Von der Macht der Banalen
Es ist G20-Gipfel in Hamburg. Die Staatschefs der wichtigsten Länder der Welt treffen sich. Sie treffen sich an großen Konferenztischen, und sie treffen sich zu zahlreichen Vier-Augen-Gesprächen. Es geht dabei um Wirtschaft und Arbeitsplätze, um Armut und Hunger, um Krieg und Frieden. In den Medien lesen und hören wir von den Protesten dagegen und dass es ein Skandal sei, dass sich diejenigen, die entscheiden, wie sich unsere Welt entwickeln wird, überhaupt treffen dürfen. Können sich doch auf Briefe schicken, ist dann auch nicht so teuer.
In Spiegel Online sehe ich heute Morgen eine Dame, die protestiert, die Haare pink eingefärbt, ein etwas verlebtes Gesicht, bauchfreies T-Shirt und eine Flasche Bier in der Hand. Man tanzt gegen den Kapitalismus, lese ich. Ist das nicht schön? Ein anderes Foto zeigt einen schwarz gekleideten, vermummten Mann, ein Bengalo in der Hand vor beachtlichen Rauchwolken. Wahrscheinlich steht der genauso im Fan-Trikot demnächst wieder im Volksparkstadion.
Die amerikanische Schauspielerin Susan Sarandon ist gerade in Berlin. Sie kritisiert ihren Präsidenten. Der höre „sowieso nicht zu“, erfahren wir. Woher weiß sie das? War sie schon bei den Trumps im Wohnzimmer? Hat sie heimlich gelauscht, wenn er im Oval Office Gespräche führt? Warum bekommen diese Leute so eine mediale Bühne?
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch! Medien dürfen schreiben, was immer sie wollen. Wir haben hier eine freie Gesellschaft. Aber diese Banalität halte ich für unangemessen. Das ist auch nicht neu, denn schon seit Jahren werden in TV-Talkshow B-Movie-Darsteller und mäßig begabte Popsänger eingeladen, um über das Weltwährungssystem sachkundig Auskunft zu geben. Am besten ist es wohl, wenn wir die Banalitäten einfach nicht einmal mehr zur Kenntnis nehmen…
Vitale Gesellschaften kämpfen für den Frieden.
Dekadente Gesellschaften saufen, feiern, tanzen, kiffen oder f… für den Frieden.
Ach, und unsere „Künstler“ …
Das Ausmaß des Anwanzens von Künstlern an die Machtelite ist indirekt proportional zu ihrem Können und direkt proportional zum Ausmaß der Dekadenz einer Gesellschaft.
Sarandon, Pacino, Lindenberg, Campino, Schweiger et al. erklären ohne jede Demut und ohne jeden Skrupel dem Busfahrer, der Altenpflegerin und dem Müllfahrer die Lebensrealität. Wäre es nicht so grauenvoll anmaßend, könnte man sich vor Lachen auf die Schenkel hauen.
Danke für Super-Kommentar! Unterschreibe ich sofort.
Schade, dass ich mich nicht mehr mit den Vätern unseres Grundgesetzes unterhalten kann. Ich bin mir sicher, sie haben es mit den Grundrechten sehr gut gemeint.
Aber Jahrzehnte später sind längst „Industrien“ entstanden, die sie wirtschaftlich ausnutzen, von der Flüchtlings- bis hin zur Demonstrations-Industrie.
Irgendwann wird das Demonstrationsrecht eingeschränkt werden müssen, und dann werden auch diejenigen darunter leiden, die wirklich etwas zu sagen haben.
Ob unsere Nacht-Tänzer sich dessen (und ihrer Mitverantwortung dafür) bewusst sind?
Was wäre falsch daran, das Demonstrationsrecht einzuschränken? Meinetwegen könnte dies schon morgen passieren. Friedliche Demonstranten bräuchten eine solche Einschränkung gewiss nicht zu fürchten. Was allerdings die Autonome Linke unter Demos und Aktionen versteht, weiß inzwischen jeder.
