Duginas Tod: Von Trauer und Häme und „False Flag“-Operationen

Der Tod der jungen Frau Dugina ist weder Grund zur Freude noch zur Heuchelei. Wenn eine 29-Jährige ermordert wird, dann ist das tragisch und für die Angehörigen, Freunde und Anhänger Grund zur Trauer. Und wenn die Attentäter es eigentlich auf Ihren Vater Alexander Dugin abgesehen hatten, ist es auch noch tragischer, wenngleich die Tochter die kruden und menschenverachtenden Überzeugungen ihres Vaters teilte.

In den sozialen Netzwerken machten Videos von dem brennenden Autowrack die Runde – und von einem erschütterten Dugin, der am Samstag zum Tatort eilte und die Hände über den Kopf zusammenschlug. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Das hätte man auch in Russland wissen können, bevor man begann, das Nachbarland und angebliche „Brudervolk“ mit Tod, Zerstörung und Gewalt zu überziehen. Sowas kommt von sowas, und nun sind inzwischen neben Zahntausenden Ukrainern auch über 60.000 russische Soldaten so tot wie Frau Dugina. Und dieselben Putin-Freunde, die die Bombardierung Mariupols und das Foltern ukrainischer Kriegsgefangener feiern, fordern jetzt empört, dass man sich in Erfurcht vor Frau Duginas Leichnam verbeugt. Zu viel verlangt. Wer Krieg entfacht, kommt durch die Krieg um, heißt es. Und da sind dann auch mal ein paar Kampfflugzeuge auf der Krim plötzlich weg oder die „Moskwa“ auf dem schwarzen Meer. Was hat Putin gedacht? Dass sich die Ukrainer einfach so abschlachten lassen?

Darja Dugina hat den Ukraine-Feldzug Putins leidenschaflich befürwortet und den Satz gesagt:  „Ukrainer sind Unmenschen!“ Das muss man zwei oder drei Mal lesen, um sich zu erinnern, wo jemand so etwas Ähnliches auch in Deutschland mal gesagt hat.

Der Russland-Experte Ruslan Trad verbreitete bei Twitter die These, dass es sich bei dem Anschlag auch um einen Racheakt des FSB handeln könnte. „Besonders da Dugin, wie Gerüchte flüstern, Putin erzählt, dass der FSB die Schuld trägt an den schlechten Ergebnissen in der Ukraine.“ Interessante These.

Gestern wurde mir erzählt, der Anschlag gegen die Dugins könnte auch eine „False Flag“-Operation der Russen gewesen sein, um die eigene  Bevölkerung zu motivieren, eine Intensivierung des Krieges gegen die Ukraine zu unterstützen. Dagegen spricht allerdings, dass Putin noch nie interessiert hat, ob seine Bevölkerung etwas billigt oder nicht. Und sie wählen ihn ja anscheinend immer wieder,  obwohl das ursprünglich mal rechtlich ausgeschlossen war. Anderes Thema, die Berliner wählen auch immer wieder Rote und Grüne, denen ist auch nicht zu helfen.

Und wenn George Bush 9/11 selbst organisisert hat, warum sollte Putin dann nicht auch….

 

 

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Dieser Artikel wurde 8 mal kommentiert

  1. H.E. Antworten

    Leider empfinden -anders als Herr Kelle – viele Journalisten nicht nur eine klammheimliche Freude über das Attentat.
    Es zeigt die Verrohung unserer Gesellschaft die ja auch weitgehend akzeptiert hat, dass die selbsternannte Sicherheitsexpertin und Politologin Florence Gaub zur besten Sendezeit (Zitat aus FR) analysierte:
    „Wir dürfen nicht vergessen, auch wenn Russen europäisch aussehen, dass es keine Europäer sind, jetzt im kulturellen Sinne, einen anderen Bezug zu Gewalt haben, einen anderen Bezug zum Tod haben“, sagte sie in der Talkshow vom 12. April 2022, um weiter zu „dozieren“: „Naja, das gibt da nicht diesen liberalen, postmodernen Zugang zum Leben … Da geht man einfach anders damit um, dass da Menschen sterben.
    Da freut man sich schon fast, dass der „Russ“ sich dann wenigsten noch als Asiate fühlen darf.
    Übrigens haben unsere Woken hier keinen Rassismus entdecken können😎

  2. Herbert Eiteneier Antworten

    Lieber Herr Kelle,
    der Tod der Frau ist nicht „tragisch“, er ist ein Verbrechen.
    Tragisch wäre, wenn sie einen tödlichen Unfall gehabt hätte.
    Egal, was man von einer Frau hält, die so unsägliche Sachen von sich gegeben hat, sie ist keine Kombattantin (ihr Vater auch nicht), also wäre eine Tötung durch ukrainische Kräfte ein Kriegsverbrechen.
    Warum nicht eine Aktion Putins? Wenn ja, dann um die russische Bevölkerung wieder heiß auf den Krieg zu machen. Auch die Russen sind nicht (mehr) unbedingt so erfreut über den Krieg in der Ukraine, wie ihr Präsident das vielleicht braucht. Und ein solcher Mord, kann er den Ukrainern in die Schuhe geschoben werden, kann die Stimmung wieder so stark auf seine Seite kippen lassen, dass die Leute ihm dort alles durchgehen lassen.

