Diese Nato hat keine Zukunft

In Brüssel beginnt heute der Nato-Gipfel, und nicht wenige Kommentatoren sehen darin den Anfang vom Ende des westlichen Verteidigungsbündnisses, das nach wie vor die mit Abstand stärkste militärische Macht auf diesem Planeten ist – trotz der deutschen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.

Der amerikanische Präsident Donald Trump hat recht mit seiner Kritik. Die meisten europäischen Länder haben es sich über die Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges und nach dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes gemütlich auf dem Sofa eingerichtet, niemand so sehr wie Deutschland. Die Amis machen das schon, und wenn sie ihre jungen Männer und Frauen irgendwo in einen Krieg schicken, dann ist die Bundeswehr nicht dabei. Vielleicht schicken wir Sanitäter und Kopfschmerztabletten, Gleichstellungsbeauftragte in Uniform und fragen – wenn der Krieg vorbei ist – , ob wir in den zerbombten Häuserschluchten Geschäfte beim Wiederaufbau machen können. Ganz sicher aber werden wir die USA belehren, was sie alles falsch gemacht haben. So läuft das seit vielen Jahren, und damit wird aller Voraussicht nach jetzt Schluss sein.

Die Vereinigten Staaten sind es leid, für ganz Europa auf ihre Kosten Sicherheit zu garantieren – das funktioniert so seit Jahrzehnten – und wir haben große Schnauze. Ich wiederhole nochmal, was ich schon mehrfach geschrieben habe: Von 128 Kampfflugzeugen „Eurofighter“ waren vor vier Wochen vier (!) einsatzbereit für Landesverteidigung und Bündnisverpflichtungen. Von unseren sechs deutschen U-Booten der Marine war vor zwei Monaten nicht ein einziges einsatzfähig. Die 54 neu angeschafften Marinehubschrauber dürfen nicht über große Wasserflächen fliegen, wie man festgestellt hat, nachdem sie bezahlt wurden. Über den Megaflopp mit der Aufklährungsdrone „Euro Hawk“, der 500 Millionen Euro Steuergeld verballerte, oder das angeblich nicht funktionsfähige Schnellfeuergewehr G3 will ich hier gar nicht anfangen.

Aber die Verteidigungsministerin kauft Kampfanzüge für Schwangere und veranstaltet Seminare für sexuelle Vielfalt in der Truppe. Und unsere Soldaten? Die machen unter schwierigsten Bedingungen einen phantastischen Job. Sie riskieren ihre Leben in Afghanistan, im Irak und in Mali…fernab von den klimatisierten Konferenzräumen in Brüssel. Und sie erhalten keine Anerkennung für das, was sie für uns alle leisten. Veteranen haben nach ihren Auslandseinsätzen keine angemessene Leistungen zu erwarten. Soldaten in Uniform werden auf öffentlicher Straße angespuckt.

Donald Trump hat recht: Europa insgesamt und besonders Deutschland mü+ssen viel mehr tun, sonst ist die Allianz erledigt – nicht heute, nicht nächstes Jahr, aber in der Zukunft. Und wenn es die Nato eines Tages nicht mehr geben wird, dann werden wir uns alle die Augen reiben, welche Leute dann auf diesem Planeten das sagen haben.

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Dieser Artikel wurde 20 mal kommentiert

  1. Alexander Droste Antworten

    Ich weiß gar nicht, was Sie wollen, Herr Kelle. In Büchel sind doch die modernsten Atomraketen stationiert. Es kann uns doch gar nichts passieren.

    • Klaus Kelle Antworten

      Natürlich kann uns nichts passieren, so lange die Amis ihre Hand über uns halten. Wenn sie dazu keine Lust mehr haben, haben wir ein Problem.

      • Alexander Droste Antworten

        Problem? Welches denn? Ah, ich ahne was: Der böse Russe.
        Reine Verschwörungstheorie.

