Respektlos an der Fleischtheke – respektlos gegenüber Vätern
„Wenn du weiter nichts für die Schule lernst, dann stehst du auch mal dort hinten!“ Diesen Satz einer Mutter zu ihrer Tochter am Mittwoch an der Fleischtheke eines EDEKA-Marktes im fränkischen Lichtenfels (bei Bamberg) hörte die Verkäuferin. Und sie realisierte: Sie selbst war gemeint!
Noch am gleichen Abend wandte sich der Markt mit einer harschen Erklärung an die Öffentlichkeit. Darin heißt es:
<em>“Dem können wir nicht zustimmen! Wenn Ihr Kind weiterhin nichts lernt, dann steht es in der Schlange am Arbeitsamt!
In unseren Filialen arbeiten nämlich nur gut ausgebildete Fachkräfte, mit Schulabschluss und abgeschlossener Berufsausbildung, viele mit mittlerer Reife, einige sogar mit Abitur.“</em>
Und weiter:
<em>“Einen Abschluss in Empathie und Menschlichkeit, Respekt und Wertschätzung erhält Ihr Kind nicht in der Schule – aber das erledigen wir später gerne für Sie. Falls Ihr Kind doch den Abschluss schafft und mit etwas Glück vielleicht dann doch hinter unserer Fleischtheke steht und eine Ausbildung macht, dann werden Menschen wie Sie trotzdem mit einem Lächeln bedient, da es bei uns gelernt hat, dass jeder Mensch Respekt verdient. Auch wenn es manchmal etwas schwerer fällt!“</em>
Bamm! Das sitzt, oder?
Ähnliches passierte im niedersächsischen Gifhorn, auch bei EDEKA. Da beklagte die Geschäftsführung des Marktes öffentlich, dass „beim kleinsten Anlass gepöbelt, geschimpft und beleidigt“ werde. Ihre Mitarbeiter müssten sich von Kunden als „lahmarschig“ oder „unfähig“ beschimpfen und manchmal sogar als „Arschlöcher“ titulieren lassen.“
Das Ganze fügt sich nahtlos in vergleichbare Beispiele überall in unserer Gesellschaft ein. Der Respekt vor anderen Menschen sinkt überall, nicht nur im Sußermarkt oder Bäckerladen. Denken Sie zum Beispiel an Respektlosigkeiten gegenüber Polizei und Rettungssanitätern. Oder gegen Ärzte und Pfleger in der Notaufnahme des Krankenhauses.
Diese Gesellschaft verroht, und über die Ursachen lässt sich trefflich streiten. Offenbar haben viele Leute ihren Kompass für Anständigkeit und gutes Benehmen verloren – wenn sie ihn denn überhaupt jemals hatten.
Wie alles gibt es natürlich auch hier noch eine Kehrseite. Gerade EDEKA hat mit einem diskriminierenden Werbespot zum Muttertag für harsche Reaktionen gesorgt. In dem Kurzvideo werden Szenen aus dem normalen Familienalltag dargestellt – so ein Vater, der beim Babybrei-Kochen überfordert ist, ein anderer, der einschläft, als ihm sein Sprössling etwas erzählen will. Der Spot schließt mit den Worten einer Tochter an ihre Mutter: „Danke Mama, dass du nicht Papa bist.“ Mehr Diskriminierung geht nicht. EDEKA hat recht, sich vor ihre engagierten und übrigens häufig sehr freundlichen Mitarbeiter zu stellen. Aber eine Marke wie dieser große Konzern hat auch die verdammte Pflicht, sich selbst in der Außendarstellung jeglicher Diskriminierung zu enthalten.
Ich habe im vergangenen Sommer – es war auf dem Höhepunkt der Hitzewelle und viele Menschen wirkten noch gereizter als üblich – einmal erlebt, dass ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn sich über Lautsprecher an die Fahrgäste wandte und in einem Ton, der Wut und Verletzung verriet, dazu aufforderte, von weiteren Beschimpfungen, Beleidigungen und tätlichen Angriffen gegen seine Kollegen und ihn freundlich abzusehen – die DB-Belegschaft im Zug sei weder an der akuten Verspätung des Zuges noch am Wetter persönlich Schuld. Man wünsche und erwarte von den Fahrgästen ein zivilisiertes Verhalten. (Sie Szene spielte in einem ICE.)
