Nun beginnt es also: Realos und Fundis ringen um die Macht in der AfD

Als sich die Grünen vor mehr als 30 Jahren auf den Weg machten, eine politische Kraft in Deutschland zu werden, gaben ihnen nicht wenige Beobachter keine Chance. Zu chaotisch, zu wirr, zu zottelig, Kommunisten, Pädophile, Stadtindianer“… wie sollte das funktionieren? Es hat funktioniert. Die Grünen sind zu einer mächtigen Kraft in unserem Land geworden, ihre Klima-Gender-Vielfalt-Themen sind in fast alle etablierten Parteien eingesickert, werden mit üppigen Etats ausgestattet und breiten sich weiter aus.

Um erfolgreich werden zu können, mussten die Grünen einen brutalen Kampf durchstehen – den zwischen Realos und Fundis, zwischen Joschka Fischer und Jutta Ditfurth, um es zu personalisieren. Die Realos haben gewonnen, Ditfurth ist heute nur noch eine bemitleidenswerte Revolutionärs-Darstellerin in Talkshows. Politisch ist sie im Aus.

Den Prozess der Klärung, den die Grünen für sich bewältigt haben, steht jetzt der rechtskonservativen AfD bevor, die als größte Oppositionspartei im deutschen Bundestag vor Kraft kaum laufen kann, aber noch lange keine beständige Kraft im bundesdeutschen Politkarrussel ist. Gute Leute gibt es da durchaus, wie jeder, der wollte, bei den ersten Parlamentsauftritten sehen konnte. Aber auch politische Irrlichter mit fragwürdiger politischer Vergangenheit. Auch die AfD muss sich häuten, muss politisch reif werden.

Einer, der das mit Elan angeht, ist der Berliner Landeschef Georg Pazderski, ein ehemaliger Bundeswehr-Oberst, der am Wochenende in Hannover als einer der beiden Bundessprecher der AfD kandidieren wird. Pazderski ist ein Realo, wie man das bei den Grünen nennen würde. Er will seine Partei professionalisieren, kümmert sich um die Kriminalität in Straßen und Parks der Hauptstadt statt um Chemtrails und Völkisches. Mittelfristig will er die Konservativen zu einer bürgerlichen Kraft entwickeln, die auch in Koalitionen regierungswillig ist und das Land ernsthaft gestalten möchte statt wie die Fundis vom „Flügel“ um Björn Höcke auf Fundamentalopposition zu setzen.

Das Problem für den „Flügel“: Pazderski ist redegewandt, klug und sympathisch. Attribute, die nicht jeder hat. Und plötzlich kommt da wie Kai aus der Kiste ein Gegenkandidat: AfD-Urgestein Alexander Gauland, wie man im Höcke-Lager hört, der einzige, dem man zutraut, Pazderskis Weg an die Parteispitze zu stoppen.

Nun ist Gauland 76 Jahre alt und Mitglieder in Bundesvorstand und Fraktion erzählen, dass er bei Sitzungen schon mal einnickt, zumindest abwesend wirkt. Sei’s drum…das gibt es auch in den anderen etablierten Parteien, selbst bei deren prominenten Politikern. Aber wenn Gauland antritt nur mit dem Ziel eine Professionalisierung der AfD zu verhindern, wäre das schon ein starkes Stück. Auf jeden Fall die erste große Schlacht in der AfD im Ringen um die Zukunft der Partei.

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Dieser Artikel wurde 16 mal kommentiert

  1. Hüls Antworten

    …, realistisch hin oder her, um was geht es denn wirklich? Das „Deutsche Volk“ befindet sich zwischen den Malsteinen der BRD NGO und ihren „Eliten“, wobei Eliten sich auch als Konzerne, Banken, usw., darstellen. Ich weiß nicht einmal sicher ob und wer hier das „Sagen“ hat. Sicher ist das der „Normalbürger“ keine Chance auf Hilfe jedweder Art und Weise für sich beanspruchen darf oder kann. Ob die Parteienlandschaft in der BRD rechtens sind oder nicht kann ich nicht beantworten, sehen kann ich nur das „Unrecht“ gegen das „Deutsche Volk“ begangen wird. Wenn ich die Vorgeschichten mancher Politikerund die jetzige Darstellung im Amt wahrnehme, dann werden wir von Verbrechern regiert. Das gehört abgeschafft.

