noch sehr gut, wie vehement sich der ehemalige Verkehrsminister Scheuer dafür einsetzte, die Zulassung der Dinger auf Deutschlands Verkehrswegen unbedingt noch im Jahr der Antragstellung auf Zulassung (oder wie sich sowas nennen sollte) zu bewerkstelligen. Mir war die Eile, die Scheuer dabei an den Tag legte regelrecht unheimlich. Ja, fast kam es mir so vor, als hätte man Scheuer vonseiten der Hersteller bzw. Vertriebsfirmen eine satte Belohnung für die umgehende Zulassung versprochen. Jedenfalls war es mir absolut nicht geheuer, wie leidenschaftlich sich der Minister für just diese Roller ins Zeug warf. Echt. Wenn die Dinger demnächst verboten würden, hätte Scheuer wohl nichts mehr zu befürchten. Hatte er immerhin doch in Windeseile für die Erstgenehmigung gesorgt. Was danach passierte bzw. passiert, dürfte seine Person nicht mehr tangieren. Es sei denn, Scheuer selbst wäre passionierter Fahrer und wollte auf sein E-Steckenpferd partout nicht verzichten. Das Fahren scheint mir ohnehin an kein Alter gebunden. Vom Teenie bis zum Tattergreis begegnet man auf diesen Dingern jeder jeder Altersklasse. Reizvoll der Gedanke, dass mit einem Verbot der Dinger „etliche Kilowatt“ an elektrischer Energie eingespart werden könnten. Kilowatt, die an anderer, produktiverer, Stelle händeringend benötigt würden. Und darum geht’s schließlich gerade in diesen Zeiten. Abgesehen von den Kosten, die nach so mancher Kollision zwischen Mensch und Roller – fahrend oder (herum-) liegend – Deutschlands Krankenkassen entstehen. Ohnehin wäre es für Gesundheit und Fitness wohl eines jeden E-Rollerers weitaus zuträglicher, wenn er oder sie die Roll-Strecke per pedes hinter sich brächte. Was den Krankenversicherern zusätzlich zugute käme. Ach ja, auch hier scheint es wieder einmal, als habe alles letztlich mit allem zu tun. – Allen Kommentatoren und
    -innen in ihren 60ern gewissermaßen „zum Trost“ – sie sollten sich darauf einstellen, dass die Dappigkeit, resultierend aus zunehmender Unachtsamkeit, abnehmender Muskelkraft sowie einer – ebenfalls beklagenswerten – Verlangsamung des Reaktionsvermögens mit den Jahren erfahrungsgemäß noch weiter zunimmt. Deshalb mein wohlmeinender Rat: das eigene Aktionstempo drosseln und es sich zur ehernen Regel machen, sich bewusst, also ausnahmslos geistesgegenwärtig(!), zu bewegen; auch wenn dies zunächst einmal zulasten der Aktionsgeschwindigkeit gehen sollte. Seker is seker, wie man auf Afrikaans sagt, oder, viel beschworen, das englische Better Safe than sorry. Diesen so simplen wie klugen Einsichten ist wohl kaum etwas entgegen zu halten. Jedenfalls kann schmerzhaften und oft auch langwierigen Folgen von „Begegnungen aller Arten“ auf die genannte Weise vorgebeugt werden. Übrigens, auch in der Kunst der achtsamen Entschleunigung gilt – früh übt sich… Auch hierfür sind die 60er ein ideales Einstiegsalter.

    Mit den besten Genesungswünschen an unseren geschätzten Host, S v B

    • H.K. Antworten

      Da ist die allmorgendliche „Tele-Gym“ des Bayrischen Rundfunks eine empfehlenswerte „Beweglichkeitsverhinderungsstrategie“ …

      Und Andreas Scheuer ( so hieß der doch ? ) scheint über ein E-Roller längerfristig gestolpert zu sein. Man(n) hlrt nichts mehr von diesem bajuwarischen Ur-Talent …

      Bin gespannt, wieviele Roller noch aus Flüssen, Seen, Teichen und wer weiß noch wo geborgen werden.

      • H.K. Antworten

        „… über einEN E-Roller“ …

        Herrschaftszeiten …

        ( Uups – sorry… „Herr*/-/:/_/•/Innenschaftszeiten“ selbstverständlich … ).

      • S v B Antworten

        Wenn Scheuer selbst über etwas gestolpert sein sollte, dann doch eher über „seine“ PKW-Maut. Von einem Scheuerschen Stolpern über einen E-Roller ist mir (noch) nichts zu Ohren gekommen. Aber was nicht war, kann ja noch werden. Obwohl – es gehört sich wirklich nicht, jemandem Übles wünschen, oder?

  7. renz Antworten

    Aber Herr Kelle, was muss ich da von Ihnen hören! Sie sind ein konservativer gebildeter alter weiser Mann – der kennt aus dem Struwelpeter doch den Hans-Guck-in -die -Luft.
    Und haben sie noch nie solch einen Roller vom Gehsteig geschmissen? Tun sie es, wenn sie demnächst einen quer auf dem Gehweg stehen sehen. Dann wissen sie auch warum die da liegen.

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