1) Deshalb bin ich gern in Thailand, wo Respekt gegenüber Älteren selbstverständlich ist. Dies gehört zwar auch zu unserer Kultur, jedoch in Asien wird das selbstverständlich gelebt.
2) Deshalb fahre ich gern individuell mit dem Auto und nicht gemeinschaftlich mit der Bahn.
3) Ich verstehe nicht, was am EDEKA-Spot diskriminierend sein sollte. Ich verstehe Sie nicht, lieber Herr Kelle, der Sie doch stehts gegen die unsinnige Gender-Ideologie stellt. Kinder brauchen Aufmerksamkeit, Fürsorge, Wärme und Erziehung. Kinder (Mädchen + Jungen) sind (alters- und situationsabhängig) mal eher der Mutter und mal eher dem Vater hingewandt. Ich finde diesen EDEKA-Spot wie aus dem Leben gegriffen, aus meinem Leben jedenfalls.
Lieber Herr Lerche,
Obwohl ich Ihre Kommentare üblicherweise sehr schätze, möchte ich in diesem Fall widersprechen, jedenfalls zu 3):
Ich finde den Spot äußerst diskriminierend, weil ich es aus eigener Erfahrung anders kenne. Mein Sohn hat zwei Töchter 13/9 Jahre und während der Krankheit seiner Frau vier Monate neben seinem Vollzeitjob als leitender Angestellter mit mindestens 50 Wochenstunden hat er die Mädels voll versorgt, zu Ihrer und unserer vollen Begeisterung. Seine Töchter lieben ihn dafür über alle Maßen. Können Sie sich vorstellen, wie dieser Spot auf einen Vater wir ihn wirkt? Den Ausdruck „geschmacklos“ finde ich in diesem Zusammenhang noch zu milde. Daran kann auch der Spot zum Vatertag nichts ändern, außer in der Mathematik ergibt minus mal minus eben kein „plus“. Es erinnert mich eher an den Autofahrer, der bei rot über die Kreuzung gefahren war und zu dem Polizisten sagte, „dann halte ich nächstes Mal bei grün, und es ist wieder ausgeglichen“.
Das Dumme daran ist die Verbandsstruktur bei EDEKA, die aus vielen Geschäften einzelner Unternehmer besteht, nicht wie Aldi oder Lidl eine zentral gesteuerte Verwaltung besitzt, denn die haben die Sache auszubaden.
Danke, Aldi, dass du nicht EDEKA bist!
Lieber Herr Koester, Ihre Sicht kann ich gut nachvollziehen. Von Spots fühle ich mich persönlich nie angesprochen. Ich nehme keine Marketing-Sendung ernst, sehe das nicht verbissen und dachte, andere tun dies ebenso. Dem ist also nicht so. Ihr Sohn sollte sich diese Jacke nicht anziehen, tut er hoffentlich nicht. Man sollte sich nicht durch jeden Joke oder Unsinn angesprochen fühlen! Ärgerlich und böse fände ich, wenn Spots Meinungsmache leisten, was ich in diesem Fall nicht empfinde. Ich nehme sowas wie den Edeka-Spot mit Humor. Ich finde, heute wird zu vieles zu ernst genommen und auf die Goldwaage gelegt. Waren unsere Eltern und Großeltern auch so dünnheutig wie wir heute?
Und wenn jemand wie Edeka einen Fehler gemacht hat, warum dann gleich die Kanonen rausholen? Unpassenden ungelegenen Humor begegnet man m. E. besser mit Humor, Ironie oder Sarkasmu, wenn’s sein sollte.
Ich möchte Ihnen nicht widersprechen, sondern nur meine entspannte Sicht zeigen.
Soll ich mir Sorgen machen, dass Sie, lieber Herr Kelle, wegen Ihrer EDEKA-Gender-Kritik als CDU-Mitglied mit ersten Pigmenten grün Ihrer Partei folgen?
Sie müssen sich mal den Spot zum Vatertag anschauen, Herr Kelle. 😉
Sonst kann ich Ihnen nur zustimmen.
Anstand und Sitten gehen verloren, Aggression steigt (vor allem auf einer politischen Seite).
Ich finde das aber auch nur kosequent in einer Gesellschaft in der nichts mehr gelten soll, in der alles dekonstruiert werden muss.
