„Basar-Mentalität“ – Natürlich wird die Türkei dem NATO-Beitritt der Skandinavier zustimmen

Die Türkei hat mehrfach erklärt, dass sie einem NATO-Beitritt Schwedens und Finnlands derzeit nicht zustimmen will. Das ist sicherheitspolitisch absurd, gleichzeitig aber nüchternes Kalkül Ankaras.

Was uns in Deutschland immer seltsam vorkommt ist, wenn andere Länder erst einmal ihre eigenen nationalen Interessen durchsetzen wollen, bevor sie in multinationalen Strukturen denken. Das war bei „America First!“ unter Trump so, und das ist jetzt auch bei Erdogan so.

Natürlich hat der nichts gegen Skandinavier. Und natürlich weiß er auch, dass Schweden und Finnland Musterdemokratien sind, die auch militärisch ein großer Gewinn für das westliche Bündnis wären, dem die Türkei angehört.

Und die Türkei möchte seit einiger Zeit weitere hochmoderne Kampfflugzeuge F-16 aus den USA kaufen. Doch nicht einmal das ist der entscheidende Faktor. In Wirklichkeit geht es um die Terrororganisation PKK – türkische Diktion. Gegen die PKK und die verbündete syrische YPG – in den USA und Europa nicht als Terrororganisation gelistet – geht die Türkei in Nordsyrien vor. Als Reaktion auf den türkischen Einmarsch dort 2019 hatten unter anderem Schweden, Finnland aber auch die Bundesregierung Rüstungsexporte in die Türkei teilweise gestoppt. Und jetzt hat Erdogan endlich einen Hebel, mit dem er die Daumenschrauben ansetzen kann.

«Ankara vermisst Solidarität unter den NATO-Partnern, wenn es um die PKK und die YPG geht, die sie als existenzielle Bedrohung sieht», sagte jetzt Mustafa Aydın, Professor für Internationale Beziehungen an der Kadir-Has-Universität, und er bringt es damit auf den Punkt. Aus türkischer Sicht hat man kein Verständnis dafür, dass Demonstranten auf schwedischen Plätzen PKK-Flaggen schwenken dürfen.

Sie werden einen Deal finden. Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn sagte gestern in einem Interview, Verhandlungen mit Erdogan seien immer von einer „Basar-Mentalität“ umweht. Und die Hoffnungen der unerschütterlichen Putin-Verteidiger, die Türkei werde sich auf Seiten Russlands schlagen, ist vollkommen absurd. So wie sich auch China und Indien nicht auf die Seite des Parias in Mosau schlagen. Sie kaufen billiges Erdgas, gern. Aber auch in Ankara, Peking und Neu Delhi weiß man genau, mit was für einem Staatskriminellen man es in Moskau heute zu tun hat.

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Dieser Artikel wurde 29 mal kommentiert

  1. Martin Ludwig Antworten

    „Ankara weiß genau, mit was für einem Staatskriminellen man es in Moskau heute zu tun hat“… und weiß denn die BRD mit was für einem Staatskriminellen man es heute in Ankara zu tun hat? Erdogan ist Despot bzw. Diktator wie er im Buche steht. Die BRD lässt ihn nicht nur gewähren, sie unterstützt die Türkei auch noch mit den für Ihre völkerrechtswidrigen Kriege notwendigen Mitteln und lässt sich von Erdogan erpressen. Die Türkei hat bis heute Nord Zypern annektiert und hat eigene Truppen nach Syrien geschickt um von dort aus auf unbewohntes Türkisches gebiet schießen lassen um einfallende Türkische Truppen in Syrien zu rechtfertigen. Die NATO ist diesem Moment kein Verteidigungsbündnis mehr und fährt schon lange keine klare Linie. Wäre die USA nicht der Führer der NATO und hätte diese kein so überragendes strategisches Interesse am Standort „Türkei“, hätte sie längst einen Krieg gegen selbige begonnen. Der klassische Fall von „wenn zwei das Gleiche tun“… Schweden und Finnland sind starke Bündnispartner für die NATO, die Ukraine das genaue Gegenteil. Die Aufnahme der Skandinavier wäre unter anderen Umständen diskutabel gewesen, jetzt dient sie einzig dem Zweck, Russland weiter zu provozieren und die Krise am Laufen zu halten. Es kann und darf nicht sein, dass die NATO in anbetracht der augenblicklichen Situation auch nur über eine Aufnahme weiterer Länder im Osten nachdenkt. Putin hat kein Interesse an einem weiterführenden Krieg und wird mit abschließender Sicherheit kein weiteres Land angreifen – sofern diese nicht den Angriff provozieren. Es ist überfällig den Urkainern die Kapitulation ans Herz zu legen. Tausende Tote hätten verhindert werden können, wenn die winzige Ukraine nicht dem Größenwahn erlegen wäre gegen Russland bestehen zu können. Selenski wurde vor dem Krieg als unfähig und durch und durch korrupt bezeichnet. Botschafter Andrij Melnyk unterstützt das ultrarechte Asow-Regiment und verherrlicht Nazi-Ideologien. Wir müssen uns endlich der Tatsache stellen, dass Selenski ein Schauspieler ist und die USA der größte Profiteur dieses Kriegs. Der 3. Weltkrieg kann und muss verhindert werden und hierfür ist die Aufgabe der Unsterstütung der Ukraine sowie jegliche Beitrittsverhandlungen mit Schweden oder Finnland einzustellen. In der Schule wurde das positiv umschrieben mit „Der Klügere gibt nach“.

