Kevin Kühnert, Bundesvorsitzender der Jungsozialisten, will die traditionsreiche alte Tante SPD nicht zerstören. Mit seinen Schwachsinnsphantasien von der Verstaatlichung der deutschen Automobilindustrie hat er viele seiner eigenen Genossen verstört und erheblichen Anteil an der aktuellen Umfrage, nach der die SPD zwei Prozent verliert bei der Sonntagsfrage. Und dennoch will ich hier eine Lanze für Kevin brechen.

Ein Jungsozialist tritt für den sozialistische Ideen ein. Ist das wirklich ein Skandal? Natürlich ist Sozialismus ein Irrweg und Verstaatlichungen sind Gift für eine prosperierende Marktwirtschaft. Aber Kühnert will zurück zu den Quellen seiner Überzeugungen in einer Zeit, in der SPD, Union und Grüne bei vielen Themen kaum noch unterscheidbar sind. Das ist der Grund für den dramatischen Vertrauensverlust der einstigen Volksparteien bei den Bürgern. Das ist der Grund, warum es die AfD heute in allen Parlamenten gibt.

Diesen ganzen pappigen Einheitsbrei der vergangenen (Merkel-) Jahre ist kaum noch zu ertragen – auch für mich nicht. Ich bin froh über jeden Politiker, der ausschert, der zurück zu den Wurzeln seiner Überzeugungen will. Auch wenn es eine Schwachsinnsidee mit den Verstaatlichungen ist – Kevin weckt die Erinnerung an die Zeit, wo politische Parteien noch für den richtigen Weg, für die große Linie, kämpften. Das gefällt mir.

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Dieser Artikel wurde 21 mal kommentiert

  1. Alexander Droste Antworten

    Nur um der Gerechtigkeit willen:

    Ja, in diesem Land darf – oder besser: sollte dürfen – jeder Geck seine dollen Ideen herausposaunen. Jeder darf in einer wahrhaften und wehrhaften Demokratie spinnen, wie er will. Er outet sich schlimmstenfalls als Trottel, im besten Fall wird sachlich über etwas diskutiert und am Ende entweder weiterverfolgt oder verworfen. Ja, das wäre schön.

    So also darf Sozialist Kevin stalinistische Ideen herumposaunen. Im Gegenzug ist es nicht weniger verwerflich zu postulieren, dass Ausländer in Deutschland Gastrecht genießen und mehr nicht. Man darf eigentlich im Angesicht von Enteignung Deutscher Wirtschaftsunternehmen und Investoren aus dem Ausland auch öffentlich von der Gefahr eines „Bevölkerungsaustauschs“ reden. Man kann dem Recht nach auch spinnen und einem Deutschen Reich nachtrauern. Das ist ebenso reaktionär, wie diese sozialistischen Einwürfe von rot-rot-grün. Selbst wenn man den Holokaust leugnen würde, würde eine ehrliche Meinungsfreiheit dazu führen, dass der Veräußerer solcher Postulate als Idiot da steht aber nicht als Verbrecher.

    Ob das alles stimmt oder nicht, sei einer rationalen Debatte überlassen. Aber dem ist nicht so! Es gibt noch vieles, was ich hier gerne auf die Goldwaage legen würde. Dieses zweierlei Maß mit einer aggressiven, geradezu gewalttätigen Einseitigkeit regt mich auf, weniger der Stuss, den ein Kevin K. von sich gibt.

    Nachgereicht: Wenn die Parteienlandschaft nur noch Einheitssauce ist, wäre es an der Zeit für eine echte Reform. Die Demokratie muss sich heute mehr denn je an Sachthemen ausrichten und nicht mehr an Lagern. Kompetenz muss in die politische Führung einziehen und nicht Ideologie, Parolen und Fraktionszwang. Die Parteien haben sich selbst obsolet gemacht. Schafft sie ab.

  2. colorado 07 Antworten

    Sie haben recht, Herr Kelle, wenn sie den „Einheitsbrei“, den die CDU leider mit angerührt hat, unerträglich finden.
    Ich möchte die Parteien auch mit mehr Eigenprofil sehen, damit man sie besser voneinander unterscheiden kann. Diese Gemeinschaftshuberei ist doch eine große Lüge.