  3. Alexander Droste Antworten

    Alexander Dugin gilt als wichtiger Berater Putins. Er ist ein Extremist und ich weiß, dass Putin oft genug nicht auf ihn hört. Dugin strebt eine Eurasische Union und die Vertreibung der USA aus dieser Union an. Ich kann und möchte mir kein Europa unter dem Regiment Russlands vorstellen, so wenig, wie ich die Dominanz der USA im aktuellen Europa gutheiße. Europa soll seine eigenen Ziele definieren und umsetzen. Ich habe es schon öfter gesagt: Wir können froh sein, dass nicht Dugin sondern Putin in Russland regiert. Die Kriegsschauplätze würden sich ganz gewiss nicht auf Georgien oder Ukraine beschränken und wir säßen ganz sicher mitten drin. Trotzdem finde ich es ekelhaft und feige ein solch hinterhältiges Attentat zu verüben. Es traf wohl auch nicht das anvisierte Ziel. Dieses Attentat auch noch Putin unterzujubeln ist derart absurd, dass ich erst einmal die Backen aufblasen musste. Ich tippe da eher auf ausländische, ja vielleicht Ukrainische oder Tschetschenische Täter. Sie hätten das passendste Motiv. Aber ganz ausschließen will ich z.B. auch die CIA nicht.

    • H.K. Antworten

      Heute war zu lesen, daß das Attentat auch vom FSB verübt worden sein könnte.

      Begründung: Dugin hat angeblich Putin eingeflüstert, daß der Krieg in der Ukraine so desaströs verläuft, weil die Geheimdienstinformationen allesamt nichts taugten.

  4. S v B Antworten

    Also ich habe heute auf Bayern 24 vernommen, dass der Fall schon so gut wie geklärt sei. Angeblich hatte eine Mitarbeiterin des ukrainischen Geheimdienstes in Vorbereitung des Attentats sogar eine Wohnung in dem Haus angemietet, in welchem auch Darja Dugina wohnte. Selbstredend wäre auch hier zu wünschen, dass der Fall ohne Restzweifel aufgeklärt würde. Die Häme, die in den Berichten etlicher Medien über den Tod der jungen Frau zum Ausdruck kommt, finde auch ich widerwärtig. Das Land ist wohl doch schon tiefer gesunken als man annehmen möchte.

    Ich hatte heute wieder einmal das Glück, ein besonders interessantes „Straßengespräch“ führen zu dürfen. Diesmal mit einem sehr netten und kultivierten Ehepaar, etwa Mitte 40, beste Deutschkenntnisse, russische Ukrainer, seit 2017 in Magdeburg lebend. Das für mich äußerst informative Gespräch erfolgte in einer ausgesprochen freundlichen, ja herzlichen Atmosphäre. Zu gerne hätte ich mich länger mit den beiden ausgetauscht und dabei noch so viel mehr erfahren – über das Leben im Donbass, über den schon lange währenden Konflikt, der sich nun zu einem nicht enden wollenden Krieg ausgewachsen hat. Und über die Angst der beiden um ihre im Donbass lebenden Angehörigen. Schade, aber sie hatten mich ja eigentlich nur nach dem Weg gefragt. Als wir schließlich auseinander gingen, war ich zutiefst dankbar für diese ganz besondere, interessante und bereichernde Begegnung mit ausnehmend sympathischen Menschen. Und hoffe natürlich, dass auch ich den beiden etwas „geben“ konnte.

  5. aha Antworten

    Warum verdächtigt eigentlich niemand den see-ei-äh oder den Mozzat? Da könnte man doch auch ein Interesse konstruieren.

    Und dann die technischen Fähigkeiten wie im Fall Zawahiri(?).

    Die Ukrainer als Unmenschen zu bezeichnen geht nicht, aber nach meinen Bekanntschaften, sind mir die Russen immer noch lieber als Ukrainer.

  6. Erwin Stöcker Antworten

    Wer auch immer den Anschlag verübt hat, natürlich wird Putin dies den Ukrainern anlasten, alles andere wäre doch zu seinem Nachteil. Aber irgendwie ist auch wieder unlogisch, wenn gerade Ukrainer, denen Putin ja Nazi-Ideologie unterstellt, diese Ukrainer also der Nazi-Idologie Nahestehende wie Dugin umbringen sollten. Aber was soll’s, Putins kriegerischer Imperialismus und Logik, es muss nicht passen für russische Nationalisten.

  7. H.K. Antworten

    Daß in einem Krieg Menschen verletzt und getötet werden, ist bedauerlich, aber „normal“ – leider.

    Soldaten wissen, wenn sie in einen Krieg ziehen, daß sie verletzt oder getötet werden können.

    Nach allem, was ich bisher höre, würde diese Dame wohl eher nicht auf meiner Freundesliste stehen, auch nicht auf der von „weitläufigen Bekannten“.

    Trotzdem kann ich bei einem solchen Attentat nicht „jubeln“ und Freude sieht bei mir anders aus.

    Auch, wenn Herr Putin mit seinen Soldaten, Söldnern und Wagner-Spezialisten keine Rücksicht nimmt, kann ich beim Tod dieser Frau nur menschliches Entsetzen empfinden.

    Ebenso, wie wenn ein russischer Panzer einen Volltreffer bekommt und mir die armen Kerle da drin einfach leid tun.

    Jeder Tote ist einer zuviel, jeder Krieg ist einer zuviel.

    Übrigens konnte ich auch die „Freude“ über den Tod von Osama Bin Laden ebenso wenig teilen wie über den durch eine US-Schredder-Drohne zerstückelten Terrorführer in Afghanistan.
    Vom zerstückelten Journalisten Kashoggi gar nicht zu reden.

    Krieg ist immer grausam – die „Nebenwirkungen“ ebenso.

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