Aus dem lippischen Detmold wird ein Vorgang bekannt, den man in einem freien Land zunächst für unmöglich hält. Zu verdanken, dass die Öffentlichkeit Kenntnis davon erhält, haben wir es einem engagierten Journalisten namens Christian Althoff und dem Westfalen-Blatt, für das er arbeitet. In einer Flüchtlingsunterkunft wurde danach im Juni ein 13-jähriges Mädchen aus einem asiatischen Land vergewaltigt. Zusammen mit ihrer Mutter war sie nach Deutschland geflüchtet, auch um sexuellen Übergriffen in ihrer Heimat zu entgehen. Nachbarn hatten von dem Verbrechen erfahren und die Polizei eingeschaltet. Das Opfer erhielt schnell psycholigische Hilfe, der Täter wurde ruckzuck vom Sicherheitsdienst festgenommen und der Polizei übergeben. Was aber – anders als sonst bei Delikten aller Art üblich – nicht stattfand: Die Tat wurde nicht im Polizeibericht für die Medien mitgeteilt. Ganz offensichtlich war seitens der Behörde nicht erwünscht, dass die Öffentichkeit davon erfährt. (Artikel hier)

Die Kreispolizeibehörde hat wahrscheinlich in guter Absicht gehandelt, aber sie hat sich selbst und der Stimmung im Land einen Bärendienst erwiesen, ja sie liefert Wasser auf die Mühlen derjenigen, die „dem System“ und der „Lügenpresse“ nicht mehr vertrauen. Eine demokratische Gesellschaft funktioniert aber nur, wenn zwei Faktoren unumstößlich sind:

1) Dass jeder seine Meinung frei in Wort, Bild und Schrift äußern darf. Und
2) dass insbesondere der Staat seine Bürger über Fakten und Vorgänge frei von Manipulationen informiert.

Ich hätte noch vor einem Jahr nicht für möglich gehalten, dass ich das einmal schreiben würde, aber fast täglich mehren sich die Anzeichen, dass beide Grundsätze in unserem Land zunehmend unterlaufen werden. Die einen werden – wie jüngst der meinungsstarke Blogger Heinrich Schmitz – beleidigt und bedroht, so dass sie das Handtuch werfen. (mehr dazu hier) Andere sollen auf perfide Weise mundtot gemacht werden, indem man sie in Zusammenhänge stellt, in die sie nicht gehören. In verschiedenen linken Netzwerken wird bereits jetzt dafür mobilisiert, eine Veranstaltung mit der Familienrechtlerin Birgit Kelle in Düsseldorf zu verhindern. Man ruft dazu auf, Druck auf die Behörden auszuüben, ihr den (öffentlichen) Veranstaltungsraum zu entziehen. Man ruft auch zu Störaktionen auf. Und man betreibt unverhohlenen Rassismus, wenn etwa der „Freitag“ Jakob Augsteins über meine Frau schreibt: „Schon bald hatte sie sich den Ruf einer ‚rückständigen Ost-Europäerin‘, die mit modernen, westlichen Gesellschaftsstrukturen nicht zurecht kommt, eingehandelt.“ Wo sind eigentlich die lautstarken Antidiskriminierer, wenn so über eine Frau geschrieben wird, die in einem osteuropäischen Land geboren wurde?

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Dieser Artikel wurde 16 mal kommentiert

  1. S v B Antworten

    Was haben Sie erwartet, lieber Herr Kelle? Mich wundert in diesem Lande fast gar nichts mehr. Anstand und gesunder Menschenverstand sind im Rückzug begriffen, nicht auf dem Vormarsch. Das Demokratieverständnis bleibt auf der Strecke. Eine Wendung zum Guten ist nicht in Sicht. Die Verzweiflung wächst.

    Ein besonders herzlicher Gruß an Ihre Frau Birgit. Kopf hoch!

  2. Maryan M Antworten

    Das Thema zerbröckelnde Freiheit als Grundpfeiler der Demokratie an schrecklichen Beispielen sehr drastisch dargestellt. Diese Entwicklung macht Angst. Besonders nahe geht es wenn man die Opfer kennen- und schätzen gelernt hat wie Ihre mutige Frau und Heinrich Schmitz dessen Texte ich immer gerne gelesen habe weil hier Freiheit und Verstand in der Darlegung seiner Meinung zu lesen war. Angesichts der traurigen Vorfälle danke für die gute Darstellung und den Betroffenen weiterhin Mut und große Anerkennung. Dem Mädchen kann man nur wünschen dass es nach den Traumatisierung mithilfe umgebender liebevoller Menschen auf lange Sicht gesund wird.