    • H.K. Antworten

      Herr Ludwig,

      „… Putin hat kein Interesse an einem weiterführenden Krieg und wird mit abschließender Sicherheit kein weiteres Land angreifen – sofern diese nicht den Angriff provozieren. Es ist überfällig den Urkainern die Kapitulation ans Herz zu legen. Tausende Tote hätten verhindert werden können, wenn die winzige Ukraine nicht dem Größenwahn erlegen wäre gegen Russland bestehen zu können. …“

      Ist das Ihr ERNST ??

      • Martin Ludwig Antworten

        Mein voller Ernst. Ich kann Ihnen nur empfehlen, sich eingehend mit der Vorgeschichte dieses Kriegs zu beschäftigen und hierbei nicht nur auf die zwischenzeitig weichgespülte Berichterstattung der westlichen Medien zurückzugreifen. Die Urkaine hat mit dem Feuer gespielt und sich dabei mehrfach nicht gerade rühmlich verhalten. Deutschland schuldete der Ukraine NICHTS und hat das Land dennoch vor dem Krieg mit 1,4 Milliarden Euro Steuergeld unterstütz. Es gibt einen schönen Artikel aus der SZ vom 25.02.2021, welcher sich mit dem aktuellen Präsidenten befasst. Die Überschrift lautet „Ukraine 2021: Korrupt wie eh und je“ und legt nahe, dass Selenskij zusammen mit den Oligarchen der Ukraine sehr viele von diesem Geld für sich und seine Freunde in Anspruch genommen hat. Warum hat die Urkaine nicht von diesem Geld bereits Waffen gekauft? Warum veranstaltete die Ukraine großmanöver mit der NATO auf Ukranischem Gebiet und an der Grenze zu Russland? Weiterhin wurden in der Ukraine in der Vergangenheit OSZE-Beobachter von Ukranischen Scharfschützen beschossen und unter deutscher Führung an ihrer Arbeit gehindert. In den vorliegenden OSZE Berichten wurden außerdem eindeutige Verbrechen gegen die Menschlichkeit nachgewiesen -ausgehend von der Ukraine und betreffend die russische Bevölkerung des Landes. Besonders pikant: Gebürgt hat seiner Zeit Deutschland, in Person Außenminister Frank-Walter Steinmeier, dass diese Verbrechen aufgeklärt und die verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Das erklärt vll. auch, weshalb Steinmeier nicht unbedingt willkommener Gast in der Ukraine war.

        Kurzform: Unschuldig ist in diesem Krieg keine Seite. Fakt ist jedoch, die Urkaine ist nicht unser Bündnispartner und Deutschland schuldet der Urkaine nichts. Die Forderungen seitens der Urkaine an die BRD sind anmaßend, dreist und unverschämt und Melnyk sollte für einige Aussagen des Landes verwiesen werden.
        Russland kann sich nachweislich auf mündliche Vereinbarungen stützen und hier zu Recht Forderungen nach einer neutralen Zone stellen. Die USA haben seiner Zeit genau so reagiert wie Russland heute, als der Russe in Kuba und damit vor der amerikanischen Haustüre gestanden hat.
        Es hätte eine „friedliche Lösung“ gegeben, diese wurde jedoch von der Ukraine ausgeschlagen gleichwohl sie durch und durch demokratisch gewesen wäre.