Die erschreckende Gewalttätigkeit, welche sich gegen fremdes Eigentum oder, noch schlimmer, gegen Leib und Leben anderer richtet, ist ausnahmslos dem kriminellen Spektrum zuzurechnen und muss demzufolge hart und konsequent bestraft werden. Insbesondere der Hass, die unglaublichen Demütigungen und die tätlichen Angriffe der Berufsrevoluzzer, mit welchen UNSERE Polizei immer wieder konfrontiert ist, legen beredtes Zeugnis ab für den erbärmlichen Zustand, in welchen man unser Land sehenden Auges hineinmanövriert hat.
Vermutlich im Namen aller hier Kommentierenden hoffe ich, dass UNSERE Polizisten sowohl ihren Einsatz in Hamburg als auch alle zukünftigen Einsätze unbeschadet überstehen mögen; und dass dieser Zunft endlich wieder der Respekt gezollt wird, den sie verdient.
PS: Ein Literaturhinweis, falls Sie gestatten, lieber Herr Kelle…
Rolf Peter Sieferle: Das Migrationsproblem. Über die Unvereinbarkeit von Sozialstaat und Masseneinwanderung
Werte(r) SvB,
auch wenn es provokant klingt und immer Gegenwind bringt: Es ist mir, obwohl ich früher großen Respekt hegte, inzwischen ziemlich egal, ob die Polizei diese Einsätze unbeschadet übersteht oder nicht, obwohl ich noch vor ein paar Jahren die Polizei, so wie Sie schreiben, als UNSERE Polizei wahrnahm.
Die Stimmung an der Basis und auch in der Führung der Polizei ist miserabel; das erfahre ich fast täglich im beruflichen Umgang mit dieser Berufsgruppe. Wer es aber – trotz der zunehmenden Gewalt und Respektlosigkeit gegenüber dem eigenen Berufsstand sowie auch der fehlenden juristischen Konsequenzen aus dem eigenen beruflichen Handeln – nicht schafft sich zu solidarisieren und ganz entschieden die eigenen Interessen und die ihm eigenenberufliche Ethik zu vertreten, braucht mein Mitleid und letztlich auch mein Respekt nicht.
Schon eigenartig, dass es Berufsstände gibt, die sich, natürlich in gewissen Grenzen, ihr ganz eigenes berufliches Selbstverständnis gegeben haben und dieses auch gegen jeden Widerstand durchsetzen können.
Sehr geehrter Herr Beck, im Gegensatz zu Ihnen bin ich noch lange nicht soweit, dass mir die physische oder psychische Unversehrtheit unserer Polizistinnen und Polizisten gleichgültig wäre. Nach allem, was bis zum heutigen Tag schon vorgefallen ist, wäre es tatsächlich an der Zeit, dass sich dieser so wichtige und ehrbare Berufsstand länderübergreifend solidarisiert und sich die dringend gebotene, doch auf der Strecke gebliebene, Autorität und Handlungskompetenz gegenüber gewalttätigen Einzel- oder Gruppentätern wieder verschafft; selbstverständlich mit voller Rückendeckung seitens der Legislative sowie auch der Mehrheit unserer Bürger, wie ich meine. Sollte dies nicht bald geschehen, droht unser Land über kurz oder lang in Anarchie zu versinken. Es wird offenbar von Tag zu Tag mühsamer, in diesem Land für Recht und Ordnung zu sorgen. So kann und darf es doch nicht weitergehen!
Das Problem ist , dass das Banale nicht mehr „banal“ genannt wird, sondern sich sogar in den Leitmedien als „Widerstand“ präsentieren darf und dafür hofiert wird. So einfach ist „Widerstand“ heute zu haben.
Die Talkgäste im ÖR kritisieren die polnische Regierung, welche angeblich die Meinungsfreiheit einschränkt. Ich dachte sofort an das deutsche neue „Gesinnungs-Gesetz“, welches Privatpersonen ermächtig, die Meinung anderer Privatpersonen als „rechtswidrig“ einzustufen und im Netz löschen zu lassen.
Apropos Polen, OT sozusagen. Bei seinem Besuch in Warschau Ende Juni hat Donald Trump unter freiem Himmel eine recht bemerkenswerte (freie!) Rede gehalten, die in den bundesrepublikanischen Medien so gut wie nicht thematisiert wurde. Vielleicht einfach mal entsprechend googlen. Es existiert eine Videoaufzeichnung, allerdings leider ohne deutsche Untertitel . Den unzähligen polnischen Zuhörern haben Trumps Worte, so schien es jedenfalls, ausnehmend gut gefallen.