  3. Siegfried Kieselbach Antworten

    Sehr geehrter Herr Kelle,
    mich wundert in dieser neuen DDR nichts mehr!
    Ich kann gar nicht soviel essen, wie ich mich übergeben möchte.
    Die Veranstaltung von Ihrer Frau würde ich gerne besuchen.
    Wann und wo findet diese statt?
    Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie noch einen schönen Sonntag.
    Viele Grüße
    Siegfried Kieselbach

    • Klaus Kelle Antworten

      Lieber Herr Kieselbach,

      soweit ich weiß, beziehen Sie den wöchentlichen Newsletter? Da schicke ich kommenden Freitag die Einzelheiten zu der Veranstaltung herum.

      Beste Grüße,
      Klaus Kelle

  4. Andreas Schnebel Antworten

    Sehr geehrter Herr Kelle,

    vielen Dank für diesen Artikel und ihre publizistische Arbeit an sich. Es ist mutmachend zu sehen, dass es noch einige wenige gibt, die unerschrocken berichten und ihre Meinung zu den Vorgängen in unserer Republik äußern!

    Bitte weiter so und einen Gruß an Ihre Frau: Sie soll sich nicht unterkriegen lassen!

    Mit herzlichen Grüßen und Gottes Segen

    Andreas Schnebel

  5. Bernd Lommel Antworten

    Sehr geehrte Familie Kelle,

    durch die „Wende“ hatte ich das Glück, meine Frau kennen zu lernen. Sie hat in der DDR studiert und

  6. Dr. Werner Siegert Antworten

    65 Jahre lang bin ich als Journalist im Haupt- oder Nebenberuf tätig, 1947 geflüchtet aus der sowjetischen Besatzungszone. Ich bin erschüttert über die Verwahrlosung der Sitten, des Respekts vor der Meinung des Anderen. Augstein beschmutzt und missbraucht den Namen seines Vaters. Frau Kelle wird sich nicht den Schneid abkaufen lassen. Sie ist den Hetzern im Fachwissen weit überlegen. Das ärgert die.

  7. Teska Antworten

    Der Polizeibericht wurde nicht veröffentlicht.
    Kann es sein, dass es im Belieben der Behörde liegt, einen Bericht zu veröffenlichen oder Uch nicht.
    Ich kann mir das nicht vorstellen.

    • Klaus Kelle Antworten

      Hallo Teska,

      die Polizeidienststellen fassen morgens mit kurzen Meldungen zusammen, was passiert ist. Da sind Einbrüche dabei, Autounfälle, Diebstähle. Das wird dann kommentarlos an die Presse weitergegeben, die dann schaut, über was sie berichten oder bei welchem Thema sie recherchieren wollen. Es gibt keinen Grund, eine schwere Straftat wie eine Vergewaltigung wegzulassen – außer man will etwas vertuschen. Und aus welchen Gründen könnte das sein?

  8. R.Ingo Antworten

    Hallo Herr Kelle
    Natürlich ist es nicht OK wenn Menschen wegen ihrer Meinung bedroht oder angefeindet werden. Dazu gehört auch der (wiederholte) Anschlag auf Frau Frauke Petry, der in der Presse überraschend wenig Widerstand fand, ja der erste Anschlag wurde noch von vielen linken Blättern und Bloggern ins Lächerliche gezogen. Dagegen wurde ein „Anschlag“ auf einen Politiker der Partei „Die Linke“, bei dem ein Knallfrosch unter/auf dessen Auto knallte zu einer „Autobombe“ hochgelogen. Wie man aber leider immer öfter feststellen muss gibt es Gleiche und „Gleichere“ Menschen in der Gesellschaft. Die gleichen Leutedie bei einem Angriff auf Linke, Grüne oder Rote reflexartig nach Verstärkung des „Kampfes gegen Rechts“ aufrufen, Lichterketten und Mahnwachen organisieren, von einem „Angriff auf unsere Demokratie“ faseln, haben für Attacken auf politische Gegner nur ein müdes Achselzucken übrig, ja nicht wenige Politiker, Medien oder Blogger äussern öffentlich ihre insgeheime Freude darüber („der/die hats ja eigentlich auch verdient“ oder „selber schuld“).