Solche Entwicklungen können allerdings nichts weniger sein, als ein Aufruf an alle von uns.
Kultivieren wir Anstand, Tugend und gutes Benehmen, halten wir die Meinungsfreiheit hoch indem wir jederzeit der freien Rede fröhnen, sehrwohl aber in einem angemessenen Ton.
Ihren letzten Absatz sehe ich zwiegespalten: Einerseits stimme ich dem voll zu. Andererseits denke ich an die vielen anständigen Leute, die in der Vergangenheit in sehr angemessenem Ton, sehr gemäßigt und wohl überlegt der freien Rede fröhnten, was ihnen später zum Verhängnis wurde und sie nicht vor Ausgrenzung, Isolation, Gefängnis, Folter und Tod bewahrte.
In den letzten Tagen, eigentlich seit sich die Grünen sich auf ihrer Hochwelle mit Rückendeckung der Medien sicher sind, registriere ich in Radio und Fernsehen ein exponentiell ansteigende Zunahme von Bashing gegen alles Bürgerliche, gegen alles Nicht-Grüne. Ganze Sendungen füllt das inzwischen. Diese Veränderung macht mir Sorgen. Man denke diese Entwicklung bloß mal weiter…
So wie Herr Kelle über die Goethe-Uni in Frankfurt berichtet, dass dort von Aktiven gefordert wird, nur noch Leute „mit Haltung“ zu immatrikulieren, dann erscheint es doch nur noch eine Frage der Zeit zu sein, allen anderen ihre erworbenen Studienabschlüsse und akademische Grade abzuerkennen.
Also in der DDR war das so, dass nur ideologisch Korrekte studieren durften. Mir wollte man sogar die Delegierung zum „Geschwister-Scholl“-Gymnasium verweigern, nur weil mein Vater Handwerker war und nicht der Arbeiterklasse angehörte. Dabei half auch nicht, dass mein Vater „für seine Kinder“ sehr aktiv in der Freiwilligen Feuerwehr und Mitglied in der NDPD (Blockpartei für Handwerker und Lehrer, welche nicht in die SED wollten) war und meine Mutter im Elternbeirat der Schule. Es genügte nicht, nur System konform zu sein.
Männer durften viele Fächer nur dann studieren, wenn sie sich vorher mindestens für 3 Jahre als Offizier bei der NVA (Nationale Volksarmee) verpflichteten.
Wie lange wird es bei der in Schwung kommenden Dynamik dauern, bis die Ideologie aus der Frankfurter Goethe-Uni staatstragend wird?
Es ist ja heute schon so nach meinem Empfinden, dass wenn ich auf der Straße im Wohngebiet das Wort „Flüchtlinge“ sage, fast alle, vor allem Lehrer, sofort für einen Moment erstarren und nicht darüber sprechen wollen, um nicht mit meinen kritischen Gedanken in Verbindung gebracht werden zu können.
Wegen den Folgen freier Rede mit gemäßigtem Ton erinnere ich an den unglaublichen Wortbruch von Rot-Grün und der Fortführung dessen durch Schwarz-Gelb usw. bis heute, als die staatliche Glaubwürdigkeit ad absurdum geführt wurde/wird, als man „RÜCKWIRKEND“ gegen alle früheren Versprechen und Empfehlungen Beiträge auf Altersvorsorge (Direktversicherungen, Betriebsrenten) beschlossen hat. Wer also glaubt, dass er später nicht dafür bestraft werden kann, was er heute frei redet, der soll das nur weiterhin glauben. – Ich glaube das aus Erfahrung nicht. Die Geschichte lügt nicht.
Zu diesem Thema kann ich auch einen Beitrag leisten. Wie man sehen kann, ist Unhöflichkeit auch unter Akademikern verbreitet. Ich war in einer Düsseldorfer Behörde tätig. Da gab es auch einiges zu erleben. Dienstbeginn war um 7.30 Uhr. Etwa 30 Minuten vor Dienstbeginn klingelte das Telefon ! Eine männliche Stimme meldete sich. Als Begrüßung durfte ich mir anhören: „Bewegen sie sich mal etwas schneller und sind sie nicht so lahmarschig“. Ich bat den Herrn, erst einmal „Guten Morgen“ zu sagen“. Um eine weitere Eskalation des Gespräches zu vermeiden, wünschte ich, das Gespräch zu beenden, bis er sich beruhigt habe. Das war offensichtlich zu viel verlangt. Ich bin Doktor X und möchte anständig bedient werden. Meine Antwort: „Aus dem bis jetzt geführten Gespräch wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass es sich bei ihnen um einen Akademiker handelt“.