        • B. Minzenmay Antworten

          Ja klar Herr Ludwig; auch Hitler war eigentlich „ein netter Kerl“. Hat Jopi Heesters einmal gesagt. Da war er allerdings schon 104!

          • S v B

            B. Minzenmay, Sie müssen mir helfen. Trotz zweifachen Lesens des Kommentars kann ich die Stelle nicht entdecken, an der Martin Ludwig uns Präsident Putin als „netten Kerl“ verkaufen will. Vielleicht sollte ich den Text doch noch ein drittes oder gar viertes Mal studieren, damit ich die Passage endlich ausfindig mache. Also auf geht’s…

          • Martin Ludwig

            Der Klassiker, hervorragend. Argumentiert jemand mit Fakten und bringt damit den „Allgemeinsprech“ ins Wanken, kommt die Nazi Keule und die Diffamierungskampagne läuft an.
            Bisher war dieser Blog erstaunlich Sachlich und ein sehr schönes Positiv-Beispiel wie Diskussionen geführt werden KÖNNTEN. Ich gehe einfach mal davon aus, dass Sie die eine Ausnahme hier darstellen, welche die Regel bestätigt.
            Ich hoffe, sie schaffen es eines Tages ihren Standpunkt verbal darzustellen, anstatt zu einem billigen Angriff überzugehen, der das Gegenüber nur in seiner Argumentation bestärkt und die offensichtliche Bankrotterklärung des Gesprächspartners darstellt.

          • H.K.

            @ Martin Ludwig

            Für mein Empfinden ist der Blog noch immer sachlich. Verbale Ausraster sind zumindest mir eher nicht aufgefallen.

            Daß bei einem derart extremen, Gott sei Dank seltenen Thema wie Krieg die Emotionen etwas deutlicher werden als bei banalen, alltäglichen Themen, finde ich verständlich.

            Kontrovers wird sicherlich zu recht diskutiert.

            Ob die Berichterstattung in den Medien immer „objektiv“ und „neutral“ ist, stellt ohnehin jeder seit mindestens 2015, spätestens jedoch seit Corona, fest.

            Und ich will somit gar nicht ausschließen, daß Nachrichten und Berichte während eines Krieges grundsätzlich, egal von welcher Seite, in Frage gestellt werden müssen.

            Aber daß Rußland die Ukraine überfallen hat und nicht andersherum, ist m.E. schon mehr als deutlich zu erkennen.

            Wo da die „Nazikeule“ geschwungen wird, erkenne ich nicht.

          • gerd

            „Wo da die „Nazikeule“ geschwungen wird, erkenne ich nicht.“

            Da kann geholfen werden: B.Minzenmay: „Ja klar Herr Ludwig; auch Hitler war eigentlich „ein netter Kerl“
            Diese Nazikeule in Richtung Martin Ludwig ist nun wirklich nicht zu überlesen.

          • B. Minzenmay

            Liebe SvB,
            dann sag ichs Ihnen einfach mal: Zitat: „Putin hat kein Interesse an einem weiterführenden Krieg und wird mit abschließender Sicherheit kein weiteres Land angreifen – sofern diese nicht den Angriff provozieren“. Zitat Ende. Ist also doch eigentlich ein ganz „netter Kerl“, der Putin, oder? Aber wenn doch (so die tägliche russische Mediendiktion und offensichtlich auch die Meinung einzelner putinverstehender Blog-Follower) so ein Mistvolk (pardon: naziverseuchtes Volk) wie die Ukraine das grundfriedliche Russland ständig provoziert – ja klar, dann muss es eben einfach mal sein.
            Und hätten diese blöden Polen damals nicht durch den schamlosen Überfall auf den Sender in Gleiwitz das friedliebende 3. Reich provoziert, dann wäre natürlich auch nicht zurückgeschossen worden!
            Und, liebe SvB, immer daran denken, was Jaques Delors einmal charmanterweise festgestellt hat!

