Die dunklen Seiten des größten Volksfestes der Welt

Als Journalist bekommen sie jede Woche Videos zugeschickt, von Lesern mit dem Handy aufgenommen. Videos, die sie eigentlich gar nicht sehen möchten. Gestern ein privat aufgenommenes Video mit Szenen vom Münchner Oktoberfest, angeblich vom gerade laufenden.

Sie kennen die ausgelassenen Szenen aus überfüllten Bierzelten, Lederhosen und Dirndl dominieren, es wird gesoffen, gegrölt, ausgelassene Stimmung. Ich bin aus dem Alter weitgehend raus, fühle mich aber auch nicht berufen, die Jüngeren darüber zu belehren, wie verwerflich ihr Treiben ist, das aber nicht unähnlich dem von uns früher ist. Bierzelt muss man nicht, kann man aber mögen.

Dieses Video aber zeigt komatös besoffene junge Leute, zerbrochene Biergläser und Scherben, vollgekotzte Zeltböden und offene sexuelle Handlungen inmitten der tanzenden Menge. Eine „Szene“ war so unfassbar  grotesk, wo eine junge Frau ihrem anscheinend vollkommen betrunkenen und dumpf vor sich hindämmernden Begleiter mit einem selten dämlichen Filzhut auf dem Kopf, unter der Bierbank – umringt von tanzenden und singenden Menschenmassen – mit der linken Hand…ach, Sie wollen das gar nicht wissen.

Man sagt ja, dass Religion in Deutschland keine Rolle mehr spielt, aber bei diesem Anblick fiel mir unwillkürlich die Sache mit Sodom und Gomorrha im Alten Testament wieder ein, wo Gott richtig sauer auf die sündigen Einwohner der beiden Städte war und sie komplett vernichten wollte. Und Abraham fragte Gott dann, ob er tatsächlich Schuldige und Unschuldige ohne Unterschied vernichten wolle. Gott ließ sich erweichen und sagte zu, wenigstens Sodom zu verschonen, wenn sich dort wenigstens zehn anständige Menschen finden ließen. Die gab es aber  nicht mehr, und den weiteren Verlauf der Geschichte kennen Sie.

„Der Verlust der Scham ist ein sicheres Zeichen für beginnenden Schwachsinn“, hat der Wiener Psychoanalytiker Sigmund Freund mal gesagt, und wenn ich mir die Filmschnipsel vom Oktoberfest anschaue, dann bin ich überzeugt, dass er Recht hatte.

Nur, was ist die Folge daraus? Wollen Sie das Oktoberfest, ja Volksfeste überhaupt verbieten? Niemand will das. Millionen Besucher verhakten sich nicht so. Lässt man es also laufen, wie es sich gerade entwickelt? Oder wird es dann von Jahr zu Jahr schlimmer?

Die Redakteurin eines Reisemagazins schreibt im Internet von ihren Erlebnissen bei mehreren Münchner Oktoberfesten:

„Nicht nur auf der Theresienwiese muss man aufpassen, nicht in die Pfützen aus Erbrochenem und Urin zu treten. Am Bahnsteig, vor Hauseingängen, mitten auf dem Bürgersteig und natürlich auf dem berüchtigten „Kotzhügel“: Es wundert zwar nicht, dass Unmengen an Bier nicht unbedingt das Beste aus den Feierwütigen herausholen, auf den Anblick und Geruch würde ich trotzdem lieber verzichten.“

Warum werden Menschen so? Warum verlieren sie jeden Anstand, jedes Benehmen und letztlich auch jede Scham? Ist das der Anfang vom Ende einer Gesellschaft, die in Gänze seit vielen Jahren keine existenziellen Probleme mehr kannte? In der man halbwegs klarkommt, auch ohne sich an Regeln zu halten oder für den eigenen Lebensunterhalt selbst zu arbeiten.

Oder ist das alles nur die Frustration eines älter werdenden Mannes, der diese Welt immer weniger versteht? Verstehen will.