        • Wolfgang Andreas Antworten

          Aha, der Herr Dorste,
          auch einer der meint, daß der ewige Friede ausgebrochen sei: Friede, Freude, Eierkuchen! – Hier nun etwas Nachhilfe in geistiger Kurzschrift: Wilhelm Busch: „Kaum hat einer ein bissel was, schon gibt es welche die ärgert das…“// Friedrich Schiller: “ …es kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt!“ // Bundeswehrigel bis zu den Pfeifen und Pfeifinnen, die sich Verteidigungsminister nannten: „…bewaffnet, doch als Friedensheld!“, aktuelle Politik, Bertolt Brecht: „Die dümmsten Kälber suchen sich ihre Schlächter selber!“ Was meinen Sie, lieber Herr Droste, wie schnell unser trautes Wohlsein und unsere fetten Bäuche schmelzen können? Mit Weicheiern, Warmduschern und Traumtänzern kann, will und wird man sich nicht verteidigen können. Ergo: Ich hoffe nur, daß die degenerierten Europäer einen ebenso netten Eroberer bekommen wie einst die verkommenen Römer unseren Karl den Großen! – Das alles kann man nachlesen in einem Bestseller der 20er Jahre; Oswald Spengler: „Der Untergang des Abendlandes“, München 1919 und aktuell, „Der lange Schatten Oswald Spenglers“, Berlin 2018.

          • Alexander Droste

            Eine Antwort darauf würde das Forum sprengen. Gewiss ist es nur vernünftig auf der Hut zu sein. Allein gebe ich zu bedenken, dass unsere „Freunde“ im Westen bestimmt nicht freundlicher sind, als der Feind im Osten. Uns gegenüber schon mal gar nicht. Eine tüchtige Nationalgarde wie die schweizerische wäre mir recht, und ein Verteidigungsbündnis, das auch nichts anderes sein will, auch. Das Beste von allem wäre tatsächlich ein echter Friedensvertrag ohne Hintertürchen und die Tilgung der Feindstaatenklausel in der UNO-Charta. Allerdings bin ich bei den USA nicht so sicher, die haben noch nie einen Vertrag eingehalten. Einen Friedensvertrag mit Russland gibt es sogar bereits seit 1918. Den hat Hitler gebrochen. Ich bin nicht sicher, ob sein Nachfolgeregime ihn erneuert hat. Mit den Westalliierten gibt es de facto einen Waffenstillstand. Die 2+4-Verträge von 1990 sollen ja so etwas sein wie ein Friedensvertrag und die Entlassung der Bundesrepublik in die Vollsouveränität. Da bin ich aber auch nicht ganz sicher. Sagte doch W. Schäuble (ich glaub 2015 war es) höchstselbst: “Und wir in Deutschland sind seit dem 8. Mai 1945 zu keinem Zeitpunkt mehr voll souverän gewesen.”

  2. Harald Gaspers Antworten

    Lieber Klaus Kelle,
    einmal mehr pointiert und leider sehr treffend den Finger in die Wunde gelegt!
    Wir verlieren in Deutschland auf vielen Gebieten zunehmend unsere Autonomie….

    • Alexander Droste Antworten

      Autonomie? Was soll’n das sein? Deutschland ist seit 1945 nicht mehr autonom. Deutschland ist zudem Reletstation für alle US-Kriege in Afrika und Asien, zu denen die Staaten dort nicht eingeladen haben, entgegen anderslautender Passi im Grundgesetz.

      Und die NATO ist auch kein Verteidigungsbündnis mehr. Seit „Kosovo“.

      Ich bin dafür, aus der NATO auszutreten und ein neutraler Staat zu werden, wie es kurzzeitig mal kurz nach dem Krieg und kurz nach der Wende angedacht wurde. Wir können dann segensreicher in der Welt einfluss nehmen, indem wir den von der NATO geschädigten Nationen beim Wiederaufbau helfen.

