Ex-BILD-Chef Reichelt zum „Spiegel“: „Auch das wird mich nicht aufhalten“

Der frühere BILD-Chefredakteur Julian Reichelt zählt für mich persönlich zu den besten Journalisten in Deutschland. Das vorab.

Gestern Abend wurden in Hamburg „vier herausragende journalistische Arbeiten“ mit dem „stern Preis 2022“ ausgezeichnet. Einer der Beiträge stammt vom Nachrichtenmagazin „Spiegel“: „Warum Juian Reichelt gehen musste“.

Der bei Springer geschasste Journalist, der heute mit politisch inkorrekten Internet-Videos für Aufsehen sorgt, ist stocksauer und wandte sich im Vorfeld der Preisvergabe an die Jury des „Stern“. Wir dokumentieren das Schreiben in Auszügen:

„Heute wird der Henri-Nannen-Preis vergeben. Nominiert ist auch eine Geschichte über mich, die im Spiegel erschienen ist. Die Geschichte besteht aus Verleumdungen und Erfindungen, die sowohl persönlich, als auch politisch motiviert waren.

„Der brutale Aktivismus, den ‚Journalisten‘ wie die des Spiegel gegen Menschen betreiben, die aus ihrer Sicht politisch und gesellschaftlich ausgelöscht gehören, ist gefährlich für unser Land und unsere Gesellschaft. Diffuse Vorwürfe und Kampfbegriffe wie ‚Machtmissbrauch‘ , die ohne jeden Beweis erhoben und verwendet werden, haben nur ein Ziel: Menschen vernichten, die das links-woke Gesellschaftsprojekt, das viele Journalisten, Politiker und Aktivisten gemeinsam verfolgen, kritisieren und es hinterfragen. Nahezu alle Menschen außerhalb der politisch-medialen Blase Berlin durchschauen dieses abstoßende Spiel. Sie wissen und spüren, dass es für eine Gesellschaft bedrohlich ist, wenn Menschen mundtot gemacht werden. Sie wissen, dass es jeden treffen kann.“

Für Reichelt ist der unjournalistische und diffamierende Text Hetzpropaganda. Für ihn sei der Artikel ein Beispiel, wie man  gegen „alle journalistischen Standards“ verstoßen könne. Die Überschrift des Artikels „Vögeln, fördern, feuern“ sei nichts als eine „freie Erfindung“.

Und Reichelt fasst zusammen:

„Was ich in meinem Beruf am meisten liebe, war nie die Marke BILD, sondern mein Glaube an das, was Journalismus sein muss: Respektlos gegenüber Autoritâten, unbequem und unbeugsam zu recherchieren und auszusprechen, was ich als Missstände in diesem Land erkenne, was unzählige Menschen als Missstände erkennen. Dafür habe ich einen hohen Preis gezahlt, aber das wird mich nicht aufhalten.“

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Dieser Artikel wurde 13 mal kommentiert

  1. Achim Koester Antworten

    Auch wenn BILD nicht zu meiner bevorzugten Lektüre gehört, muss ich doch für Herrn Reichelt eine Lanze brechen. Wenn solche reißerischen Anschuldigungen wie in der SPIEGEL Überschrift dazu beitragen, einen politisch unliebsamen Journalisten kaltzustellen, dann frage ich mich, wieso ein Deniz Yücel nicht schon lange abgeschossen wurde. Seine Aussagen zum schönsten Völkersterben (dem der Deutschen) und Sarrazins Schlaganfall zeugen von einer Charakterlosigkeit, die weit mehr dem Ansehen des Journalismus schadet als Reichelts vermeintlicher „Sexismus“. Ich würde es begrüßen, Artikel von Julian Reichelt weiterhin lesen zu können, notfalls auch im Internet.

    • H.K. Antworten

      Lieber Herr Koester,

      es ist doch immer wieder das gleiche Spiel.

      In diesem Land ist ( seit Merkel ? ) nicht wichtig, WAS gesagt wird, sondern WER etwas sagt.
      Es begann m.W. mit der Aussage von Beatrix von Storch bzgl. möglicherweise notwendigem Schußwaffengebrauch an der Grenze. Folge: Ein Shitstorm ohne gleichen.
      Als Boris Palmer, seines Zeichens Grün*/-/:/_/In, nahezu wörtlich das Gleiche sagte, war der Shitstorm – genau: gleich NULL.