  3. W. Lerche Antworten

    Widerspruch: Ursache für den Vertrauensverlust ist nicht der „Einheitsbrei“, sondern die Politik mit fatalen Folgen für unser Leben. Ursache sind Lügen und das Brechen von Versprechungen durch den Gesetzgeber. Beispiele dafür sind:
    – Ich höre heute noch die überzeugungsvollen Worte von Herrn Schäuble im Fernsehen, als er für die Euro-Einführung warb, dass Euro mindestens so stabil wie die D-Mark sein würde und es keine Schuldentransfers in andere Länder geben werde.
    – Doppelte Verbeitragung von Direktversicherungen und Betriebsrenten
    – Fahrverbote und viele andere unsinnige Verbote und Einschränkungen; Gestern „Hüh!“ und heute „Hott!“; fehlende Planungssicherheit
    – Energiewende mit ennormen Kosten, die man vorher verschwiegen hat
    – Solidaritäts-Steuer, die für den Aufbau Ost zweckgebunden ist, nicht abgeschafft
    – Gesetzlosigkeiten an Außengrenzen, Staatsversagen Flüchtlingspolitik

    Auch wenn ich keine der dafür verantwortlichen Parteien wählen werde, so traue ich auch der AfD nicht. Ich traue keiner Interessen geleiteten Gruppe, erst recht nicht, wenn sie vom Großkapital protegiert, unterstützt und geschmiert wird. Wenn Lobby-Vertreter mit Dauerkarten täglich zu den Abgeordneten-Büros dürfen, dagegen ich für einen Besuch der Reichstagskuppel quasi ein Visum ähnliches Papier benötige, dann kann ich keiner Partei glauben.

    • W. Lerche Antworten

      Einen „Einheitsbrei“ mit kluger, nachhaltiger, auf Volkes Interessen ausgerichtete Politik wünsche ich mir zu Abwechslung mal, das würde mein Vertrauen in die Volksvertreter sofort stärken.

      • S v B Antworten

        Wer würde dies nicht, lieber Herr Lerche? Leider befürchte ich, dass die Chancen dafür mit jedem weiteren Jahr, das ins Land geht, immer geringer werden. Klingt fatalistisch, aber meine diesbezüglichen Hoffnungen befinden sich schon seit einigen Jahren im Sinkflug. – Schon die weit überproportionale Aufmerksamkeit, also das unsägliche (mit Verlaub!) Geschiss um die Konditionen einer Zulassung von E-Rollern, welches der Öffentlichkeit während der letzten Tage von Politik und Medien zugemutet wurde, spricht doch Bände. Der Druck, den die E-Roller-Lobby auf Herrn Scheuer wohl recht massiv ausgeübt haben muss, war selbst von einem an dieser Sache völlig unbeteiligten Medienkonsumenten deutlich zu spüren. Besagter Druck, zudem vielleicht verbunden mit der jugendlichen Begeisterung des Ministers für ein weiteres stromschluckendes Fortbewegungsmittel, war mutmaßlich dafür verantwortlich, dass sich sämtliche Bedenken bezüglich der Sicherheit Abertausender spießiger Fußgänger völlig von Scheuers Radar verabschiedet hatten. Allerdings muss man von einem Verkehrsminister einfordern, dass er die Sicherheitsbelange gerade der schwächsten Verkehrsteilnehmer niemals aus dem Auge verliert. Aber was erwarten wir eigentlich noch alles von unseren Politikern? Zuviel vermutlich.

        • W. Lerche Antworten

          Warum üben Sie nicht mal Druck auf Minister aus, liebe S v B, oder dürfen das nur andere? Großaktionäre haben jeweils doch auch nur 1 Stimme an der Wahlurne. Oder für wen arbeiten Minister? Wenn sie statt für uns für andere arbeiten, warum wählen wir sie dann? Was von „Demokratie“ habe ich nicht verstanden?
          Vielleicht sollte man die Lobbyisten die Dauer-Zugangskarten zu Ministern und Abgeordneten entziehen.

          • S v B

            Zur Beruhigung, lieber Herr Lerche – ich habe die Partei Scheuers nicht gewählt. Insofern muss ich mir – jedenfalls diesem Falle – keine Vorwürfe machen. – Übrigens ist davon auszugehen, dass viele
            (Spitzen-)Politiker in ihren jeweiligen Ämtern schon mit Nachdruck an erfolgsversprechenden Verbindungen und soliden Grundlagen für ihr „Leben danach“, also für eine auskömmliche Existenz nach Beendigung ihrer politischen Karriere, werkeln. Hier leistet der Lobbyismus gewiss gute Arbeit. Der Beispiele hierfür gibt es schließlich viele.

          • W. Lerche

            Na ja, wenn das so ist, dann können unsere Abgeordneten den Lobby-Botschaftern die ständigen Zutrittskarten nicht verwehren.

  4. HB Antworten

    „…an die Zeit, wo politische Parteien noch für den richtigen Weg, für die grosse Linie kämpften…“
    Carlo Schmid, F.J. Strauss, Herbert Wehner, Willy Brandt, Ludwig Erhard, Graf Lamsdorf, Friedrich Genscher, Fritz Erler, Gustav Heinemann, Helmut Schmid, meinetwegen auch Oskar Lafontain etc., etc., etc. Ein berufsverkrachter Kevin, der vermutlich noch nicht weiß, dass man für Geld verdienen aufstehen muss, war da nicht dabei.

