TV-Serien sollen uns unterhalten, und in den vergangenen Jahren hat es dabei einen beachtlichen Qualitätssprung gegeben, den Netflix und amazon prime noch deutlich befördert haben. „House of Cards“, „Breaking Bad“, „Homeland“, „Game of Thrones“ – Sie wissen, was ich meine. Wir konsumieren das, essen Kartoffelchips dazu, fiebern mit, schütteln den Kopf…was man halt so macht, wenn man eine Serie guckt.

In den vergangenen drei Tagen habe ich die acht Folgen der Netflix-Serie „Manhunt: Unabomber“ angeschaut. „Unabomber“ ist dabei die Abkürzung für „university and airline bomber“. Wie der Titel schon sagt, geht es um die Menschenjagd des FBI auf einen Mann namens Ted Kaczynski, der real existiert und zwischen 1978 und 1995 16 Briefbomben an Menschen in den USA geschickt und damit drei getötet und 23 verletzt hat.

Warum erzähle ich Ihnen das? Kaczynski, ein hochintelligenter Einzelgänger, war – ich nehme an ist – ein Anarchist, der seine Taten in einem Manifest gegen die Technisierung der amerikanischen – und damit unserer – Gesellschaft begründete. Nun habe ich kein Faible für Serienmörder, für Fanatiker und auch nicht für anarchische Lebensmodelle. Aber ich habe Freude am Denken. Kaczynski lebte jahrlang in einer Holzhütte im Wald in Montana ohne Strom und Wasser. Er erfreute sich am selbstbestimmten Leben in der Natur. Was sind wir für Marionetten, die sich von einer roten Ampel vorschreiben lassen, ob sie fahren dürfen oder stehen bleiben müssen? Warum folgen wir klaglos den blauen Pfeilen auf dem Boden von ikea, statt einfach dahin zu gehen, wohin wir wollen?

Verrückt, nicht wahr? Aber absolut nachdenkenswert. Ich habe ein paar Freunde, die libertär ticken. Seit ich diese Serie geschaut habe, verstehe ich sie ein Stück weit besser…

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Dieser Artikel wurde 4 mal kommentiert

  1. Alexander Droste Antworten

    Es ist so, wie wenn das Vieh zur Weide geführt und dann zum Melken wieder in den Stall. Manche sagen dazu „Konsumsklave“.
    Man kann fast gar nicht anders als mitmarschieren. Oder aber verweigern, dann ist man „an seinem Elend“ selber schuld.

  2. S v B Antworten

    Wir alle werden in einem nie da gewesenen Maße fremdbestimmt. Von der Wiege bis zur Bahre…. damit fängt es doch schon an. Allerdings ist dies ganz sicher der Preis, den wir für unseren ebenso nie gekannten, mehr als angenehmen Lebensstil mit schier grenzenlosen Konsummöglichkeiten und relativ verlässlicher sozialer Abfederung zahlen müssen. Tatsächlich vollbringt gerade Deutschland in der Disziplin der Gängelung seiner Bürger wahre Meisterleistungen, zu denen es dann auch sehr gerne seine EU-Partnerländer anspornt.

    Echte(!) Libertäre würden in unserem Land folglich keine Luft zum Atmen finden. Andererseits darf man bezweifeln, dass überhaupt jemand dazu bereit wäre, sein Leben auf echt(!) libertäre Art und Weise zu führen? Eine solche Lebensführung würde u. a. viele Unwägbarkeiten, große Unsicherheit und einen enormen Komfortverzicht bedingen. Der Ausdruck einer Sehnsucht nach einem Leben als echter(!) Libertärer ist hierzulande doch eher von Koketterie getragen.

    Natürlich gibt es Länder auf der Welt, in denen es durchaus möglich wäre, ein „etwas libertäreres“ Leben zu führen, dies allerdings zu einem für uns ziemlich verwöhnte Mitteleuropäer recht hohen Preis. Ein echtes(!) libertäres menschliches Dasein – wann hat es das wohl zuletzt gegeben?

  3. W. Lerche Antworten

    Lieber Herr Kelle, warum erwähnen sie nicht die GEZ, die fast alle brav bezahlen?
    Beim Überfahren roter Ampeln ist der Führerschein weg.
    Fahren ohne Fahrerlaubnis? Welcher Arzt hilft, wenn mit 30 der Appendix raus mus?
    Und wer bietet Schutz, wenn Horden solcher Frei-Wilden Ihre mühsam gehegten wilden Früchte im Revier plündern?
    Gehören Aussteiger zur Gesellschaft? Gäbe es die noch, wenn zu viele aussteigen?
    Und wer kümmert sich um gealterte und pflegebedürftige Aussteiger?
    Gewiss kein Problem, betrifft es nur eine kleine Minderheit. Minderheiten haben wir schon genug, da kommt es auf eine mehr oder weniger nicht an.
    Jedoch sollte eine Minderheit zur Mehrheit werden, dann wären mir Aussteiger lieber als Muslime.

  4. W. Lerche Antworten

    Lieber Herr Kelle, ich bin mal Ihrer Frage gefolgt, habe bei Ikea hinten angefangen.
    In der Mitte ging nicht, da war kein Eingang. Also suchte ich zuerst die Kassen, ging von dort aus ins Lager, nahm mir aus den Regalen, was einen deutschen Namen trug, lief entgegengesetzt den blauen Pfeilen (da haben wir sie wieder), schaute, ob mir das in meinem Wagen in der Ausstellung gefällt, lief werter bis zum Eingang und von dort direkt zum Parkplatz und entschwand.

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