        • Gerd Rau Antworten

          Wenn man das Opfer zum Täter macht, kocht in mir der Ärger schon ein bisschen hoch. Mündliche Vereinbarungen gab es nicht. Jürgen Chrobok und Hans-Dietrich Genscher hatten nicht ansatzweise die Berechtigung sich über die Entwicklung der Nato zu äussern und schon gar keinen Einfluss auf die Nato, nachzulesen bei Gorbatschow. Ausserdem sollte kein Land das Recht haben über die Bündnisszugehörigkeit seiner Nachbarn zu entscheiden, Russland hätte sich ja als Nachbar auch so benehmen können das z.B. Schweden und Finnland eine Natomitgliedschaft nicht als notwendig erachten. Die Forderungen der Ukraine sind berechtigt, weil die naive Politik Deutschlands gegenüber Russland diese Entwicklung in Russland völlig ignoriert und damit ermöglicht hat.
          https://www.diepresse.com/6112057/otto-habsburg-warnte-2005-europas-groesstes-problem-ist-die-herrschaft-putins
          Nur um zu zeigen das es Politiker gab, die diese Entwicklung vorausgesehen haben.

        • Gerd Rau Antworten

          Kein Land sollte an seine Nachbarn Forderungen stellen dürfen wie die sich zu verhalten haben. Wenn die Russen eine neutrale Zone um sich herum haben wollen, dann sollten Sie sich so verhalten das die Nachbarn nicht die Notwendigkeit sehen zur Nato zu gehen.
          Mich würde wirklich interessieren welche mündlichen Vereinbarungen das sein sollen. Ich kenne es eigentlich so, das sich bei solchen Dingen zwischen Staaten auf Verträge berufen wird, und was irgendwer irgendwo zu irgendwem mal gesagt hat ist völlig unbedeutend, solange es in keinem Vertrag steht.

          • H.K.

            Angeblich gibt es wohl mündliche Zusagen Genschers an Gorbatschow.

            Ob Kohl da auch irgend etwas zugesagt hat, ist mir nicht bekannt.

            Aber wenn sich die Russen auf Genschers Wort verlassen haben ( wenn der denn etwas Demtentsprechendes zugesagt haben sollte ), das aber nicht können, so ist das natürlich auch nicht vertrauenerweckend.

            Andererseits lügen die Russen ( Putin ), daß die Schwarte kracht.

  2. gerd Antworten

    Finnland war über 60 Jahre direkter Nachbar der Sowjetunion und jetzt von Russland ohne Mitglied der Nato zu sein. Das Land ist weder von Stalin, Chruschtschow, Breschnew und Co angegriffen worden. Warum wollen die Finnen nun diesen Zustand ändern? Haben die Todessehnsucht?

    • Gerd Rau Antworten

      Unter Stalin ist Russland 1939 in Finnland einmarschiert, ihre Behauptung ist falsch.

        • H.K. Antworten

          Für die Frage, ob Finnland bereits einmal von Rußland überfallen wurde oder nicht, hat das kleine runde grüne Gemüse hier nichts zu suchen.

        • Gerd Rau Antworten

          Bei einer sachlich falschen Behauptung weis ich nicht worum es geht. Die Finnen haben keine Todessehnsucht, die wollen als Finnen leben und nicht wieder irgendwann russisch werden. Nur sind Sie und viele Deutsche nicht bereit das zu akzeptieren. Beim kalten Krieg hielten Sie den Eintritt in die Nato nicht für nötig, jetzt ja. Man sollte mal darüber nachdenken. Übrigens hat Otto von Habsburg irgendwann 2005 rum die Entwicklung die Putin nehmen wird exakt vorhergesagt, aber in Deutschland hört man ja nicht auf die, die die Wahrheit sagen.

          • gerd

            Als die beiden Blöcke Warschauer Pakt und Nato sich, bis an die Zähne bewaffnet, in Berlin gegenüber standen, fanden die Finnen das nicht bedrohlich?

  3. Alexander Droste Antworten

    „Erdogan räumt ein, dass die Türkei nicht in der Lage ist, auf Gas aus Russland zu verzichten

    Tayyip Erdogan sagte am Donnerstag, die Türkei könne sich nicht weigern, russisches Gas zu kaufen.
    Am 19. Mai traf der türkische Präsident Tayyip Erdogan mit Jugendlichen aus der Region zusammen und erklärte, die Türkei könne die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland nicht abbrechen.

    Erdoğan erinnerte daran, dass die Türkei und Russland gemeinsam das Kernkraftwerk Akkuyu bauen, das in Kürze fertiggestellt werden soll und den türkischen Staat mit Strom versorgen wird.

    Erdogan sagte auch, dass die Türkei fünfzig Prozent ihres Gasbedarfs durch den Kauf dieser Energiequelle aus Russland deckt.

    Darüber hinaus hat Tayyip Erdogan öffentlich erklärt, dass die Türkei die Beziehungen zur Ukraine, die ebenfalls ein langjähriger Partner der Türkei ist, nicht abbrechen wird.“ (Quelle: Prospekt Mira)

    „Mit den Beitrittsgesuchen Finnlands und Schwedens zur NATO wird eine neue Runde der Erweiterung des von den USA geführten Militärbündnisses eingeläutet, aber diese Veränderung wird die kollektive Sicherheit Europas nicht stärken, sondern nur den USA zugute kommen, da Washington seine schwindende Hegemonie nur wiederherstellen kann, indem es die Spannungen in anderen Regionen aufrechterhält oder neue Konflikte provoziert“, so Liu Xiang, Experte für US-Studien.

    • S v B Antworten

      Der Türkei geht es wirtschaftlich zur Zeit bekanntlich nicht eben rosig,. Die Inflationsrate ist extrem hoch. Da kann es doch wirklich nicht verwundern, wenn Erdogan keinerlei Neigung zu einem ökonomischen Harakiri verspürt. Deshalb wird und muss er die dem Westen genehme wirtschaftliche Abnabelung von Russland ablehnen. Wahrscheinlich ist es manchen hierzulande nicht einmal bewusst, dass sich selbst ein Herr Erdogan – man höre und staune – sehr wohl der Verantwortung für sein Land und dessen Menschen bewusst sein könnte. Er ist um Neutralität bemüht. Ich find’s gut.

      • H.K. Antworten

        Ich widerspreche Ihnen nur sehr ungern.

        Aber einen lautstarken Querulanten in der NATO, von dem bekannt ist, daß er ein Freund von Erpressungen ist ( s. Flüchtlingsdeal mit der EU ) und damit ggf. die Sicherheit Europas gefährdet und dazu Waffensysteme in Rußland kauft statt bei seinen Bündnispartnern, kann man(n) eigentlich nur halten wollen, wenn es neben Incirlik keine Alternativen gibt.

        • S v B Antworten

          Wer meinte noch gleich so frappierend einsichtig „Staaten haben keine Freunde, nur Interessen“? Genau, der große Charles de Gaulle (jedenfalls wird die Sentenz diesem klugen Staatsmann zugeschrieben). Tatsächlich scheint es, als hätte der Mann sich in zwischenstaatlichen Beziehungen verdammt gut ausgekannt. Aus durchaus nachvollziehbaren Gründen tendiert allerdings gerade Deutschland allzu oft dazu, die kluge Erkenntnis de Gaulles zu negieren, ja die beiden Objekte des Spruchs gar gegeneinander auszutauschen, de Gaulles Worte also zu pervertieren. Wobei sich dieser dann wie folgt liest: Staaten haben keine Interessen, nur Freunde. Ob man das vielleicht als Resultat feministischer Außenpolitik betrachten könnte? Tiefblauäugig klingt die Sache allemal. Es dürfte sich inzwischen weltweit herumgesprochen haben, dass die deutsche Politik diesem speziellen Teil des ideellen Nachlasses de Gaulles‘ nicht die Bedeutung zukommen lässt, die ihr vielleicht doch gebührt. sssss

          • S v B

            Die „Esse“ am Schluss sind ohne Belang. Ein Finger ist außer Kontrolle geraten…

          • H.K.

            Ach, was sollten „uns Jungen“ denn wohl „die Ollen“ sagen können wollen dürfen ?

            Im Gegensatz zu diesen senilen Tatterichen sind WIR sogar in der Lage, das Rad zu erfinden.

            Wie ? Gibt‘s schon?

            Bestimmt weder klimaneutral noch gendergerecht.

            Also: wird neu erfunden …

            Immer nach dem Motto „ Was können wir von den Alten lernen ? Das Sterben“.

            Äääähemmm …

  4. Alexander Droste Antworten

    Valery, [20.05.2022 12:44].

    Amerikanischer Politikwissenschaftler und Professor an der University of Chicago John Mearsheimer:

    „Die liberale Weltordnung ist zerstört. Nicht nur wegen des Konflikts zwischen den USA und Russland, sondern auch wegen des Konflikts und der Konkurrenz zwischen den USA und China im Osten.

    Die unipolare Welt mit einem liberalen Hegemon, vertreten durch die USA, ist verschwunden. Wir befinden uns in einer multipolaren Welt, in der der Wettbewerb der Großmächte wieder auf der Tagesordnung steht. Die internationale Politik und die lokalen Staaten müssen das Handeln der Großmächte und deren Interessen und Bestrebungen berücksichtigen.

    Eine Großmacht, seien es die USA oder Russland, wird sich gewaltsam verhalten, wenn sie ihre Interessen bedroht sieht. Die Russen glauben, dass die Ukraine, wenn sie zu einer Bastion des Westens wird, eine existenzielle Bedrohung für Russland darstellt. Sie mögen damit nicht einverstanden sein, aber so denken die Russen. Und sie handeln entsprechend.

    Es lag im eigenen Interesse der Ukraine, gegenüber Russland klug zu handeln und dem russischen Bären nicht mit dem Stock ins Auge zu stechen. Denn letztendlich hat es zu der Situation geführt, in der wir uns alle befinden.“

    • S v B Antworten

      John Mearsheimer ist zweifelsfrei einer der geopolitisch versiertesten Fachleute, also ein „weiser alter Hase“ auf einem Gebiet, das in der Politik wohl wie kein zweites genaues Beobachten sowie logisches und ein Denkvermögen voraussetzt, das den Denkenden selbst angesichts hyperkomplexer Zusammenhänge nicht im Stich lässt. An all dem mangelt es dieser Tage sowohl in der Politik als auch im Medialen. Professor Mearsheimer verfolgt die geopolitischen Aspirationen und Bewegungen seit Jahrzehnten.sehr aufmerksam. Wenn jemand wie ER die gegenwärtige Lage analysiert und vermittelt, kann man es mir wirklich nicht verübeln, wenn ich diesem Mann auf dem genannten Gebiet weitaus größere Kompetenz zubillige und daher eher gewillt bin, ihm mein Vertrauen entgegen zu bringen den allermeisten, vielleicht allen, anderen. Nicht umsonst gilt Mearsheimer als ausgewiesener(!) Experte auf dem Gebiet der Geo- und Sicherheitspolitik. Über Jahrzehnte hat er die globalen Entwicklungen eingehend studiert, alle offen sichtbaren wie auch unterschwelligen Bewegungen genau verfolgt. Deswegen dürfte unstrittig sein, dass die sich aus Mearsheimers jahrzehntelangen Beschäftigung mit Geopolitik gewonnenen Erkenntnisse und gezogenen Schlüsse sowie die aus den jeweiligen Entwicklungen resultierenden Konsequenzen dem realen Verlauf der Dinge weitgehend entsprechen, bzw. entsprachen. – Leuten wie von der Leyen, Merz, Baerbock u. a. m. gehen diesbezügliche Expertise und Erfahrungen völlig ab. Keiner der für Deutschland politisch Verantwortlichen verfügt, was Geostrategien, Geopolitik und deren Implikationen angeht, über auch nur annähernd ausreichende Kenntnisse. Hätte die Politik dieses Problem erkannt, hätte sie sich – (hoffentlich) – längst schon zwecks ständiger und ausführlicher Beratung an ausgewiesene(!) Spezialisten mit langjähriger Erfahrung auf diesem Sektor gewendet. Jetzt ist es ohnehin zu spät, jedenfalls was den gegenwärtigen Konflikt in Osteuropa angeht. Dennoch, und im Hinblick auf zukünftige Problemsituationen – sollte man sich auch hier an die alte Regel halten, besser spät als nie.- Ihre totale Überforderung kann man den verantwortlichen Politkern im Grunde nicht einmal übel nehmen. Voller Enthusiasmus über den Wahlsieg spuckte man in die Hände und machte sich ans Regieren. Und dann – eine furchtbare Überraschung. Die jüngsten Ereignisse haben Deutschlands Politiker mutmaßlich kalt erwischt. Gerechnet hatten sie mit einem Krieg in Osteuropa ganz sicher nicht. Aber, hätten sie dies vielleicht sollen? Ab einem gewissen Punkt? Man darf vermuten, dass John Mearsheimer genau dieser Ansicht wäre und die Frage mit einem deutlichen Ja beantworten würde.

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