Silvester auf den Straßen? Ich brauche das lebensgefährliche Theater nicht mehr

Unsere deutschen Landsleute sind ja inzwischen auch international bekannt dafür, dass sie gerne und viel jammern. Dies ist zu teuer, da klappt etwas nicht, hier kommt die Bahn zu spät, da wird der Müll in Problemhäusern nicht abgeholt, Messerstechereien und, und, und …

Dennoch erstaunt die Meldung gestern, dass die Kauflust der Deutschen bei Feuerwerkskörpern und Silvesterböllern zum Jahreswechsel 2025/2026 Rekordwerte erreicht.

Vor dem anstehenden Jahreswechsel erzielte die Branche bereits einen Rekordumsatz von rund 197 Millionen Euro – ein Plus von etwa 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und das Statistische Bundesamt meldet, dass die Importe von Feuerwerkskörpern bis September 2025 bereits um 62,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen sind.

Ein Grund sei der Trend zu teureren Verbundfeuerwerken und Batterien. Diese kosten pro Stück deutlich mehr als einzelne Raketen, bieten dafür aber eine längere, choreografierte Show.

Was gerne dabei ausgeblendet wird, ist, was in der Silvesternacht überall in Deutschland in den Krankenhäusern los sein wird. Mindestens fünf Todesfälle und zahlreiche Verletzte durch Feuerwerkskörper gab es im vergangenen Jahr.

<strong>Ich muss Ihnen sagen: Ich will das alles nicht mehr</strong>

Nicht, weil ich alt geworden oder eine Spaßbremse bin, das ist es überhaupt nicht.

Fast mein ganzes Leben habe ich Silvester geliebt. Raclette oder Fondue essen, Gesellschaftsspiele und dann nachts raus und ordentlich böllern. Feuerwerk mit Tausenden goldenen und silbernen Sternchen – oder erinnern Sie sich noch an diese kleinen Ballons, die man zum Schweben brachte? Bis ein Mal ein Haus, ich glaube im Sauerland, abfackelte und es dann – na klar – verboten wurde.

Als ich selbst jung und schön war, gehörte Silvester zu den Höhepunkten des Jahres.

Was haben wir für Partys gefeiert, was wurden da an Wahrheiten morgens um vier ausgesprochen, geknutscht sogar – ach, ich habe gute Erinnerungen an diese Zeiten. Später, als ich dann älter wurde und politisch aktiv war, ich schwöre es: Vor jeder Silvesterparty schauten wir zusammen mit allen Gästen die Silvesteransprache des Bundeskanzlers Helmut Kohl. Die war gar nicht immer so bewegend, aber es gehörte einfach zum Silvesterabend dazu, so wie für andere „Dinner for One“ oder Bleigießen.

Ich gönne wirklich jedem seinen Spaß, und unsere Kinder werden natürlich mit Gleichaltrigen feiern. Ich hoffe, dass sie gut ins neue Jahr hinüberkommen, vor allem aber, dass sie gesund und heil irgendwann in der Nacht nach Hause kommen.

Ich habe ein paar Mal in meinem späteren Leben in Großstädten nachts auf der Straße den Übergang ins neue Jahr gefeiert. Am Brandenburger Tor in Berlin, in der Düsseldorfer Altstadt oder in Augsburg auf irgendeinem kleinen Berg, wo man sich traf, um das Feuerwerk über der Stadt anzuschauen mit „Aaaahhhh“ und „Oooohhh“. Aber es waren immer auch einzelne dabei, die meinten, zum Feiern gehöre es dazu, Raketen in die Menge zu schießen oder Böller zwischen Menschengruppen zu werfen. Wer so etwas macht, ist ein Verbrecher. Ich weiß, vor Jahren haben sich „Gastfamilien“ in Berlin-Neukölln gegenseitig beschossen, von Balkon zu Balkon, aus Gründen der „Nachbarschaftspflege“ wohl.