Da mir von dem netten Herrn eine Beschwerde angedroht worden ist, ging ich gleich zum Chef und berichtete von dem Vorfall. Der Chef beruhigte mich mit den Worten: “ Der Dr. X ist im Amt bekannt für sein schlechtes Benehmen.“ Ich solle mir keine Sorgen machen. Bei der Gelegenheit erfuhr ich, dass es sich bei dem „freundlichen Herrn“ um einen Pastor handelt. Einige Monate später war eine Traueranzeige in der Tageszeitung. Er musste viele Freunde in der Dienststelle haben. In zahlreichen Dienstzimmern hingen Kopien der Traueranzeige.
…da hatte wohl Gott ein Erbarmen gehabt.
Lieber Herr Kieselbach,
aus Ihrer Antwort dem unfreundlichen, mittlerweile verblichenen Zeitgenossen gegenüber (“Aus dem bis jetzt geführten Gespräch wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass es sich bei ihnen um einen Akademiker handelt.“) lese ich leider zwischen den Zeilen, dass Sie freundliches Verhalten offensichtlich eher von Höhergebildeten erwarten. – Da beginnt doch die Crux fataler Weise!…
Sowohl die Arbeit als auch die beachtliche Fachkenntnis der Fleischerei-Fachverkäuferinnen in „meinem“ Edeka nötigen mir, die – abgesehen von völliger Unkenntnis über die diversen Fleischstücke eines Rindes z. B. – nicht einmal die diversen Aufschnittsorten zu benennen imstande ist, allergrößten Respekt ab. Bangen sollte man vielleicht, dass aus dem armen Kind der von unsäglicher Hybris geplagten Mutter überhaupt „etwas Anständiges“ wird. Aber halt, heute stehen schließlich weit mehr Türen offen als jemals zuvor. Böte sich für einen nicht lernfähigen oder auch „nur“ nicht lernwilligen Jugendlichen nicht eine Karriere als Politiker an? In der Grünen Partei beispielsweise? Aber durchaus auch in anderen. Bingo! Das nun hatte die depperte Mutter in ihrem Unmut über ihren Nachwuchs offenbar nicht in Betracht gezogen. In dieser ganz besonderen Sparte finden sich schließlich äußerst lukrative Jobs, für welche keinerlei Berufsausbildung vonnöten ist. Auch für das Berufsbild des Comedian braucht es weder Lehre noch Studium. Und auch dieser Berufsstand erfreut sich dieser Zeit größten Einflusses auf die politischen Geschehnisse im Land. Tja, und auch die von der Politik gleichermaßen geschätzten und gefürchteten Influencer nagen sicher nicht am Hungertuche. Also keine Panik, liebe Mutter. Auch aus Ihrem Kind kann noch was ganz Dolles werden.
Stichwort Lebensmittelkunde. Als ich noch meine Kinder zur Schule fahren durfte und wegen Fahrgemeinschaft eine Handvoll anderer Kids aus dem Dorf gleich mitnahm (man macht sich in ländlichen Gegenden mit einem Kleinbus sehr beliebt), fiel mir auf, daß der Nachwuchs von nichts ’ne Ahnung hat.
Bis das letzte Kind aufgenommen war, wurde im Auto erst einmal aus vollem Hals gesungen, weil dadurch Sauerstoff in die Lungen kommt und ans Hirn weitergeleitet wird. In meiner Schulzeit begann die erste Stunde damit, daß der Lehrer die Fenster aufriß und wir mindestens ein Morgenlied sangen (jaja, die kleinen Tricks von damals).
Und dann spielte ich mit den Kindern Quiz: Welche Obstsorten kennt ihr? Was für Steinobst gibt es? Wieviele Sorten Äpfel könnt ihr aufzählen?