    • W. Lerche Antworten

      Bezüglich Ihres ersten Abschnitts ist Frau Merkel der Grant sowohl für die Eliten als auch für die NGO’s, dass es für sie ungebremst und mit steigender finanzieller Zuwendung weitergeht. Wobei sich die Eliten untereinander nicht alle einig sind, nicht alle auf derselben Seite stehen. Da die NGO’s ihre Finanzierung nicht aus der eigenen privaten Tasche bezahlen, sind sie wohl eher einm Eliten-Block zuzuordnen. Mit ihnen wird öffentlicher Druck erzeugt und infolge Politik beeinflusst. Was soll man davon halten, wenn jemand wie Herr Soros NGO’s in Europa unterstützt?
      Die Telekom finanziert anteilig die „Deutsche Umwelthilfe“ DUH. Das klingt umweltfreundlicher als sie ist. Die wollen nicht nur Diesel und Benzin abschaffen!
      Warum die Telekom das macht? Na, vielleicht weil sie mit dem Ausbau des 5G-Netzes entlang des deutschen Straßennetzes (für autonomes Fahren) ein Riesengeschäft vor der Brust sieht? Wenn von Digitalisierung die Rede ist, endet das nicht in Unternehmen oder dem privaten Zuhause! Die kleinen Leute sollen „teilen“, die großen Leute „besitzen“. Welches von beiden gehört wohl zur Natur des Menschen? Also wer wird künftig unnatürlich leben müssen, ohne Bargeld, ohne privates Auto, total vernetzt, durchsichtig, mit weniger Freiheit? – Dieser Eliten-Block kommt stetig mehr in Schwung. Die alten Eliten entwickeln immer noch Dieselmotoren.
      Auf wessen Seite Merkel letztendlich steht, erkennt man an dem künstlich von Brüssel herabgesetzten Grenzwert für Stickoxide, der draußen über 20 x niedriger ist als ganztags innerhalb von Betriebsstätten. Da es mit Gesundheit nichts zu tun hat, mit was dann? Und wenn Merkel das nicht wollte, hätten wir das nicht, dann bräuchten wir die komischen „Dieselgipfel“ nicht. – Gegen das alles kommt mir so ein Herr Höcke unwichtig wie eine Tagesfliege vor.

  2. W. Lerche Antworten

    Korrekt ist das Attribut „rechtskonservative“ AfD.
    Inkorrekt und poiemisch ist die Bezeichnung „rechtspopulistisch“ seitens anderer Medien.
    Korrekte Berichterstattung ist weniger geworden, um so erfrischender ist sie.
    Inkorrektheiten und Polemik nerven und bewirken das Gegenteil.
    Danke Herr Kelle, dass Sie gelegentlich von der AfD berichten, über den Stand der Dinge und spezielle Vorgänge. Aus den Medien, die ich mit zwangsfinanziere, erfahre ich kaum etwas. Die wenigen dort geschilderten und zudem polemisch bewerteten Informationen muss ich stets ins Gegenteil umkehren, um nicht ganz umsonst meine Aufmerksamkeit geopfert zu haben. Diese Anstrengung ist es nicht wert.

  3. Konrad Kugler Antworten

    Ich habe es noch nicht gelernt, einen Link zu setzen.
    „Björn Höcke: Die Rede auf der COMPACT-Konferenz 2017 in Leipzig.“
    Wegen einer Rede, in der er sagte, daß sich kein Land auf der ganzen Welt ein Denkmal der eigenen (!) Schande in seiner Hauptstadt errichtet hat,wird er von allen Seiten angegriffen. Das wurde sofort umgedreht und behauptet, er habe gesagt, das Holocaust-Mahnmal sei eine Schande. Seit 10 Monaten wirde er und seine Familie ausspioniert. Jetzt hat ein Künstler ein solches Mahnmal in Nachbargarten aufgestellt.
    Am Samstag hat er diese Rede gehalten. Sehr hörenswert.

  4. colorado 07 Antworten

    Sehr geehrter Herr Kelle,
    was Sie da eingangs über die Grünen sagen. ist für mich sehr zweifelhaft. Ob die Fundis wirklich im Niemandsland gelandet sind? Ob dieser “ brutale Kampf “ tatsächlich beendet ist und nicht jederzeit wieder aufflammen kann?
    So sicher wäre ich mir da nicht.

    • S v B Antworten

      Genau, lieber colorado 07, fuer mich ist z. B. Frau Peter ein(e) Fundi allererster Guete. Wenn ich noch ein wenig laenger nachdenken wuerde, wuerde mir gewiss noch der eine oder andere Name einfallen. Was die gruenen Fundis angeht, ist m. E. heute mehr Vorsicht geboten als je zuvor. Was das Thema ungebremste Zuwanderung aus aller Herren Laender betrifft, wuerden sie sich wohl nur allzu gerne in der Rolle der Erfuellungsgehilfen eines George Soros spielen.

    • W. Lerche Antworten

      Und das Aufflammen der Fundis wäre heute sehr viel gefährlicher als damals. Denn die Realos haben Einzug in alle Institutionen gefunden und die Fundis könnten sie dort ablösen. Bildlilch: Man stelle sich vor, draußen vor der Tür auf einem Haufen sitzen unzählige Schmeißfliegen. Der Postbote klingelt, die Tür öffnet sich und die Fliegen sind alle drin.