      Und so ist es seitdem in einer Tour.
      Da kann ein SPD-MdB namens Johannes Kahrs vor laufenden Kameras von „A…..löchern im Bundestag“ reden – und niemanden regt es auf.
      Da kann eine Kanzlerin fernab in Südafrika eine demokratische Wahl „rückgängig“ machen – und niemanden, keinen Journalisten, keinen MdB regt es auf.

      Gut, inzwischen findet – nach Jahren – das Bundesverfassungsgericht klare Worte – aber eben erst, als just diese Kanzlerin nicht mehr Kanzlerin ist.

      Und was Julian Reichelt angeht: ob der nun irgendwelche Damen „beglückt“ hat oder nicht – wer regt sich über die Grün*/-/:/_/Innen auf, die Sex mit Kindern für – naja: sagen wir mal „möglich“ ( äääähemm ) halten ?

      Und da reden wir über die Demokratie in anderen Ländern und wollen unseren Zeigefinger erheben ??

      • Achim Koester Antworten

        Lieber H.K,
        danke für Ihre ausführlichen Beispiele zum Thema. Aber war es nicht Frauke Petry, der man den vermeintlichen „Schießbefehl gegen Frauen und Kinder“ in den Mund gelegt hat? Ist aber eigentlich egal, denn im Journalismus ist Framing an der Tagesordnung, wenn auch nicht neu. Sie kenn doch sicher den oft zitierten Spruch Konrad Adenauers:“was stört mich mein Geschwätz von gestern“ . Tatsächlich aber bekommt die Aussage durch den meist weggelassenen zweiten Satzteil eine ganz andere Bedeutung, der da lautet: „wenn ich es heute besser weiß“.

        • H.K. Antworten

          Lieber Herr Koester,

          genau wie mit der Aussage Konrad Adenauers ist es auch mit der Phrase „Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin“. Auch da wird der entscheidende zweite Teil – selbstverständlich nur der Einfachheit halber – weggelassen.

          ( Ich habe nochmals nachgesehen: Der Spiegel berichtete

          „ Netz-Spott über AfD-Vize
          „Hab ich mich verstorcht“

          Erst stimmt Beatrix von Storch der Forderung zu, auch auf Frauen und Kinder an den Grenzen zu schießen. Dann sagt die AfD-Politikerin, sie sei nur auf der Computermaus abgerutscht. Im Netz gibt es dafür jede Menge Spott.“
          08.02.2016, 14.29 Uhr

          Mir war mehr als deutlich ihr „Ausrutschen mit der Maus auf der Tastatur“ oder so ähnlich im Gedächtnis geblieben. Aber Sie haben recht, so lange etwas „von denen da“ kommt, ist es eigentlich gleichgültig, von wem genau – es KANN nur dekadent, rassistisch, diskriminierend, auf jeden Fall falsch sein.).

          Es bleibt jedoch als Fazit: Dieses Land ist so gaga, gaga-er/sie geht gar nicht mehr.

          Als ich heute vormittag in der „Zeitung mit den vier Buchstaben“ las

          „Wegen Diskriminierung verurteilt

          Der Gender-Plan der Deutschen Bahn“

          war mein Tag gerettet.

          Der Artikel ist VOR der Bezahlschranke frei lesbar – lohnt sich, um zu erfahren, was in diesem Land los ist und welche Probleme wir hier wirklich haben …

          • Achim Koester

            Lieber Herr H.K.
            den BILD Artikel habe ich gerade gelesen, und kann nur den Kopf schütteln ob solcher Gerichtsurteile bzw. Vorhaben der DB. Unser Land, bzw. seine Staatsorgane wie auch Medien fangen langsam an, winzigen Minderheiten zuliebe jeden Wahnsinn zu unterstützen, und sei er noch so abwegig.

          • H.K.

            Empfehlens- und lesenswert ist auch der heutige Artikel

            „Ministerium für Wokeness“

            in der Neuen Zürcher Zeitung.