Ich meine, wer verschiedene Automarken und Fahrzeugtypen herbeten kann, der kann sich auch Brot- und Getreidesorten merken. Oder die beliebte Frage: welche Beere gehört nicht in den Obstsalat? (Tomate). Welches ist eure Lieblingswurstsorte? Was kosten 100g davon? Was ist ein Prager Schinken, was ist ein San Daniele?
Immer wieder zeigt sich, daß Erziehung mehr ist als füttern und warm zudecken. Je mehr Zeit man investiert, desto besser wird das Ergebnis: kritische Verbraucher!
Lieber Klaus, ich lade dich gern mal zu einem Apotheken-Notdienst ein. Wir werden behandelt völlig respektlos, ja sogar tätlich angegriffen. Unsere Verbände und Kammern schweigen dazu….
Gerade im Falle Ihrer Dienstleistung sollte man wirklich meinen, dass Menschen für die geleistete Nothilfe dankbar sind. Sie berichten leider jedoch von schier untragbaren Zuständen. Ähnliches hat man allerdings auch schon von Krankenhaus-Personal, von Notärzten und niedergelassenen Ärzten vernehmen müssen. Angesichts der bedenklichen Entwicklung, die dieses Land in vielerlei Hinsicht nimmt, sollte man sich auch über die von Ihnen angedeuteten Ausfälligkeiten eigentlich nicht mehr wundern. Tja, und nun wartet man eben gespannt auf den „Umkehrschub“ – um einen Begriff aus der Luftfahrt zu bemühen. Sonst geht’s irgendwann mit full speed in den Kartoffelacker. – Für Ihre zukünftigen Notdienste wünsche ich Ihnen derweil viel Glück und gute Nerven.
Komisch, wo ich bin, kommt sowas nicht vor. Überall korrekte und nette Leute.
Ich kann halt nicht überall sein, schade.
…dann seien Sie dankbar und freuen Sie sich. Andere haben diesbezüglich weniger Glück, wie es scheint. – Schönes Wochenende, lieber Herr Droste!
Danke, liebe Frau SvB.
Mein beruflicher Werdegang hat mich seit 1985 durchweg im Dienstleistungsbereich gehalten. Ja, man braucht bisweilen Nerven! Auf der anderen Seite ist jedoch gerade der Kundenkontakt das Besondere (im positiven Sinne). Hätte ich jedes verächtliche oder böse Wort auf die Goldwaage gelegt, befände ich mich heute wohl permanent wegen „Traumatisierung“ o. ä. in psychotherapeutischer Behandlung. Letztendlich spiegelt die Kundschaft auch nur die Vielfalt dessen wider, was wir auf die eine oder andere Weise auch im gesellschaftlichen Leben finden. Vom Pfundskerl bis zum Vollidioten ist alles dabei!
Positiv ist festzuhalten, daß Edeka hinter den Angestellten steht (wahrlich keine Selbstverständlichkeit). Den beanstandeten Werbesport habe ich erst nach dem darum entstandenen Aufruhr kennen gelernt – und könnte mir das Grinsen nicht verkneifen: in allzu vielen der dargestellten Situationen habe ich meinen alten Herrn, aber auch mich selbst erkannt. Klar, das Video überspitzt! So viel Ungeschick auf einem Haufen…
Uns fehlen nun leider belastbare Angaben zu der Wahrnehmung des Spots insgesamt. Vertreten die Kritiker und Befürworter der „Diskriminierung“ tatsächlich die Meinung der Allgemeinheit? Oder fühlte sich hier (einmal mehr) ein Häuflein „Aktivisten“ berufen, eine (am Ende nur selbst wahrgenommene) Empfindung auf Jedermann zu projizieren?
Für mich ein Sturm im Wasserglas, dabei jedoch ein Abbild der „Mimimi“-Gesellschaft. An diesem Wochenende z. B. helfe ich wieder einmal in der Autovermietung meiner Lebensgefährtin aus. Wenn ich auch der Branche „zu alt“ erscheine um für eine Vollbeschäftigung in Frage zu kommen, so will man doch auf das Vierteljahrhundert beruflicher Erfahrung in der Branche nicht verzichten (Altersdiskiminierung?; dies nur am Rande). Aber auf dem Weg zur Arbeit bombardierte uns das Autoradio mit tollen Tipps zur Gestaltung des Wochenendes. Soll ich mich jetzt obendrein „diskriminiert“ fühlen, weil die Sender mit ihrer Chose den Berufstätigen vernachlässigen, der auch samstags und sonntags seiner Arbeit nachgeht?