<strong>Es ist irre, wie sich unser Land verändert hat in nur 10 oder 15 Jahren</strong>

An Silvester vergangenes Jahr wurden – ich habe es oben erwähnt – fünf Menschen bei den „Feierlichkeiten“ getötet. 100 Menschen wurden in Deutschland mit schweren und schwersten Verletzungen in Krankenhäuser eingeliefert, und die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) registrierte über 905 Augenverletzungen, was einen traurigen Höchststand seit Beginn der Erfassung darstellt. In vielen Fällen führten diese Verletzungen zur völligen Erblindung dieser Personen.

<strong>Bitte führen Sie sich das vor Augen!</strong>

Das ist kein Spaß mehr, was hier abgeht. In unserem Land, das mal für Ordnung und Anstand international gerühmt wurde.

Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Dirk Peglow, hat die von der Bundesregierung geplante Gesetzesverschärfung bei Angriffen auf Einsatz- und Rettungskräfte, Polizisten sowie Angehörige der Gesundheitsberufe begrüßt. „Die Ankündigungen sind kurz vor der Silvesternacht ein wichtiges Signal“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Das Bundeskriminalamt (BKA) hatte zuvor in einem aktuellen Lagebild einen Rekordstand bei Angriffen auf Polizeibeamte gemeldet. 2024 gab es demnach in Deutschland 46.367 registrierte Fälle, so viele wie noch nie seit Erhebung der Daten. Gegenüber dem Vorjahr sei das eine Steigerung. Seit 2015 haben Gewalttaten gegen Polizisten laut BKA um 38,5 Prozent zugenommen. Noch stärker angewachsen ist in der gleichen Zeit die Zahl der von den Gewalttaten betroffenen Einsatzkräfte insgesamt – sie liegt um 67,2 Prozent (!) höher als 2015.

<strong>Es ist einfach nur noch Irrsinn, was hier passiert</strong>

Und wir schicken junge Polizeibeamte zu Tausenden in die Stadtzentren zu dem, was man immer noch „Feiern“ nennt, um die Situation auf den Straßen unserer Städte irgendwie halbwegs wieder unter Kontrolle zu behalten.

Das Asi-Verhalten gibt es von Deutschen, aber – Achtung, böse, böse, Herr Kelle – massiv wachsend von jungen Migranten. Unvergessen ein Fernsehbeitrag, ich glaube von BILD, kann aber auch schon NIUS gewesen sein, wo junge Gäste aus Arabien fröhlich vor der Kamera im Feuerwerks-Chaos von Berlin lachend standen und bekannten, das erinnere sie an den Bürgerkrieg in Syrien.

Nein, dieser Staat, unser Staat ist nicht mehr fähig, auf derartige Herausforderungen zu reagieren.

In Berlin hörte ich vorhin einen Radiobeitrag darüber, dass in einigen Problemzonen ein Böllerverbot von den Behörden ausgerufen wurde. Das wird bestimmt ein ebenso großer Erfolg wie all die Messerverbote überall…

Wir gehen Silvester um 17 Uhr in Berlin in den Gottesdienst zum Jahresabschluss, dann um 18.30 Uhr essen in einem Restaurant. Spätestens um 21.30 Uhr sind wir zu Hause, vertreiben uns irgendwie die Zeit, halten die Hunde bei Laune, damit sie ab Mitternacht nicht komplett durchdrehen, und hoffen, dass wir dann ab vier Uhr schlafen können, wenn es draußen langsam ruhiger wird. Und das Schönste ist am 1. Januar morgens, wenn die Kinder nach und nach wach werden und mir per WhatsApp gute Wünsche und Herzchen schicken.