  5. gabriele bondzio Antworten

    “ Auch wenn es eine Schwachsinnsidee mit den Verstaatlichungen ist „…was wir ja an existierten und existierenden Sozialismus sehen. Die Meinungsfreiheit wird auf dem Altar eines neuen Gottes geopfert. Im Prinzip ändert sich nichts. Außer bei den Funktionären des Sozialismus. Diese werden so richtig gemästet.
    Kühnerts Vorstoß würde als Rückkehr einer irren Version bezeichnen, die jedoch von der Meinungsfreiheit in einer lebendigen Demokratie abgedeckt sein sollte.
    Wenn ich aber Informationen verarbeite, welche die SPD als strategischen Brückenkopf islamistischen Netzwerker (Muslimbrüder) bezichtigt. Wird mir wirklich übel.
    Hier muss man sich wirklich fragen, wo will die SPD hin, was will sie aus „unserem“ (keiner Partei gehört das Land mit seinen Bürgern) Land machen?

    • W. Lerche Antworten

      Die kleinste Partei im Bundestag sind die Grünen. Was wollen die eigentlich aus unserem Land machen? Diese Frage ist berechtigt, weil gefühlt hat diese kleinste Fraktion das Sagen im Land.

      • S v B Antworten

        Und gefühlt, wenn nicht erschreckend real, könnten eben diese Grünen schon in der nächsten Bundesregierung zum gar nicht mehr so kleinen – und vor allem extrem einflussreichen – Koalitionspartner der Union avancieren. Alle Zeichen deuten gegenwärtig jedenfalls darauf hin. Na, dann drehen „die“erst so richtig auf; darauf kann man wetten.

        • W. Lerche Antworten

          …muss nicht so sein, dass die aufdrehen. Die Geschichte lehrt, dass die Grünen an der Macht das Gegenteil tun, wofür sie werben. Beispiel ist die Deutsche Bahn AG mit Rückbau von Weichen und Gleisen sowie der explosionsartig zugenommene LKW-Verkehr während deren Regierungszeit. Eigentlich hätte ich von den Grünen genau das Gegenteil erwartet.

          Und was ist aus Thüringen tatsächlich geworden im Gegensatz zur vollmundigen Ideologie des dortigen SED-Ministerpräsidenten?

          Und wie konnte die SPD ein Hartz 4 schaffen, was eine CDU oder FDP nicht fertig brachte?

          Das Licht der Realität leuchtet allen gleich.

      • Achim Koester Antworten

        Lieber Herr Lerche,
        leider nicht nur „gefühlt“ ist die kleinste Fraktion die einflussreichste, denn betrachtet man ihre Präsenz in den Medien, allen voran in den öffentlich Rechtlichen, aber auch in der Rechtsprechung (siehe DUH), so ist sie tonangebend bei allen politischen Entscheidungen. Verfolgen Sie nur einmal die Nachrichten, es vergeht kein Tag, an dem nicht von Klima“katastrophe“, Plastikmüll, Energiewende oder sonstigen grünen Themen die Rede ist. Ich fürchte sehr, dass die Grünen maßgeblich in der nächsten Regierung vertreten sein werden, und unserer Industrie endgültig den Garaus machen.

        • W. Lerche Antworten

          ..danach leben wir frei von Arbeit von digitalem Geld, welches die gütige EZB täglich neu kreiert.

  6. colorado 07 Antworten

    Das kann aber nicht Zweck einer echten Demokratie sein, dass die Kleinsten in die Größten werden ( und sind ).

    • gabriele bondzio Antworten

      Haben wir sowas noch?…ne echte Demokratie?

      Man kippt nur noch aus den Pantoffeln, wenn man auf die, galoppierend um sich greifende Demenz auf den Regierungsbänken und Verwaltungen , schaut.
      Besonders pikant fand ich heute die Nachricht, dass Mitglieder tschetschenischer Mafiabanden Wachschutzaufträge für mehrere Polizeigebäude in Deutschland erhalten. Da sind sie doch gleich immer bestens informiert, wann und wohin die Polizei ausrückt.

      • W. Lerche Antworten

        ..und was, wenn diese Mafia sich an Regeln hält und dabei korrekter agiert als unser Staat?

          • W. Lerche

            ..also diese Wegelagerei, Hinterhältigkeit und Dreistigkeit unserem Geld aufzulauern, das machten früher die Räuber. Und wer tut das heute?

  7. Wolfgang Andreas Antworten

    Es gibt nur einen Ausweg für die SPD im momentanen Überlebenskampf und den hat Kühnert folgerichtig gewählt. Nachdem die CDU (CSU) so weit links gezerrt worden ist:, bleibt ihm doch gar kein anderer Weg übrig als zu singen: „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit..“, denn der Neid hat bei der SPD seit jeher gewaltige Kräfte freigesetzt.. Und die Christdemokraten merken das noch nicht einmal, weil sie nämlich allesamt in dem „System“ auf der Gehaltsliste stehen: Uns geht´s doch gut…gut..gu…. Aber die Bibel und Dudinzew mit seinem Buch über den Kommunismus haben recht: DER MENSCH LEBT NICHT VOM BROT ALLEIN!

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