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Dieser Artikel wurde 18 mal kommentiert

  1. Martin Ludwig Antworten

    Ich dachte, Sie hätten sich dem ECHTEN SKANDAL angenommen, der auf der Theresienwiese tausendfach zu beobachten ist. Menschen afrikanischer, amerikanischer und asiatischer herkunft, die sich völlig ungeniert und scheinbar ohne jeden Skrupel der KULTURELLEN ANEIGNUNG schuldig machen.
    50 € Dirndl und 25 € Lederhosen, genäht außerhalb der bayerischen, der deutschen, ja sogar der europäischen Staatgrenzen und für den kurzen lacher übergezogen steht diese Traditionsbekleidung für die Verachtung der bayerischen Werte und Kultur. Schämen sollten sich alle, die an diesem Treiben teilhaben! Der Deutsche ist ein Täter, dessen Werte weltweit zu verachten sind und mitnichten nachahmungsbedürftig sein sollten. Ist denn diesen Menschen die historische Schuld unseres Volkes nicht bekannt? Ist sie ihen gar egal? Ich kann seit Tagen nichtmehr ruhig schlafen ob der Menschenmassen, die sich hier ungesühnt mitschuldig machen!
    Als ich dann einen Bericht im privatfernsehen verfolgen musste, bei dem letztlich auch noch „Layla“ gesungen bzw. gar skandiert wurde, da wusste ich, dass nach dem Bieranstich und unter den Wachsamen Augen unseres Engels Aloisius die Beerdigung jeglicher Moral und tugend stattgefunden hat.
    Herr Söder, ich fordere Sie auf diesem Treiben umgehend ein Ende zu bereiten. Sie können doch als gestandener Nürnberger nicht zusehen, wie unsere großartige bayerische Kultur und unsere verachtenswerte deutsche Vergangenheit zusammenmit Ihnen und ihrer „sprunghaftigkeit“ der Lächerlichkeit preisgegeben werden.

    *Wer Sarkasmus findet, darf ihn behalten.
    O’zapft is! Servus München und Endlich Wiesn!

    • H.K. Antworten

      Herr Ludwig,

      haben Sie die Bilder des Wies‘n-Besuchs des FC Bayern München gesehen ?

      89 % der Spieler sind – ääh: keine „alten weißen“ Männer.

      Und alle trugen Lederhose & Co. – sicher auch alles aus Fernost-Produktion. Bei den kargen Gehältern der Fußballgötter gar nicht anders möglich.

      Und Bier haben sie auch noch getrunken ! Aus MASSkrügen !!

      „Kulturelle Aneignung“ ! Ich warte immer noch auf den lautstarken Protest der links-grünen Wokegemeinde.

      Aber wahrscheinlich wird alles durch die „one love“-Armbinde von Manuel Neuer in Katar wieder ausgeglichen …

      • Achim Koester Antworten

        Lieber H.K,
        Wie schön man doch mit der deutschen Sprache spielen kann, so man sie denn, anders als viele Mainstreamjournalisten, beherrscht. Es macht also durchaus einen Unterschied, ob man auf dem Oktoberfest das Bier in Maßen oder in Massen trinkt.

  2. Markus Antworten

    Danke für den Kommentar Herr Kelle,
    manch Münchner wird Ihnen jetzt sagen, dass das erst in den letzten Jahren so geworden ist und früher ja….
    Zu beschreiben, was bei diesem Volksfest tatsächlich läuft, kommt mir fast wie ein Tabu vor. Zu viele verdienen daran und sei es nur ein paar schöne Fotos für die nächste Wahl. Ob sich schon jemand die Mühe gemacht hat, die Kosten zu berechnen, die für Krankenhäuser, Hausärzte, Polizei, Stadtreinigung … entstehen und auf Umwegen dem Steuerzahler genommen werden? Was Sie schildern ist aber „nur“ das, was zwischen Mai und September an größeren und kleineren Festen im Süden abseits von Karussell und Zuckerwatte los ist. Landjugendliche werden spätestens mit der Konfirmation behutsam mit dieser Welt vertraut gemacht.

    Die fränkische Wiesen ist die jährliche „Bergkirchweih“ in Erlangen. Insider sagen schlicht: „Der Berg“. Vor einigen Jahren wohnte ich nahe des Festplatzes. An einem Sonntag Morgen sah ich an einem zentralen Platz einen Mann augenscheinlich regungslos auf dem Asphalt liegen. Störte niemand. Ich bat einen wartenden Taxifahrer einen Krankenwagen zu verständigen, was dieser eher genervt tat. „Ist ganz normal, wenn Berg ist…“, sein Kommentar.

  3. Alexander Droste Antworten

    Klaus ist aus dem Alter raus, ich war noch nie in dem Alter, dass ich solches wie beschrieben exerzierte. Und anscheinend ist es auch gar nicht so falsch, dass ich noch nie auf dem Oktoberfest in München war. Und es gibt außer Sodom und Gomorrha noch andere Erbaulichkeiten von der Wiesn. So prosteten unsere Grüninnen Ricarda Lang, Claudia Rotz und andere, deren Namen ich nicht zu wissen brauche über vollen Fleischplatten mit Masskrügen dem Fotografen OHNE Maske zu, während andere gerade MIT Maske im Zug auf dem Weg zum seligen Delirium reisen. Es ist für die verzweifelten Opfer grüner Energiepolitik geradezu herzerwärmend, dass diese hohen Herrinnenschaften einen Trost aus dem Bierzelt spenden.