Bei allem Verständnis: man kann sich die Hose auch mit der Kneifzange anziehen.
Herr Kelle, mir verschlug es ja fast die Sprache, als ich Ihre heftige Kritik über das Muttertags-Werbefilmchen las.
Ich hatte zunächst auch nur von der Aufregung mitbekommen und erst daraufhin den Film gesehen. Lauthals lachend über diese Persiflage habe ich mich allerdings köstlich amüsiert.
Anschließend las ich noch einige Kommentare darunter… Und war entsetzt ob der Engstirnigkeit, die daraus spricht.
Und wissen Sie, was ich hierbei wieder kaum verstehe: Die Leute, die angeblich alle so offen, tolerant, bunt, vielfältig, teilweise chaotisch in ihren Lebensentwürfen und Erziehungsstilen sind, legen andererseits eine hypermoralische Empörungskultur an den Tag, die ihr sonst zur Schau gestelltes Gelassenheitskonzept Lügen straft.
Aber das erleben wir ja leider immer wieder: Das Lebensmodell der Linken ist auf Lügen gebaut.
Braucht es wirklich mittlerweile eindeutige Zwinkersmileys, die uns genau erklären, dass das jetzt bitte als Witz aufzufassen ist und gelacht werden darf? Das wäre ja wie in diesen unsäglichen Fernsehshows -vornehmlich aus den USA-, wo immer das Lachen eingeblendet wird. Wenn ich mich da mal zwei Minuten hinein verirre, bin ich immer fassungslos. Da kann nun wieder ich überhaupt nicht lachen!
Übrigens: Angesichts des Muttertags-Werbefilmes bin ich gleich neugierig auf den zum Vatertag geworden und habe grinsend gedacht, dass die die Latte ziemlich hoch gehängt haben. Muss ich dann sofort mal suchen. Allerdings fürchte ich, der ist jetzt wieder pc!…
Ich lache jedenfalls auch mal gerne über mich.
Und zum Thema Respekt und Achtung: Woher sollen diese Werte kommen, wenn die Gesprächskultur in Familie, Schule, auf der Straße, in den Medien, auch im Fernsehen… immer mehr verroht? Wenn das Hauen und Stechen um die gefüllten Futtertröge schon beim Kindergartenplatz beginnt?
Gerade dieses Sich über andere zu erheben, scheint mir ein sehr weit verbreitetes Übel dieser Zeit zu sein. Spaltung, Trennung ist dabei das gängige Mittel, das hehre(!??) Ziel zu erreichen.
Und da haben wir ihn wieder: den eklatanten Widerspruch zwischen Wunsch und Wirklichkeit! Siehe oben.
Vielleicht braucht der Mensch das einfach, gehört dies zu seinem Wesen?
Und das Schlimme daran ist ja, dass gerade dieser Gedanke, zu den Auserwählten, den „Besseren“ gehören zu dürfen, in den drei monotheistischen Weltreligionen eben auch nach wie vor gepflegt wird.
Es ist alles dermaßen durcheinander gebracht, dass es wirklich zum Verzweifeln scheint.
Und das Schlimmste in unserer Gesellschaft ist, daß das 4. Gebot Gottes*) ausgehebelt worden ist. Die schon manchmal glorifizierten 68er haben das angeleiert und bis in unsere „christliche“ Partei getragen. Wie hieß es doch damals, in den 1970er Jahren: „WENN ELTERN UM DIE ECKE GLOTZEN, SOLLST DU SIE IN DIE FRESSE ROTZEN!“ –Von der Demontage der Institution Familie durch diese Typen, ganz zu schweigen!-Erklärtes Hauptziel war damals „Angstfreiheit“ zu verschaffen. Wahrlich, ihr Linken habt das gut an Eure Kinder weitergeben: Die haben vor nichts mehr Angst! Und ihr dürft jetzt Angst haben, liebe Eltern, daß sie Euch im Alter nicht auch in die Fresse rotzen!
*) Pardon! Beim Schreiben dachte ich, daß das 4. Gebot allgemein präsent ist. Also, es heißt: Du sollst Vater und Mutter ehren…usw