  5. colorado 07 Antworten

    Ja, was kommt nach Kretschmann, Palmer, Kuhn ( wenn man mal annimmt, dass die waschechte Realos sind )? Die müssen sich doch immer rechtfertigen auf den Bundesversammlungen der Grünen, wenn ich richtig informiert bin.

    • S v B Antworten

      Die genannten Herren nehmen in ihrer Partei wohl eher eine Feigenblattfunktion ein. Die allermeisten Gruenen hingegen koennte ich mir nur allzu gut als Parteigenossen von Kipping und Co. vorstellen.

  6. Henning Müller Antworten

    Herr Kelle schreibt: ## Das Problem für den “Flügel”: Pazderski ist redegewandt, klug und sympathisch. Attribute, die nicht jeder hat. Und plötzlich kommt da wie Kai aus der Kiste ein Gegenkandidat: AfD-Urgestein Alexander Gauland, wie man im Höcke-Lager hört, der einzige, dem man zutraut, Pazderskis Weg an die Parteispitze zu stoppen. ##

    Entweder hat der Autor die Ereignisse nicht mitbekommen oder er wurde unzureichend darüber informiert.
    Die Flügel-Kandidatin war zunächst Frau von Sayn-Wittgenstein, die mit einer emotionalen Rede die 1. Schlacht gegen Pazderski knapp gewann.
    Bei einer zweiten Runde ging der Berliner zwar als knapper Sieger hervor, die aber wiederum nicht gereicht hätte und so drohte eine weitere zermürbende Patt-Runde, die ein gefundenes Fressen für die Geier des Medien- und Parteienkartelles gewesen wäre.

    Die FAZ kreist auch schon über der „gefährlichen Patt-Situation“, siehe hier: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/die-afd-ist-eine-radikalere-partei-als-ihr-bewusst-ist-15323005.html

    In diesem Moment erst entschloss sich Gauland nochmals als „Versöhner“ in den Ring zu steigen.
    Darüber hat Herr Gauland auch in mehreren Interviews berichtet und kundgetan, daß dies nicht seiner ursprünglichen Absicht entsprach.
    Er trat auch nicht GEGEN Herrn Pazderski an sondern als Alleinkandidat in Runde 3 nach dem die beiden „Unentschiedenen“ ihre Kandidatur jeweils zurückgezogen hatten.

    Und damit geht auch die Behauptung „Aber wenn Gauland antritt nur mit dem Ziel eine Professionalisierung der AfD zu verhindern, wäre das schon ein starkes Stück“ ins Leere.

  7. Martin Antworten

    Die AfD muss nur da sein. Sie darf keinen Dauerstreit in der Öffentlichkeit führen. Sie muss sich jeweils überlegen, welche „provozierenden Aussagen“ sie in der Öffentlichkeit macht und welche nicht. Sie muss nur all die Argumente, die schon tausendfach in Internet-Blogs geäußert wurden, im Bundestag vorbringen. Und sie muss ihre spezifischen Themen ansprechen.
    Mehr muss die AfD derzeit nicht machen.
    In den Bundesländern, in denen die AfD stark ist, wird es automatisch auch Gespräche mit der CDU und der FDP geben. Und irgendwann wird in den Bundesländern mehr daraus.
    Im Bund wird es so schnell keine Koalition geben. Wie lange hat es bei den Grünen im Bund gedauert? Und bei den Linken hat es bis heute nicht geklappt und wird vermutlich niemals klappen.
    Aber alleine durch ihre Existenz und ihre guten Wahlergebnisse hat die AfD jetzt schon einen riesengroßen Einfluß auf alle Parteien.

    • W. Lerche Antworten

      Das ist wohl wahr. Allerdings sehe ich einen wesentlichen Unterschied zwischen den Grünen in deren Anfangsjahren und der AfD darin, dass die Grünen realitätsfern und gegen die bürgerliche Mehrheit agierten.

  8. Wolfgang H. Antworten

    Sie haben recht, sehr geehrter Herr Kelle. Wenn die Machtkämpfe beendete sind, hat die AfD das Potential eine mahnende Instution zu werden. Hoffentlich gaben diese „Beisereien“ bald ein Ende und die Partei wird verlässlich.

  9. Heidi Bose Antworten

    Mir sind bissige Abgeordnete in jedem Fall lieber, als Klatschhasen, die 11 Minuten kontrolliert durchklatschen müssen. Ich habe noch Carlo Schmid, Herbert Wehner und Franz Josef Strauß im Parlament erlebt. Das war noch gelebte Politik, heute ist man nicht einmal mehr sachlich untereinander, heute ist man dem Wähler beleidigt und beleidigt ihn.

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