Die katholische Kirche lebt

Auf dem Petersplatz in Rom hat am Vormittag Papst Franziskus die Totenmesse für seinen Vorgänger im Petrusamt, den deutschen Papst Benedikt XVI gelesen (zelebriert wurde von Kardinal Giovanni Battista Re). Ich habe mir den Livestream angeschaut und wohlwollend wahrgenommen, dass in der katholischen Kirche in der Nachbarschaft die Glocken geläutet wurden.

Das Requiem war würdig, Zehntausende Gläubige waren dabei, fast 4000 Priester, Bischöfe, Kardinäle. Nach – wie ich das empfinde – wirklich dunklen Jahren meiner Kirche, nach all den schrecklichen Fällen sexuellen Missbrauchs in der Kirche Jesu, nach Vertuschungen, nach Heuchelei, nach so vielen, die den Namen Gottes mit Schmutz überzogen haben, waren das mal wieder zwei Stunden, in denen ich als Katholik durchatmen konnte. Und feststellen, dass es meine katholische Kirche noch gibt, und dass sie immer noch stark ist, dass sie lebt trotz all der Bemühungen der Mehrheit der deutschen Würdenträger, wo ich zögere, dieses Wort angesichts des zerstörerischen Treibens von Herrn Bätzing an der Spitze der Deutschen Bischofskonferenz überhaupt zu verwenden.

Mein Papst, langjährige Leser hier wissen das, war und ist Johannes Paul II. Als ich mich vor vier Jahrzehnten auf der langen Weg begab, den christlichen Glauben für mich zu entdecken, war dieser großartige Mann aus Polen einer der wichtigen Faktoren. Ein wahrer Heiliger, der sich dem Sturm des Zeitgeistes auch im hohen Alter und gebrechlich mutig entgegenstellte, gestützt auf seinen Hirtenstab. Er war es, der die katholische Weltkirche in die Schlacht gegen den gottlosen Kommunismus führte. Seine Fotos und große Holzkreuze trugen die Arbeiter in der Danziger Werft, als sie sich gegen das Machtsystem auflehnten. Gott ist bei uns, wer soll uns aufhalten?

Jede Zeit hat ihren Papst. JP II war genau der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort, als die großen Umbrüche im Osten Europas ihren Lauf nahmen. Und dann der Deutsche, Joseph Ratzinger aus Bayern, Papst Benedikt XVI. Ein hochintellektueller Feingeist, ein gelehrter, einer, der nach den aufregenden Jahren davor der richtige Mann schien, die Kirche wieder in ruhiges Fahrwasser zu führen. Es gelang ihm nicht, die Welle an Schmutz aus allen Ecken seiner Kirche, überlagerte alles. Noch nach seinem Tod zeigten Kirchenhasser null Erbarmen und versuchten, das Andenken an Benedikt zu beschmutzen, in dem sie eine alte Geschichte aus seiner Amtszeit als Erzbischof in München und Freising aufzuwärmen versuchten. Doch die Wahrheit ist, dass Benedikt XVI der erste Papst war, der sich mit Opfern getroffen und mit ihnen zusammen gebetet hat. Er ordnete strenge Regeln für die Priesterausbildung an, änderte die Verfahren, wenn Missbrauchsfälle entdeckt wurden. Opfer erhielten Entschädigungszahlungen – was haben eigentlich die Grünen getan, um den Opfern der Missbrauchsfälle in ihren Gründerjahren gerecht zu werden? Ausgerechnet Papst Benedikt verantwortlich zu machen für das, was in der Kirche geschehen konnte, ist grotesk.

Und jetzt Papst Franziskus, ein Pontifex mit dem ich immer mal fremdele, ohne seine Rolle in Frage zu stellen. Wenn die Hälfte der Katholiken auf diesem Planeten in Latein- und Südamerika leben, dann ich doch klar, dass nicht immer ein Italiener Papst wird, sondern dann auch zum Beispiel einmal einer aus Argentinien. Ich sehe, dass Franziskus nichts an der Lehre zu ändern versucht. Manche Äußerungen allerdings…naja.

Jede Zeit hat ihren Papst. Ich hoffe übrigens, dass der nächste einer aus Afrika sein wird. ich habe da einen Mann im Auge, aber davon erzähle ich Ihnen später einmal.

Möge Gott Sie alle segnen!

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Dieser Artikel wurde 9 mal kommentiert

  1. Freichrist343 Antworten

    Es ist gut, dass sich Päpste gegen Abtreibung positionieren. Aber es ist ein Fehler, an einen persönlichen Schöpfer-Gott zu glauben. Nötig ist eine Erneuerung des Christentums gemäß Patricia Garfield. Mehr dazu auf meiner Internetseite (bitte auf meinen Nick-Namen klicken).

    • Johannes Antworten

      „Aber es ist ein Fehler, an einen persönlichen Schöpfer-Gott zu glauben.“

      Nein, ist es nicht. Ein Fehler ist es, ihm, Jesus, nicht zu vertrauen.

