Das muss ich leider melden! Warum sind so viele Deutsche bloß so?

Beim Verlassen des Hauses sehe ich den Mann von der Vermieter-StaSi. Er steht neben meinem Auto und fotografiert es. Wohl, weil es dort nicht stehen darf.

Also vorab erwähnt, ich habe 200 Meter entfernt auf einem Parkdeck in unserer Wohnanlage einen eigenen Stellplatz, für den ich jeden Monat bezahle. Und zu 99 Prozent der Tage nutze ich den natürlich auch. Weil ich ja ein guter Staatsbürger sein will. Aber als ich gestern Abend nach einem wunderbaren Männer-Grillabend nach Hause kam – nachzulesen hier übrigens – regnete es. Und so beschloss ich, mich nicht 200 Meter nassregnen zu lassen, sondern den Wagen in einer Ecke vor unserer Hauswand abzustellen, wo das Fahrzeug niemanden behindert und stören sollte. Einfach nur über Nacht. Weil es regnete.

Ja, und heute Morgen, als ich den Wagen aufs Parkdeck bringen wollte, stand er da, der Blockwart vom Niederrhein, den ich eigentlich immer ganz nett fand, wenn er da mit einem kleinen Wägelchen übers Gelände düst und die richtigen Mülltonnen am richtigen Tag an die Straße zu stellt und dann auch wieder abzuholt, wenn sie geleert wurden.

Das ist eigentlich für niemanden ein Problem, oder? Ach halt, doch! Für den Vollstrecker, der einen Auftrag hat. Und der einfach nur seinen Befehlen folgt. Kennen wir ja von früher. Nicht denken, durchziehen. Egal, ob auf dem Wachturm oder in der Kleiderkammer, wo ein paar Hunderttausend Schuhe, deren ursprüngliche Besitzer kurz vorher plötzlich verstorben worden sind, registriert werden müssen. Nicht nachdenken, Schultze, einfach machen! Jawoll, Herr Oberdingsirgendwas!

Nicht dass Sie denken, ich wollte unseren Hausmeister mit den Ausführenden der widerwärtigsten zwölf Jahre in der deutschen Geschichte gleichsetzen. Das verbietet sich von selbst! Aber mir fällt immer wieder dieser deutsche Untertanengeist auf. Dieses unbedingt gehorchen wollen, wenn etwas von oben angeordnet wird. Warum ist das so?

Beispiele gibt es ohne Ende von harmlos wie heute Morgen vor unserer Haustür bis am Schluss über die wunderbare Geschichte vom Hauptmann von Köpenick bis  – ganz am bitteren Ende – zum Eichmann-Prozess 1961, wo der Organisator des millionenfachen Mordes an Juden allen Ernstes auf „Nicht schuldig!“ plädierte, weil er ja nur seinen Befehlen gefolgt habe.

Wir können auch ganz harmlose Beispiele nehmen, eines habe ich in meinem Buch „Bürgerlich, christlich sucht…“ 2017 erzählt. Den Mann in blauer Uniform – Uniform ist wichtig – vom Ordnungamt Tönisvorst (Niederrhein), der mir ein Knöllchen ausstellte, weil ich etwa 2 Minuten falsch geparkt hatte, ohne irgendjemanden zu behindern oder versperren. Ich fragte den leicht übergewichtigen Mann vom Staat, warum das denn jetzt sein müsse. Und er zeigte hinter sich über die Schulter und sagte: „Weil da ein Schild steht.“

Ja, da kann man nichts machen, wenn da ein Schild steht, oder? Schon gar nicht hinterfragen, warum das Schild da steht oder gar, ob es sinnvoll ist, es da hinzustellen. Deutsche befolgen! Im Grunde habe ich ja noch Glück gehabt mit den 10 Euro, die ich natürlich schnell bezahlt habe, damit er mich nicht auch noch  beim Bundesamt für Verfassungsschutz als Verdachtsfall meldet…. Oder wenn auf dem Schild gestanden hätte: „Zünden Sie bitte unverzüglich Ihr Auto an!“ Nicht auszudenken…

Mit fiel heute Morgen auch direkt wieder eine Geschichte aus der Nachwendezeit in Sachsen ein. In der DDR war der Zusammenhalt ja deutlich besser als hier bei uns im konsumorientierten Westdeutschland, hat man mir damals immer wieder erzählt. Und ich glaube, ich verstehe, was damit gemeint ist. Ja, ich bin überzeugt, dass es im Alltag in einer Diktatur – die manche ja sogar wieder zurücksehnen, wie ich gerade staunend lese – sinnvoll ist, in der Familie und mit den Nachbarn fest zusammenzuhalten.

Aber erinnern Sie sich noch an den früheren sächsischen CDU-Innenminister Heinz Eggert, gelernter Theologe? Als der unbequeme DDR-Deutsche nach der Wende seine Stasi-Akten einsehen durfte, entdeckte er, dass insgesamt 26 seiner Nachbarn an der Straße seines Wohnortes sporadisch oder regelmäßig der Stasi – der Staatssicherheit – berichteten, was der Heinz so macht. Kennzeichen von Autos vor seinem Haus notierten und dann dem Führungsoffizier meldeten. Wer zu Besuch wie lange im Haus der Eggerts war. Wurde laut gelacht? Haben sie Alkohol getrunken? Und hat einer sogar das Arbeiter- und Bauernparadies kritisiert?

Dass es die Stasi gab, war an sich schon schlimm. Aber das allgemeine Denunziantentum…einfach nur ekelhaft.

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Dieser Artikel wurde 17 mal kommentiert

  1. H.K. Antworten

    Wir Deutsche sind halt gern „Untertan“, oft im vorauseilenden Gehorsam.

    Und wir sind ebenso hilfsbereit. „Wenn man uns fragen würde, wären wir bereit“.

    Wir sind einerseits beamtenhaft „korrekt“ und andererseits gern auch ein wenig „Hauptsache: dagegen“.

    Die Mehrheit ist vermutlich gern „korrekt“.

    Aber da wir ja jede Menge „Goldstücke“ geschenkt bekommen haben, denen die „deutsche Ordnung“ und die hier bislang herrschenden Regeln und Gesetze am Gluteus maximus vorbeigehen, wird das „beamtenhafte Deutschsein“ ja Gottseidank ein wenig in die „richtige“, links-grüne Richtung verschoben.

    Und beim nächsten Mal, wenn Sie wieder einen Zehner fürs Falschparken bezahlen sollen, schmeißen Sie ihm doch einfach einen Zwanziger hin.

    Am besten mit der Bemerkung „Hier, fürs nächste Mal gleich mit, Herr Blockwart“.

    Oder, falls Sie das zu großkotzig finden, würde auch passen „Stimmt so. Damit Sie nicht noch länger auf der Straße Ihr Geld verdienen müssen“.

    Getreu dem einfachen Motto „Wer zu mir nett ist, zu dem bin ich auch nett. Und wer nicht, zu dem eben nicht“.

    • Luzi Ferase Antworten

      — „Hier, fürs nächste Mal gleich mit, Herr Blockwart“….
      Delegitimierende Beleidigung und Versuch der Bestechung eines deutschen Rechts-(oder doch Links-) Durchsetzers. Genosse Haldenzwang übernehmem Sie ….

        • Luzi Ferase Antworten

          Da muß noch ein bisschen geübt werden:
          ….1. Selbstkritik
          ….2. Bitte um Strafe
          ….3. Dank für die Höchststrafe
          ….4. Verfluchung aller NachdenkendenInnen
          ….5. Ruhmpreisung der Weisen Elite
          MELS Gesammelte Werke, Band 147 S. 683
          :-}}}

          • H.K.

            Vielleicht sollte Herr Kelle beim nächsten Mal auch wenigstens kurz niederknien, wie unsere „Deutsche Fußballnationalmannschaft“ ?

