Zu Zweit durch die Zeit

Der Schweizer Tennisprofi Roger Federer hat sein letztes Match gespielt. Das Publikum feierte den Ausnahmespieler minutenlang mit Sprechchören,  und der lange im Welttennis dominierende Sportler weinte hemmungslos, selbst in der anschließenden Pressekonferenz musste er immer wieder seine Statements unterbrechen.

Auf dem Platz wandte er sich direkt an seine Frau und sagte: «Ohne dich wäre ich nie so weit gekommen. Du hast es mir erlaubt, immer weiter zu machen.» Du hast es mir ERLAUBT immer weiter zu machen. Was für ein gewaltiger Satz, oder?

Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau, so sagt man. Und in der heutigen Zeit trifft auch zu: Hinter jeder starken Frau steht ein starker Mann. Und bevor Sie mich jetzt ermahnen, hinter einem starken Mann könne auch ein starker Mann, hinter eine Frau auch eine Frau, hinter einem Transgender auch ein Cis oder was auch immer stehen – darum geht es mir gar nicht.

Mir geht es darum, dass ich den Zweierbund fürs Leben immer noch für das perfekte Lebensmodell halte, um gut durch anstrengende Zeiten zu kommen. Ausnahmen gibt es immer, klar.

Aber zusammenhalten durch dick und dünn, wenn Turbulenzen entstehen, miteinander reden, Lösungen finden, sich unbedingt vertrauen, ehrlich sein. Dann klappts auch bei Gegenwind. Leider sind viele Menschen heute nicht mehr fähig, sich auf so etwas einzulassen. Schön, dass es bei den Federers geklappt zu haben scheint.

image_pdfimage_print

Dieser Artikel wurde 2 mal kommentiert

  1. S v B Antworten

    Ich teile Ihre Meinung zu 100 Prozent, lieber Herr Kelle. Allerdings fehlt mir in Ihrer Aufzählung der „Unabdingbarkeiten“, welche als ideale Voraussetzung für eine langjährige, ja lebenslange Verbindung zwischen zwei Partnern (also echten Lebenspartnern!) gelten kann, die der Fähigkeit und der Bereitschaft zum VERZEIHEN. Gerade diese erscheint mir besonders wichtig, da es, wie ja auch Sie schreiben, in einer langjährigen Beziehung zu durchaus auch sehr heftigen Turbulenzen kommen kann. Die Tendenz, angesichts härterer Prüfungen für eine Beziehung allzu schnell einzupacken und abzuhauen ist gerade heute zutage leider doch recht ausgeprägt. Die Bereitschaft – von beiden Seiten – eben gerade nicht gleich alles hinzuwerfen, sich bewusst für eine – zugegebenermaßen schwierige – Phase der gemeinsamen Neuorientierung und schließlich des Verzeihens zu entscheiden und diese dann gemeinsam zu durchleben (was durchaus länger, ja selbst Jahre, dauern kann!), sollte auch in Ihrer Aufzählung nicht fehlen.

    PS: Dennoch klingt die Aussage Federers, seine Frau habe ihm „erlaubt, immer weiter zu machen“ – für meine Ohren jedenfalls – etwas befremdlich…

    • Klaus Kelle Antworten

      Liebe S v B,

      eigentlich ein Thema, nicht für ein Blogforum geeignet. Weil jedem fällt automatisch ein, was es im Freundeskreis und der Familie so gegeben hat und – natürlich – was man selbst im Laufe der Jahrzehnte so erlebt hat. Aber im grund haben Sie absolut recht mit Ihren Gedanken. Auch ich nehme war, dass zu viele Paare einfach aufgeben, wenn der Wind mal von vorne kommt. Und natürlich – Verzeihen ist extrem wichtig. Und Vertrauen und Offenheit…

      Schönen Abend!

      Klaus Kelle

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert