In Immenstadt im Oberallgäu läuten die Kirchenglocken – so, wie überall in Deutschland, zumindest an den Sonntagen. In Bayern ist das Christentum noch eine relevante gesellschaftliche Größe, und das ist auch gut so. Nun hat eine evangelische Gemeinde das allmorgendliche Läuten von 8 auf 7 Uhr vorverlegt, und ein Bürger läuft dagegen Sturm. So etwas ist keine Seltenheit, und mein erster Gedanke, wie das „Problem“ zu lösen wäre, lautet: Entweder ziehen alle Immenstädter woanders hin, oder der Unzufriedene sucht sich eine andere Stadt oder ein Plätzchen irgendwo fernab von menschlichen Wohnsiedlungen. Aber das wird nicht passieren, wie wir alle wissen. Es ist schon erstaunlich, wie in Deutschland Partikularinteressen zunehmend zum Problem werden, mit dem die große Mehrheit der Bevölkerung drangsaliert werden. Den einen stören die Kirchenglocken, den anderen der Kinderlärm von der benachbarten Kita, den Dritten der nahe Sportplatz. Ich rede hier nicht der Lärmbelästigung das Wort, aber in Immenstadt läuten die Glocken drei Mal am Tag. Drei Mal, immer für ein bis zwei Minuten. Ist es wirklich zu viel verlangt, das zu ertragen? Oder werden wir ein Volk von Gewohnheitsnörglern? In Schleswig, Neumünster und Rendsburg ist neuerdings erlaubt, dass der Muezzin vom Minarett aus fünf Mal am Tag die Muslime zum Gebet ruft. Ich persönlich bevorzuge, wenn vom Kirchturm unserer Gemeinde die Glocken geläutet werden, denn modern ausgedrückt: das ist der Sound unserer Kultur.

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Dieser Artikel wurde 9 mal kommentiert

  1. Gisbert Britz Antworten

    Heute, 13:59
    Zitat von »Klaus Kelle« Ist es wirklich zu viel verlangt, das zu ertragen?

    Das hängt von der Entfernung der Wohnung zur Kirche ab. Und das ist Zufall. Wenn ich gleich gegenüber der Kirche wohne und Nachtarbeiter bin (auch Zufall), kann das Läuten schon auf die Nerven gehen. Ich wohne 2 km von St. Bruno entfernt und habe Doppelverglasung. Von mir aus können die jede Minute bimmeln.

    Zufall ist auch, dass ich in Köln geboren und katholisch getauft wurde. (Wenn ich in Lüsberg [Oberberg. Kreis] geboren worden wäre, gäbe es das Problem auch nicht. Die nächsten Kirchen sind in Wildberg und Eckenhagen.

    Ich habe 1954 bis 1957 in der Einflugschneise des Flughafens Berlin Tempelhof (Ringbahnstr.) studiert. Da musste jede Vorlesung mehrfach unterbrochen werden.
    Die Flugzeuge flogen knapp 100 Meter an unseren Fenstern vorbei, wir konnten die Gesichter der Piloten sehen.

    Anderseits ist das Glockenläuten eine reine Werbeveranstaltung. Soll ich mit Sirenen zur Beteiligung an meinem Forum aufrufen?

  2. Gisbert Britz Antworten

    Im Krieg war das Glockenläuten „Wasseralarm“, ein Service der Kirche.
    Das Glockenläuten hat bei der Torpedierung der Möhnetalsperre Tausenden das Leben gerettet.
    Bis auf die, die gemault haben: „Ach, schon wieder Probealarm.“ Die und die russischen Lagerinsassen versoffen.

  3. Helmut Zilliken Antworten

    Bin von einer Großstadt mit Kirche 150 m entfernt in ein Dorf mit Kirche 70 m entfernt gezogen und habe dort Immobilie erworben. Ich wußte also genau – beim Kauf schon – wem die Glocken geschlagen haben. Basta! Muß die „hochverehrte“ Dumpfbacke halt ein anderes Zuhause suchen – ein Bunker wäre da optimal. Noch ein Hinweis an die Ureinwohner von Immenstadt: Zeigt mit dem Finger auf den Mann. Tuschelt dabei leise (kann auch der Klatsch vom Vortag sein) und grüßt ihn höflich aber hönisch grinsend. Bitte tagtäglich und wenns geht mehrfach am Tag. Oha, das hilft – und ist keinesfalls strafbar. Berichtet mir dann von Eurer Aktion. Und bitte keine Feigheit vortäuschen.

  4. Uwe_aus_DO Antworten

    Glockenläuten – der Sound unserer Kultur. Chapeau, Klaus Kelle, für dieses Wort. Dennoch: Mir fiel bei der Lektüre etwas ganz anderes ein. Geht dieser Querulant vor Gericht, hat er -wie frühere Fälle belegen- gute Chancen auf Erfolg, und niemanden, jedenfalls in den Medien, wird es interessieren.

    Wie wäre das, wenn ein Deutsches Gericht die Rufe des Muezzin einschränkt?

    Ich glaube, ich beginne langsam zu verstehen, was in der Weimarer Republik passiert ist. Dieses Land, seine Kultur, ja sein Grundgesetz schafft sich selbst ab.

  5. Felix Becker Antworten

    Hier wäre zu erwähnen, dass unsere Bundesregierung (unter Einfluss der GRÜNEN oder im „GRÜNEN Mainstream“) das Bundesimmissionsschutzgesetz so gemacht hat wie es ist! Die dadurch entstandenen „Ansprüche“ sind wie die Geister, die man rief und nun nicht mehr los wird!

  6. Gisbert Britz Antworten

    (Auszug)
    „Der österreichische Rentner mähte seinen Rasen und jodelte dabei und sang Volkslieder. Seine muslimischen Nachbarn fühlten sich im Gebet gestört und zeigten den Mann an – er hätte den Ruf eines Muezzins nachgemacht. Das absolut gestörte an der Sache: Der Rentner wurde wegen “Verächtlichmachung religiöser Symbole” und “Behinderung der Religionsausübung” zu 800€ Geldstrafe verurteilt!!!! Er wusste nichtmal, wie der Muezzin-Ruf geht, geschweige denn hat er ihn nachgemacht!“

    (Quelle Michael Mannheimer)

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