      Außerdem sind deutsche Truppen in vielerlei Ländern stationiert, die nicht NATO-Gebiet sind. Das kostet ja schon genug.

  3. colorado 07 Antworten

    Ich gebe Ihnen recht, Herr Kelle. Die Nato hat nur eine Überlebenschance, wenn die Lasten gerechter verteilt werden. Und dass die USA sich weiter ans Bein pinkeln lassen , glaube ich nicht.
    Für uns ist alles zu selbstverständlich geworden. Nun bröckelt die Selbstverständlichkeit ab. Und wenn uns nichts anderes einfällt als auf die bösen Amis mit ihrem infernalischen Präsidenten zu schimpfen, stehen wir bald im Regen.

    • Alexander Droste Antworten

      Es sind die Amerikaner, die ständig an irgendwelche Beine pinkeln.

    • H.T.Bicking Antworten

      Tatsächlich buckeln wir bereits seit längerem vor dem nahen Osten. In vorauseilendem Gehorsam. Innerhalb der EU müssen wir selbst fürs zuhören bezahlen.

  4. Stefan Schmidt Antworten

    Sehr richtig, was Sie hier schreiben!
    „Kampfanzüge für Schwangere“ und „Seminare für sexuelle Vielfalt“, bitte was?
    Haben Sie da vielleicht Quellen dafür? Ich habe davon noch gar nichts gehört.
    Ich glaube Ihnen das, würde aber gerne mehr darüber lesen, vielleicht suche ich gleich mal.
    Kampfanzüge für Schwangere…..wollen diese Menschen tatsächlich so sehr, dass noch weniger Kinder geboren werden, dass sie nicht nur Abtreibung ohne Grenzen befürworten, jetzt wollen sie noch Schwangere in den Kampf schicken?
    (hier habe ich natürlich polemisch übertrieben)

    • Alexander Droste Antworten

      Strampelanzüge in nato-grün und Kampfrasseln, damit auch die Jüngsten uns verteidigen können.

  5. colorado 07 Antworten

    Ach, Herr Droste, Ihr Antiamerikanismus ist schon mehrmals rausgekommen, nichts Neues!

    • Alexander Droste Antworten

      Nur gegen ein bestimmtes Establishment. Ansonsten sind mir die Amerikaner lieb und teuer. 😉

  6. Hans Wolfgang Schumacher Antworten

    Ich höre immer, dass Donald Trump von Deutschland vor allem verlangt, seine Zusagen zu erfüllen und mehr Geld für das Militär auszugeben.

    Ich glaube aber nicht, dass eine Erhöhung des Rüstungsetats der Bundeswehr dieser selbst oder der NATO nützt:

    Das kleine Deutschland war im Jahr 2017 im Ranking der Länder mit den weltweit höchsten Rüstungsausgaben mit 4,3 Milliarden US- Dollar immerhin auf Platz 9 !

    Mit dem Erfolg, dass die so teure Bundeswehr trotzdem völlig impotent ist und bereits einem Angriff der Liechtensteiner Gendarmerie nicht standhalten könnte.

    Diese marode Bundeswehr in irgendwelche Einsätze zu schicken, ist derzeit den Soldaten gegenüber vollkommen verantwortungslos.
    Zunächst muss die Bundeswehr von Grund auf reformiert werden. Das ist aber wohl weniger ein finanzielles Problem.

    Die Militärausgaben der USA lagen übrigens bei 610 Milliarden Dollar , bei China waren es 228 Milliarden Dollar und bei Russland, dem Reich des absolut Bösen, waren es 66,3 Milliarden Dollar.

    • Hans Wolfgang Schumacher Antworten

      Korrektur:

      Deutschland hatte natürlich 44,3 Milliarden US – Dollar ausgegeben, nicht 4,3 Milliarden. Sorry.

