Als ich erfolglos versuchte, Herrn Haub zu interviewen

Um es gleich vorweg zu sagen: Persönlich glaube ich nicht, dass der frühere Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub tot ist. Ist nur so ein Bauchgefühl natürlich, aber wenn Sie sich die Geschichte anschauen, die RTL in wirklich bester Investigativ-Manier zusammenrecherchiert hat, dann liegen andere Erklärmodelle einfach deutlich näher. Gut zusammengefasst hat den mysterisen Fall  die Tageszeitung TheGermanZ hier

Ein Milliadär, der rund um die Uhr von Leibwächtern bewacht ist, fährt nicht einfach in die Alpen, um ganz alleine Ski zu fahren. Und dann irgendwie durch einen seltsamen Unfall so zu verschwinden, dass er nicht gefunden wird. Und er telefoniert am Abend davor auch nicht zweimal je fast eine Stunde mit einer jungen und attraktiven „Event-Managerin“ aus Moskau, die er seit Jahren kennt, und die über eindeutige Kontakte zum russischen Geheimdienst verfügt. Auch sie ist seit Haubs Verschwinden auch irgendwie plötzlich weg.

Wenn ich gute Kontakte zum russischen oder einem anderen Geheimdienst hätte, würde ich mal schauen, ob papallel zu Haubs Verschwinden vielleicht auch ein nennenswerter Geldbetrag beim Skifahren verschwunden ist. Aber leider habe ich keine Kontakte zu Geheimdiensten. Und wenn ich welche hätte, würde ich es nicht öffentlich schreiben, weil ich Sie dann anschließend erschießen müsste, wenn sie es weitererzählen. Alles viel zu anstrengend, dieser Agenten-Kram.

Tatsächlich hatte ich vor sieben, acht Jahren einmal den Auftrag, eine Geschichte mit Karl-Erivan Haub zu recherchieren. Ich fragte über die Konzernkommunikation um ein Telefoninterview und bekam freundlich in Aussicht gestellt, dass er mir in ein paar Stunden ein paar Fragen beantworten werde. Seine Pressedame bat höflich darum, dass ich ein Fax mit den Fragen schicke, damit er sich auf die Themen vorbereiten könne. Da tat ich und überlebte fünf Stunden später eine Überraschung, als mir dieselbe Dame – diesmal sehr barsch und unfreundlich – beschied, ich bekäme das Interview doch nicht, Herr Haub habe keine Zeit und im Übrigen sei man ein wichtiger Anzeigenkunde des Unternehmens, für das ich damals arbeitete. Dann legte sie auf. Journalismus ist kein Zuckerschlecken kann ich Ihnen sagen…

Lieber Herr Haub, wo immer Sie auch gerade sind: Wenn Sie das hier lesen, rufen Sie mich bitte zurück. Ich hätte wieder mal ein paar Fragen…

 

 

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Dieser Artikel wurde 5 mal kommentiert

  1. HB Antworten

    Wenn kein Versicherungsbetrug angezeigt worden und die Familie mit sich und ihm im Reinen ist, dann kann er doch leben oder sterben, wo und wie er will. Als Familienunternehmen war Tengelmann wohl nicht der schlechteste Arbeitgeber.

  2. S v B Antworten

    Ob in Fällen wie diesem nicht doch die Fantasie mancher Zeitgenossen dazu neigt, mit ihnen „durchzugehen“? Gerade in unseren digital durchwirkten Zeiten dürfte es eine wahrhaft hohe Kunst sein, sich über Jahre hinweg völlig unerkannt und zudem noch „unverpfiffen“ irgendwo auf dem Planeten aufzuhalten. Selbst wenn die Destination der freiwilligen oder vielleicht unfreiwilligen „Reise“ ein russisches Hide-away gewesen sein sollte. Ich vermute, dass Sie sich in Ihren Ausführungen auf eine solche Möglichkeit beziehen, lieber Herr Kelle. Irrtum meinerseits natürlich nicht ausgeschlossen.

    Übrigens ist mir aus meinem weiteren Bekanntenkreis ein ähnlicher Fall bekannt. Auch hier verschwand ein (leider noch jüngerer) Familienvater während einer alleine angetretenen Skitour in der weißen Unendlichkeit der österreichischen Berge. Am Ausgangspunkt seiner Tour fand man lediglich den PKW des Mannes, der unter Schneemassen förmlich begraben war. Nach etlichen erfolglosen Suchaktionen, die sich bis in den Sommer hineinzogen, ging man schließlich davon aus, dass der Mann wohl in eine Gletscherspalte gefallen sein musste, wo er zwangsläufig verstorben ist. Auch aufgrund der eisigen Temperaturen hat seine Erlösung durch den Tod ganz sicher nicht allzu lange auf sich warten lassen. Gott sei’s gedankt.

    Das Ganze ist nun schon viele Jahre her, aber man kann sich vorstellen, dass dieses Trauma die Familie des Mannes vermutlich noch bis zum heutigen Tage verfolgt. Gerade die „ewig währende“ Unsicherheit über ein Schicksal, den letztendlichen Verbleib eines nahen Angehörigen und die Unmöglichkeit eines stimmigen Abschieds ist für die Hinterbliebenen fast unerträglich. Ein solcher Verlust dürfte ungleich schwerer zu verarbeiten sein als die vielleicht sogar selbst bezeugte Gewissheit vom Tod. Auch trägt die Kenntnis des genauen „Wo“, also das Wissen um den Verbleib der sterblichen Hülle, erheblich zur Heilung der trauernden Seele bei.

    Dass der Körper besagten Familienvaters (oder auch Herr Haubs) in ferner Zukunft vielleicht einmal gefunden werden könnte, ist nicht auszuschließen. Allerdings würden davon wohl weder die jetzt Lebenden noch etliche nachfolgenden Generationen hören oder lesen. Parallelen zur Entdeckung des „Mannes aus dem Eis“ (vulgo Ötzi) drängen sich unweigerlich auf. Auch dies dürfte für die jeweilig betroffenen Familien heute ein beklemmender Gedanke sein.

  3. Achim Koester Antworten

    Die Theorie, dass der russische Geheimdienst KEH umgebracht haben soll, erscheint mir nicht logisch. Dazu hätte man doch das Versteckspiel nicht betreiben müssen. Wäre er z.B. tot in einer Gletscherspalte gefunden worden, hätte man das Ziel auch erreicht.

  4. Nora Wald Antworten

    Lieber Herr Kelle,
    auch ich habe den Bericht gesehen. Und genau wie bei Ihnen grummelte mein Bauchgefühl. Hier stimmt einiges an dieser Geschichte nicht.
    Egal was Andere sagen: Mein Bauchgefühl hat mich bisher noch nie enttäuscht.
    Schauen wir mal, was noch ans Licht kommen kann. Wenn denn gewollt!

  5. Werner Meier Antworten

    Nach dem spektakulären „Event for One“ ist er bestimmt in der Arktis angekommen und trinkt dort mit Herrn Hitler ein Tässchen Kamillentee?
    Mittlerweile wundere ich mich nicht mehr, was uns manche Medien andrehen wollen.

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