            Der trifft gleich mehrere Nägel auf den Kopf …

          • Achim Koester

            Danke für den Artikel in der NZZ, dem neuen „Westfernsehen“😀

  2. Angelika Antworten

    „Der frühere BILD-Chefredakteur Julian Reichelt zählt für mich persönlich zu den besten Journalisten in Deutschland. Das vorab.“:
    Ich habe zu Herrn Reichelt keine Meinung. Ich kenne ihn kaum. Er ist mir egal. Das vorab.
    Aber es ist IMMER GUT, wenn sich Teile der herrschenden Klasse abspalten und die sich gegenseitig bekämpfen. Das ist auf jeden Fall viel besser als wenn die herrschende Klasse ein monolithischer Block bleibt.
    Und nur zur Klarstellung: Natürlich war Herr Reichelt früher ein wichtiger Teil der herrschenden Klasse. Als Journalist in führender Position ist man das in der BRD automatisch.

  3. Alexander Droste Antworten

    Julian Reichelt macht gerade aufmerksam auf die Tendenzen des Innenministeriums, dass ja ganz offensichtlich in Richtung autoritär, totalitär und antidemokratisch tendiert, also de facto verfassungsfeindlich. Er wird nicht gehört, weil von der Bildfläche des Mainstreams verbannt. Zum Glück ist Telegram noch nicht verboten.

    Es ist doch auch interessant zu sehen, wie sich die herrschende Kaste immer mehr entblößt als Heuchler, bigotte Lügner, Stümper und Hetzer. Beklemmend ist dagegen, wie wenig sich die Massen für Wahrheit, Recht und Freiheit interessieren. Hauptsache genug Klopapier bei LIDL …

  4. U.J. Gottlieb Antworten

    Wenn der SPIEGEL für Hetze einen Preis erhält, wenn ein Jan Böhmermann Fragwürdiges produziert und deshalb für Grimme-preiswürdig befunden wird, wenn hässlicher Antisemitismus unter dem Deckmantel der Kunst das Zentrum einer vom Staat subventionierten Kunstschau bildet, wenn eine wegen zahlloser diskriminierender Äußerungen bekannte Frau von der Regierung berufen wird, um das Aufgabenfeld „Antidiskriminierung“ zu bearbeiten, dann läuft in dem Land, in dem das passiert, aber etwas völlig falsch. In einem solchen Land hält man wahrscheinlich auch Robert Habeck und Annalena Baerbock für die besten Politiker und Karl Lauterbach für einen Arzt.

  5. H.E. Antworten

    U.J. Gottlieb: Vorsicht!
    Herr Habeck und Frau Baerbock genießen aktuell gerade in liberal-konservativen Kreisen höchste Bewunderung für ihren Kampf gegen Kriegsmüdigkeit und den bösen Russen. Noch vorgestern wurde unser Wirtschaftsminister von Henryk M. Broder zum neuen Kanzler hochgeschrieben.
    Genau wie die Ungeimpften an der sog. Pandemie schuld waren, sind nicht unsere Sanktionen, sondern ist natürlich Putin verantwortlich für die Energiekrise und die sich abzeichnende Verarmung.
    Und wenn der neue Volksheld Habeck uns auf magere Zeiten einstimmt, dann freut sich der dt. Bürger. Gestern wurde er im TV schon belehrt, dass der gute Deutsche beim Zähneputzen jetzt kaltes Wasser nutzt. Wer das nicht tut, kann übermorgen vielleicht schön Putinversteher sein.
    Werte Angelika, ja, so einfach kann die Welt sein!
    Wer will da schon der Spur des Geldes folgen? (Z.B. Verhinderung North Stream 2
    als 1. Kriegsziel)

    Und bitte ab sofort wie Robert Habeck die Duschzeit deutlich reduzieren. Wegen Ukraine, Solidarität und so … 😎

  6. Johannes Antworten

    ,Menschen vernichten, die das links-woke Gesellschaftsprojekt, das viele Journalisten, Politiker und Aktivisten gemeinsam verfolgen, kritisieren und es hinterfragen.‘

    Das ist die Agenda & und das Ziel.

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