            Und vielleicht eine Regenbogenfahne am Auto befestigen ?

          • Luzi Ferase

            Werter H.K.,
            ich habe ein Regenbogenband stoßfest um den Auspuff geklebt. Wird das reichen? Und der Rückspiegel trägt eine Medizinische Maske mit einem X, um meine Abscheu gegen die Buchstabenvergewaltigung anzuzeigen.
            :-}}}

          • H.K.

            Ja, sollte am Auspuff ausreichend sein.

            Ein wahrhaft patriotischer, genderkorrekter Hausmeister wird ja niederknien, um die Regenbogenfahne zu würdigen.

            Und beim Knien ist er ihr dann besonders nah …

  2. Stefferl Antworten

    Das Tragische ist doch, dass es die Stasi schon längst wieder gibt und die Medien das entweder nicht merken oder – noch schlimmer – gut finden, da sie sich auf der richtigen Seite wähnen. Im Moment findet gerade der Zensus statt, bei dem alle Immobilienbesitzer (und noch ein paar mehr) zu allen möglichen Details aus ihrem Leben befragt werden. Mit einer einfachen Volkszählung hat das gar nichts mehr zu tun. Alles ist aber angeblich anonym. Wenn die Daten den Auswertern aber inkonsequent erscheinen, fragen sie schon einmal nach. Wie kann das aber gehen, wenn die Daten doch anonym sind?
    Die Stadtverwaltung München hat ein Denunziationsportal eingerichtet, auf dem man leerstehende Wohnungen melden, d.h. deren Besitzer denunzieren, kann. Während der willkürlichen Coronaphase gab es in mehreren Städten Denunziationsportale, über die man es melden konnte, wenn man dachte, der Nachbar könnte einen Menschen zu viel in seine Wohnung gelassen haben. Angesichts der heutigen technischen Möglichkeiten hätte die Stasi ihre helle Freude am Spionieren. Den letzten Satz habe ich übrigens auch bei einer Zeitung im Forum geschrieben. Es versteht sich von selbst, dass er gelöscht, also zensiert wurde. Wie man sieht, haben wir alles: Spionage à la Stasi, Zensur wie in der DDR, die willkürliche Wegnahme von Grundrechten während Corona, Demonstrationsverbote, wenn man gegen die Regierungsmaßnahmen demonstriert hat, aber keine Demonstrationsverbote, wenn der Regierung das Thema der Demonstration genehm war, usw. Was genau unterscheidet uns dann noch von einer DDR?
    Gut ist ja auch wirklich kein Wunder. Schließlich wurden wir 16 Jahre von einer Frau regiert, die ihr Handwerk als Funktionärin in der DDR gelernt hat.

  3. Stefferl Antworten

    Nachtrag zu dem Denunziationsportal für leerstehende Wohnungen der Stadt München:
    Nach kurzer Zeit hat sich herausgestellt, dass sowohl die Stadtverwaltung Münchens, wie auch der Freistaat Bayern für den größten Teil der leerstehenden Wohnungen verantwortlich sind.