    Nun schreiben Sie aber dass ein Herr Schmitz bedroht wird. Noch weiß man nicht von wem oder ob die Bedrohung kein Fake war (was ja auch sein könnte). Wenn aber ein Herr Schmitz solche Ausdrücke wie unten angegeben verwendet, wenn er ganze Teile einer Gemeinschaft die sich (berechtigt oder nicht) Sorgen um die Zukunft ihrer Stadt und ihrer Familien macht, dermassen verächtlich und hasserfüllt öffentlich demontiert (und das alles ohne ein einziges sachliches Argument darzulegen, nur weil diese ihr Recht auf Demonstration wahrnehmen, ist es natürlich, wie gesagt, NICHT korrekt wenn er bedroht wird.

    Er (der Herr Schmitz) hat sich jedoch entschlossen fürderhin zu schweigen. Und das finde ich OK! Hass und Hetze, als Humanität dahergeheuchelt, haben wir genug. In allen Zeitungen, TV-Sendern, Blogs, überall schwappt es uns entgegen. Jeder, dessen Meinung auch nur millimeterweise vom Mainstream abweicht wird sofort gebrandmarkt. Und Herr Schmitz hat daran nichtselten teilgenommen. Insofernnwird sein Schweigen nicht allzusehr auffallen.

    Hier einige Zitate aus Herrn Schmitzs Wortschatz:

    „Freitaler Asylantenhasser“

    „Wie es die zuständigen Freitaler Behörden seit Wochen zulassen können, dass die Freitaler Brüllmeister ihr „besorgtes“ Rassistengeschrei wieder und wieder unmittelbar vor dem Flüchtlingsheim zum Besten geben, ist mir ein Rätsel.“

    „Und täglich grölt das Freitaltier“

    http://hpd.de/artikel/12001

    • Klaus Kelle Antworten

      Hallo R. Ingo,

      ich habe ja geschrieben, dass vieles, was Heinrich Schmitz geschrieben hat, überhaupt nicht meiner Auffassung entspricht. Aber darum geht es nicht, sondern es geht darum, dass auch Heirnich Schmitz denken, sagen und schreiben können muss, was er will – jedenfalls, wenn wir es mit der Freiheit hierzulande ernstmeinen. Und ja, natürlich hat auch Frau Petry dieses Recht oder Herr Sarazzin oder was weiß ich. Freiheit muss für alle gelten, sonst wird sie zur Farce.

      • Tom L Antworten

        Sehr geehrter Herr Kelle,

        meine volle Zustimmung zu diesem Posting und zu Ihrer Antwort an R. Ingo.

        Sehr geehrter Herr Schmitz,

        es MUß in einer freien Gesellschaft möglich sein, Ihre Meinung (genauso wie deren Gegenteil) gefahrlos zu vertreten!

        OT
        Herrn Augstein sei in Stammbuch geschrieben, dass auch Herta Müller (Nobelpreis für Literatur 2009) einige Jahre später aus demselben „rückschrittlichen Osteuropäischen Land“ nach Deutschland kam …

  9. Marc Brugger Antworten

    Lieber Herr Kelle!

    Ich lese Ihren Blog erst seit gestern. Grund dafür ist aber Ihre Frau. Ich war am Donnerstag mit dem Auto auf dem Heimweg und hörte eine Deutsche (Anmerk. Ich lebe in Vorarlberg/Österreich) in Radio Vorarlberg sprechen die mir aus der Seele sprach. Sie hatte in so vielen Dingen recht das ich auch mit meiner Frau nach Ankunft Zuhause lange darüber sprechen musste. In Österreich verhält es sich in vielen Dingen genau gleich. Hut ab vor Ihre Frau und auch vor Ihnen. Auch wir werden nicht aufhören unsere Meinung kund zu tun. Auch wenn wir dadurch, mittlerweile den meisten, auf die Zehen treten. Weiter so liebe Fam. Kelle und herzliche Grüße vom Bodensee

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