  2. Peter Schmandt Antworten

    Die Kirche lebt so was von …! Auch wenn sie von Versuchungen heimgesucht wurde und wird, so gilt doch: In hoc signo vinces!. Hier in Rom auf dem Petersplatz im Beisein der Weltkirche wird klar, wie randständig die dt. Amts- und Verbandskatholiken sind. Es ist nur zu hoffen, dass der daraus entstehende Schaden geringfügig bleibt…

    • aha Antworten

      „In diesem Zeichen wirst Du siegen!“ So wird der Egoismus gefördert. Meiner Meinung nach, brauchen die Christen wieder Zucht. Mit Jesus und dem ewigen Leben macht man es ihnen zu einfach. Als die Christen noch Angst vor dem Fegefeuer bzw. der Hölle hatten hat sich doch ein großer Teil zusammen gerissen.

      Die übelsten Intriganten gegenüber meiner (mittlerweile verstorbenen) Nachbarin waren Kirchgängers.

      Meine übelsten Grundstücks-Nachbarn sind Kirchgängers.

      Mich hat hat man beschuldigt ich würde Kinder missbrauchen. Da deuten auch alle Indizien darauf hin, dass die Kirchgängers dahinter stecken.

      Also alles Evangelische.

      Ich hatte Erziehungsprobleme wegen Verhaltensmustern aus der Familie meiner Ex-Frau. Die Therapeuten meiner Tochter waren durchwegs Frauen. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass ländlich-katholische Frauen besser arbeiten als hier städtisch-evangelische.

  3. Nordlicht Antworten

    Als Protestant, der nach den inakzeptablen Verirrungen aus dieser Staatskirche ausgetreten ist, erscheint der römische Katholizismus noch am Christentum orientiert und damit eine Hoffnung zu sein.

    Die deutschen Katholiken mit dem ominösen „synodalen Weg“ sind in meinen Augen Kopien der EKD der 70er. Damals begannen die Funktionäre der Evangelischen Landeskirchen mit deren Ent-Christlichung; dieses Ziel ist nun zweifellos erreicht.

    Die deutschen Katholiken scheinen diesem Prozess nachzueifern.

    Eine Bekannte ist unlängst zum Katholizismus übergetreten, hat die dafür notwendigen Lernprozesse und die Taufe vollzogen. Ich stehe einem solchen Schritt noch distanziert gegenüber.

    • H.K. Antworten

      Wenn Sie einmal z.B. in Rom waren, im Petersdom, gar nicht mal, wenn der Papst einzieht und 20.000 Menschen singen, sondern an einem normalen Tag und da in irgend einer kleinen Kapelle eine Messe mitfeiern, grübeln Sie nicht mehr.

      Und wenn der Papst einzieht und Sie sind dabei, …

      Am vergangenen Weihnachtsfest waren wir zum ersten Mal nach zwei Festen ohne Messe in unserer Kirche.

      Mäßig besucht, maximal halb voll.

      Unser Pfarrer zieht ein, 20 Ministranten ( alle mit Make ), der Organist zieht alle Register – spätestens dann weiß ich, was die beiden anderen Feste gefehlt hat.

  4. Angelika Antworten

    Ich hätte mal eine Frage. Vielleicht weiß das jemand.
    Wieso wurde Papst Benedikt nicht wesentlich besser geschminkt? Ich habe keine Ahnung. Aber ich vermute, man kann das heutzutage viel besser.
    Tut mir leid, aber die Art wie man ihn „dargeboten“ hat, fand ich grauenhaft. Er war zu Lebzeiten ein schöner Mensch. Und der letzte Anblick von ihm soll so sein?
    Weiß jemand, ob das irgendein christliche Botschaft über die Vergänglichkeit des Lebens vermitteln soll?
    Hätte ich was zu sagen, würde ich im Vatikan Rabatz machen.

  5. Frank Wittig Antworten

    Guter Artikel. Ich empfand manches „Nachtreten“ bei uns in den Medien in Deutschland für unwürdig. Wer nur ein Buch von ihm gelesen hat, ist fasziniert wie einem der christliche Glaube nahegebracht wird. Mit verständlichen Worten aber brillant in der Argumentation. Ein wahrhaft großer Theologe.

  6. Hildegard Königs-Albrecht Dr. Antworten

    Kardinal Meisner nannte Benedikt XVI. zu recht einen großen Gelehrten, der fromm sei wie ein Kommunionkind. Trotz seiner Gelehrsamkeit sind seine Texte gut zu verstehen und immer wieder eine Quelle der Erkenntnis.

    Auch ich habe das Requiem in Rom verfolgt und sogar aus der Ferne voll Freude erlebt, der weltweiten katholischen Gemeinschaft anzugehören. Vor Jahren war Papst Benedikt beim Auszug aus dem Petersdom nach einer Adventsvesper mir zum Greifen nah.
    Er war mein Herzenspapst.

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