Russland hat es gut gemacht und wird es auch die letzten Tage gut machen. Die Fußball-Weltmeisterschaft hat für einen kurzen Moment aufblitzen lassen, wie viel Potential in diesem Land steckt, das ansonsten weit unter Wert regiert wird. Nun gut, die Nationalmannschaft unterlag Krotien in einem hoch dramatischen Spiel letztlich im Elfmeterschießen mit 3:4. Aber die Stimmung auf den Straßen war dennoch ausgelassen und gastfreundlich. Die Organisation funktionierte reibungslos, die Spiele waren sicher, die neuen Stadien und Hotels auf höchstem Niveau..

Ja, wir wollen nicht unerwähnt lassen, dass sich unser ehemaliger deutscher Nationalspieler Lothar Matthäus nicht entblödete, den Özil zu machen. Zu einem prestigeträchtigen Fototermin mit Kremlchef Wladimir Putin erklärte er allen Ernstes, miteinander reden sei „…besser als Abschottung, Boykott und nicht mehr miteinander zu sprechen.“ Dass dieser Weltfriedensbotschafter sich damit zum Sprachrohr eines…sagen wir…umstrittenen Despoten macht…Schwamm drüber. Hoffentlich hat er es sich wenigstens ordentlich bezahlen lassen.

Und weil wir gerade bei Sport und Politik sind: Auch der weltweit via Smartphone verbreitete Neun-Sekunden-Clip des kroatischen Nationalspielers Domagoj Vida, der nach dem Sieg über Russland mit seinem Teamkollegen Ognjen Vukojevic „Ruhm der Ukraine! Dieser Sieg ist für Dynamo und für die Ukraine!“ feststellte… mutete irgendwie blöde an, wenn auch in der Sache absolut berechtigt.

Fußball und Politik, ja Sport und Politik – das wird man im Milliardengeschäft im globalen Dorf nie mehr voneinander trennen können. Und die Erdogans, Putins und in vier Jahren die Wüstensöhne in Katar werden die weltweite Bühne nutzen, um ihre reformbedürftigen Regime glänzen zu lassen.

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Dieser Artikel wurde 7 mal kommentiert

  1. Heidi Bose Antworten

    Das erinnert mich an Sebastian Schweinsteiger, der den WM-Sieg 2014 in Brasilien dem inhaftierten Bayern-Präsidenten Hoeneß gewidmet hat.
    Mutet irgendwie immer blöde an, wenn ein Spieler eine ganze Teamleistung dafür in die Pflicht nimmt. Gefragt hat er da bestimmt auch nicht.
    Noch schlimmer mutet es an, wenn er der Spieler Gast im Land ist.

  2. S v B Antworten

    Ich weiß nicht, ob man die gewöhnungsbedürftigen Gesten und politischen Statements von WM-Spielern so unterschiedlich gewichten sollte, lieber Herr Kelle. Wenn Sport (außer Geld) auch Politik ist – und genau so schaut’s inzwischen leider aus, Tendenz stark steigend – , dann muss man fairerweise auch ertragen, wenn es zu Äußerungen kommt, die einem selbst nicht schmecken. Wie lautet nochmals das plattdeutsche Sprichwort? Wat dem een sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall.
    Ich hoffe, dass ich die hier anwesenden Nordlichter mit der gewiss fehlerhaften Orthographie nicht allzu sehr erzürne.

    • W. Lerche Antworten

      Warum Politik und Geld trennen? Politik geht es immer ums Geld. Geld ist der Schlüssel zur Macht, eröffnet Handlungs-Optionen für Politik, noch reicher zu werden. Die Super-Reichen spielen auf globaler Bühne und niemand kann sie davon abhalten. Wenn die uns als Masse nicht bräuchten, gäbe es uns vermutlich nicht mehr. Hoffentlich überkommt uns wegen dieser Idioten kein Krieg! Sobald einer seiner Sache sicher ist, dass er ihn gewinnen kann, wird er losschlagen. Dagegen ist alles andere Kinderkram. Während bei immer mehr Privatleuten die Milliarden anwachsen, bleibt mir zum Leben von meiner Arbeit stetig weniger.

      Was ist denn so schlimm, dass Putin die WM für Russland nutzt? Das ist doch normal und alle gingen und gehen davon aus. Wozu also das Bashing gegen Putin, lieber Herr Kelle? Und was ist daran berechtigt, wenn ein Kroate Politik für die Ukraine betreibt? War es berechtigt, dass die Vergabe der WM seinerzeit nach Deutschland mit Geld korrumpiert war? Ist das überhaupt aufgeklärt inzwischen?
      Also bei mir geht das Finanzamt bis 10 Jahre zurück. Bei anderen nicht?

      Über die russische Manschaft ist im Vorfeld eher negativ berichtet worden, sie sei nicht stark. Und wie wurde über unsere Manschaft im Vorfeld berichtet? Und was ist nun die Realität? Die Russen machen das Beste aus ihren Möglichkeiten. Und was machen wir Deutschen? Vor allem machen wir weiter so.

  3. Alexander Droste Antworten

    Hallo Herr Kelle,
    jedes Land bekommt den Regenten, den es verdient. Russland sein Putin, Deutschland sein Merkel. Miteinander reden ist doch das Mindeste. Oder wollen wir lieber Krieg? Och nö. Das widerspricht dem Grundgesetz. Immerhin hält Putin bessere Reden als Merkel.

  4. W. Lerche Antworten

    Lieber Herr Kelle, wer wird unter Wert regiert – Russland oder Deutschland?
    Bitte nennen Sie mir ein Land, welches nicht unter Wert regiert wird! Mir fallen spontan nur Australien und Neuseeland ein.
    Ihr Putin-Bashing ist ja bekannt, vielleicht müssen Sie das Ihres Berufes wegen tun. Nun bitte sagen Sie doch mal, WER sind unsere Freunde? Welches Land, welche Regierung ist mit Deutschland befreundet und tut uns gut?

    Und umgekehrt: Welches Land, welche Regierung wird von Deutschland „geliebt“?
    Hier gilt wohl der Satz: „Wie kann man andere lieben, wenn man sich selbst nicht liebt?“

  5. peter mulli Antworten

    Ordnung und Frieden auf den Straßen… wer das glaubt is naiv wie ein Schulmädchen. Putin hat sämtliche potentiellen Störenfriede (also alle Hooligans ebenso wie Menschen die friedlich aber offen und öffentlich ihre Meinung kund tun) für die Zeit der WM kurzerhand weggesperrt. Wer Kontakte in Russland hat, weiß das.
    Mag sein, dass Sie das gutheißen, mir persönlich ist Freiheit und freie Meinungsäußerung wichtiger als künstlicher Friede

    • Klaus Kelle Antworten

      Lieber peter mulli,

      wie kommen Sie drauf, ich könne das gutheißen? Normalerweise werde ich hier regelmäßg beschimpft, weil ich gerade nicht hinter Herrn Putin herschleime. Ich finde erstaunlich – aber auch gut – wie reibungslos die WM in Russland verlaufen ist. Gerade weil es bei der Olympiade in Sotschi ganz anders gewesen ist…

      Beste Grüße, Klaus Kelle

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