  7. Wolfgang Andreas Antworten

    Aber…..,
    vielleicht steckt hinter allem Gebaren der deutschen Politik doch der Plan, die Nato kaputt zu machen? So nach der Methode der Kommunisten, 68er, Islamisierer u.a., genannt „Salamitaktik“? – Man kann doch die Augen nicht verschließen vor bisher Geschehenem: Abschaffung der Wehrpflicht, Sparen bis zur Wehrunfähigkeit, massenhaft ans Tageslicht getretene Konstruktionsfehler bei Waffen und Tross, Energienot und -abhängigkeit…die Liste wäre endlos! Und dann eine Verteidigungsministerin, die noch niemals eine militärische Grundausbildung hinter sich brachte und im weißen Hosenanzügelchen die dreckverschmierten Soldaten bei einer Gefechtsübung „besucht“. Das alles kann doch nur einem im Wohlstand sich suhlenden Trottel verborgen bleiben!!! Rom und Oswald Spengler lassen grüßen! Hoffentlich findet Europa einen solch´ netten „Feindlichen Übernehmer“ wie es Karl der Große war!

  8. Sebastian Antworten

    Na ja. Ich bin sehr dafür, die Bundeswehr abzuschaffen und die NATO aufzulösen. Das würde sehr viel Geld sparen.

    Wir sind doch ein christliches Land. Und die CDU angeblich eine christliche Partei. Da müßte es doch die erste Amtshandlung sein, einen Plan für die Auflösung der Bundeswehr und den Ausstieg aus der NATO zu erarbeiten.

    Leider sind heutzutage selbst die linken Parteien derartig angepaßt, daß sie die Bundeswehr nicht infrage stellen.

    Eine Demilitarisierungsdynamik kann nun mal nur dann entstehen, wenn irgendjemand damit anfängt.

    Mittlerweile ist es auch nicht mehr allzu mutig, damit anzufangen.

  9. Wolfgang Antworten

    Also historisch gesehen haben wir es uns keineswegs „gemütlich gemacht“. Wir haben in der Nachkriegszeit eine Armee unterhalten, die ausgelegt war auf einen Angriff des Warschauer Paktes. Dabei muss man auch daran denken, dass damals wie heute die Größe und der Umfang der Bundeswehr letztlich von den Sicherheitsinteressen Englands und Frankreichs abhängt. Also: Wir dürfen keine Bundeswehr aufbauen, die die Sicherheitsinteressen dieser Länder tangiert.

    Diese Einbindung bedeutet: Wir können nur dann eine Armee aufbauen, wenn es ein gemeinsames Produkt dieser Länder ist. Wir brauchen eine Truppe, die gemeinsam mit England und Frankreich agieren kann, nicht aber gegen sie.

    Ein einfaches „erhöhen der Verteidigungsausgaben“ ist schnell realisierbar. Man muss im Grunde nur die Gehälter aller beteiligten verdoppeln und schon ist das Geld ausgegeben. Will man es allerdings im Sinne Trumps tun, dann braucht man entsprechende Projekte. Wir brauchen also eine eigene Raumstation oder einen eigenen Flugzeugträger oder was auch immer.

    > Von 128 Kampfflugzeugen “Eurofighter” waren vor vier Wochen vier (!) einsatzbereit für Landesverteidigung und Bündnisverpflichtungen.

    Sowas kann man aber nicht mit „mehr Geld“ ändern. Hier braucht man ein besser organisiertes Beschaffungswesen in der Bundeswehr. Und ein besseres Beschaffungswesen in der Bundeswehr bedeutet letztlich, dass die Kampfflieger sogar preiswerter betrieben werden können.

    Also nach allem was ich weiß, können wir die Schlagkraft der BW nur erhöhen durch konsequente Reorganisation bei der auch Personalentscheidungen gegen verbeamtete Soldaten möglich sind und die letztlich den ganzen Haufen verschlankt und preiswerter macht. Erst danach macht ein Nachdenken über eine Etaterhöhung überhaupt Sinn.

    Und nochwas: Ich bin davon überzeugt, dass Trump das weiß.

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