  4. Torsten von Stein Antworten

    Eigentlich , ja eigentlich wollte ich mich hier nicht mehr äußern. Aber dennoch muss es jetzt mal sein.
    Gritt Kutscher und dieser Beitrag provoziert geradezu „meine persönliche unmaßgebliche Meinung“ zu diesen Themen zu schreiben.
    Einige die mich kenn, so auch Klaus – wissen ich bin Ossi. Nicht stolz drauf, aber aus der Situation (auch Schicksal genannt) erlebt.
    Nun meine eigentliche Frage:
    Warum glaubt IHR im Westen(Ichmeine nicht die „Wessis“ sondern die Werte des Westen’s) immernoch das IHR die alles seligmachenden Werte vermittelt?
    Ihr kennt die Stasi von Berichten, vom Hörensagen – wie werden wie heute überwacht. Macht euer Telefon an…
    Ein neuer Bericht für eure Vorurteile: Ich war 1978 in Budapest.auf dem Zeltplatz habe ich richtig nette Leute (Herbert aus dem Sauerland und Winni aus Delft) kennengelernt. Den gesamten Briefverkehr habe ich später in meiner Stasiakte gefunden. Die Postbotin lebte in unserem Haus und die Stasizentrale für unsere Stadt war kaum paar Minuten entfernt……Vorbei !!!…..???
    SO, und jetzt haben wir die TOTALE Freiheit!!!!
    Hexenjagt auf Systemlinge der DDR 1991 ff… es möge euren Politikern später nicht erspart bleiben, Der WESTEN eklärt dem Rest der Welt die Demokratie, hier nur nickelich den Ossis.Weltweit ……..zu funktionieren hat und zu sehen ist. Lebt es aber nicht vor.
    Danke nee, ich kann selber denken! Ich bin im Osten großgeworden.
    Existenzbedrohung bei Nichtimpfung, Diffamierung bei anderer Meinung in Richtung Rassismus, Homophob, usw…. und Promt bin ich ein Nazi – weil Osten, muss ja so sein!
    Das haben wir alles (nur einfacher – der Intellegenz eines abgebrochenen Dachdeckers) erlebt. Macht den Sozialismus mit, den WIR erlebt haben, dann könnt IHR reden.
    Und diese charakterlosen Denunziaten gibt es bei Euch wie bei uns . Die Einen melden dorthin, die anderen dahin! IHR seid nicht die Besseren, Und es gibt nicht nur Schwarz /weiß!

  5. Thomas Maetzel Antworten

    In meinen 50 bewussten Lebensjahren beobachte ich einen erschreckenden Trend bei meinen Mitmenschen, der über die Staatshörigkeit hinausgeht: Die Zahl der verkrampft aggressiven Leute nimmt kontinuierlich zu. Ein lockerer Spruch, der vor 40 Jahre ein Lachen erzeugt hätte, bringt einen heute schnell in den Bereich passiver Körperverletzung. Früher hupte man. um den Fahrfehler eines anderen Verkehrsteilnehmer zu verhindern und der andere entschuldigte sich. Heute erntet man nur Beleidugungen. Es gibt so viele Beispiele dafür. dass wir als Gesellschaft schon hochgradig dekadent geworden snd.

    • H.K. Antworten

      Bedauerlicherweise muß ich sagen, daß es mir ähnlich, nein eigentlich genauso geht.
      Aber ich habe den bleibenden Eindruck gewonnen, daß all das seit ca. 7-10 Jahren verstärkt eingetreten ist.

      Zunächst kam die Finanzkrise, die viel Verunsicherung und z.T. deutliche Aggressionen auslöste. 2007/08 wenn ich mich richtig erinnere.

      Spätestens seit der großen Flüchtlingskrise 2015 wird zunehmend mit zweierlei Maß gemessen.

      Alles und jedes und jeder wurde toleriert und verharmlost, während bei denen, „die schon länger hier leben“, nicht nur die alten Maßstäbe angelegt wurden, sondern zusätzlich ein erhebliches Maß an völlig unverständlicher Akzeptanz der „neuen Zustände“ verlangt wurde.

      Jeder, der auch nur „ja, aber“ sagte, war „rääächts“ und „ausländerfeindlich“.

      Und die, die sahen, daß plötzlich unsere „Goldstücke“ alles durften und alles bekamen, sich benehmen konnten wie Erich die Wildsau, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden, empfingen das Signal „Was die dürfen, dürfen wir auch“.

      Der erste deutliche Riß, der durch die Gesellschaft ging.

