Ein kleines Skandälchen im Regierungs-Heli

In vielen Medien wird gerade skandalisiert, dass Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) wohl mehrfach ihren Sohn Alexander auf Reisen mit einem Regierungs-Heli mitgenommen hat. So zuletzt kurz vor den Ostertagen. Da flog die Ministerin mit der Flugbereitschaft der Bundeswehr von Berlin nach Ladelund in Nordfriesland zu einem Truppenbesuch. Mit dabei war Sohn Alexander. Hatte der Truppenbesuch vielleicht einen anderen Hintergrund?

Wie als erste das Magazin „Business Insider“ berichtete, ging es danach nämlich noch weiter – ins nahegelegene Sylt. Zum Osterurlaub.  Alexander (21) hatte aus dem Hubschrauber noch ein Selfie von sich, angeschnallt, auf Instagram gepostet und Frohe Ostern gewünscht.

Und klar, deutsche Behörden haben für alles eine Vorschrift. So auch hier: Bundesminister dürfen Familienmitglieder auf Reisen im Regierungsflieger mitnehmen, wenn sie für die Mitreisenden die Kosten erstatten. Das sei in diesem Fall in vollem Umfang geschehen, verlautbarte das Bundesverteidigungsministerium.

So  what? Es ist kein Skandal, sondern einfach schlechter Stil. Denn – so fand die BILD heraus – hätten Amtsvorgängerinnen von der Leyen und Kramp-Karrenbauer niemals ein Familienmitglied in Regierungsflugzeugen mitgenommen. Zum andern kommt es nicht gut an, wenn in einer schweren Krise, wenn es um die Lieferung schwerer Waffen und die Drohung mit dem Einsatz von Atomraketen geht, eine Verteidigungsministerin eine kleine Auszeit auf Sylt nimmt.

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Dieser Artikel wurde 10 mal kommentiert

  1. gerd Antworten

    Ein Skandälchen? Werter Herr Kelle, Sie schrieben: „Aber vor allen Dingen will ich nicht in einem Land leben, das ungerührt zusieht, wie ein 44-Millionen-Volk mit Gewalt unterworfen werden soll. Haben Sie die Bilder gesehen von Mariupol und Odessa, von Butscha?“
    Hat Christine Lambrecht die Bilder aus Mariupol, Odessa oder Butscha gesehen? Kann man dann als Verteidigungsminister ungerührt eine Auszeit in Sylt auf Kosten der Steuerzahler antreten, während in der Ukraine Frauen vergewaltigt und Kinder ermordet werden? Diese zur Schau gestellte Doppelmoral unserer Politikerkaste ist böse und mit einem Skandälchen nicht aus der Welt zu schaffen.

  2. John Brunswick Antworten

    Naja, ein gewisses G’schmäckle hat’s schon. Da wurden in der Vergangenheit Leute schon für weniger aus dem Amt gejagt.

  3. H.K. Antworten

    So ganz verstehe ich die allgemeine Aufregung nicht.

    Ich frage mich schon, was der Sohn einer Ministerin auf deren Dienstreisen zu suchen hat.
    Abgesehen davon, daß insbesondere im Verteidigungsbereich größter Wert auf „Sicherheitsüberprüfungen“ jedes Einzelnen, und zwar bis ins Detail, d.h. incl. Befragung von Angehörigen, Kontaktpersonen etc. durch den Militärischen Abschirmdienst gelegt wird, stellt sich dort auch immer die Frage der Haftung.

    Seit vor Jahren ein Hubschrauber der Bundeswehr bei der Jungendmesse „You“ in Dortmund abgestürzt ist, wird der Mitflug in Militärflugzeugen und -hubschraubern, insbesondere von Nicht-Bundeswehrangehörigen, sehr streng gehandhabt.

    Wenn aber all das geklärt ist und die Regelung besteht, daß bei Mitflug entsprechende Rechnungen gestellt und gezahlt werden – warum dann die Aufregung ?

    Entweder die Ministerin DARF ihren Sohn mitnehmen oder sie darf es NICHT.

    Wir sollten schon unterscheiden, ob der Bube MITgeflogen ist oder ob er speziell separat EINgeflogen wurde.

    Ob sich eine ( Verteidigungs-)Ministerin nun auf Sylt, in Berlin oder auf ihrer Terrasse befindet, sie sollte stets erreichbar und entscheidungsfähig sein.

    Wenn der Stab eines Ministers bzw. einer Ministerin den Kontakt zum Amtsinhaber verliert bzw. niemand erreichbar ist ( wie im Fall Spiegel ), sieht die Sache völlig anders aus.

    Wenn Mr President trotz irgendwelcher ständig und überall weltweit auftretender Ereignisse am Wochenende auf seiner Ranch oder seinem Landsitz oder sonstwo Golf spielt wie Donald Trump, so wird auch niemand vermuten, daß die Welt untergeht und er nichts davon mitbekommt.