Passen Sie auf sich auf! Es wird nicht lustig morgen Abend …

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Klaus Kelle

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Dieser Artikel wurde 6 mal kommentiert

  1. Anne Delventhal Antworten

    Guten Morgen, lieber Klaus,
    Danke für Deinen ernsten Bericht zur Lage!
    Hier auf dem Dorf lebt man Sylvester doch etwas abseits!
    Das Ausmaß ist erschreckend. Bisher ging es um die Tiere.
    Der Aufruf um der Menschen willen ist wohl mehr als ernst zu nehmen!
    Ich wünsche Dir einen behüteten und gesegneten Jahreswechsel!
    Möge unser Herr Neues schaffen in unserm Land!
    So sagt es die Jahreslosung 2026
    „ Siehe, ich mache alles neu“
    Herzlichst, Deine Anne🙏

  2. Achim Koester Antworten

    „Mindestens 5 Tote durch Silvesterböller“???
    Und wie viele Tote gibt es jährlich durch Messerangriffe?
    Durch die legalen Silvesterböller und -raketen dürften nur wenige Menschen Schaden erleiden, noch dazu bei sachgerechter Anwendung. Das Problem sind die illegalen Feuerwerkskörper und die Idioten, die diese auf andere Menschen werfen. Das wollen die Verbotsbefürworter aber nicht hören. Da muss gleich das Kind mit dem Bad ausgeschüttet und eine uralte Tradition zerstört werden.
    Aber keine Sorge, mit dem wirtschaftlichen Abstieg stirbt so Manches aus.

    • H.K. Antworten

      Deshalb sollten ja Messer in jeglicher Form auch abgeschafft und verboten werden !

      Und da die meisten Unfälle zuhause passieren, oft beim Ausrutschen in der Dusche, …

      Wie heute berichtet wird, will die EU das Einkaufen und Zahlen „auf Rechnung“ bzw. „auf Raten“ deutlich einschränken.

      Schließlich gibt es Mensch*/-/:/_/•/Innen, die nicht rechnen können und mehr Geld ausgeben, als sie eigentlich haben. Demzufolge …

      Liebe EU, es gibt übrigens auch Leute, die mit Autos auf WeihnChtsmärkte fahren und andere umbrigen.

      Es wäre daher sinnvoll, – ach, da kommen die -zigtausend EU-Beamten mit ihrem doppelten Gehalt selbst drauf …

      • Achim Koester Antworten

        @H.K.
        Warum soll es denn verwerflich sein, mehr Geld auszugeben als man einnimmt/hat? Der Staat, respektive der Bundeskanzler macht es uns doch vor, und noch dazu im ganz großen Stil.

        • H.K. Antworten

          Eben.

          Deshalb überlegt die EU sicher auch, wie sie die Bundesregierung vor sich selbst schützen kann – am besten verbieten …

  3. Inge H. Antworten

    Ich bin sehr zwiegespalten bei dem Thema. Einerseits stimme ich Rainer Wendt zu, der gestern auf Welt.de sagte, man solle doch den Bürgern den Spaß nicht verderben, der uns bei allem schon reichlich verdorben wird. Andererseits – aus Erfahrung kann ich sagen, dass es nicht besonders toll ist, vom Gestank der Böller umgeben zu sein, ganz zu schweigen von Zeitgenossen, für die es einen ungeheueren Spaß bedeutet, Böller zwischen die Beine von Leuten zu werfen. Wir sind zweimal samt Freunden buchstäblich aus der Innenstadt geflohen, das brauche ich nicht mehr. Das große Feuerwerk der Stadt kann ich dagegen vom Balkon aus richtig genießen.
    Und jetzt noch was zum Schmunzeln: Vor ein paar Jahren (ich lebe inzwischen allein) ging ich um ca. 2 Uhr ins Bett – und krachte filmreif abwärts gen Boden. Der Lattenrost war durchgebrochen und ich hatte die Ehre, das Ding um halb drei Uhr morgens mit Hammer und Holzdübeln zu reparieren, fiel bei dem Krach draußen nicht weiter auf (im Wohnzimmer auf der Couch wars mir zu warm). Ich war schwer beleidigt….

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