Landtagswahl in Schleswig-Holstein: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“ (Goethe)

Übermorgen ist die nächste Landtagswahl. Ein Stimmungsbarometer, der zweite Ernstfall 2022, wo nicht Demoskopen in die Glaskugeln der öffentlichen Meinung schauen, sondern wo konkret durchgezählt wird. Im Saarland wurde mit Tobias Hans ein Merkel-Jünger aus dem Amt gefegt. Das fand ich gut und folgerichtig, denn  Tobias Hans war in meinen Augen ein Parteisoldat der übelsten Sorte. Gegen Merz, gegen Maaßen, stramm auf Linie. Getreu bis zum…lassen wir das!

Aber es gibt auch noch eine andere Sicht, denn die Wahl im Saarland war gleichzeitig die erste Nagelprobe für den neuen CDU-Bundesvorsitzenden Friedrich Merz. Auf den hatten die letzten Konservativen und Wirtschaftsliberalen in der Union zwei Jahre lang gesetzt und gehofft. Und nun wird gewählt, und seine CDU versemmelt es.

Wenn man sich nicht der Schadenfreude hingeben will, die zweifellos den ein oder anderen Merkelianer an diesem Abend erfasst hat, dann muss man nüchtern feststellen: An Merz hat die Schlappe ganz gewiss nicht gelegen. Tobias Hans war einfach eine schwache Fugur, die Herausfordererin und jetzt Ministerpräsidentin von der SPD konnte überzeugen, sogar begeistern, setzte auf einen volkstümlichen Wahlkampf, Politikerin zum Anfassen sozusagen. Da hatten weder Merz noch die Campagneros im Adenauer-Haus eine Chance.

Das ist jetzt am Sonntag anders. Daniel Günther und die CDU werden das Ding an der Küste gewinnen, zumindest mit deutlichem Abstand vor allen anderen Parteien durchs Ziel gehen. Gut für Merz und die Erneuerung der Union, schlecht für Menschen wie mich, die den treuen Apparatschik Günther verachten für sein Intrigantentum gegen Merz und für sein widerwärtiges Heranwanzen an Bodo Ramelow von der SED. Gemeinsam für das Land…ich übergebe mich gerade.

Aber ich muss auch sagen, wenn ich vor Corona Bürgerlich-Konservative Stammtische in Kiel veranstaltet habe, zu denen ein – durchaus gemischtes Publikum kam, wenn Sie verstehen, was ich meine – dann war ich oft überrascht, wie positiv die Konservativen da am Tisch vom Linksausleger Günther sprachen. Der mache als Landesvater von Schleswig-Holstein doch einen respektablen Job, behaupteten nicht wenige dann.

Ich kann das nicht beurteilen, aber als jemand, der die CDU immer gern gewählt hat, bevor Frau Merkel mit ihrem Zerstörungswerk begann, gönne ich Herrn Günther eine krachende Wahlniederlage. Gleichzeitig würde ich mich freuen, wenn Friedrich Merz im Adenauer-Haus seinen ersten großen Erfolg verkünden könnte. Es ist alles so kompliziert geworden…

Hier die aktuellen Zahlen vom ZDF-Politbarometer vor der Landtagswahl in Schleswig-Holstein:

CDU 38%, SPD 18%, Grüne 18%, FDP 8%, AfD 6%, SSW 6%, Andere 6%.

Vielleicht reicht es sogar für Schwarz-Gelb, das würde mich mit dem Wahlergebnis versöhnen.

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Dieser Artikel wurde 5 mal kommentiert

  1. Ketzerlehrling Antworten

    Die Wahl zwischen Pest und Cholera. Wenig interessant, denn zu Änderungen braucht man den nötigen Mut und Willen und beides fehlt in diesem Land.

  2. Achim Koester Antworten

    Dem ZDF Politbarometer glaube ich so viel wie dem Baron von Münchhausen, der Wähler wird statt des „Linksauslegers“ Günther lieber gleich das Original wählen, also SPD oder Linke. Vielleicht findet sich auch in den Reihen der CDU wieder jemand, der, wie im Fall Maaßen, direkt zur Wahl der SPD aufruft.

  3. H.K. Antworten

    In Bayern soll der neue Generalsekretär der CSU den Wählern den „Konservatismus“ wieder näherbringen.

    In Schleswig-Holstein will ein Ministerpräsident wiedergewählt werden, der den „Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteinern“ etwas von Koalitionen mit der Mauerschützenpartei vorgeschwafelt hat.

    Dieser Ministerpräsident ist so konservativ, wie Angela Merkel christlich und demokratisch und „gut für Deutschland“ war.

    Aber da er auf der „Zeitgeist-Welle“ schwimmt, wird er es wohl wieder machen.

    In NRW sieht das alles etwas anders aus.

    Wenn der „wüste Hendrik“ abgewählt wird, ist auch Herbert Reul, der Clan-Schreck, weg.

    Aber so genau weiß das auch niemand. Zumindest ist mir – EINE Woche vor der Wahl – nicht klar, ob Reul überhaupt wieder antritt.

    In meinem Umfeld ist sich kaum einer sicher, was bzw. wen er wählen soll.

  4. H.K. Antworten

    Wer sagt denn, daß in SH nicht SPD, FDP UND Grüne eine Ampel bilden ?

    Da die Union ja „mit denen da“ auf keinen Fall zusammenarbeiten will, wäre zumindest denkbar, daß die SPD oder die Grünen ( angenommen, das ZDF-Politbarometer läge richtig ) mit weniger als halb soviel Stimmen wie die CDU den MP stellt.

  5. H.K. Antworten

    Schon erstaunlich.

    Kaum fährt der amtierende MP in Schleswig-Holstein, einem der kleinsten Bundesländer, angesichts eines schwachen, blassen und unbekannten SPD-Kandidaten ein gutes, ja, sehr gutes Ergebnis ein, da fängt man ( besser: frau ) im ZDF schon von „Kanzlerkandidat“ an zu fabulieren.

    Bundeskanzler ( und Mauerschützenparteikoalitionsphantasierer ) Daniel Günther – DAS fehlte gerade noch …

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