    Merkwürdig würde eine Benutzung eines Militärhubschraubers allerdings, wenn Frau Lambrecht ihre Kaffeeklatschdamen nach Sylt einfliegen ließe oder ähnliches.

    Ob es nun besonders geschickt ist, in einer solchen Krise Kurzurlaub auf Sylt zu machen, sei genauso dahingestellt wie die Frage, inwieweit es sinnvoll ist, als Verteidigungsministerin mit offenen Schläppchen und mit 10 cm hohen Stöckelschuhen durch die Wüste Malis zu wandern.

    Nicht alles, was legal ist, ist auch legitim.

    Klare Regeln helfen dabei, falls es jemand nicht selbst merkt.

    • S v B Antworten

      Gegen Kungeleien hab‘ auch ich was. Aber ich finde es nicht richtig, wenn man Leuten, die einen stressigen Job haben (und davon ist besonders derzeit im Falle von Frau Lambrecht auszugehen), nicht mal eine Verschnaufpause am Meeresstrand gönnt. Diese ist einem wochenlangen Ausfall aufgrund eines Burn-out-Syndroms doch allemal vorzuziehen, oder etwa nicht? Ich bin zwar kein Fan der Verteidigungsministerin, wundere mich aber über das Drama, welches um ihren Ausflug inszeniert wird. Sie wird halt echt reif für die Insel gewesen sein. Für mich, wie gesagt, durchaus nachvollziehbar. Und wenn der Flug Ihres Sohnes auch noch korrekt abgerechnet wurde, ja, dann ist doch alles in bester Ordnung. Ich denke, dass dieser Tage und Wochen bei vielen die Nerven blank liegen. Da wird dann selbst eine Lappalie gerne zum Problem hochstilisiert. In solchen Fällen hilft nur – runterkommen sowie gaaanz tief durchatmen. Ach ja, hoffentlich hatten die beiden wenigstens schönes Wetter dort oben. Damit ihr Aus-Flug nicht für die Katz‘ war…

      • gerd Antworten

        „Ach ja, hoffentlich hatten die beiden wenigstens schönes Wetter dort oben.“

        Ja, das sind die Probleme die eine Verteidigungsministerin momentan umtreibt. Schönes Wetter!

        • H.K. Antworten

          Genau !

          Denn ohne „schönes Wetter“ keine Luftwaffe – siehe Moskau am Montag …

          Und „ohne Luftwaffe“ …

          • gerd

            „Als Justizministerin nahm Christine Lambrecht ihren Sohn sieben Mal im Regierungsflieger mit. Nun der Flug vor dem Sylt-Urlaub – der noch nicht bezahlt ist.“ (Quelle: Tagesspiegel)

            Die hoffen allerdings des öfteren auf schönes Wetter. Aber zu irgendwas muss die hiesige Luftwaffe ja gut sein. Pauschalflüge ins Urlaubsparadies….man kann ja gar nicht soviel essen……

          • H.K.

            „ … Aber zu irgendwas muss die hiesige Luftwaffe ja gut sein. Pauschalflüge ins Urlaubsparadies….“

            So wirklich verstehe ich Ihren Defätismus nicht.

            Sicherlich funktioniert in der im Wesentlichen von CDU-Verteidigungsminister*/-/:/_/Innen kaputtgesparten und heruntergewirtschafteten Luftwaffe – ebenso wie bei Heer und Marine – bei Weitem nicht alles so, wie es soll.

            Dafür kann aber die Truppe der Luftwaffe nichts. Das haben unsere klugen und weitsichtigen, von uns gewählten Politiker zu verantworten.

            Aber wenn ich lese, daß die Alarmrotten unserer Luftwaffe, die im Ernstfall in 15 ( ! ) Minuten nicht etwa startbereit, sondern IN DER LUFT sind, russische Flugzeuge, die in deutschen bzw. NATO-/ EU-Luftraum eingedrungen sind, abgedrängt und ihnen der Weg Richtung Heimat vorgegeben wurde, so bin ich doch ganz froh, daß die Luftwaffe offensichtlich nicht ausschließlich für „Pauschalflüge ins Urlaubsparadies“ gut sind …

      • Achim Koester Antworten

        Liebe SvB,
        Ich muss Ihnen recht geben, auch wenn ich Frau Lambrecht für total unfähig halte. Aber auch unfähige Mitarbeiter haben ein Recht auf Urlaub, das ist sogar gesetzlich geregelt. Wobei ich nichts dagegen hätte, ginge Frau Lambrecht für die nächsten 4 Jahre in Urlaub.😀

  4. H.K. Antworten

    Wenn die „Zeitung mit den vier Buchstaben“ schon titelt ( gestern bereits online, heute groß aufgemacht in der Kiosk-Ausgabe ) „Mehrheit der Deutschen will Lambrechts Rücktritt“, so dürfte dafür wohl der Ausgang der NRW-Landtagswahl der entscheidende Stichtag werden.

    Ich schätze mal, daß die „Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt“ in den nächsten Tagen „aus gesundheitlichen Gründen“ ihr Amt zur Verfügung gestellt bekommt …

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