      Dann kam Corona und erzeugte einen weiteren Riß, insbesondere durch völlig irrationale Maßnahmen. Da wurde das häßliche Gesicht unserer „Demokratie“ deutlich.
      Bei vielfach verbotenen Demos wurden alte Omis von der Polizei umgeworfen und zu Boden gebracht, danach wie Schwerverbrecher abgeführt, z.T. mit der „8“.
      Lockdowns, völlig sinnlos, wie man inzwischen weiß, haben ganze Branchen vor die Wand gefahren und unzählige Existenzen vernichtet.
      Schulen und Kindergärten waren ewig und immer wieder geschlossen, und wenn nicht, mußten selbst Kleinkinder mit Masken herumlaufen.

      „Black lives matter“-Demos dagegen wurden großzügig genehmigt und fanden z.T. ohne Maske und Abstand starr.
      Ebenso „Fridays for Future“, mit Aktionen, bei denen durch eine Handvoll „Aktivist*/-/:/_/Innen“ viele deutlich beeinträchtigt wurden – und unsere Polizei stand daneben und tat WAS ? Richtig. Nichts.

      Plötzlich war die Regenbogenfahne allerorten, selbst bei Fußballern als Armbinde, und als Kniefall mehr als deutlich sichtbar. Sogar Kirchen werden damit „geschmückt“. Neuerdings Bundesbehörden, auch das Verteidigungsministerium.
      Ein weiterer Riß durch die Gesellschaft.
      Gendergagastottersprech wurde „eingeführt“ und uns aufoktroyiert- insbesondere bei ARD und ZDF.

      Von der Flut 2021, bei der deutlich wurde, daß dieses Land nicht einmal funktionierende Sirenen hat und von täglich mehrfachen Messerattacken, Vergewaltigungen, Schießereien etc etc etc ganz zu schweigen.

      Und nun der Krieg in der Ukraine. Plötzlich fordern grüne „Friedenspolitiker“, kaum an der Macht, die Lieferung schwerer Kriegswaffen in Kriegsgebiete. Ein Paradigmenwechsel.
      Viele haben Angst vor einem III. Weltkrieg, oder gar einem Atomkrieg.

      Dazu eine ( öffentlich rechtliche !!! ) Berichterstattung, die völlig einseitig oder aber gar nicht berichtet und alles verharmlost.

      Ein Bundesverfassungsgericht, das von „Mutti“ nach ihrem Willen besetzt wurde.

      Demokratische Wahlen, die kurzerhand „rückgängig“ gemacht werden.

      Parteitagsbeschlüsse, die von der „großen Vorsitzenden“ im Alleingang vom Tisch gefegt werden, ohne daß sich in der CDU eine einzige Stimme dagegen erhebt.

      All das macht etwas mit einem Land, einer Gesellschaft.
      Und das nicht zum Positiven …

  6. GJ Antworten

    Den Begriff Stasi halte ich im Zusammenhang mit dem Hausmeister/Quartierverwalter, der sich um die Hausordnung/Mülltonne kümmert, für völlig unangebracht. Daß er gleich Knollen verteilt bzw. Das erste falsch abgestellte Auto knollenwirksam meldet, ist überzogen und führt entsprechend zu Missstimmungen. Was heute oft fehlt ist die Verhältnismäßigkeit, daß Fingerspitzengefühl und ein kurzes klärendes Gespräch, bevor dann ggf. im hartnäckigen Wiederholungsfall dann doch die Meldung kommt.

    Ich sehe das bei mir im Umfeld. Noch vor wenigen Jahren kannten sich die Nachbarn untereinander, beim Namen, wer in welchem Haus wohnt, wer welches Auto hat, hält sich gegenseitig, grillte wechselseitig zusammen und regelte mit Rücksichtnahme die Alltäglichkeiten der Straße. Wenn einer Heizöl brauchte, fragte er bei den Nachbarn, um möglichst eine preisgünstigere Sammelbestellung zu organisieren. Wenn einer eine größere Aktion plante (Sperrmüll, Gartenarbeiten, Außenbereich kärchern, Möbelanlieferung, laute Party, Handwerkeraktion) oder in Urlaub fuhr, dann informierte man sich gegenseitig, nahm Rücksicht, parkte dann eben die Autos entsprechend anders, hielt die Augen auf, daß sich keine Unbefugten in der Nachbarschaft zu schaffen machten. Das alles war positiv behaftet und vermittelte ein Gemeinschafts- und Sicherheitsgefühl. Das war gut so und keiner wäre auf die Idee gekommen, nach 22 Uhr die Polizei zu rufen, wenn beim Nachbarn noch auf der Terrasse laut gelacht wurde. Wenn man seine leere Mülltonne reinrollte, machte man dasselbe beim Nachbarn gleich mit und umgekehrt. Da war nichts Übergriffiges dabei. Umgekehrt war es ja auch so.