  4. S v B Antworten

    Ist letztlich nicht auch all dies Teil der westlichen Lebensart, Teil der viel zitierten westlichen Werte, die es angeblich mit Zähnen und Klauen zu verteidigen gilt?

    • H.K. Antworten

      Genau so wie „Vulven malen“ auf dem evangelischen Kirchentag …

      Oder wie die SPD-Forderung, Kinder ab 7 ihr Geschlecht selbst wählen zu können …

      Oder wie das von Linken und Grünen geforderte ( aktive UND passive ? ) Wahlrecht ab 16 zu fordern ( MdB mit 16, mal eine tolle Idee ) …

      Von solchen westlichen ( deutschen ! ) Errungenschaften bzw. Plänen gibt es jede Menge, für die es sich zu kämpfen lohnt …

      • H.K. Antworten

        Uiuiuiui …

        Man sollte sich beim Kommentieren nicht stören oder ablenken lassen und dann auf „abschicken“ klicken, ohne nochmals drüberzuschauen …

        Ich hoffe, daß trotzdem jede(r) weiß, was gemeint ist …

      • Achim Koester Antworten

        MdB mit 16? Ja, warum denn nicht, dann hätte der Kindergarten des Bundestages endlich einen Sinn.

  5. Gast Antworten

    Meiner Meinung nach ein Ergebnis von
    – der Etablierung der Schamlosigkeit als Lebensideal
    – der Zerstörung von Zukunftsperspektiven durch nihilistische Weltanschauungen
    – dem Verlust des religiösen Lebensrahmens

  6. S v B Antworten

    Auch in besagtem Fall erweist sich wieder einmal, dass es immer stärkerer sinnlicher Reize, ja zunehmend des Exzesses, bedarf, damit sich der heutige Mensch überhaupt noch zu spüren vermag. Leise Töne, harmonische Landschaften, leuchtend orangefarbene Abendhimmel, das Wunderbare eines mit Sternen übersäten Firmaments – geschenkt. All das beeindruckt höchstens noch am Rande.

    • H.K. Antworten

      Wie so vieles im Leben verlernen wir, Dinge, die uns alltäglich und „normal“ erscheinen, zu schätzen.

      Das warme Wasser morgens unter Dusche – selbstverständlich.
      Wehe, es kommt wider Erwarten plötzlich in Form eines gefühlten Eiszapfens – oder es bleibt ganz aus.

      Oder wenn wir abends heimkommen. Ein kurzer Druck auf den Lichtschalter und es ist heimelig hell – vom warmen Wohnzimmer gar nicht zu reden.

      In wenigen Wochen könnte es passieren, daß wir uns all dessen wieder bewußt werden.

      Sonnenaufgang, mit Vogelzwitschern aufzuwachen – alles selbstverständlich.
      So wie die Menschen in unserem unmittelbaren Leben.

      Wirklich bewußt wird sich so mancher erst dann, was sie bedeuteten, wenn einer plötzlich nicht mehr da ist.

      Wir verlernen die Achtsamkeit.

      Wir halten Dinge nicht für möglich – bis sie plötzlich von heute auf morgen unser Leben ändern.
      Dazu müssen wir gar nicht in die Ukraine sehen …

      • S v B Antworten

        Wie wahr, wie wahr… Auch die von Ihnen genannten Beispiele stellen sehr wohl Geschenke dar, derer wir uns täglich dankbar erfreuen dürfen. Meist verhelfen erst eine höhere Anzahl an gelebten Jahren und/oder traumatische Erfahrungen uns Erdenbürgern dazu, uns der vielen Segnungen, die uns tagtäglich zuteil werden, bewusst zu werden. Vermutlich ist dies – jedenfalls im Großen und Ganzen – auch nie recht viel anders gewesen.

        • H.K. Antworten

          Selbstverständlich gehört auch Feiern und Ausgelassensein zum Leben dazu, auch ein Oktoberfest.

          Aber „die Sau rauszulassen“, während sich vor unserer Haustür ein Krieg abspielt und unschuldige Menschen Tag für Tag sterben, will für mich nicht richtig passen.

          Ich erinnere mich an unseren Skiurlaub im Februar/ März 2001 in Kaprun.

          Dort war es wenige Monate vorher zu einer Seilbahnkatastrophe gekommen, bei der 155 Menschen starben.

          Wir wohnten in einer netten Familienpension.
          Der Wirt erzählte uns, daß am Unglückstag die Leichen geborgen wurden, darunter auch zwei seiner eigenen Gäste, und über ihm, in seinem Haus, von jungen Deutschen lautstark gefeiert wurde.

