Geht Ihnen das ähnlich? Seit ich heute gegen Mittag vom Absturz der Germanwings-Maschine in Südfrankreich gehört habe, ist meine Motivation, irgend etwas zu tun, nahe Null. So eine Tragödie lähmt uns, lässt fast alles andere als nebensächlich erscheinen. Es beschäftigt uns den ganzen Tag über. Was mag da hoch über den Wolken passiert sein? Und welches Grauen haben die 150 Menschen im Flieger in den letzten Augenblicken ihres Lebens verspürt? Wir können es uns nicht einmal ansatzweise vorstellen. Die Benutzung eines Verkehrsflugzeuges ist für viele von uns heutzutage kaum noch etwas Aufregendes. Wir fliegen geschäftlich in der Gegend herum, wir lassen uns zu Sonnenstränden und historischen Tempeln in aller Welt fliegen. Und plötzlich ist es vorbei. Einfach so. Je älter ich werde, desto mehr nimmt mich eine Katastrophe wie diese mit. Alles ist immer durchgeplant, alles ist hektisch und auf Effektivität getrimmt. Die Wirtschaft muss funktionieren, die Politik muss funktionieren und jeder Mensch in unserem System muss natürlich auch funktionieren. Und plötzlich ist alles dunkel, und die Gedanken sammeln sich. Warum passiert so etwas? Oder auch die berühmte Frage: Warum lässt Gott das zu? Und warum gerade diese Maschine und diese Menschen, unter ihnen einen Gruppe Schüler aus Nordrhein-Westfalen auf Heimreise vom Austauschprogramm? Es ist zum Verzweifeln.

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Dieser Artikel wurde 6 mal kommentiert

  1. Andreas Schneider Antworten

    Richtig, Herr Kelle, ein vergleichbares Empfinden habe ich ebenfalls.

    Das Schicksal der Schulklasse aus Haltern hat mir zudem die Erinnerung an das Zugunglück bei Radevormwald 1971 in Erinnerung gerufen. Damals 10 Jahre alt, ging diese Katastrophe weitgehend an meiner Wahrnehmung vorbei, die Unbesorgtheit von Kindheit und Jugend. Aber während meiner gesamten Schulzeit verfiel meine Mutter in regelrechte Panik, wenn es einmal mehr auf Klassenfahrt ging: gerade Eltern haben bhei solchen Vorfällen wohl eine besonders starke Empfindung.

    Als lästig, ärgerlich und unangemessen nehme ich allerdings das Dauerbombardement in den Medien wahr. In einer solchen Stunde haben die Hinterbliebenen Besseres verdient, als ihre Lieben zum Objekt der Sensationsgeilheit der Gesellschaft degradiert zu sehen.

  2. Alexander Droste Antworten

    Merkwürdiger weise ist ein Flugzeugabsturz mit 150 Opfern schlimmer als ein schon mehrere Monate andauerndes Massaker mit zigtausend Toten in Afrika oder Asien. Ist es die Tatsache, dass unsere tolle Technik und Lebensweise doch nicht unbesiegbar ist?
    Welches Grauen, welche Todesängste stehen die Menschen in Syrien, Irak, Liberia etc. ununterbrochen aus? Die größte Not treibt tausende Verzweifelte auf das Mittelmeer – Never-come back-lines mit fifty-fifty-Garantie zu sterben. Warum lässt Gott das zu? Das ist in unserer Gesellschaft nur ein Achselzucken wert. Das macht mir zu schaffen.

  3. ralf Antworten

    There is no god Outside … ob gutes oder böses .. es ist der mensch…und es gilt … Mensch bleiben und mensch sein lassen …

  4. Gisbert Britz Antworten

    Kleiner Rat an ratlose Psychiater:

    Psychisch Kranke erkennt man leicht an den flackernden Augen, den giftgrünen Haaren, dem Pferdefuß und den Hörnern.

  5. Dieter Krüll Antworten

    Das alles ist so traurig und ich traure mit den Angehörigen und bete für die Toten einschließlich des Co-Piloten.

    Aber bitte vergesst dabei die anderen schrecklichen Ereignisse in der Ferne nicht! Zeitgleich wurden in Nigeria von BokoHaram 500 Frauen und Kinder getötit oder entführt. Schrecklich! Der Presse war das nur eine Kurzmeldung wert.

    Dieter Krüll, Neuss

  6. Meggy Kantert Antworten

    Mich erreichte diese Nachricht in Nigeria…was mich am meisten bewegte, war die Solidarität, welche die Nigerianer mir als Deutsche zeigten. Ich erhielt zahlreiche Beileidsbekundungen. In der Landessprache dort gibt es übrigens kein Wort für Depression oder Suizid…

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