    In den letzten Jahren hat sich schleichend viel verändert. Der eine oder andere Zug weg, neue Nachbarn kamen. Ein Beispiel: Gegenüber zogen vor einigen Monaten zwei neue Familien ein. Die einen stellten sich bis heute überhaupt nicht vor, bei den anderen hätte ich bisher nur einen Kontakt. Er klingelte und forderte direkt dazu auf, das Firmenauto (meines Mannes) wegzufahren, weil er jetzt mit Anhänger käme zwecks Einzug. Kein guten Tag, kein „mein Name ist…“. Ich habe den Wagen weggefahren. Danach stellte sich diese neue Nachbarschaft immer mitten rein. Will heißen, dort wo 2 Autos stehen könnten, macht man sich breit für 2. Mein Mann suchte ein klärendes persönliches Gespräch mit dem nicht mal halb so alten Sohn des Hauses.
    Erklärte ihm, daß wir hier vorausschauend aufeinander Rücksicht nehmen und im Blick haben, daß auch andere Nachbarn noch einen Parkplatz finden, wenn sie von der Arbeit oder vom Einkauf heimkommen. Dieser hat meinen Mann frech gedutzt und mit dem Satz stehen lassen, „Wir parken wie wir wollen, wer zuerst kommt…“. Seitdem fangen auch andere Nachbarn zunehmend an, nur noch nach sich selbst zu schauen und sich teils regelrecht gegenseitig eins auszuwischen. Sobald einer wegfährt, parkt ein anderer um und freut sich dann, wenn der vorherige „seinen“ Platz belegt vorfindet. Die Stimmung ist vergiftet und aus dem Gleichgewicht. In so einem Klima entstehen dann Rückzug und hintenrum melden. Mit Stasi hat das nichts zu tun, sondern eher das sich verbreitende Unvermögen, Dinge untereinander regeln zu wollen oder zu können.

    • H.K. Antworten

      Hier ist es genauso.

      Wir wohnen hier seit über einem Vierteljahrhundert.
      Man kannte nicht jeden, aber sehr viele Nachbarn, mit Namen und wußte, wo sie wohnen.
      Inzwischen sind auch hier viele weggezogen, ohne sich zu verabschieden.
      Neue kamen, von Vorstellung der Nachbarn keine Rede.

      Grüßt man, so schauen manche wie „was willst du denn von mir ?“

      Der Hausmeister gegenüber bemüht seinen Laubpuster und Rasenmäher trotz Höllenlärms und trotz zweier persönlicher Ansprachen auch deutlich außerhalb der zugelassenen Betriebszeiten.

      Auch den Tennisclub gegenüber interessiert es nicht, ob es 22:00 ist, es wird lautstark gefeiert.
      Anfangs bin ich mehrfach spätabends oder nachts hinübergegangen und habe um Ruhe gebeten.
      Inzwischen müssen wir mehrfach im Jahr die Herrschaften mit der weißen Mütze bemühen.

      Persönliche Ansprachen sind sinnlos geworden.

      Sicher nicht zum Wohl einer Gesellschaft.