          Auf die Diskrepanz zwischen Feiern und Unglück angesprochen, erhielt er die Antwort „Und, was haben WIR damit zu tun ?“

          • S v B

            Das Oktoberfest ist wohl eines der ältesten, sicher jedoch das größte und bekannteste Volksfest der Welt. Mit allen Vor- und Nachteilen. Natürlich geht’s auf einer solchen Konsum-Wiese häufig mehr als deftig zu. Natürlich wird häufig auch mehr als nur über den Durst getrunken.

            Als wir noch in der Nähe Münchens wohnten, waren wir – meist mit Besuchern aus fernen Ländern – einige Male auf der Wiesn. Ich kann mich allerdings nicht erinnern, dass es während unserer Besuche zu derart primitiven, geschmacklosen Ausfällen gekommen wäre, wie sie jüngst von den Medien berichtet wurden.

            Vor einigen Jahren bin ich mit den Zug nach München gefahren, um mich wenigstens einmal im Leben auf der so genannten Alten Wiesn umzuschauen. Eine nostalgische Angelegenheit, wirklich nett und gemütlich, selbstredend eltern- und kindertauglich, wie anno dunnemals eben. Ob es die Alte Wiesn heute noch gibt, weiß ich nicht. Vielleicht hat man sie letztlich wieder aufgegeben; mangels mehr Buntem, Lautem, kurz, Spektakulärem. Wundern würde es mich nicht. Nachdem ich mich dort etwa zwei Stunden lang aufgehalten hatte, lief ich zum Bahnhof zurück. Vielleicht hundert Meter vor dem (Seiten-)Zugang zum Münchner Hauptbahnhof schlug mir tatsächlich ein vorbeifahrender Radler (offensichtlich nicht biodeutscher Provenienz) unvermittelt und überaus grob auf den Kopf. Einfach so, ohne jeden Anlass. Aus reinem Spaß an der Freud‘, könnte man sagen. Seit diesem Vorfall hat mich das Oktoberfest nicht wieder gesehen. Und das ist auch gut so.

            Eine andere, noch weit weniger erfreuliche Erinnerung hege ich an einen erheblich länger zurückliegenden Besuch der abendlichen Wiesn mit Freunden aus Übersee. Diese wollten unbedingt aufs Oktoberfest, was man ja durchaus verstehen kann. Aber dass dafür nur und ausgerechnet der Abend nach dem grausamen Attentat eingeplant werden konnte, bereitete mir dann doch größere Bauchschmerzen. München hatte sich bekanntlich dafür entscheiden, die Wiesn trotz des blutigen Anschlags weiterlaufen zu lassen. Der Besuch wollte unbedingt hin, und mein Mann und ich sprangen über gewaltige Schatten, um unserem Besuch die einmalige Gelegenheit zum Besuch des Festes nicht zu nehmen. Wir entschlossen uns unter erheblichen Bedenken, unseren Gästen das einmalige Vergnügen zu lassen. In nicht enden wollenden, düsteren Gedanken an das furchtbare Geschehen vom Vorabend schleppten wir uns mehr schlecht als recht über das riesige Areal. Wie konnte bei den Abertausenden von Besuchern auch nur ein Funke der Freude aufkommen? Was passiert war, musste im Grunde doch jeder wissen. Nachvollziehen können wir das alles bis heute nicht. Auch nicht die vergnügten Gesichter aus der hohen Politik, welche offenbar keinerlei Diskrepanzen zwischen der höchst Besorgnis erregenden „Lage der Nation“ und dem blutigen Kriegsgeschehen in der Ukraine einerseits sowie ihrer ausgelassenen Festzelt-Stimmung andererseits ausmachen können; oder wollen.

          • H.K.

            Ich war zweimal in meinem Leben auf dem Oktoberfest.

            Einmal als Gast im Festzelt, mit einer kleinen Gruppe, vor ca. 30 Jahren.
            Es war toll und hat viel Spaß gemacht.

            Das zweite Mal mit meiner Frau vom Tegernsee aus, wo wir Urlaub machten und spontan nach München gefahren sind. Ca. 10 Jahre her.
            Ging so, aber ganz nett.

            Von Messerstechereien und Prügeleien haben wir bei beiden Besuchen absolut nichts mitbekommen. Alles war friedlich.

            Wenn man heute liest, was da so alles abgeht – Hochbetrieb für Polizei und Sanitäter – nö, muß nicht sein.

            Ich behalte die „Wies‘n“ lieber so im Gedächtnis, wie ich sie erlebt habe – „damals“ …

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