  7. GJ Antworten

    Derjenige, der dann was – für alle – zu regeln versucht, ist der Arsch oder der Denunziant oder mischt sich in die Angelegenheiten von anderen ein. Auf einmal ist das über den Tellerrand schauen übergriffig und negativ. Als nächstes wird weggeschaut und ignoriert. Ein neuer negativer Tiefpunkt war ein Säuberungsaktion vor dem Haus. Es wurde gekärchert. Kein Thema, macht jeder einmal pro Jahr. Bevor mein Mann das macht, informiert er vorab
    die unmittelbaren Nachbarnt, damit sie ihre Fenster schließen, Auto wegfahren können, um den spritzende Dreck nicht abzubekommen. Die „Neuen“ haben einfach ihr Ding gemacht, den Deck runter von ihrem Grundstück auf Bürgersteig und Straße. Haben gefixt, weil es schön spritzte ins gekippte Küchenfenster der arglosen Nachbarin. Als ihr Grundstück sauber war, haben sie die Arbeit für Stunden eingestellt. Als die Schule aus war, liefen die Grundschulkinder unsere Straße runter und ein kleiner Junge rutschte auf dem Gehweg in deren Schlambes aus, stürzte, Tat sich weh und versäumte sich seine Kleidung. Mein Mann hat das gesehen und lief raus, um nach dem Jungen zu schauen. Die Schmutzverursacher hätten den Unfall auch gesehen, schauten kurz vor die Tür und lachten, fanden den Abflug des Kindes lustig. Mein Mann sagte Ihnen das Passende. Antwort “ kümmere dich um deinen Scheiß“. Sie beseitigten dann den Dreck auf Bürgersteig und Straße. Am nächsten Morgen fanden wir unseren Firmen-Schaukasten im Vorgarten mit schwarzer Farbe vollgesprüht vor. Hat natürlich nichts mit nichts zu tun.

    • GJ Antworten

      Sorry, die Autokorrektur treibt ihr Unwesen. Aus gefeixt wurde gefixt etc. Ich kann das auf meinem kleinen Display schlecht sehen/korrigieren

  8. GJ Antworten

    Gestern hatte ich Zensusbesuch. Ich hätte den Eindruck, daß Wichtigste, was der nette Herr mir ausführlichst erklären wollte war, daß er das Geschlecht der Hausbewohnenden erfragen müsse, und daß es hierzu 4 Wahlmöglichkeiten gibt. Zuvor hatte er erklärt, es käme auf den Stichtag 15.5. an. Da ging der Gaul mit mir durch. Ich sollte ja als volljährige*r Haushaltszugehörige*r/in für alle Mitbewohne*r*innen*nden sprechen. Ach herrje, da kann ich nicht mehr verlässlich sagen, wie ich mich und die mitbewohnende Person sich am 15.5. gendermäßig gefühlt/
    eingeordnet hat. Was bin ich aber auch böse. Die Ironie habe ich dann ausgestellt. Was für eine ideologische Veranstaltung.

    Ich kann aber auch nie meine Klappe halten, dafür werde ich in dieser Zeit zu viel getriggert.
    Nächstes Erlebnis, mal wieder persönlich wählen gehen. Ich hätte im Vorfeld mit dem einen Kandidaten, den ich zuvor nicht persönlich kannte, eine Diskussion zum Thema Zustand Demokratie, der Gesellschaft und Rechtstaatlichkeit. Er fand das alles toll, so gut wie nie etc. Nur der Amtsinhaber, der wäre jetzt schon so lange dran, deshalb sei demokratischer Wechsel wichtig. Ich also zur Wahl geschritten. Von den im Lokal Sitzenden kannte ich niemanden, also gehe ich davon aus, daß die auch mich nicht kennen. Ich würde nicht aufgefordert, mich auszuweisen und blieb bei der ersten Person stehen, die meine Wahlbenachrichtigung entgegen genommen hatte. Da kam aber nichts weiter, alle schauten irritiert. Ich legte sodann meinen BPA auf den Tisch und sagte: sonst wissen sie doch gar nicht, wer ich bin! Wie soll denn dann eine korrekte Wahl zustande kommen? Keiner sagte was. Als wir raus waren wurde hinter mir geraunt: Die war aber genau! Ja, was denn sonst?

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